B und G. (Oder: Was ein Buchstabe ausmacht)

Die WeltKompakt ist wahrhaftig eine derartige Fundgrube für Merkwürdigkeiten, dass ich sie ganz schnell wieder nicht lesen möchte. Ein Redakteur jedenfalls hat dem Bürgermeister von New York in den Mund übersetzt, er wäre tief betroffen – angesichts der Tatsache, dass Polizisten einen unbewaffneten Mann (wie man auf der letzten Seite erfährt, einen Schwarzen) mit 50 Schüssen erlegt haben.

Hm.

Kleines Gedicht dazu?
Voller Glut rief er:
ich bin betroffen.
(Und zwar tief)
Voller Blut rief wer:
ich bin getroffen.
(So ziemlich überall)
Und? Hat's Euch befallen?

Neue Wörter (naja, nicht ganz neu...)

Wieder hab ich's von einer Frau, aber nicht von meiner. Sowas nicht.
Ich hab der betreffenden Person gleich geschrieben, nachdem ich in der WeltKompakt gelesen habe, dass sie es schon wieder benutzt hat.
Sehr geehrte Frau Merkel:
Sie sind momentan die prominenteste unter allen in der Öffentlichkeit stehenden Personen, die das Wort "verstetigen" in allen denkbaren Formen und Beugungen nennt. Zugegeben, es steht im Duden, mit dem Zusatz: "vorw. wirtsch.". Aber geht's nicht auch weniger vorw. wirtsch. und mehr bürg.-orient.?
Ich frag ja nur.
Ist doch wahr, oder?

Z. B. SPF

Als ich heute früh zu meiner Tagescreme griff – einer sehr reichhaltigen übrigens mit 12% Sheabutter – fiel mein Blick auf die merkwürdige Buchstaben-Zahlen-Kombination
SPF 12
Ich fragte meine Frau, was das wohl bedeuten möchte, sie schaute auf Ihre Creme – und, sieh da, auch auf dieser Tube stand unten mittig
SPF 12
Erklären konnte sie's mir auch nicht, prägte aber trocken den Satz:
Das hat nichts mehr mit dem Verbraucher zu tun.
Und ich dachte an die frühen Achtziger Jahre, in denen sich mir ein Funkspot ins Gehirn brannte, über dessen Sinn ich bis heute nicht nachgrübeln mag.
Zentrale Aussage war:
OMO hat jetzt das TAED-System.
Das hatte wohl auch nichts mit dem Verbraucher zu tun. Also wozu denken?
Ich geh jetzt verbrauchen und halt meine Klappe.

P.S. Wir haben's raus: Sun Protection Factor. Wahrscheinlich.

Aus gegebenem Anlass: Kniefall vor Sepp Arnemann

Ich war gemein zu Sepp Arnemann, auch, weil ich vermutete, es gäbe ihn gar nicht mehr.
Torsten Teichmann ist der mehrfachen Aufforderung zur näheren Recherche gefolgt und macht mich betroffen.
Er hat am 20. 11. 2006 bei TV Hören und Sehen angefragt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte meinem 75-jährigen Vater zur Weihnacht etwas ganz Besonderes schenken. Da er schon seit Jahrzehnten Sepp Arnemann-Verehrer ist, dachte ich daran, ihm einen signierten Original-Cartoon zu besorgen. Logisch, dass ich dabei auf Ihre Hilfe angewiesen bin, denn ich weiß leider gar nichts über Herrn Arnemann. Können Sie mir weiterhelfen?
Danke im Voraus für Ihre Hilfe,
Ihr Torsten Teichmann.
Und am 23. November hat Frau Kröger von TV Hören und Sehen geantwortet:
Sehr geehrter Herr Teichmann,
einen Original-Cartoon von Herrn Arnemann können wir Ihnen leider nicht vermitteln. Er ist inzwischen 87 Jahre, beliefert uns aber noch jede Woche mit einer Zeichnung. Seine Originale gibt er nicht weiter. Wir haben noch ganz wenige Exemplare von seinen Büchern, die er vor vielen Jahren herausgebracht hat. Davon würden wir Ihrem Vater eine Ausgabe schenken.
Mit freundlichem Gruß
Malita Kröger
Also:
1. lebt Sepp Arnemann noch.
2. ist TV Hören und Sehen korrekt.
Und
3. schäme ich mich.

(Schweigend ab)

MOPO fragt: Wie blöd sind die Leser?

Verrückter Donnerstag: Der gleiche Artikel erscheint gleich zweimal auf einer Doppelseite.
Wenn man davon absieht, dass das Layout der Geschichte, erzwungen durch Formatwünsche hartleibiger Anzeigenkunden, ein bißchen unterschiedlich ist, ist die Apothekerstreik-Geschichte auf Seite 20 der heutigen Morgenpost fast vollkommen identisch mit der Apothekerstreik-Geschichte auf Seite 21 der heutigen Morgenpost.

Woran mag das liegen? (Bitte ankreuzen, Mehrfachnennungen sind möglich.)
a) Die Redaktion/der Redakteur war müde.
b) Die Redaktion/der zuständige Redakteur ist bescheuert.
c) Die Redaktion/der zuständige Redakteur hält die Leser für bescheuert.
d) Es war noch Platz und keine Geschichte mehr da.
e) Die Geschäftsführung hat Lektorat und Schlussredaktion eingespart.

(Nun möge sich das Hamburger Abendblatt mal ja nichts darauf einbilden, bisher nicht in diesem Blog erwähnt worden zu sein. Ich lese es nicht.)

MOPO will's wissen: Wie blöd sind die Leser?

Verrückter Donnerstag: Der gleiche Artikel erscheint gleich zweimal auf einer Doppelseite.
Wenn man davon absieht, dass das Layout der Geschichte, erzwungen durch Formatwünsche hartleibiger Anzeigenkunden, ein bißchen unterschiedlich ist, ist die Apothekerstreik-Geschichte auf Seite 20 der heutigen Morgenpost fast vollkommen identisch mit der Apothekerstreik-Geschichte auf Seite 21 der heutigen Morgenpost.

Woran mag das liegen? (Bitte ankreuzen, Mehrfachnennungen sind möglich.)
a) Die Redaktion/der Redakteur war müde.
b) Die Redaktion/der zuständige Redakteur ist bescheuert.
c) Die Redaktion/der zuständige Redakteur hält die Leser für bescheuert.
d) Es war noch Platz und keine Geschichte mehr da.
e) Die Geschäftsführung hat Lektorat und Schlussredaktion eingespart.

(Nun möge sich das Hamburger Abendblatt mal ja nichts darauf einbilden, bisher nicht in diesem Blog erwähnt worden zu sein. Ich lese es nicht.)

Neue Wörter (Teil 10)

Einkaufen, Waschen, Wickeln, Bügeln, Telefonieren, Backen, Bierholen, Putzen, Beidenhausaufgabenhelfen,... – schon zu alten, unemanziperten Zeiten waren Frauen eher als Männer in der Lage, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Diese besondere Qualifikation hat einen besonderen Namen verdient. Ich nenne es
Muttitasking
Gut, was?

Keine QashQow für Nissan.

Nissan kündigt einen Wagen an, der wie geschaffen sein soll für das Leben in der Großstadt.
Da sieht man dann merkwürdig menschenleere, von Graffittis verunzierte Ghettos, durch die das Auto brummt und zerborstene Straßen hinter sich zurückläßt. Angsteinflößend.

Das schlimmste jedoch ist der Name des neuen Modells:
Wer traut sich in den Nissan-Laden und spricht's fehlerfrei aus?
– "Guten Tag, Ich möchte gern einmal den neuen Nissan Kschk..."
– "Gesundheit, mein Herr..."
Das Ganze ist dann ungefähr so angenehm wie das reduzierte Grinsen des Kellners beim Italiener, wenn man einen Latte MackTschiato oder zwei Expresso bestellt...

Tolle Zahlen. (Heute: die 19)

Die Werbung hat's inzwischen auch bemerkt.
Im Januar kommt die aktuelle Version
der Mehrwertsteuer auf den Markt.
Saturn liefert die üblichen Belanglosigkeiten.
Wir fragen uns, was aus den kleinen Preisen wird.
Skoda gibt in seinem neuen TV-Spot die furchterregende Antwort.
(Klicken zum Gucken)
Also bleibt nur: 19 = Scream.
(Klicken zum Gucken)
Das war's auch schon.

Schweinskram zum Mitnehmen (incl. Freibier für den schnellsten Leser) AKTUALISIERTE VERSION

Heute mittag hatten wir keine Lust zu kochen. Und aber auch keine Lust, das Haus zu lange zu verlassen. Also schlug ich vor, wir sollten uns doch was aus dem Schweinske holen. Meine liebe Frau, gegenüber Schwein immer etwas misstrauisch, ließ sich schließlich überreden – mit müden Scherzen wie "Der einzige, für den gegrilltes Schweinefleisch gefährlich ist, ist das Schwein."
Und dann fuhren wir schnell die drei Minuten ins Schweinske Poppenbüttel. Dort bestellten wir "Zweimal Schweinerückensteak mit Pfeffersauce, Salat und Grillkartoffel mit Sour Cream" zu Preis von je 7 Euro 40. (Meine Frau hatte verstärkt Bedenken, weil wir beim Weg zum Restaurant einen Blick in dessen Hintereingang und Küche hatten werfen können. Aber ich beruhigte sie, dass ich in der Innenstadt von Kathmandu weitaus Schlimmeres gesehen hätte und trotzdem hätte es mir geschmeckt.)
Eine Viertelstunde nach unserer Bestellung kriegten wir eine schwere, mit lustigen Schweinen bedruckte Papiertüte überreicht, zahlten, setzten uns ins Auto und fuhren heim.
Beim Austeigen platzte die Tüte, weil die Pfeffersauce inzwischen aus den nicht wirklich transportgeeigneten Polystyrol-Schalentellern ausgelaufen war und das Papier nachhaltig durchweicht hatte. Ein Schwall Sauce ergoss sich auf die Gott sei Dank schwarzen Wildlederschuhe meiner Frau (und zog als dekoratives Muster ein), ein wenig ging auf ihre Hose und das meiste tropfte als deutliche Spur auf den Plattenweg zu unserer Wohnung. Wir mussten den Schmodder vor den Eingängen unserer Nachbarn mit einer Gießkanne entfernen.
Das war so saublöd.
Der essbare Rest, den wir aus zermantschtem Papier und schmierigen Plastikschalen herausklaubten und wenig dekorativ auf zwei Porzellanteller verteilten – um wenigsten einen Rest Kultur zu wahren –, war nicht mehr ganz lauwarm, also etwa bei Körpertemperatur. Und die Pfeffersauce war mau.
Wir gehen da nicht mehr hin. Wir holen da nichts mehr raus. Ne.
Schon gar nicht, nachdem die Schweinske-Website zwar zur Hopp-oder Topp-Bewertung auffordert, aber auf den Mausklick rein gar nichts folgen lässt.

Und was haben meine Leser von dieser Geschichte? Freibier: Der schnellste kann den Schweinske-Freibiergutschein von der aktuellen Sonntagsmopo bei uns abholen. Heute gilt er noch. Morgen schmeiß ich ihn weg.

Und das Schweinske kriegt 'ne Mail. Jetzt.

LETZTE MELDUNG VOM SCHWEINSKE: Sie haben geantwortet.
Nachdem ich den obenstehenden Post wortgleich und mit Abbildungen an die Schweinske-Zentrale versandt habe, kriegte ich diese Mail:

Sehr geehrter Herr Thiessen,

Zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, uns Ihre Beschwerde zu Ihrer „Außer-Haus-Bestellung“, mitzuteilen. Darüber hinaus möchte ich mich natürlich entschuldigen.

Ganz eindeutig ist es unser Ziel, unseren Gästen neben der besten Qualität und Speisen und Getränken, auch eine Atmosphäre zu bieten in der Sie sich rundherum wohl fühlen.

Leider ist es uns an dem besagten Tag Ihrer Bestellung nicht gelungen, dies überzeugend zu demonstrieren, was ich sehr bedaure. Ich kann Ihren Ärger über die geplatzte Tüte und der anschließenden Sauerei mit der Pfefferrahmsauce gut verstehen.

Ihr Schreiben war für mich Anlass genug, um eine erneute Schulung der Küchenmitarbeiter durchzuführen, damit in Zukunft keine Tüten mehr aufweichen und aufreißen.

Ich weiß, dass eine wirkliche Wiedergutmachung und der damit verbundene Ärger nicht möglich ist. Dennoch möchte ich Sie und Ihre Frau, bei einem Ihrer nächsten Besuche bei uns in der Filiale Poppenbüttel, sollten Sie uns noch eine zweite Chance einräumen, zu einem Essen einladen. (...)


In der Hoffnung, Sie bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen verbleibe ich

Mit freundlichen Grüßen

Claudia Klünder

Betriebsleiterin

Nobel, nobel. Und stilvoller, als ich es erwartet hätte. (Wenn auch an der Grammatik noch dies und das zu feilen wäre – aber hey, erst kommt das Fressen, dann die Grammatik.)

Rauchen ist gesund.


Das gilt besonders für junge Leute, wenn ich meinem Lieblingszigarillo glaube, dass ich kurz nach der Währungsreform (2002) in einem Marner Tabakladen vorm Einstauben rettete. Es schmeckte furchtbar, muss also sogar sehr gesund sein, vor allem für junge, durchtrainierte Akademiker...

"Alkohol ist keine Lösung. Jedenfalls keine schlechte."

(Aus den nachgelassenen Epigrammen, wird fortgesetzt)

Neue Wörter (Teil 9/9a)

Doppelllieferung innerhalb eines Satzes: Als unser Sohn im Restaurant zum Dessert eine Tüte Gummibären bekam, äußerte meine Frau mit kaum verhohlener Gier, dass sie diese sehr süße Süßspeise wohl auch mögen tuen würde, gesetzt den Fall, man böte sie ihr an. Mit den wenigen genauen Worten:
Ich lefze nach diesem Naschtisch...
(Mal ehrlich: Sie hat die beiden Begriffe innerhalb einer Stunde geliefert, aber der von mir konstruierte Zusammenhang ist durchaus wahrscheinlich, was sie selbst auch bestätigt.)

Einschlafschwierigkeiten trotz Schäfchenzählen.

Ein Schaf springt über den Zaun.

Da! Zack! Springt ein zweites Schaf über den Zaun. Völlig unerwartet, wie gehetzt. Und jetzt, wieder eins. Meine Güte, das ist ja völlig erschöpft, schweißnass glitzert seine Wolle im Mondlicht, keuchend klettert das Tier über den Zaun. Ein viertes Schaf, ständig blickt es angstvoll hinter sich, blökt verzweifelt.

Noch eins, und noch eins. Meine Güte, das arme Tier scheint ja vollkommen am Boden zerstört, wie in sein offenbar tragisches Dasein ergeben, setzt es schleifend Huf vor Huf und schafft kaum den Sprung, erst beim dritten, kraftlosen Anlauf.

Noch ein Schaf. Und wieder eins. Und zwei, die ein drittes tragen.
So geht es weiter. Und weiter. Ein unglückliches, panisches, nervlich zerrüttetes Tier nach dem anderen. Und die Nacht schreitet voran.

Und endlich, ein Schaf, das gar keins ist. Raubtier im Schafspelz, mit triefender Zunge, unter hochgezogenen Lefzen grinst das messerscharfe Gebiss, glänzt im frühen Rot des Morgens.

Ich meine, wer soll da vernünftig einschlafen?

Neue Wörter (Teil 8)

Schöpfer ist natürlich meine liebe Frau, die sich diesfalls aufregte über die Zumutung, dass ihr wer im Expertenton eine ihr nicht genehme Ansicht aufzwingen wollte. Sie sagte, sie ließe sich sowas nicht (Zitat Beginn)
aufdoktrieren
(Zitat Ende) und damit brachte sie doktern, oktroyieren und indoktrinieren auf einen schönen, zarte Konfusion erzeugenden Punkt.

Warentest: Jetzt is' aber mal gut.

Auf der Packung des Barocco Espresso der Handelkette Rewe findete sich ein Hinweis, dass die Stiftung Warentest diesen Espresso für gut befunden hat. Da haben wir den dann natürlich gekauft. Mit Lesebrille betrachtet, steht da allerdings noch mehr auf dem Test-Siegel:
STIFTUNG WARENTEST
GUT

Im Test: 30 Espressokaffees,

davon 1 mit "sehr gut", 10 mit "gut"
Nun gut, aber das Ganze ist ja schon nicht mehr so beindruckend.
Testsieger war übrigens illy, den wir sonst kaufen.
Na gut, was soll's.

Schutzschilder hochfahren!

Wegen Herbst und Wetter haben wir uns Salzwasser aus der Apotheke geholt, so was Praktisches zum In-die-Nase-sprühen. Und was steht da auf der Packung – mal ganz abgesehen von dem üblichen Werbequatsch à la "Meerwasser mit der Urkraft des Atlantiks"?
Das steht da:
Die Grafik "http://image01.conrad.com/m/7000_7999/7800/7890/7890/789033_BB_00_FB.EPS.jpg" kann nicht angezeigt werden, weil sie Fehler enthält.
Befeuchtet die Nasenschleimhaut
und stärkt so das Schutzschild der Nase.
Aaaaah-ja!
Da hat wohl jemand den Hinweisschild nicht gesehen: Achtung! Aufs Geschlecht achten!