Langer Tag, schöne Bilder.

Gestern früh war sehr früh. Um fünf bin ich nach einer unruhig verdösten Nacht aufgestanden und habe unseren Hund zum DogSitter gebracht. Ein schnelles Frühstück und dann zur S-Bahn in die Stadt, um am Hauptbahnhof den ICE nach Frankfurt zu kriegen.

© Thies Thiessen 2013

In der S-Bahn saß mir eine schöne junge und auch etwas müde Frau gegenüber, die ich dann unauffällig zeichnete. Der Anschlusszug war natürlich verspätet, da machte ich die Frau bunt.

© Thies Thiessen 2013

Dann weiter nach Frankfurt. Zwei Stunden Zeug zeigen.
Dann zurück. Und abends gegen 20:00 wieder S-Bahn.

© Thies Thiessen 2013

Für so müde nicht so schlecht.

Wie man Sonnenschirme korrekt einkauft

In unserer Wohnanlage sind die Gebäudefassaden zum Teil in einem dunklen, warmen Rot, in einer Art Crèmeweiß und in einem warmen Grauton gestrichen. Immer so, dass die eine Front die eine Farbe kriegt, eine andere eine andere.
Von der Straße kommend, fühlt sich der Betrachter erstmal an Legogebäude erinnert; vor allem das Rot verstärkt diesen Eindruck.
Morgens
In diesem Sommer fiel mir nun zum ersten Mal auf, dass einer unserer Nachbarn auf seiner Dachterrasse einen Sonnenschirm aufgestellt hat, der exakt die Farbe seiner Fassade hat.
Um die Mittagszeit, leicht bewölkt
Mal ganz davon abgesehen, das schon die glatte Farbigkeit der sehr eckigen Gebäude eine gute Grafik ergibt, gefiel mir dieses Detail besonders gut.
Nachmittags unter Wolken
Also habe ich es in den letzten Wochen immer mal wieder mit meinem alten Handy fotografiert – das ich nun aussortiert habe, weil das Telefonieren nicht mehr funktioniert.

Gestern nachmittag sah ich noch was viel tolleres: Im danebenliegenden Gebäude steht ein crèmefarbener Schirm auf der Dachterrasse. Und? Wollen wir mal raten, in welcher Farbe die Fassade dieses Hauses gestrichen ist?
Ge. Nau. 
Ungefähr so. Ungefähr.
Da ich mit meinem neuen Handy noch nicht so vertraut bin, hab ich das Motiv aus dem Gedächtnis abends im Wohnzimmer gezeichnet.
Oder so, in etwa.
Mit fies dicken Filzern von Neuland, die ich für so was prima finde, weil sie einem das Rumfrickeln unmöglich machen. Sieht jetzt nicht so brillant aus wie fotografiert – aber...
...You got the idea?

Eben. Darauf kommt's an.


Busen in Raten, Beauty a la carte

Gestern im Anzeigenblatt aus unserem Briefkasten

– Haben die Damen schon gewählt?

– Ja, wir nehmen dann dreimal die Möpse.
– Ab vier gibt's den fünften umsonst.

– Dann fünf. Und einmal die Bauchdeckenstraffung.

– Eine gute Wahl. Darf ich dazu Fettabsaugung empfehlen?

– Das klingt sehr lecker. Da nehm ich doch gleich die 2-Zonen-Absaugung.

– Gut, also fünfmal die eins, einmal die drei und einmal die vier.
Ach ja. Soll ich Ihnen das Fett in ne Doggybag eintüten?

– Och, nee, ist nicht nötig. Entschuldigung, eine Frage noch: die OPs kommen doch nicht etwa aus dem östlichen Ausland? Man liest da ja so viel Unerfreuliches...

– Seien Sie ganz entspannt, unser Chef ist in 3. Generation Österreicher und die Implantate sind fangfrisch aus Amerika.

Darf der Anästhesist dann servieren? 
Ich lege inzwischen das Besteck auf...

Wahl 2013: Kreuz weise?

So, noch drei Tage bis zur Wahl, und ich werd immer durcheinanderer*.

Soll ich nun JA wählen?
Wer verdammt, ist diese JA, die da offenbar mit teils sehr grünen, teils FDP-Argumenten wirbt.
Und gibt es auch eine konkurrierende Partei EDK?

Oder kriegt die NEIN mein Kreuz?

Außerdem: wozu soll ich wählen, wenn die CDU, FDP und SPD in Hamburg bei den wichtigen Sachen eh zusammenhalten? Und das mit einem Argument, das ich gut verstehen kann: Die angedrohten zwei Milliarden für den Rückkauf des Vattenfall-Netzes braucht Hamburg wirklich für Wichtigeres, z.B. die Fertigstellung der Elbphilharmonie.

Ach es ist ein Kreuz. Bzw. zwei. Oder so.

*Sag ich doch.

Neue Wörter (Folge 59): Interessante Kombination.

Wer heute für ein Produkt, eine Marke oder ein Unternehmen einen Namen finden muss, hat's nicht leicht. Früher, vor dem Internet, ging das noch, denn da musste das jeweils eben erfundene Wort nämlich nicht daraufhin überprüft werden, ob es denn dazu vielleicht schon eine Domain gäbe. Aber heute, wie gesagt, ist es echt schwer.
Um so schwerer, wenn dann auch noch ein Briefing da ist, das sagt:
"Hochwertig und neu soll's klingen,
irgendwie sauber und klar und frisch
und außerdem aufregend, ja!
Neugierig, gierig sollen die Leute darauf werden."
Spätestens dann fragt der verantwortungsbewusste Texter,
was denn das für ein Produkt wäre.
"Na, ja, eher so was Alltägliches,
und ansich auch nicht so richtig appetitlich.
Also nichts, womit man angeben würde, dass man's hat.
Deswegen müssen wir uns ja um so deutlicher
von unseren Mitbewerbern absetzen.
Verstehen Sie:
Wir brauchen einen hochklassigen Namen, den sich jeder merkt."
Nun ist alle klar. Der verantwortungsbewusste Texter macht sich ans Werk.
Er lieferte einen Namen, der exakt das Briefing erfüllt.
Hochwertig und neu:
Premiere
Sauber, klar und frisch:
White
Aufregend, neugierig machend:
Sensation
Produkt:
Klumpstreu
Und jetzt alle:
Premiere White Sensation Klumpstreu
Genau das (bzw. die) jedenfalls wurde heute früh in einem Werbespot bei Radio Hamburg angepriesen.
Und ich habe sehr gelacht und festegstellt, dass zumindest mir das Wort "Klumpstreu" völlig neu war.

P.S. (Reprise) Wer heute für ein Produkt, eine Marke oder ein Unternehmen einen Namen (er)finden muss, hat's nicht leicht. Dann selbst das einfache Wort Klumpstreu hat naürlich eine – wenn auch rätselhafte Domain: www. klumpstreu.de.


Musik für junge Leute (nach der Schule)

Ich bin aufgewachsen in der Zeit vorm Privatradio. Bei uns zuhaus stand ein Nordmende-Kasten aus braunem Holz, mit beiger Stoffbespannung vor dem einen Lautsprecher, mit einem magischen Auge, zwei Drehhknöpfen zur Snedrsuche und Lautstärke-Einstellung und dicken Tasten, die man noch richtig kraftvoll runterdrücken musste, um von UKW zu MW oder KW zu wechseln.
Und gehört wurden die Sender des Norddeutschen Rundfunks, meist NDR 2. Da plauderte dann unter anderem Monika Jetter – eingeleitet von einer Erkennungsmelodie, die sich mir in den Schädel gebrannt hat und die ich wahrscheinlich auch noch 1A vor mich hin brummen werde, wenn ich mal dement bin: jaddadah, jaddadah, jaddadah...
Sie und ihre Kollegen moderierten Zeug wie NDR 2 von neun bis halb eins, und das hab ich mangels Alternativen dann halt so mitgehört. Wenn ich Pech hatte, waren meinen Eltern selbst das Tanzorchester ohne Namen (unter Leitung von Franz Ton) und James Last zu flott, dann drehten sie den Knopf zu NDR 1 und Ernst Mosch spielte mit seinen Egerländern.
Aber es gab Nischen: Sonntags freute ich mich auf und über Wolf-Dieter Stubel und die Internationale Hitparade.

Unauslöschlich: Die Titelmelodie der Internationalen Hitparade

Da liefen so Sachen wie Supertramp oder Eric Clapton, Kate Bush sang Wuthering Heights, Led Zeppelin machten eine Art musikalischen Schwanzvergleich mit Whole Lotta Love, und ich saß mit meinem ersten Cassetttenrecorder davor und hielt das Mikro ans Radio.

Als ich den aus dem Gedächtnis gezeichnet habe, 1984,
hatte ich schon längst eine Stereoanlage.

Abends gab's dann den "Club", und irgendwann am frühen Nachmittag noch die "Musik für junge Leute nach der Schule". Auch da war mein SABA CR 325 H im Einsatz.
Eine Handvoll Sendungen auf NDR 2 – das war's.

NDR 1 war für alte Säcke, wie meine Eltern sie waren.

Dann kam Privatradio.

Und ich war ja auch schon groß und hörte auf der Arbeit gern Radio Hamburg oder RSH oder auch mal FFN – denn die hatten immer die aktuellen Hits, die junge Leute eben hören wollen. Aus der Hitparade wurden Charts, Michael Jackson thrillerte und alles war gut.

Wenn wir heute mit dem Auto unterwegs sind – zuhause haben wir nur selten das Radio an – dann stellt mein Sohn Radio Hamburg an, und ich möchte lieber eine CD oder gleich gar nichts hören. Manchmal führt mich der Sendersuchluf zu NDR 1.

Da laufen dann so Sachen wie Supertramp oder Eric Clapton, Kate Bush singt Wuthering Heights, Led Zeppelin verprechen brüllend Whole Lotta Love, Michael Jackson ist bad, und ich singe und brülle mit, bis mein Sohn sagt: Hör auf.

Sag ich doch: NDR 1 ist für alte Säcke.



P.S. Immerhin hab ich noch nicht zu meinem Sohn gesagt, das, was er da hört, wäre doch keine Musik. Immerhin.




Die NSA packt aus.

Spiegel online meldet, dass die NSA Dokumente zu ihrer Arbeit veröffentlich hätte. Ich hatte Gelegenheit, Einsicht zu nehmen. UNwesentliche Tiele wurden von der NSA aus Datenschutzgründen gweschwärzt.
Hier das Originaldokument.


Wie Hund und Katze

In ihrem preisenswerten Blog (bis auf den Golf-Kram vielleicht) hat Kiki ein sehr stimmiges Loblied auf Hunde gesungen, indem sie Katzen geschmäht hat. Bevor Ihre Leser überlegen, sich jetzt aber sofort auch einen Hund zuzulegen, hier noch eine kleine Ergänzung.

So süß. Aber lasst Euch nicht täuschen.
Unser Hund gehört wahrscheinlich schon zu den Schlauen, abzulesen auch daran, dass er immer Bescheid sagt, wenn er außer der Reihe mal raus muss. (Wobei in der Reihe spätestens bei Regen auch nervt.) Er hat halt keine dem Katzenklo (uäärks) entsprechende Chance, sich in der Wohnung "zu lösen" – wie  Fachfanatiker es nennen. Also sagt er Bescheid. Letzte Woche zum Beispiel zweimal nachts um vier, worauf ich mit Jeans überm Schlafanzug und fixundfertig durch Poppenbüttel schlich, zu einer Zeit, die ich normal zum Schlafen nutze.

Manchmal hat er Durchfall oder (wahlweise) Verstopfung. In beiden Fällen muss ich ihn nach Gemachtem untern Arm nehmen und in der Badewanne seinen Hintern sauberspülen, auf dass nichts im Fell hänge und die letzten stopfenden Klümpchen eben nicht mehr stopfen. Das erledige ich dann mit Gummihandschuhen, aber dummerweise habe ich keine Gasmaske.

Immerhin weiß er nun, wofür die Badewanne da ist. Das wissen wir, seit er mal Bescheid sagen wollte, aber keiner da war, ihn zu retten. Also sprang er in die Wanne und durchfiel dort. (Ich weiß nicht, wie er da rein und wieder rausgekommen ist  – er ist relativ klein – aber die Spuren sprachen eine deutliche Sprache.)

Nicht schön ist auch, dass er hin und wieder (wie viele Hunde) auf dem Hintern durch die Gegend rutscht, als führe er Schlitten – inzwischen wissen wir inzwischen, dass in so einem Fall seine Analdrüse verstopft ist. Das hat uns der Tierarzt erzählt, der regelmäßig aus der erwähnten Drüse irgendwas Grünes und übel Riechendes prokelt. Natürlich nimmt er dafür Geld, ich habe mir sagen lassen, das könnte man auch selbst erledigen, aber nee!
Nicht mal mit Gummihandschuhen.

Geld kostet er eh. Einen durchaus noch guten Sisalteppich hat er uns vor Jahren so nachhaltig vollgekotzt, dass wir seitdem nur noch auf dem Parkett gehen. Mal ganz abgesehen von der alljährlichen Überlegung, ob wir ihn vielleicht doch kastrieren lassen, weil sein Testosteron ihn wieder so weit gebracht hat, dass er einen JackRussell (widerliche Viecher sind das)  für eine Art Futter hielt und der ihm dann Bescheid biss. Wie praktisch, dass es da kleine, unter die Haut gesetzte Implantate gibt, die, einmal im Jahr eingeschoben, den Hormonspiegel auf  "irgendwie ganz nett" senken. Die Rechnung dafür ist nicht so nett.

Und spielen will er auch dauernd. Menno.
Ich habe nie eine Katze besessen, und immer war ein Hund im Haus. Katzen waren Tiere, die halbdomestiziert auf dem Dachboden des elterlichen Bauernhofs wohnten und ab und zu um meine Beine strichen. Das gefiel mir. Manchmal gefällt mir gerade ihre Ungebundenheit und (wohl scheinbare) Unabhängigkeit. Es kann nämlich ganz schön anstrengend sein, immer das Alphatier zu spielen, nur damit der Köter spurt.

Nur dass das klar ist: Ich mag unseren Hund.
Aber wahrhaftig nicht immer und alles.

Wahl 2013: Die Zünglein

Trittin ist schwer zu zeichnen.
Sieht aus wie ein in Holz geschnitzter alter Ken.


Gestern abend der Nachschlag zum Duell. Trittin, Gysis und der alte Sack streiten.
War allemal interessanter als der Vorabend. (Bis auf den silberlockigen Moderator vom BR, der ging gar nicht.)

Wahl 2013: Duell wird Duett. (Darauf ich wett'.)

Gestern abend war das Fernsehprogramm gewissermaßen gleichgeschaltet.
Selbst auf ProSieben und RTL gab es weder Dschungeltussen noch Feuerballexplosionen zu sehen. Stattdessen guckten wir so lange auf den immergleichen Gesichtern herum, dass wir erstmals eine Werbeunterbrechung herbeisehnten.

Hätte ich nicht meinen Skizzenblock,
wär's gleich gar nicht auszuhalten.

Deutschland war politisch. Merkel gab die gute Mutti ("Alles gut, Kinder...") und Steinbrück den etwas muffligen Vatter ("Lass mich da mal ran, du kriegst das doch gar nicht auf die Reihe...").
Und irgendwo am Rand stand Christian Wulff und sagte nix. (Ach nee, war Peter Klöppel)
Hinter den Kulissen wartete auch schon Günter Jauch, um das Ganze analysieren lassen zu können.
Kurz: einzig und ausgerechnet der mir sonst unerträgliche Stefan Raab machte das Spektakel erträglich und manchmal gar unterhaltsam. (Hut ab, Herr Raab.)
Und was ist dabei rausgekommen?



Wie man's nimmt. Heut früh an der S-Bahn lauerten mir jedenfalls schon die Wahlhelfer mit ihren Zetteln auf.
Und die sind sich einig: Beide haben gewonnnen.

Sag ich doch.