Kleine kleine Welt

Als mein Vater und ich in Disneyworld waren, sind wir auch mit kleinen Booten durch eine zuckersüße Puppenwelt gefahren, während Kinder aus der ganzen Welt uns ansangen, wie klein doch die Welt wäre.
Und zugegeben, ich konnte mich kaum dagegen wehren, fast gerührt zu sein. (Ich heule ja auch bei "Ist das Leben nicht schön?" mit James Stewart.)
In Den Haag gibt es einen Park in dem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der ohnehin nicht großen Monarchie im Zwergenmassstab nachgebaut sind. Amüsiert hat mich, dass auch Bohrinseln und Kraftwerke dazu gezählt werden. Begeistert haben uns vor allem zwei Sachen:
Der Vergnügungspark mit Karussells und Achterbahn und mehr noch der Auftritt von Golden Earring, neben Herman van Veen den einzigen überregional bekannten Musikern Hollands – wir wär's übrigens, wenn Alfred Jodocus Quack mal "Radar Love" sänge? Nicht gut? Auch gut.

Wirre, irre Werbung (3x)

Gestern kam ich in der City an so einem Dingens mit beweglichen Plakaten vorbei, also eine von diesen verglasten Plakatwänden, wo die Bilder immer automatisch sich auswechseln, wie am Fließband, mit so'ner Vonhintenbeleuchtung, und da musste ich gleich stehenbleiben und nachdenken. Immer im Wechsel über das Plakat, das ich gerade sah – und ich bin wohl zu blöd oder zu alt oder zu langsam oder zu zickig, um zu verstehen, was ich sah: 

Das war zu schnell?
Hier der Quatsch noch mal im Einzelen. Und meine Fragen dazu.

1. Plakat:  Das Handwerk

Ich verstehe das so: Das Handwerk gibt zu, dass ihm Hamburg gut gelungen sei. Aha. Das klingt, als wäre das etws ungewöhnlich – und als wäre ihm diese Unterstellung auch ein bisschen unangenehm. Und deshalb schiebt es (das Handwerk) als Entschuldigung nach, es hätte ja auch 1200 Jahre Zeit gehabt. Hier nun meine Fragen: Wurde die Arbeit in Mannstunden abgerechnet? Haben Sie An-und Abfahrt berechnet? Und wann wird die Elbphilharmonie fertig? 2030? Oder doch erst so gegen 2200? Wird sie dafür dann auch richtig gut? Oder so wie üblich?

2. Plakat: Die Hamburger Sparkasse

Die Kampagne und ihr Sinn sind mir ja schon länger ein Mysterium. Wer weiß Genaueres zu der Bedeutung speziell dieses Motivs? Sind wirklich Geld- oder eher Spielautomaten gemeint? Kann ich mein Vermögen direkt in der Filiale verlieren, durch spannende Investitionen in hochriskante Anlagen, oder stehen die Geldautomaten jetzt in jeder Spielhalle? Wie schnell geht das? Und gibt es ein Limit?

3. Plakat: Der Brother Druckscanfaxkopierer

Hier fragt das Plakat gleich selbst. Aber einige Fragen fehlen dann noch:
Hat das Gerät ein größeres Papierformat beim Drucken oder größere Zoom-Möglichkeiten beim Scannen und Kopieren? Oder beides? Und wie ist dies Format? "141% mehr" als DIN A4, das wäre eben nicht A3, sondern sogar größer als A2 (was 200% von A4 entspricht). Oder meint der der Texter zusätzlich zu A4 die Möglichkeit, bis zu A3 zu arbeiten? Das wären dann 41% mehr als DIN A4 oder eben 141% gegenüber DIN A4. Oder nimmt die Kiste einfach 141% mehr Platz weg als ihr auch schon ziemlich wuchtiger Vorgänger?


Nachdenklich ging ich weiter, und währenddessen drehten die drei Irren unbeeindruckt ihre Runden....


Elke Dag ist eine Schlampe (und die Urgroßnichte von Kannitverstan)

Als wir vor etwas über einer Woche nach Scheveningen an der holländischen Nordseeküste reinfuhren, hörten wir ein ganz leises, leicht dumpfes Knarren hinter und über uns.

Europa Hotel Bilderberg (Serviervorschlag)

Das im Reiseprospekt durchaus ansehnliche Hotel Bilderberg entpuppte sich als ziemlich häßlicher Klotz mit deutlich in die Jahre gekommenen Tapeten, der mindestens bis in den vierten Stock mit dem aus Sauna und Pool im Keller nach Schweiß und Chlor riechenden Dampf beheizt wurde. (Ich weiß ja: ein langer Satz, aber der muss so sein, der soll auch quälen.)

 
Europa Hotel Bilderberg (mit etwas Abstand)

Die ganze Runtergekommenheit und Vergammeltheit des Ladens fällt übrigens nur deshalb nicht besonders auf, weil er von ebenso muffig-miefigen Hochhäusern umgeben ist, in denen (während unseres Aufenthaltes) menschenleere Einkaufszentren mit zur Vermietung stehenden Geschäften Touristen deutlich aufforderten, besser gleich zum Strand zu gehen, der uns, passenderweise dreckig und zugemüllt, wiederum in das Restaurant "Big Bell" trieb. Dekoriert mit Potemkinschen Bücherwänden neben künstlichem Kamin und in heimelig rötliches Licht getaucht, sah die bessere Strandbude mit dem Glockenturm im Logo wenigstens halbwegs einladend aus.

Strandbuden in Scheveningen 

Als die junge brünette Bedienung mit dem roten T-Shirt zu uns kam, verstanden wir auch den Doppelsinn des Begriffs "Big Bell" = "sOOlche Gloggn", wie mann so sagt – auch sonst war die junge Frau durchaus aufreizend, auf ihre ganz besondere Art: nämlich aufreizend gelangweilt und patzig, provokativ unwillig und schlecht erzogen, aber immerhin: sOOlche Gloggn.
Das Essen war schlecht, aber dafür teuer, die Spaghetti Bolognese meines Sohnes waren etwas billiger, aber dafür viel schlechter – Gott sei's gedankt, dass man uns eine Stunde lang damit verschont hat, ehe der Mist schließlich doch auf unseren Tisch geknallt wurde.
So wie wir bedient wurden, waren wir's dann auch. Tatsächlich bezahlten wir am Ende genausoviel wie beim Gourmetrestaurant im Hotel – und dabei gab's noch nicht mal Trinkgeld von uns.
Wir mochten das Hotel dann für die nächsten Tage auch kaum mehr verlassen. Als wir endlich abreisten, musste ich an der Rezeption auch noch eine "Gemeindeabgabe" in Höhe von etwa acht Euro pro Tag bezahlen, und da begriff ich es: Das Knarren bei der Ankunft, das muss das Geräusch gewesen sein, als die Touristenfalle hinter und über uns zuklappte. Soviel dazu.

(Elke Dag's Big Bells)

Immerhin, Elke Dag hat uns Freude gemacht: Im "Big Bell" stand nämlich ein Plakat, wonach sie ab 20 Uhr "Live Musiek" machen würde. Im nahen Revue-Theater hieß es, Elke Dag stünde ab 20 Uhr als Mary Poppins auf der Bühne, und im Stadtkern von Den Haag sahen wir ein  Plakat, wonach Elke Dag mit 40 Männern ins Bett ginge.

(Elke Dags's merkwürdige Vorlieben)

Unsere holländische Nachbarin hat uns nach der Heimkehr aufgeklärt, dass die Vielbeschäftigte zu deutsch schlicht "jeden Tag" heißt.

Kannitverstan, die Holländer.

Grad fällt mir "Focus" ein.

Im Sommer nämlich gab es eine Titelgeschichte über Schulreformen, in der ein offenbar von der Drohung Gesamtschule schwer verängstigter Journalist schrieb. die Gymnasien sollten von den Reformern "geschliffen werden".
Der Schreiber hat offenbar humanistische Bildung, der geschleiften Sprache nach zu urteilen.

Hamburgs CDU braucht Hilfe.

Und zwar von einer professionellen Werbeagentur. Natürlich ist der Sparplan kein wirklich gutes Produkt, und natürlich ist es bei der Zielgruppe nicht so richtig beliebt, aber muss man es denn noch schlimmer machen? Anscheinend ja.
Denn dieses Plakat wirft wahrhaft mehr Fragen auf als die CDU je bantworten kann:
  1. Wer ist das lustige Schwein in der Alster? Drüber steht "Finanzsenator Carsten Frigge" – aber der kann ja wohl kaum gemeint sein, nachdem er sich für Finanzen (auch und gerade um die seiner Partei) auch schon in der Vergangenheit so sehr engagiert hat. Oder gerade doch?
  2. Wieso lacht das Schwein? Weil's so dick ist? Weil es ich darauf freut, dass die Hamburger alles reinstecken, was die Stadt nicht hat? 
  3. Warum hängt das linke Ohr? Ist das der linke Parteiflügel oder gleich die Linke überhaupt? 
  4. Was ist mit der Alster passiert? ist die Spiegelung explodiert?
  5. Was bedeutet die Zeile "Sparwahn oder Masterplan?" 
  6. Hä?
  7. Wie hängt dieser Satz mit der Frage nach dem "Zukunftskurs" zusammen?
Ich bin verwirrt. Aber die Hamburger CDU ist noch viel, viel, viel verwirrter. Es sieht jedenfalls ganz so aus. (Am 6. Oktober kann ich leider nicht. Geht sonst wer?)

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(Gesehen bei "Weltbild")