Unaufgeräumte Gedanken zu PEGIDA

Ich habe mir mal das Positionspapier der PEGIDA* angeschaut. Auch, um mir nicht mehr vorwerfen zu lassen, ich würde mich nicht mit diesen besorgten Bürgern auseinander setzen wollen. Hier also meine unaufgeräumten Kommentare dazu.
POSITIONSPAPIER der PEGIDA
Die Punkte sind nicht nach Wichtigkeit sortiert!
1. PEGIDA ist FÜR die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und politisch oder religiös Verfolgten. Das ist Menschenpflicht!
Ach so. Klingt gut. Kommt aber irgendwie bei Euren Demos nicht so richtig rüber. Ist Euch dann wohl eher unwichtig, was?
2. PEGIDA ist FÜR die Aufnahme des Rechtes auf und die Pflicht zur Integration ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (bis jetzt ist da nur ein Recht auf Asyl verankert)!
Ist Integration laut Grundgesetz verboten? Und wie, bitte, ist der Begriff überhaupt zu verstehen?
Da seid ihr im Positionspapier noch etwas schwammig. Die Teilnehmer der Demos sind da deutlich genauer.
3. PEGIDA ist FÜR dezentrale Unterbringung der Kriegsflüchtlinge und Verfolgten, anstatt in teilweise menschenunwürdigen Heimen!
Dezentral heißt in diesem Fall wohl: möglichst weit weg von dem teilweise menschenunwürdigen Dresden, richtig?
4. 4. PEGIDA ist FÜR einen gesamteuropäischen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge und eine gerechte Verteilung auf die Schultern aller EU-Mitgliedsstaaten! (Zentrale Erfassungsbehörde für Flüchtlinge, welche dann ähnlich dem innerdeutschen, Königsteiner Schlüssel die Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt)
Also eine Art europaweiter Länderasylantenausgleich, ja? Na dann, liebe Dresdener stellt Euch mal auf mehr Asylanten ein als euch jetzt schon Angst machen.
5. PEGIDA ist FÜR eine Senkung des Betreuungsschlüssels für Asylsuchende (Anzahl Flüchtlinge je Sozialarbeiter/Betreuer – derzeit ca.200:1, faktisch keine Betreuung der teils traumatisierten Menschen)
Bitte mal erklären: Mehr oder weniger Betreuer? Und sind jetzt die Asylsuchenden traumatisiert oder die Sozialarbeiter?
6. PEGIDA ist FÜR ein Asylantragsverfahren in Anlehnung an das holländische bzw. Schweizer Modell und bis zur Einführung dessen, FÜR eine Aufstockung der Mittel für das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) um die Verfahrensdauer der Antragstellung und Bearbeitung massiv zu kürzen und eine schnellere Integration zu ermöglichen!
Den letzte Teil unterschreibe ich: ....schnellere Integration ermöglichen! (Sobald wir uns einig sind, dass Integration nicht das Schimpfwort wird, zu dem Ihr es gerade hinpervertiert.)
7. PEGIDA ist FÜR die Aufstockung der Mittel für die Polizei und GEGEN den Stellenabbau bei selbiger!
Mehr Stöcke für Polizisten? Wozu? Hat doch jeder nur zwei Hände... Und die Organisation SELBIGER kenn ich jetzt nicht.
8. PEGIDA ist FÜR die Ausschöpfung und Umsetzung der vorhandenen Gesetze zum Thema Asyl und Abschiebung!
Die werden doch schon so sehr ausgeschöpft und umgesetzt, dass man das kalte Kotzen kriegen kann.
9. PEGIDA ist FÜR eine Null-Toleranz-Politik gegenüber straffällig gewordenen Asylbewerbern und Migranten!
Heißt übersetzt: mit allen anderen Straftätern – und die sind ja relativ und absolut deutlich in der Überzahl – sollte also etwas lockerer umgegangen werden. Verständlich, vor allem aus Sicht Eurer Organistaoren.
10. PEGIDA ist FÜR den Widerstand gegen eine frauenfeindliche, gewaltbetonte politische Ideologie aber nicht gegen hier lebende, sich integrierende Muslime!
Finde ich, wie folgend verstanden, sehr gut: Gegen männlich dominierte Vorständsetagen bei Unternehmen wie z.B. Krauss-Maffei Wegmann, für friedliche Muslime.
11. PEGIDA ist FÜR eine Zuwanderung nach dem Vorbild der Schweiz, Australiens, Kanadas oder Südafrikas! 
Nordkorea, Lummerland, Mond habt Ihr vergessen.
12. PEGIDA ist FÜR sexuelle Selbstbestimmung!
Näheres regelt wahrscheinlich Punkt 13, nach dem Motto: ich bin am Ort das größte Schwein, ich lass mich mit nem Muslim ein. Mein Vorschlag: fuck yourself.
13. PEGIDA ist FÜR die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur!
Schwurbel. Ganz schlimmer Schwurbel. Fällt mit sonst nichts zu ein.
14. PEGIDA ist FÜR die Einführung von Bürgerentscheidungen nach dem Vorbild der Schweiz!
Die Schweizer haben ja gerade den Zuzug von Wirtschaftsflüchtlingen (z.B. aus Deutschland) genehmigt. Das habt Ihr schon mitgekriegt, oder?
15. PEGIDA ist GEGEN Waffenlieferungen an verfassungsfeindliche, verbotene Organisationen wie z.B. PKK
NPD ist ja erlaubt, also da ginge das in Ordnung? Oder meint das im Umkehrschluss, dass das Verbot z.B. der PKK endlich aufgehoben werden sollte? Dann bin ich dabei.
16. PEGIDA ist GEGEN das Zulassen von Parallelgesellschaften/Parallelgerichte in unserer Mitte, wie Sharia-Gerichte, Sharia-Polizei, Friedensrichter usw.
Wenn ich Eure Aktivitäten genauer angucke: – sehe ich da etwa eine Parallelgesellschaft? (Übrigens ist Hummus ein leckeres Parallelgericht, das ich mir gern mal schmecken lasse.)

17. PEGIDA ist GEGEN dieses wahnwitzige "Gender Mainstreaming", auch oft "Genderisierung" genannt, die nahezu schon zwanghafte, politisch korrekte Geschlechtsneutralisierung unserer Sprache!
Wo Ihr gerade am Formulieren wahnwitziger, zwanghafter Ideen wart, musste die auch noch mit rein, gell? Da hat's euch wohl endgültig ein bisschen aus der Rechtskurve getragen. 
18. PEGIDA ist GEGEN Radikalismus egal ob religiös oder politisch motiviert!
Und, wo ihr gerade dabei seid, seid Ihr auch gleich noch GEGEN Zeichensetzung egal ob grammatisch oder interpunktuell motiviert. Aber FÜR, und zwar SOWAS VON FÜR, Grossbuchstaben. Und Ausrufungszeichen!
19. PEGIDA ist GEGEN Hassprediger, egal welcher Religion zugehörig!
Sehr gut, dann schickt doch beim nächsten mal den einen oder anderen Teilnehmer Eurer Demonstrationen nach Hause. (Nanu? Wo seid Ihr denn alle?)

Was bleibt: Ich hab mich auseinandergesetzt. Und tu es auch weiterhin. So weit auseinander, wie's nur irgend geht.



*Alle Originalaussagen des Positionspapiers wurde zur besseren Kenntlichmachung braun gefärbt.

Stellenangebot: Kann ich die Mitte noch mal hören?

Ich kann nicht anders. Ich muss mich mal eben ein bisschen échauffieren über eine Stellenanzeige, die das ganze Elend der modernen Arbeitswelt auf einen so unglaublisch unscharf und schmierig verwischten Punkt bringt, wie es keine Parodie je könnte.

Ich bitte Euch also, liebe Leser, sich bei dem folgenden Originaltext eines Stellenangebots zwischendurch zu fragen, worum es wohl gehen könnte.

(Mag sein, dass meine Wahrnehmung ein bisschen verdorben ist: Vor Jahren war ich mal – und nur einmal – in einem Frisiersalon von Vidal Sassoon und wurde gebeten, zu warten, mein Art Director käme gleich. Es war dann doch nur ein Friseur, aber eben einer bei Vidal Sassoon.)

Aber jetzt los: Hier also das Stellenangebot, das ich heute per Mail von Stepstone bekam, formuliert und veröffnetlicht durch eine – Pest und Hölle über auch diesen völlig pervertierten Begriff – Unternehmensberatung:
Unser Klient ist ein erfolgreiches mittelständisches, international agierendes Unternehmen. Wachstum, Top Produkte mit sehr hohem Qualitätsstandard und bestes Image in der Branche zeichnen unseren Klienten aus. Im Rahmen der Expansion unseres Klienten suchen wir nun im exklusiven Alleinauftrag für den Standort München eine/n:

Kreativdirektor · Creative Director m/w

Die Position
Sie tragen die Verantwortung für den technologischen Fortschritt des Unternehmens. Als Kreativdirektor sichern Sie die Marktposition als Innovationsführer in der Branche. Sie verantworten - unter Berücksichtigung der Kosten - den gesamten Innovations- und Produktentwicklungsprozess, führen und motivieren Ihre Mitarbeiter, gewinnen neue, kreative Köpfe für das Unternehmen und binden Ihr gesamtes Team langfristig ans Unternehmen.

Kernaufgaben:
  • Sie liefern in enger Abstimmung und direktem Reporting an die Geschäftsführung die entscheidenden Impulse für die zukünftige Entwicklungsstrategie und Produktpolitik
  • Sie befüllen die Produktpipeline, leiten die strategischen Entwicklungsprojekte, entwickeln Zeit- und Budgetvorgaben und garantieren ein wirtschaftliches Arbeiten Ihres Bereichs
  • Sie arbeiten eng mit Kunden zusammen, um Konzepte und Produktideen zu generieren, zu validieren und Praxistests durchzuführen
  • Sie führen einen stringenten Innovations- und Produktentwicklungsprozess ein, von der Ideenfindung über die technische Umsetzung bis hin zur Integration in die Produktion
  • Sie beobachten Markt und Wettbewerb
  • Sie vertreten das Unternehmen in Gremien und Branchenverbänden
  • Sie führen Trendscoutings durch
  • Sie führen ein Team von derzeit ca. 15 Mitarbeitern
  • Bereichs-Prokura sowie Budgetverantwortung für F & E
  • Enge Zusammenarbeit mit den internen Abteilungen, wie Produktion, Einkauf, Marketing und Vertrieb
Zitat Ende.

Und nun die Quizfrage: Geht es um IT? Maschinenbau? Elektrische Kartoffelschäler? Eine Schnellschusterei? Oder ist das irgendein Friseurbedarfshersteller? Oder doch nur der Filiallleiter von Vidal Sassoon?

Steinberg als Steinbruch

Das Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 7. November 2014 veröffentlichte eine große, als Bildstrecke getarnte Reklame für Badezimmereinrichtungen, illustriert von Serge Bloch.

Badewanne von Bloch nach Steinberg.

Das waren mal wirklich originelle Bemalungen von Wannen, Kachelwänden und Badelaken, über die ich mich möglicherweise wirklich neu gefreut hätte, wäre die Grundidee nicht schlichtweg geklaut gewesen.
Und zwar bei einem meiner Lieblingszeichner, dem 1999 verstorbenen Saul Steinberg, der in den Fünfziger und Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts so beliebt war, dass der Rowohlt-Verlag gleich mehrere Bücher von ihm veröffentlichte.


Badewanne von Steinberg
Viele Zeichner der folgenden Jahre kopierten seinen kargen Strich gewissenhaft, manche gleich gewissenlos: Ich denke dabei vor allem an den berühmten Titel des Magazin "The New Yorker".

New York von Steinberg
Den kenne ich in werweißwievielen Varianten schwächerer Zeichner kenne, mal als "The Hamburger" (ca. 1989 gab's den beim Hamburger Abendblatt, 2012 dann bei der Morgenpost) mal auch als Amsterdamer Weltsicht... – wahrscheinlich gibt es sogar ein Motiv "The Bielefelder."

Amsterdam nach Steinberg
Und jetzt hat's eben die Süddeutsche Zeitung getan. Ich mag das nicht. Ich mag vor allem nicht, dass der Name Saul Steinberg dabei nicht genannt wird. Ein schlichtes "Inspiriert durch" hätte es doch getan. Aber nein. Nichts.

Karton von Steinberg

Deshalb hier gleich zwei Appelle:
  • Ich wünsche mir, dass Saul Steinberg im Original wiederveröffentlicht wird. In Ausstellungen, Büchern und überhaupt. Und zwar alles von ihm.
  • Ich wünsche mir, dass die Plagiatoren in einen eigenen Karton gehen, den hinter sich zumachen und ihn sorgfältig mit Packband von innen abdichten. Ich kann diesen Me-Too-Müll nicht mehr sehen. Bzw. ich kann schon, aber ich will nicht.

Danke. Das war's auch schon.

*Monsieur Bloch ist offenbar ein guter und erfolgreicher Illustrator, aber egal.

Narrenhände an Blondinenbrüsten

Ja, ich gebe es zu, ich habe mir an den Möpsen von Daniela Katzenberger zu schaffen gemacht. Nicht, dass ich sie so überaus attraktiv fände, also die Frau Katzenberger, und ich mag ihr auch nicht allzu lange zuschauen oder -hören, wenn ihr denn plauderlings Wörter aus dem Mündchen fallen.
Andererseits hat sie mich inspiriert.
Aber Ihr seht es ja selbst, in der Presse, in der MoPo vom 22.10. 2014.



Neue Wörter, Folge 65: Gagaganz im Gegenteil!

Ich habe eben das Bad geputzt. (Um ehrlich zu sein, ich bin noch nicht fertig.) Und bei der Gelegenheit habe ich die leeren Shampoo- und Duschbad und sonstigen -Flaschen, Fläschchen und Tiegelchen weggeschmissen. (Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.) Dabei geriet mir auch so eine Dose in die Finger:

Zu den 48 Stunden Stinkeschutz hab ich mich ja schon mal an anderer Stelle in diesem Blog geäußert, dergstalt, dass ich nicht verstünde, ob man sich nicht  hin und wieder waschen und auch frische Sachen anziehen sollte. Ich geb zu, ich bin da etwas spießig.

An dieser Packung hat mich etwas ganz anderes irritiert. So sehr, dass ich auch noch mal im Netz, auf der Nivea-Website, nachgeschaut habe. Und da stand es auch:


Und, ist es wem aufgefallen? In der Aufzählung der Produktvorteile heißt es nämlich:
Anti-gelbe Fleckenbildung.
Anti-gelb wäre, nach meinem Verständnis der Farblehre eine Farbe, die Gelb neutralisiert.
Oder gar damit in Konflikt gerät, so wie bei Anti-Materie und Materie in Science-Fiction-Filmen. Also guck ich doch mal den Newtonschen Farbkreis an. Dem Gelb gegenüber liegt dort ein sattes Violett.

Würde also heißen:
Violette Fleckenbildung.

Naa, das kann's nicht sein. Falls es das wirklich bedeutet, muss die Firma Beiersdorf nämlich selbst mit Prügel rechnen und demzufolge mit violetter Fleckenbildung in den Gesichtren der zuständigen Marketingmitarbeiter...

...


Ich werde immer unsicherer. Was überhaupt ist Fleckenbildung?
"Allgemeinbildung", davon hab ich schon gehört. Aber schlaue Flecken?

Ich glaub, ich gehe weiter putzen. Und die pfiffigen Dreckbatzen wisch ich alle, alle schnell weg, ehe sie anfangen, mit mir diskutieren zu wollen...



Siehmaleineran, Hörzu!

Mein Köterplakat (1984),  Remake 2014

Schon vor eineinhalb Jahre  habe ich mich hier über eine Plakatkampagne der Fernsehzeitschrift Hörzu ausgelassen, die irgendwelche Prominenten zeigt, und sie kennzeichnet mit "Eine/r, der/die Hörzu zuhause hat."
Die Kampgne ist topaktuell. Die Originalkampagne allerdings ist 30 Jahre alt: sie warb auch damals mit nahezu identischem Layout und gleicher Zeile für jenes Blatt, das damals sogar noch Deutschlauflagenstärkstes Programmheft war. (Heute nur noch erstes, nach dem Jahr der Gründung.)

Auch vor 30 Jahren war ich Grafik-Assistent in der damals zuständigen Agentur. Und einer meiner erste Jobs war das Scribbeln von Motiven für die errwähnte Reklame. Ein Motiv wurde realisiert:
Ein großer Hund hält das zusammengerollte Magazin in der Schnauze.
Drunter steht "Einer, der Hörzu nach Hause tragt." Das Bild fand sich auf Tragetaschen und Plakaten.

30 Jahre später:
Die Hörzu ist inzwischen von Springer an die Funke-Gruppe vertickt.
Der damals fotografierte Hund ist lange tot.
Die damals zuständige Agentur ist verkauft, umbenannt, weg.

Aber die Idee ist gut.
Also hat die heute zuständige Agentur einen neuen geknipst...

Wow bzw. Wau. 
Irgendwie blöd, dass nur der Hund bereits verstorben ist.
Ich lebe noch. Ich bin immer noch eitel.
Und mein Gedächtnis ist auch noch ganz gut beieinander.

Neue Wörter, Folge 64: Ein bisschen missverständlich.

Gestern kam ich an einem offenbar gewerblich genutzten Fahrzeug vorbei, auf dem unter dem Firmennamen, wie gewohnt, auch gleich in einem knackig werbenden Satz beschrieben wurde, was dieses Unternehmen so treibt. Und so las ich also:


Ich guckte ein zweites Mal hin, dort stand wirklich:
 Mieterausbau

Ich war, zugegeben, etwas verwundert. Gleich erstand eine Geschichte vor meinem geistigen Auge, in der der Eigentümer einer vermieteten Wohnimmobilie bestrebt ist, die Mieter irgendwie aus der Wohnung zu kriegen, sei es aus Gründen der Gewinnoptimierung oder wegen des gern strapazierten Eigenbedarfs oder sonstweswegen.
Die Mieter aber stellen sich in dieser Geschichte hartleibig. Nicht mit Geld noch guten Worten sind sie herauszulocken und da beauftragt der genervte Wohnungseigentümer gleich eine Firma. Und dann kommt ein Vertreter dieser Firma und guckt durchs Panoramafenster der Wohnung hinein, schüttelt den Kopf und sagt zum Vermieter: Bei den Mietern ist nix mehr zu machen, die müssen wir ausbauen... (– aber billich wird das nich...)

Ich bin dann heute auf die Website des Dienstleisters gegangen. Und deren Tätigkeit ist dann wohl doch ganz was anderes. Das hat mir die schöne Geschichte ein bisschen verdorben.


Immerhin hab ich wieder was gelernt.


(Und immerhin hatte die Firma auch noch einen passend irreführenden Namen:
Apo-Projekt. Früher gab's mal eine Apo. Heut ist sie gleich ein Projekt.
Aber den Witz versteh'n eh nur die älteren und alten meiner Leser.)


McDonald's Shnitzl-Event: Große Show um kleine Fleischlappen


Der Chefcook empfiehlt heute...

(Oakbrook, Illinois, 9.9.2014) Also doch, die Gerüchte haben sich bestätigt: MacDonald’s steigt ins Geschäft mit Wiener Schnitzel ein. Konzernchef Ronald McDonald präsentierte am Dienstag auf der mit Spannung erwarteten Speisekarten-Konferenz die neuen ShnitzlMcNuggets. Sie sollen einige Snack-Funktionen übernehmen. Es ist der erste Vorstoß des Konzerns in eine neue Produktkategorie seit dem MacRib vor über zehn Jahren.

Außerdem stellte McDonald’s zwei BigMacModelle mit deutlich größeren Hackbatzen und ein mobiles Kalter-Kaffee-System vor, das dem herkömmlichen Muckefuck Konkurrenz machen soll.
Die Shnitzl waren die wichtigste Neuheit des Abends. Sie sollen lecker aussehen, als Zwischenmahlzeit dienen und Gesundheitsrisiken sammeln. Man kann sie schlucken und wieder hochwürgen, dabei gleichzeitig Kurznachrichten diktieren oder auch Musik hören. Die Shnitzl sollen auch direkt nebeneinander liegen. Man kann sie nach McDonald's-Angaben in einigen Hotels als Minibar-Ergänzung benutzen und sich Nährwertinformationen auf dem Karton anzeigen lassen.


Die Sechs und eine Cola Zero
  
Die ShnitzlMcNuggets soll es in zwei Portionsgrößen geben, sie sind quadratisch mit abgerundeten Ecken. In der hochwertigsten Version sind sie goldgelb paniert. Mit Rücksicht auf den schnellen Hunger sei eine komplett neue optionale Essweise entwickelt worden. Man können sie wahlweise kauen, vorher in der Hand zerdrücken oder gleich ganz herunterschlucken.
 
Das Shnitzl erinnert an Modelle der Konkurrenz

Die Schnitzl brauchen den Angaben zufolge für den Verkauf die Verbindung zu einem gut wärmeisolierten Karton. Sie funktioniert demnach mit Chicken McNuggets-Kartons ab dem vier Jahre alten Modell „12er Portion“. Die einzelnen Shnitzl sollen Anfang kommenden Jahres ab 3,49 Dollar verfügbar sein.
Der Geschmack der Shnitzl erinnert an bisherige Modelle unter anderem von Burger King  und KFC. Bei den fritierten Happen kritisierten Branchenbeobachter oft die Fetttrieferei und die Warmhalteproblematik. Es wird sich zeigen, ob es McDonald’s gelingt, die Kunden von seiner Idee zu überzeugten.
Mc Donald’s präsentierte zudem wie erwartet auch zwei größere BigMac-Modelle mit Hackbatzen-Diagonalen  von 4,7 und 5,5 Zoll (knapp 12 und knapp 14 cm). Sie heißen Bigger Mac  und Bigger Mac Plus und sollen am 19. September auf den Markt kommen. Konkurrierende Fast-Foods mit der alternativ verwendeten „Fritation Technique“ haben schon länger größere und fettere Batzen. McDonald’s sperrte sich bisher gegen diesen Trend.
Der BigMac ist das mittlerweile wichtigste Produkt des Konzerns. Er macht rund die Hälfte des Geschäfts aus. McDonald’s Anteil am weltweiten Rindfleischhack-Markt war zuletzt ein Stück weit abgerutscht. Burger King ist mit seinem gegrillten „Big King“ weltweit Nummer zwei, holt aber auf. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Ausgerechnet an dem wichtigen Abend leistete sich McDonald’s eine Panne: Die Stromversorgung der Warmhalteplatten brach immer wieder zusammen. Das Servieren der Probeportionen lief erst zum Schluss wieder stabil.

(Variiert nach der exklusiven Berichterstattung in SpiegelOnline vom 9. und 10. 9. 2014)

Gebet.

Liebe Götter,
ob Ihr jetzt Shiva, Allah, Buddha, Jehova oder sonstwie heißt,
ich hab da mal ne Frage:
habt Ihr bei dem, was gerade so in der Welt abgeht,
nicht das Bedürfnis, aus allen Kirchen auszutreten?

...

Ach, seid Ihr schon?
Na, dann Amen. 
Und nichts für ungut.

Narrenhände am Stern

Ich hab mir den Stern #35 gekauft, wegen des Titels "Wahnsinn Pubertät". Das hat mich interessiert.  Und tatsächlich wurde das Thema – wie ich hätte erwarten sollen – mit einer Bildstrecke, ein paar Infografiken und dreieinhalb großzügig gelayouteten Textseiten dekorativ oberflächlich abgehandelt.
Immerhin bot das Heft noch ein paar schönen Zeichenvorlagen:

Alles da: Gut gelauntes Essen...

...aktive Senioren...

...und sensible Kulturschaffende.

Zu irgendwas muss das Heft ja gut sein.

Neue Wörter (Folge 63) ismusistisch etc.

Als ich am vorgestrigen Sachsenwahlabend vorm Fernseher saß und an manch Böses dachte, erschien mir (und den bundeweit ca. 100 andren Zuschauern) plötzlich Christus Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der FDP* und versuchte zu erklären, warum seine Partei nicht im sächsischen Landtag bleiben durfte und warum das aber auch alles nicht sooo schlimm wäre. So in etwa.
Ich gebe zu, ich hab kaum zugehört. Immer wenn ich Christian Lindner im TV sehe – also in letzter Zeit seltener – denke ich kurz, dass Matthias Schweighöfer den gut spielen könnte und höre nur noch mit halbem Ohr hin, fasziniert von der Vorstellung einer unkomischen urkomischen FDP-Beziehungskomödie. So war es auch diesmal.
Doch dann horchte ich auf: Denn der Liberale sparch plötzlich irgendwas in der richtung, dass seine Partei auch einen Gegenpol (oder so) darstellen müsse für den im Land um sich greifenden, und jetzt kommt's: "Sozialdemokratismus"
Nochmal lesen zum Sackenlassen?
Bitte:
Sozialdemokratismus
Bidde?
Demokratismus?
Sowas in der Art kennen wir ja bereits und die Methode dazu auch:  Wenn ich etwas nicht mag und es als unsympathisch und gefährlich darstellen möchte, dann nenne ich's Ismus und find es istisch.
Also:
  • Islamismus, (islamisch geht noch, böse ist) Islamistisch
  • Fundamentalismus, fundmentalistisch
  • Sozialdemokratismus, sozialdemokratistisch...
  • Buddhismus ... nee, da passt es nicht, aber Gottseidank kann man's steigern
  • Buddhismus, Buddhistismus, buddhististisch.
  • Katholizismus, Katholistizismus, katholistizistisch.
  • Feminismus, Feminizistimus, feministizistisch.
Und so weiter.
  • Faschistizistisch. 
  • ...
Hm. Das ganze klingt dann auf die Dauer doch ein bisschen sperrig.
Vielleicht einfach noch andere Endungen hinzufügen. "Oid" zum Beispiel.
  • Faschistoid ist schön, also, das Wort. 
  • Feminoid nicht so, also, ich meine, das Wort.
...

Gut. Ich gebe zu: eine echte Gesetzmäßigkeit ist in diesen Verschimpfwortungen noch nicht drin.
Aber ausbaufähig sind sie allemal.

Also danke schön an Herrn Lindner
für seine ausgesprochen liberaldemokratoidiotistische Wortschöpfung.







*Für die Jüngeren unter meinen Lesern: Die FDP war früher mal eine einflussreiche Partei und regelmäßig in Bundes- und Länder-Regierungen vertreten.

Schreibmaschine, Garderobenhaken, Motorhaube, Zahnklammer

Mein Sohn ist seit bald einem Jahr oder länger in Behandlung bei einem Kieferorthopäden.
Das muss auch leider sein, weil da nun mal eine Fehlstellung (so heißt das wohl) behoben werden muss. Und so ist inzwischen die dritte Stufe dieser Behandlung angelaufen, bestehend aus stabilen und vergleichsweise großen Zugfedern, die irgendwo und -wie derart mit Zähnen verbunden werden, dass eben diese Zähne gaaanz laaaangsam (...auuuuu...) zueinander gezogen werden...

Bild1. Eine kleine Auswahl
ästhetisch überzeugender Korrekturen
...theoretisch.

Praktisch lösen sich alle Tage wieder irgendwelche Schräublein, Stängelchen und eben auch die genannten Federn, sodass mein Sohn alle Tage wieder in die Werkstatt muss, und denn sacht der (übrigens renommierte Kieferorthopäden-)Meister "mal bitte die Haube aufmachen" und guckt aufs Getriebe und denn sacht er "das kriegen wir hin" und "aber 'ne Motorwäsche müsste mal sein" und denn überreichen wir das Säckchen mit Kolben, Schrauben und Pleuelstangen und der Gesell verschraubt den Quatsch von Neuem. Und denn...

Schraube locker beim Kieferschrauber
...geht das zwei Tage später wieder los.

Die Sprechstundenhilfe findet uns übrigens schon nervig und versteht gar nicht, was mein Sohn denn hat, einen Termin hat er ja jedenfalls nicht, soll sich mal nicht so anstellen, iund mein Sohn beißt sich auf die leicht blutende Lippe und es fallen wieder ein paar Metallteile aus dem Mundwinkel.
Dafür bezahlen wir übrigens im Voraus, monatlich. Und wenn wir die Behandlung nicht ordentlich absolvieren, gibt's auch nichts von der Kasse zurück...

Im Klammergriff des Kleiderhakens
An sich verständlich, dass der Kieferexperte einen Smily im Logo hat.
Denn irgendwer bezahlt ihn ja immer, egal, was er macht. Da würd' ich auch dankbar lächeln.

(Die Zeichnungen sind inspiriert durch den jungen Willy Wonka im Film "Charlie und die Schokoladenfabrik", der wiederum auf einem Roman des großen Roald Dahl basiert. Die collagierten Abbildungen von Schreibmaschine, Garderobenhaken, Tacker und andrem Gerät habe ich aus dem Manufactum Katalog #25 geschnitten.)










Bildsprechblasen, Teil zwei

Und wieder geht mein dank an den albenen Notizklotz von Ikea.
Danke, alberner Notizklotz. Zu irgendwas musst du ja gut sein.
Vorlage...

...gefalzt

...und gezeichnet.

Neue Wörter (Folge 62): Idealbegriff

Es heißt:

Idealspaten

Ich hab's gestern zum ersten Mal gelesen.
Und sehr gelacht.

Diese Fachbegriffe werden übrigens
abgefragt bei der Prüfung für den Jagdschein
und für den Bootsführerschein.

Dabei ist das gar nicht so komisch,
sondern eine eingetragene Marke.

So wie Gutfleisch von Potemkinkreuzer Edeka

Egal. Ich habe sehr gelacht.

Irgendwann ist mal gut...

Wähernd ich dies schreibe, arbeitet unter meinem Fenster ein Mann. Er bedient eine große und laute Maschine, mit deren Hilfe er die Fassadendämmung des Hauses entfernt. Das ist nicht das erste Mal, dass das passiert. Kaum dass wir vor über 13 (!) Jahren hierher gezogen waren, zeigten sich schon erste feuchte Flecken an der Aussenfassade, die auch schimmlig aufblühten und vom Bauleiter mit den Worten begründet wurden, das Wasser suche sich nun mal seinen Weg. Und wir würden wohl falsch lüften. (Der Herr hieß übrigens – es soll genügen, wenn ich erzähle, dass ich seinen Namen seither nur mit Brechreiz hervorstoßen kann. Ich entschuldige mich im Voraus und für alle Fälle bei allen Winfried und den noch zahreicheren Schmidts.)

Nach kaum acht Jahren konnte auch der Bauherr nicht anders, als Herrn (Tschuldigung, würg...) zu entlassen und die Fassade zu erneuern. (Bei so ziemlich allen Häusern der Wohnanlage übrigens, deren Bauleiter Herr Sch...(Sorry, spei...) war.)
Und nun ist es wieder so weit. Die neue alte Fassade wird weggelärmt und eine neue neue kommt hin. Unseren Garten können wir nicht betreten, ihn nicht mal sehen. Stattdessen sehen wir ein Gerüst, das abgehängt ist mit strapazierfähiger, mäßig lichtdurchlässiger Folie.

Dreizehn Jahre Baustelle. Dagegen ist die Elphilharmonie schnell.

Aber man soll ja immer im Schlechten das Gute sehen.


Also hab ich mich gestern abend hingesetzt und jede Menge Kästchen gezeichnet.


Die hab ich heute früh dann auch noch bunt gemacht. Gut, ne?

Esoterik im Getreide...

Einige sind sicher: Außerirdische wollten den Erdenbürgern ihre Liebe zeigen. Kornkreise in norddeutschen Feldern ziehen Esoterikanhänger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an. Tausende sind seit Bekanntwerden der Gebilde vor einer Woche über die A7 in den Norden gepilgert, um das aus einer merkwürdigen Kreisform bestehende Ornament mit einem Durchmesser von rund 1,75 Metern zu bestaunen.

"Sie sangen, tanzten, spielten Gitarre, schwangen Pendel und haben im Feld übernachtet", berichtete eine Anwohnerin der "Marner Zeitung". Für viele Besucher steht fest, dass der Kornkreis nicht auf natürliche Weise entstanden ist. Nachdem Ballonfahrer die Gebilde vorige Woche entdeckt hatten, verbreitete sich die Botschaft über Internetforen wie ein Lauffeuer. Kornkreis-Interessierte haben inzwischen sogar einen eigenen kleinen Forschungszweig gegründet. Sie erkunden die Phänomene im Rahmen der Cerealogie oder Kornkreiskunde.

Gruslig bei der Google-Suche:
Sie sind schon über-überall.

Zeichen der Liebe oder Studentenscherz

Eine Anhängerin der Theorie, wonach Kornkreise von Außerirdischen geformt werden, sagte der Zeitung: "Das ist eine Technologie, die wir noch nicht beherrschen, sie wollen uns zeigen: Wir sind da, wir lieben euch." Andere Besucher halten es für keinen Zufall, dass manche Kornkreise nur wenige Hundert Meter von den Windürmen entfernt sind, die seit einigen Jahren wie durch Zauberhand aus dem sonst so platten Land emporsprossen.

Landwirt Karheinz "Kalli" von Horsten, dem eines der betroffenen Weizenfelder gehört, versicherte, dass er den Kornkreis nicht angelegt habe. Von ihm stammten lediglich die üblichen Fahrgassen zur Bewirtschaftung des Feldes. Huttner vermutet, dass Studenten das Gebilde in den Acker geschnitten haben könnten. "Das ist sehr schwierig und wirklich gut gemacht", sagte er. "Ich weiß nicht, wie die das angestellt haben. Man sieht nichts, keine Reifenspuren, überhaupt nichts."

Auch den Besuchern des Kornkreises stellt von Horsten ein gutes Zeugnis aus. "Die Leute sind sehr anständig und ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie ins Feld gehen." Sie hätten sogar Sammelbüchsen aufgestellt, um den Flurschaden, der ihm entsteht, zu ersetzen. "Der Schaden beträgt lediglich einige Hundert Euro", erläuterte der Landwirt, " und im Winter nehmen wir das Zeug soweiso als Streu für die die Schwarzbunten, wenn wir herausgefunden habne, wie wir's in die Scheune kriegen." 



Frei variiert nach einem Artikel in SpiegelOnline, angeregt von Barbara Nordeck. (Danke Babo.)

Keine Zeit für Grammatik?

Stern v. 3. 7. 2014
Früher waren Zeitschriften im Sommer immer dünner als zu anderen Zeiten. Das lag daran, dass die Anzeigekunden nicht einsehen wollten, wozu sie im Sommer in deutschen Blättern werben sollen, wo doch eh alle Leser auf Malle sind.
Heute sind die meisten Magazine das ganze Jahr hindurch dünn und das liegt daran, das potentielle Werbekunden nicht begreifen wollen, wozu sie Anzeigen schalten sollen, wo doch eh alle immer im Netz sind...

Das ist unschön.

Unschöner noch ist, dass die Blätter dieser Entwicklung unter anderem damit begegnen, auch ihre gedruckten Ausgaben immer twittriger zu machen.
Will sagen:
Artikel werden kürzer, der Kulturteil verwandelt sich in gedruckte Posts, alles muss schneller sein und wird schneller vergessen – wenn es da nicht den einen oder anderen aufmerksamen Leser gäbe, der eben doch noch hinguckt.

Der eine bin ich.
Und im Stern entdeckte dieser eine Anfang Juli drei Filmkritiken, die zusammengenommen kürzer sein warenals dieser Post.

Für jeden der besprochenen Filme wurden dort drei Fragen mit jeweils nur einem Satz beantwortet.
Worum geht's?
lautete die erste dieser Fragen, zu dem Werk "Eine ganz ruhige Kugel". 
Junger Provinz-Nobody
steigt dank seines Mentors
zum Boule-Star auf.
ist die Antworten.

Und jetzt steht der Leser hilflos da, denkt vier Wochen nach und möchte doch gern mehr wissen.
Wird also Terence Hill ("Mein Name ist Nobody" Italien 1973) vom Dorfe zum Weltmeister der ruhigen Kugelschieber*, weil sein Mentor ihm dankt?

Oder, anders gefragt:

Kein Geld für echte Schreiber, lieber Stern? 
Keine Stelle fürs Lektorat?
Keine Zeit für Grammatik?

Wenn Ihr wenigstens mal ne süße Katze auf dem Titel hättet, aber neee....
Demwegen lese ich Euch auch nicht mehr gern.




*Ja, ich weiß: es müsste anders heißen, aber drauf gehustet...

Bildsprechblasen

Am Wochenende brachte meine Frau einen Spiegel von Ikea mit, den ich inzwischen schon im Flur befestigt habe, außerdem einen "Notizklotz", also einen Würfel aus Papier, der – weil Ikea ja immer alles ein bisschen anders machen müssen will – genau so groß ist, dass er genau nicht in den Plexiplastikkasten passst, den wir gerade leernotiert hatten.


Dafür ist er mit weiß auf hellgrünen Sprechblasen bedruckt, die auch zu nichts weiter gut sind... Halt!


Stimmt nicht!


Man kann prima reinzeichnen.


Tiere zum Beispiel.
Dafür Danke, schwedischer Möbelmulti.

Andre hat's getroffen.

Vor ein paar Tagen rief mich mein ehemaliger Studienkollege und immer noch Freund Christian an. Mit ihm habe ich vor über 20 Jahren in einer Band gespielt. Christian ist ein Supergitarrist. Ich hab 'ne ganz ordentliche Stimme und schreibe. Unser Keyboarder hieß Ralf, Nils (gerufen "Niii-eeeels!") saß am Schlagzeug, Uwe spielte Sax und Querflöte und Werner (Wunderle hieß er, was für ein Nachname) den Bass.

Ja, so war das damals mit der Band. Genau so.

Wir waren, wenn ich den letzten auf Cassette gezogenen Probenaufnahmen vertrauen darf, eine recht ordentliche Deutschrock-Band. Und wir hatten viel Spaß.

Die wären wir nicht gewesen, den hätten wir nicht gehabt ohne Andre. (Ja, "Andre", ohne Akzent auf dem e.) Der saß am Mischpult und versorgte uns mit Säulen aus Bass, die durch den Raum dröhnten, mit herrlichstem Echo auf der Querflöte und überhaupt allem, was wir uns so an Klang vorstellten.

Zeichnung aus meinem Skizzenbuch / September 1984
De facto war er das vielleicht wichtigste Mitglied der "Gruppe Karacho" – so hießen wir damals.
Und er hatte, in seiner zurückhaltend-sarkastischen Art, den besten und rücksichtslosesten Witz von uns allen: Nach einer Probe gingen wir im Bergedorfer Wasserturm, um dort noch etwas zu trinken. Andre bestellte sich einen Kaffee. Die Bedienung brachte einen Pott davon, auf dem Tellerchen lagen zwei von diesen Kafeesahnetöpfchen aus Alufolie mit Deckel zum Abziehen. Er warf die Dinger in den Kaffee, rührte um und rief die Bedienung: "Die Milch löst sich nicht auf. Die ist klumpig."

Nach einigen Jahren lösten wir uns auf. Der Schlagzeuger wollte plötzlich professionellen Funk machen, der Bassist Karriere als Pharmaberater. Das Übliche.

Christian hat mich angerufen, weil Andre, einige Zeit nach zwei Infarkten, gestorben ist. Ich hab ihn ca. 15 Jahre nicht gesehen und dann doch vermisst.

Die Band-Reunion dürfte sich sich wohl erledigt haben.






Bei Durchsicht meiner Bücher: Kein Reim drauf.

In einem Notizbuch, dass ich (neben dem Skizzenbuch) oft dabei habe, um ein paar lose Gedanken reinzuschreiben, die ich nicht verlieren will, habe ich drei, nun ja, Gedichte, gefunden.
Sind alle drei nicht fröhlich. Aber mir gefallen sie.

Die ersten beiden gucken auf die Stadt, in der ich aufgewachsen bin,
in der meine Eltern heute noch leben. 

Hier das erste:
Das Haus ist faul,
sein Fundament ist mürbe,
die Mauern angefressen,
ausgehöhlt.

Das Beste ist,
wir reißen's ab.

Gut, es wird eine Lücke geben
und sicher tut es denen weh,
für die es früher groß und sicher war,
die selber größer wurden
und zu groß für dieses Haus.

Und raus.

Wo eine Häuserzeile stand,
gebaut zur Gründerzeit,
in kurzer Jahre Folge,
da siehst Du Schilder
"Hier entsteht".

Und jede Lücke ist Projekt,
ist Warnung, Drohung an die alten
Häuser, Menschen, die noch da sind.
Nicht mehr lange.

Wer jung genug ist, geht,
woanders alt zu werden.

Und aus.

Hier das zweite:

Du bist müde, kleine Stadt.
Dein Kinosaal bleibt dunkel,
die letzten Filme lagern in eingestaubten Dosen
und da ist niemand, der sie sehen will.

Die Tresen werden schmieriger.
es lohnt nicht, sie zu putzen.

Vereinzelt sitzt da wer vor seinem Bier.
Kein Schaum, die Stühle bleiben hochgestellt.

Gutbürgerlich geht lang schon nicht mehr gut.
Und griechisch, italienisch, Döner
macht es auch nicht besser.
Die Schüsseln bleiben leer.

Auf deinen Dächern die Antennen
sind dünn wie Spinnweb.

Das Krankenhaus verwandelt
in ein Pflegeheim.
(Wer wirklich krank ist, verlässt die Stadt
und kommt nicht wieder.
Wer kerngesund ist, sowieso.)

Die Molkerei, seit 40 Jahren zu.
"Wo war denn die noch eigentlich? Ach, da?"
Dein Hallenbad, vor ein paar Jahren hochmodern,
schaut heut mit großen, blinden Fenstern
auf einen Stadtrand, der es blieb,
obwohl als Wohnreserve ausgewiesen,
zu Anfang sogar angepriesen.

Bist alt geworden, kleine Stadt.
Klein geworden, Alte.

Und all die neuen Supermärkte sind Dir fremd,
sind künstlich eingepflanzt,
wie Knie- und Hüftprothesen,
wie neue Zähne, glänzend eingepflanzt.

Sie machen dich nicht jünger.
Aber älter fühlen.


Und hier das dritte:
Da draußen ist kalt.
Ist still.

Hier drinnen trinkt man roten Wein
bei Kerzenlicht und plaudert.
Dummes Zeug dabei, was soll's!
Hier drinnen ist gemeinsam.

Hier drinnen ist gemeinsam.
Da draußen ist einsam.

Hier ist wir.
Da ist ich. 

Das war's auch schon.

Mindestlohn. Dass ich nicht lache.


Über das bekanntermaßen egalweg alles publizierende Portal "dasauge" kriegte ich heute das abgebildete Angebot, mit dem qualifizierte Texter gesucht werden, die bereit sind, für ca. 1,42 Cent pro Wort Artikel zu schreiben.

Die Auftraggeberin selbst ist dabei durchaus großzügig, bietet sie selbst doch Texte schon ab 2,0 Cent pro Wort an, im Nebenberuf und im Rahmen der Kleinunternehmerregelung. Und immerhin ist sie jetzt so erfolgreich, die Selbstausbeutung verschärft weiterzugeben. 
So wie chinesische Unternehmen, die ihre Teile für die amerikanischen Fernseher z.B. in Nepal zusammenschrauben lassen.

Ich dachte immer, ich wäre qualifiziert, aber die Vorstellung, gegen solche "Preise" bei Kunden anargumentieren zu müssen, ist ermüdend. Und wird allmählich Alltag.
Wenn ich mich nicht hin und wieder erfolgreich auf den Unterschied von Content und Inhalt beriefe, ginge gar nichts mehr.

Also lasst mich in Ruhe mit dem Gelärm vom Mindestlohn!

In eigener Sache: Keine Lust auf lustig

"Thies ist sehr rege und strebsam, zuweilen stört sein vorlautes Verhalten."

Dieser sorgfältig formulierte Satz findet sich, von Hand geschrieben, in meinen Zeugnisheft der Grundschule, gleich im zweiten Schuljahr unter dem Punkt "Verhalten im Unterricht".
Ich kann mich, auch ohne nachzuschlagen, so gut an den Wortlaut erinnern, weil meine Eltern es sich fast bis zu meinem Abitur nicht nehmen ließen, diesen Satz in jedem nur denkbaren Zusammanhang zu zitieren.

Wobei sie im Laufe der Jahre immer weniger Recht hatten, zumindest, was seine Mitte angeht.
Die Strebsamkeit nahm auch pubertätsbedingt, kontinuierlich ab, die Vorlautstärke blieb und gewann ganz neue Qualitäten, weil ich rege und in Übung blieb.
Wer mir dumm kam, musste mit schnellen, schlauen Kontern rechnen.
Wer mir schlau kam, mit möglichweise immer noch einem Draufsatz.
Dass ich nur selten Einsindiefresse kassierte, war das nur dem Umstand zu verdanken, dass ich vergleichsweise klein und Brillenträger war – solche wurden nicht gehauen.

Jahrelang lief ich mit der Devise herum und verkündete sie ungefragt, dass ich eher auf einen guten Freund verzichten könnte als auf ein Bonmot.

(Es ist an sich nur konsequent, dass ich Werbetexter geworden bin. Da werde ich auch für mein vorlautes Verhalten bezahlt. Wäre ich jünger, wäre ich wahrscheinlich Comedian – wobei diese Spezies ja mit großer Strebsamkeit über Jahre immer die gleiche Rolle anzieht und kultiviert, seien das nun die Dick aus dem Asiviertel, der Mantaproll, der Berufsbalina oder Halloerstmal. Das wäre also auch nix. Genug abgeschwiffen.)

Will sagen, bei Gelegenheit bin ich auch heute noch frech und vorlaut.
Aber nicht bei jeder: Ich habe nämlich immer weniger Lust dazu, und spätestens bei Facebook verkneif ich mir vieles – obwohl doch die Kommentarfunktion danach schreit, hell und originell zu sein, dem blöden Post (und darüber dem Postenden) beiläufig und mit schramanter Schärfe eins beizupuhlen. Wenn's nur nicht so mühsam wäre, die dann folgenden Kommentare und Gefälltmirs abzuhaken und womöglich noch mal witzig zu sein.
Das mag daran liegen, dass da so viele Leute so witzig sind. Und noch mehr sich dafür halten. Dass es so viele Pöbler gibt. Und Aufgeregte, Engagierte, Katzenbildplatzierer, Spanienhunderetter und Überhauptallesteiler.
An Euch alle also die Bitte, mir nicht böse zu sein, wenn's manchmal nur zu einem "Gefällt mir" langt. Nehmt es nicht persönlich, wenn ich grad nicht originell bin.
Dann ist mir wohl grad nicht danach.

Mal ehrlich, geht's Euch anders?






Och, nö.

Sie hat jedem in der Klasse geschriben. Sogar die den Mädvchen. Und auch sollen wir alle gleich ein paar Jahre, und dass findig doof. Außerdem glaub ich ihr nicht. Die tut nur so lieb.

Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Zeichnen*

Manchmal nehm ich mir ein Stück bedrucktes Papier und mal drauf und drüber.
Das Schöne daran: an sich zeichnet die Hand fast von selbst.
Ich kann währenddessen an Gesprächen teilnehmen, auf mein Gegenüber eingehen (– meine Frau findet, eher weniger –), einen Gedanken weitereintwickeln... und, weil meine Vorlage sich nicht bewegt, auch mal unterbrechen, um zu gestikulieren oder einen Schluck Wein zu trinken.

Manchmal gefällt mir das Ergebnis.
Das Gezeichnete fast immer.

Hin und wieder aber auch das Erdachte.

Während ich z.B. das hier schreibe, fällt mir ein, dass ich beim Zeichnen des älteren Herrn an die Hamburger Schrottplatzfirma Kiesow denken musste, die früher mit dem Satz warb:
Mir noch nie so wie bei Kiesow.
Und da habee ich die Assziation und Idee, sowas auch für Kieser Training zu formulieren.
Mir ging's nie fieser als nach Kieser.
Wie gesagt, eine Idee, beim Schreiben entstanden.
Zum Glück nur eine.



...

("Well, back to the old drawing board." Peter Arno in "The New Yorker", 1941)

*sehr frei formuliert nach Heinrich von Kleist
(Außerdem und alternativ passt auch die Überschrift "Über die allmählicher Verfertigung der Zeichnungen beim Denken".)


 

Der arme Mann, der Becker und die Räuber.

Es war einmal, vor nicht so langer Zeit, da hatte noch nicht jeder einen Computer zuhaus. Denn auch wenn diese klugen Maschinen jeden Tag ein bisschen billiger wurden, so waren sie doch immer noch recht teuer, und nur die klügsten und reichsten Bürger konnten sich einen kaufen und damit gar Post versenden. Ein berühmter Ritter, er hieß Boris Becker, war einer von den reichsten. Und sein Management war eines von den klügsten, verstand es doch sein Handwerk so gut, dass der berühmte Ballprügler sogar noch Geld dafür bekam, wenn er sich im Internet anmeldete, statt wie alle anderen dafür bezahlen zu müssen. Und dazu musste nur sagen: "Bin ich schon drin?" Und "Das ist ja einfach."




Des freute sich ein Mann, der das Internet nun mal brauchte, auch wenn er nie zu den reichsten gehörte und gehört. Er war klug genug, einzusehen, dass sein technisches Verständnis auch nicht größer war als das des rothaarigen Stammlers, weshalb er beschloss, wie der Tennisritter mit AOL "drin" zu sein.

Also erdachte er sich ein Zauberwort, das niemand außer ihm je kennen sollte, und dieses Zauberwort öffnete ihm die Tür zu den unendlichen Weiten des Internets, den gern besuchten Zoos voller niedlicher Katzen und ihrer stolzen Besitzer, zum Wissen der Welt, und, wenn ihm darnach gelüstete, zu den Bezirken, wo man sich tolle Musik, Filme und vieles andere für wenig Geld herunterholen konnte – herunterholen, ja, das war wohl die rechte Übersetzung des englischen Wortes.

Und so hatte er viele Jahre recht viel Freude, und wenn sich auch manche Freunde von ihm zurückzogen und er sich ebenso von ihnen – so gewann er doch auch deren neue, mit denen er Dank Fürst Zuckerberg und König Brin jederzeit und überall plaudern konnte, ohne dass ihn das zu irgendwas verpflichet hätte. So dachte er, und er freute sich seines – in Wahrheit recht einsam-öden – Lebens. 

Doch es kamen Diebe ins Land und drangen ein in die Burg AOL, deren Wachposten schlecht bezahlt wurden und deshalb immer weniger wachten. (Die Burg war, ganz wie der bekannte rothaarige Stammler, in alle den Jahren verfallen und alt für das geworden, was sie mal gekonnt hatte. wars bei dem einen Tennis, wars bei der anderen Tcehnik.) Die Diebe machte sich über die Schatztruhen her und plünderten sie, bis auf das letzte Passwort und noch den entferntesten Kontakt.

Und schon am nächsten Tag verschickten sie rätselhafte Schreiben in alle Welt, darin von Steifheit fördernden Mittel die Rede war, von Pülverchen, die den fetten Wanst kurierten, won Weibsen, welche sich nach Buhlschaft sehnten und dazu ihre schönsten Bilder zeigten.




Ein Versender dieser Post war, so schien das Siegel darauf zu verraten, jener auch nicht mehr ganz junge Techniktölpel, der sich vor Jahren, Becker folgend, unter das Dach derer von AOL begeben hatte. Und manch ein Empfänger schrieb ihm darob erbost, dass er solcherlei Geschwätz von harten Gliedern, Fettleibigkeit und geilen Metzen nicht leide, dass er sich frage, wes Geistes unser Held denn plötzlich sei.

Der tat Abbitte und erdachte sich gar bald ein neues Passwort und schwor, dass nie, nie wieder solches ihm wiederfahren sollte, jedoch...

(Hier endet die heutige Folge unserer spannenden Märchenreihe "Der Phischer und sin Coup".
Wird es unserem Helden gelingen, die bösen Räuber von seinem Rechner fernzuhalten. Will wer den alten Burgherrn kaufen? Verpassen Sie auch die nächste Folge unter dem Titel: "Der Apple des Paris und der Kampf um den Trojaner.")

Nein. Es ist nichts Ernstes. Bloss nicht.

Es weiß ja jeder, dass Ärzte die fiesesten Witze über Krankheiten, Kranke und Kunstfehler machen. So wie Lehrer wahrscheinlich die sarkastischsten Schulscherze und, na ja, Atommanager die zynischsten Vorschläge zur Entsorgung alter Kernreaktoren.
Werbetexter wiederum sind die größten von all diesen lustigen Vögeln: Sie schreiben ja bekanntermaßen über alles lobend, was ihnen als Auftrag so reinkommt. Ob das nun Blumen, Benzin oder Geldanlagen sind, Schokoriegel, Parfüms oder, wie in meinem aktuellen, Fall Dekorationen für Trauerfeiern. Und sie machen sich – wie es bei Regieanweisungen gern heisst "bei sich" – lustig. So viel vorweg.

Momentan schreibe ich, wie gesagt, an Texten für eine Firma, die Dekorationen für Trauerfeiern liefert. Im Gespräch mit dem Kunden wurde natürlich schnell – und wenig überraschend – klar, dass eine Bestattung für den Bestatter eine recht nüchterne Angelegenheit ist und sein muss: Sonst wird er ja verrückt. (Für mich ist es ebenfalls ganz hilfreich, bei noch den sentimentalsten Texten nüchtern zu bleiben. 'S ist halt keine Literatur, sondern Zwecklyrik, was ich da mache.) Unter anderem habe ich jetzt z. B. gelernt, dass es sogar Messen für Bestatter gibt, die aber eben in Kongresszentren und nicht in Pfarrkirchen veranstaltet werden. Ich fand das Zusammengehen von profanem Geschäft und tiefstem Gefühl so irritierend wie interessant. Eher neugierhalber und halb zum Scherz habe ich dann zuhaus auch mal nach dem Wort "Sargkatalog" gegoogelt.

Und ja: auch sowas gibt es, vereinzelt auch zum Download. Die Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen und erwischte gleich den Katalog, der von allen am fiesesten fotografiert wurde.
Vor zwei braunen Türen mit einer merkwürdigen Säule dazwischen stehen von Seite zu Seite wechselnde Behältnisse mit Preisangaben und z.T. Namen ("Le Grand Bleu" war so einer.) Das von hinten kommende Sonnenlicht wandert auf dem Fussboden hin und her und die Kamera wird hin und wieder mal ein paar Zentimeter verrückt.

Ich hab die Bildfolge dann gleich verfilmt. Unter dem Titel "Serviervorschlag".

"Serviervorschlag"
(Animationsfilm, 19 sec, D 2014)


Und ich hab gelacht.



Nur bei der letzten Seite nicht. Da steht dann nämlich der "Kindersarg Leonhard, ab 705 Euro" und sieht aus wie frisch aus dem Kinderzimmer umgezogen.


Und ein Teddy guckt zu. Fand ich plötzlich nicht mehr lustig. Wollt ich mich nicht mal mehr über das Design auslassen. Bin ich lieber still.

iPad sBahn iPhoner

Ist der in SW besser?

Oder der in Farbe?

Mündliche Überlieferung – eine wahre Geschichte

Ich bestelle etwas telefonisch.
Die andere Seite nimmt die Daten auf:

"Wie ist denn Ihr Name?"

Thiessen.

"Könnsedasmalbuchsta..."

Theodor Heinrich Ida Emil Siegfried Siegfried Emil Nordpol.

"Und der Vorname?"

Thies.

"Nein, der Vorname."

Das ist der Vorname: Thies.

"Wie ist denn dann Ihr Nachname?"

Thiessen. Ich heiße mit Nachnamen Thiessen
und mit Vornamen Thies.

"Thies Thiessen...das'ja witzig, ne?"

Ja. (lacht nicht) Sie schicken mir das dann zu?

"Gern. Thies Thiessen. Hab ich noch nie gehört...."

Zwei Tage später bekomme ich ein Päckchen,
adressiert an Thief Thieffen.


Mitteilung des Managements: HSV zeigt "Momente des Erwachens"

HSV: Kleine Anzeichen für Besserung
Variiert nach einem Artikel aus Spiegel-Online*

Viele Monate nach dem Beginn schwerster Ausallserscheinungen zeigt die Elf des Bundesligisten HSV "Momente des Bewusstseins und des Erwachens". Das teilt die Vereinsführung mit.

Hamburg – Dem HSV geht es offenbar besser. Der ehemalige Europapokal-Sieger mache "Fortschritte auf seinem Weg", teilte sein Sportchef Oliver Kreuzer in Hamburg mit. Der 127-Jährige zeige "Momente des Bewusstseins und des Erwachens", heißt es in Kreuzers Statement. "Wir stehen ihm bei seinem langen und schweren Kampf zur Seite, gemeinsam mit dem Team des Trainers, und wir bleiben zuversichtlich."

Kreuzer bedankte sich im Namen des Vereins erneut "herzlich für die ungebrochene Anteilnahme". Zugleich bat sie um Verständnis, "dass wir auf Details nicht eingehen möchten, um das Ärzteteam in Ruhe arbeiten zu lassen".

HSV auf dem Wege der Besserung?

"Momente des Bewusstseins", wie sie Kreuzer beschreibt, sind streng genommen kein medizinischer Fachbegriff. Es ist vollkommen unklar, um welche Zeichen es sich dabei handelt. Grundsätzlich können beim Aufwachprozess aus dem Koma folgende Reaktionen auftreten: Körperbewegungen, Reaktion auf Ansprechen oder Anfassen, Augenöffnen, Blickkontakt, der Versuch zu sprechen, gezielte oder ungezielte Abwehr- und z.T. sogar Angriffsbewegungen. Vorhersagen darüber, ob die Mannschaft wieder aufwachen wird, bleiben trotz der positiven Mitteilung aber reine Spekulation.

Ende Februar wurde die Aufwachphase eingeleitet; Mitte März hatte Kreuzer noch mitgeteilt, die Elf sei noch nicht aufgewacht. Wenige Tage zuvor hatte Trainer Mirko Slomka verlauten lassen, man gebe die Hoffnung nicht auf und bleibe zuversichtlich, dass "die Mannschaft da durchgehen und aufwachen wird". Immer wieder gebe es kleine Anzeichen, die Mut machten.

Die lange Serie von Niederlagen hatte immenses Medieninteresse hervorgerufen. Die Vereinsleitung forderte Anfang Januar Journalisten auf, die Spieler in Ruhe zu lassen und das Trainingsgelände zu verlassen. Die Vorstand befasste sich ausgiebig mit dem drohenden Abstieg und wechselte zwischenzeitlich den Trainer.  Inzwischen teilte man mit, es gebe nunmehr keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Die Mannschaft war demnach auch nicht unangemessen schnell unterwegs. Das Management hatte regelmäßig kurz nach jedem Spiel von einer extremen Verkettung unglücklicher Umstände resp. Spielzüge gesprochen.


*Das Personal dieser Meldung könnte im Übrigen und mit nur leichten Umformulierungen auch gegen z.B. Markus Lanz/Wettendass ausgetauscht werden. Das Ganze fiel mir wahrscheinlich eben deshalb auf und ein, weil ich mich weder für den HSV noch für M.Schuhmacher oder Wetten Dass sehr interessier und mich dieser Medienlärm darum besonders irritiert.

Ich mag mich schon nicht mal mehr aufregen.

Es gibt ja jede Mange Portale, um die man als Freiberufler aber sowas von nicht herum kommt.
Bei Xing muss man sein, linkedin ist gerade der nächste heiße Scheiß, dann kommen noch die Freelance-Seiten dieser Welt und überhaupt soll ich mein Zeug auch bei tumblr, fumblr, mumblr, und grumblr einstellen. Sonst wird das nix mit der freien Tätigkeit, und schon gar nicht für Geld.

Heute kriegte ich mal wieder eine Nachricht von "dasauge.de", auch so einem Versuch, Leute zusammenzubringen, die vielleicht dann doch gar nichts voneinander wollen. Von dort lass ich mir immer mögliche TexterJobs schicken.Und so einer war das dann auch.

Wollt ihr ihn sehn? Bitte:

Da hab ich mich sofort hinbeworben:

Krieg ich den Auftrag?
Ich hab ja die Worte. Und der Kunde offenbar die Mittel.

Üble gestalten – Kritik des zeitgenössischen Kriminalromans


(Ich fang mal ganz früh an, bzw. ganz früher, zu Zeiten, als Musik noch nicht über iTunes, sonder übers Cover des Tonträgers verkauft wurde. Dieses Früher meine ich. Da fang ich mal an. Los also.)

Früher war es einigermaßen einfach, Musik zu kaufen. Das ging so:
  • Frakturschrift auf dem Titel = Heavy Metal,
  • Monster und Frakturschrift = Ganz Heavy Metal mit  schrecklichen Soli,
  • Surrealismus = Poprock für junge Intellektuelle (Pink Floyd, Yes, Asia, Supertramp)
  • Geklebte Schriften, grelle Farben, zickzackige Typo: Punk, später New Wave
  • Schwarzweißfoto = Jazz
  • und so weiter. 
Aber nach und nach wurde es komplizierter. Die Punkgruppe the Clash zitierte mit "London Calling"plötzlich ein Elvis-Cover, in einem neonrosa Karton mit zickzackigen und schwarzweiß illustrierten Musikern steckte eine Rockabilly-Platte, ein Mädchen im Dirndl hieß Fräulen Menke und machte NeueDeutscheWelle – auf das Musikkaufen nach Optik war kein Verlass mehr.  
War ja auch fast egal.  Ein CD-Cover ist ja auch viel kleiner als der noch bis Mitte der Achtziger allgegenwärtige Pappschuber der LPs, die immerhin 30 cm Durchmesser hatten.
Da lohnt ja das Gestalten kaum.

Und heute? MP3 Dateien. Nichts zu sehen. Nicht der kleinste Hinweis, was sich hinter dem Icon verbergen könnte. Groß ist die Verwirrung und orientierungslos kopiere ich meine alten CDs auf den Rechner, weil ich mir dann beim Hören das Cover wenigstens noch vorstellen kann.

(So. Das war die Einleitung. Jetzt komme ich zum eigentlichen Thema.)

Mir scheint es nämlich so, als sei nur in einem einzigen Bereich des großen bunten Marktes der Unterhaltungsmedien noch eine gewisse Orientierung nach Optik möglich.
Ich meine Bücher.
Genauer: Krimis.
Und da vor allem Skandinavienserienmörderkrimis und flankierende bzw. sich daran orientierende.

Die gehen nämlich so:

Als erstens brauchen wir einen Hintergrund: Weiß ist okay. Muss aber irgendwie auch grau aussehen, ein bisschen schmuddelzwielichtig.  Wolkenhimmel ginge auch. Hell halt. Und ein bisschen dreckig.So was: 


Irgendwas gegenständliches muss noch drauf. Darf gern mit zum Titel passen, muss aber nicht. Skalpell ist zu oft gewesen, Axt oder Revolver auch. (Wenn gar nichts geht, geht auch das.) Ich nehm einfach mal ‘ne unordentliche Kinderzeichnung. Das wirkt, auch emotional, meine ich. 


So. Jetzt noch den Titel drauf.
Dafür greifen Verlage gern zu einer schick angefressenen Schrift. Gerne rot.
 

Ach ja, fast vergessen:  Autor, Genre (sicherheitshalber) und Verlagslogo müssen ja noch.


Fertig?
 
Fast.
Denn den Titel prägen wir jetzt noch. Und vielleicht ist auch noch Geld für Drucklack da. Da wirkt das Ganze höherwertig.


Supertitel. Und ich weiß sofort, welches Buch ich nicht kaufen möchte.

Andererseits (– und damit komme ich zum eigentlichen Auslöser dieser Gedanken – )
hat die Autorin Zoë Beck mit „Brixton Hill“ einen tollen Krimi jenseits der momentan angesagten Moden geschrieben, den ich wohl nicht gelesen hätte, wäre ich nach dem Buchtitel gegangen.


Denn der ist so was von modisch. Außer vielleicht dem Grün.
Und ich hätte unter Umständen gar vermutet, dass Brixton Hill der Autor des Thrillers "Zoë Beck" ist, eines Buches, in dem die Nichte von Kommissar Beck... geschenkt.

Fazit: Nicht mal auf Krimititelseiten kann man sich mehr verlassen.