Post an Twix. Und von Twix. Und zurück.

Ich habe Masterfoods per Email-Formular zu dem neuen Twix-Werbefilm gefragt:
Was, bitte, bedeutet der Satz: Frisch gebackner geht's nicht? Blöd formulierter gehts ja wohl auch nicht...
Masterfoods, genauer, deren Kundenbetreuung, genauer, Frau Eva Morgenstern hat mir geantwortet – ich zitiere:
schön, dass Sie Kontakt mit uns aufgenommen haben.

Sie haben vollkommen Recht: Frisch gebackener ist grammatikalisch gesehen falsch. Dieses Wort wurde aber in unserem aktuellen TWIX Spot bewusst als Wortspiel ähnlich wie z. B. "das König der Biere" oder "da werden Sie geholfen" eingesetzt.
Recht herzlichen Dank für Ihren Hinweis!
Freundlichen Gruß aus Viersen
Eva Morgenstern

Masterfoods GmbH
Kundenbetreuung
Industriering 17
41751 Viersen
Diese Erklärung, die ich ja bereits vermutete – das A von AIDA – verdient eine Antwort:
Na ja, Frau Morgenstern.
"Das König der Biere" rührt ja nachvollziehbar daher, dass es eben auch "das König-Pilsener" heißt. Und es ist ein Claim, nicht einfach mitten im Spot falsches Deutsch.
Gleiches gilt insofern für "Da werden Sie geholfen", was in den ersten Jahren der Kampagne von Verona Feldbusch gesprochen wurde, die gewisse sprachliche Unsicherheiten zu ihrem hoch bezahlten USP hat machen können. In der aktuellen Kampagne (ohne Verona Jetzt-Pooth) hat's denn auch eigentlich keinen Sinn mehr außer dem, dass man Gelerntes besser behält.
Sind wir ehrlich: Der Texter hat einen Fehler gemacht, und das Marketing hat's nicht gemerkt... Macht doch nix.

Liebe Grüße aus Hamburg.

P.S. Ich setze diesen Dialog gern fort. Sie finden ihn auch in meinem Blog.
So, und jetzt wollen wir mal gucken, ob und wie es weitergeht.

iMage?









Ich hab gerade den Gravis-Katalog durchgeblättert, in dem sich hundert von iPods und iPod-Verwandten darbieten wie das, was sie sind: Modische Accessoires. DockingStationen, ganze Stereoanlagen hängen sich an den iPod, und alle finden's toll. Für die, die sich diesen Quatsch nicht leisten können, aber wenigstens den Eindruck erwecken wollen, dass sie es können, hier eine tolle Erfindung:
Kauft Euch weiße DocMartens-Schnürsenkel und lasst sie irgendwo raushängen. Fertig.
Wenn Ihr noch eins draufsetzen wollt:
Lackiert 'ne Streichholzschachtel weiß und lasst da die Schnürsenkel raushängen. Merkt keiner.
Wer drauf besteht, dem schicke ich auch einen DIN A 6 Bastelbogen, aus dem Ihr Euch 'nen Shuffle (Abbildung ähnlich) zusammmenkleben könnt. Der kostet zwar, aber dafür passen praktischerweise auch noch 6 Streifen Kaugumi rein. (Bitte habt Verständnis, dass ich nicht iPod draufschreibe. Sogar die Beatles haben Ärger gekriegt, als sie darauf bestanden, ihr Label weiter Apple zu nennen...)

Web 2.0? Wosys sagt, wie's is!

Anfangen am Anfang: Nach der Besprechung der Nassrasierklingen wollte ich mich nun mal so richtig doll lustig machen über den Technofetischismus bei Oral B, dessen neuester Auswuchs eine Bürste mit Display ist, das mir offenbar sagt, ich soll die Zähne putzen – als wenn ich's nicht von ganz allein wüsste, sobald mir rauh schleimiger Pelz aus den Mundwinkeln quillt.





Also gab ich auf der Suche nach eine paar harten Fakten zur Untermalung und -stützung so einer Geschichte der elekrischen Zahnreinigung bei Google "oral b" ein, fast 100%ig sicher und darob im Voraus schadenfroh, es würde nun jede Menge Pornoseiten auf mich herabregnen.

War aber nicht so: Nach zwanzig Screens mit ich weißnichtwievielen Angeboten elektrischer Zahnbürsten von Braun/Oral B (was wiederum Gillette ist, was wiederum.. aber das steht in einer anderen Geschichte) machte ich noch einen Versuch bei MSN und scheiterte ebenfalls.
Auch hier gings immer nur ums Schmutzige-Zähne-Bürsten und dabei nie um Sex. Hut ab vor dem Marketing, dass dies sicherzustellen vermochte.

Ganz anders bei den Suchworten "oral b anal": Da gab's gar keine Zahnbürsten mehr, dafür fand ich eine sehr merkwürdige Site mit einem privat initiierten Sex-Lexikon – das Ganze eher nebenher betrieben von "Webmaster Gerhardt Wollenhaupt", desen Firma Wosys Webdesign nämlich auch sonst prima Sachen macht. Die Zukunft des Internet ist hier!

Ich lade also herzlich ein, sich die Wahrheit über Web 2.0 anzuschauen:
Es ist (und bleibt hoffentlich) eine durchgeknallte Pinwand... Denn über all dem liebenswert blöd gemachten Karnevalsquatsch von Wosys und seinen Krefelder Frohsinnsfreunden vergaß ich gänzlich Oral B.
Was Sie, liebe Leser, auch am besten tun sollten. In diesem Sinne soll heute das letzte Wort Webmaster Gerhardt Wollenhaupt gehören:

Frisch gebackener Werbetexter schreibt Twixvorlage.

Raider heißt ja schon lange Twix, ansonsten tat sich lange nix. Doch endlich, nach Jahren z.T. unsäglicher Kampagnen hat man auch mal die Riegelbackmethode optimiert und das ganze zum Anlass für einen neuen Spot genommen, nach einem durchaus nicht sooo frischen Rezept – Bäcker kommt aus Automat und präsentiert seinen besonders knusprig frischen Riegel. Das Übliche halt.












Aber egal. Wer genau hinhört, vernimmt, was mir besonders wehtat. Der fröhliche Bäckergesell sagt nämlich:
Frisch gebackener geht’s nicht.
Dumm vor die Wand gelaufener war wohl kaum je zuvor ein Werbetexter.
Und falls das Absicht wg. des ersten A von AIDA* war – neeneee, dann haben die Twixer erst recht einen Kunden verloren. Ich würde sogar sagen, sie haben selten einen Kunden derart schnell verlorener, ja geradezu verlorenst.

(*Für Nichtwerber: AIDA ist die magische Formel des Werbeerfolgs: Attention, Interest, Desire, Action – also Gucken, Mehrwissenwollen, Habenwollen, Kaufen. )

Kein Thema.












Ich habe dem hier besprochenen Herrn in sein Gästebuch hinein versprochen, seinen Namen nicht zu nennen, weshalb ich bei seiner offensichtlichen Gier nach Öffentlichkeit schon fast fest mit einer Klage rechne. Dabei will ich nur eine Kleinigkeit erwähnen, die mir auf seiner Website auffiel. Da gibt es nämlich einen Screen mit jeder Menge Fernsehspots, in denen der hier nicht genannt sein Sollende seine übliche Rolle spielt. Und in erfrischender Ehrlichkeit fragt eine Zeile unter all den kleinen Screenshots, ich zitiere:
Probleme beim Betrachten der Spots?
Danke der Nachfrage, aber ich hab'n Eimer dabei.

Und nun genug davon. Wer künftig seine Ruhe vor dem hier nicht namentlich Erwähnten haben will, möge diesen Blog besuchen. Auch weiterhin ist er für mich uund treue Leser der, dessen Namen wir nicht nennen. Versprochen.

Knickprosa

Von Gastautor Monsieur Porneaux

Es war schon immer schwierig, Gedichte zu schreiben.

Immer diese Forderung nach Reim oder wenigstens Stabreim, nach Hebungen und Versform gar, kurz: es ist ein mühsames Geschäft.
Die deutschen Expressionisten nahmen sich vor 1oo Jahren der Sache an und verwarfen einfach all diese Regeln - heraus kam, wenn’s gut ging, durchaus achtenswerte Poesie, was aber daran lag, dass die Autoren eben genau wussten, was sie taten.

Es scheint sich bei Texten übrigens ähnlich wie bei Zeichnungen zu verhalten, über die Thies’ und mein alter Zeichenlehrer bemerkte,
"Zeichnen ist wie Politik: wenn man eine Tatsache verdrehen will, muss man diese Tatsache vorher sehr gut kennen."
Womit er sagen wollte: wenn man eine Hand zeichnerisch abstrahiert darstellen will, muss man sehr genau wissen, wie eine Hand eigentlich aussieht und man sollte sie auch realistisch abbilden können; erst dann sollte man sich der Aufgabe stellen, eine Hand abstrahiert darzustellen.
Anders gesagt: man sollte die Regeln kennen und beherrschen, bevor man sie bricht.

Zurück zur Poesie.
So richtig schlimm wurde es mit dieser Form der von den Expressionisten propagierten regellosen Dichterei eigentlich erst in den späten 6o’ern/ frühen 7o’ern - ich erinnere nur an die Gedichte Erich Frieds: der größte Teil seiner Dichtung erregte zumindest in deutschsprachigen Gymnasien dieser Zeit entweder Betroffenheit (der Thematik der Gedichte wegen) oder aber verhaltene Heiterkeit (der fast durchweg misslungenen Form wegen).

Fried aber wurde kurz darauf durchaus scheinbar mühelos übertroffen von der damals noch im "Lucy Körner Verlag" verlegten Kristiane Allert-Wybranietz; vermutlich, da sich ihre Werke - anders als bei Fried - nicht um schwerwiegende politische Inhalte drehten (deren Aussage man damals in politisch korrekten Kreisen um keinen Preis in Frage stellte, daher die oben zitierte verhaltene Heiterkeit), sondern um einfache kleine private Alltagsbegebenheiten oder -sachverhalte, die durch die Form der sogenannten "Knickprosa" quasi "geadelt" werden sollten.

"Als Knickprosa", so führte ein mit mir befreundeter Literaturwissenschaftler aus, "bezeichnet man mehr oder minder kurze, gern auch grammatikalisch verschwurbelte Prosasätze, denen eine schwerwiegende Bedeutung auferlegt werden soll, indem man sie auseinanderpflückt und die einzelnen Satzteile oder Worte durch Zeilentrennung untereinandersetzt, um die Schwere der Gedanken zu betonen.
Die Autoren solcher Knickprosa kennen zumeist einfach keine andere Gedichtform und können nicht anders schreiben."

Als äußerst gelungenes Beispiel für solche "Knickprosa" möchte ich hier ein Gedicht von Frau K. Allert-Wybranietz einfügen:

Definitionssache

Wenn wir einander
verstehen, umarmen,
zusammen lachen und
traurig sind,

wenn wir unsere Nähe
als wohltuend empfinden
und manchmal den
Weg auseinander
nicht gerne gehen ...

Du
und ich ...
was ist das?

Liebe darf es nicht sein,
da wir offiziell
anderweitig verliebt
zu sein haben.

Ich muss gestehen, schon dieses kleine Beispiel zaubert ein zartes anzügliches Grinsen um meine Mundwinkel.
Es juckt einem ja geradezu in den maliziös zuckenden kleinen Zehnfingern, etwas nach gleichem Strickmuster herunterzuschreiben … ach was, ich probier’s mal:

Du und Ich

Ich
wollte
Dir die
Hand reichen …
doch Du
gabst mir
nur
die
Faust

Aaaaaaaaaaaaaaahhhhhh - - - jetzt weiß ich, warum manche Leute so schreiben müssen: es löst den Druck im Hirn.
Die Stimmen im Kopf beruhigen sich … die Schmerzen lassen nach …

Knickprosa, eben.
Von Leuten, die einfach nicht anderes können.
Für Leute, die einfach nichts anderes kennen.

Der dumme Hund ist tot, es lebe der dumme Hund!

Er hat einen neuen Namen (Euronics!)und eine neue Stimme, anscheinend die von Otto Walkes (oder einem Soundalike). Aber unerträglich doof isser immer noch. Hoffentlich schreiben sie ihm nicht auch noch einen Song.
Red Zac unmittelbar vor seiner Erschießung. So what.

Nicht frustriert

Berlin hat gewählt und die CDU hat verloren. Am Wahlabend fragte ein ARD-Journalist den Spitzenkandidaten der CDU, Herren Pflüger, wie frustriert er wäre. Und der stellte klar, er wäre überhaupt nicht frustriert.
Ziemlich genau so sah er dabei aus.

Trendsporting & Wordinventing

Vor bald zehn Jahren hingen in Hamburg Großplakate, auf denen für eine neue Sportart geworben wurde:
Stickwalking
Also am Stock gehen, klar. Tasächlich handelte es sich um Skilanglauf, nur ohne Ski, weil ohne Schnee. Der neue Sport setzte sich erst erst durch, als er einen neuen Namen bekam, der mehr danach als nach Arthrose klang:
Nordic Walking
Super, oder? In die oben erwähnte Kampagne gehört noch ein zweites Sportbund-Plakat, das mir Seilspringen schmackhaft machen wollte. Und zwar unter dem Namen:
Ropeskipping
Fehlt eigentlich nur noch ein noch ein Motivationsschub für alle Gelähmten, damit die swich nicht ausgeschlossen fühlen: Chairwheeling oder meinetwegen
Wheelchairing
Ach, Worterfinder, wisst ihr, was Ihr könnt? Fuckoffing.

Letzte Worte zum Thema Nassrasur


Die Klingeninflation bei Nassrasierern und das damit einhergehende Aussterben des am Lederriemen geschärften Rasiermessers dürften manchen Krimiautoren in Verlegenheit gebracht haben: Der plötzlich aufscheinende Lichtreflex auf einem in der Dunkelheit daliegenden Mehrfachklingenscherkopf ist nicht halb so bedrohlich wie auf einem guten alten Rasiermesser, das von ruchloser Hand ergriffen und mit eben erwähntem Blitzen geöffnet wird.
Und der dann folgende Mord geht mit dem neuen Gillette Fusion eben auch nicht mit einem schnellen beherzten Schnitt vonstatten – das Ganze ist ein eher zeitraubendes Krätzeln und Schaben. Immerhin: auch die seltenen, ganz kleinen Ratscher im Zuge einer neumodernen Nassrasur bluten ausdauernd wie Sau. (Frauen haben mir bestätigt, Gleiches gelte auch bei der Rasur von Beinen und Bikinizonen, den Trick mit den kleinen Toilettenpapierstückchen zum Blutstillen kannten sie übrigens nicht.)
So, genug davon. Ich mach Schluss.

TNT = Trinitrotoluol

Wieder mal falsche Post im Briefkasten, wieder mal abgestempelt durch TNT / post, und darunter steht netterweise die Nummer der Hotline: 0800 - 456 0000. Leicht zu merken – um sie am besten gleich wieder zu vergessen.
Denn nach sechsmaligem Klingeln ertönt ein weiblicher Automat:
Willkommen im Voice Mail System.
Ansonsten Stille. Und etwa fünf Sekunden später werde ich gleich nochmal begrüßt:
Willkommen im Voice Mail System.
Wieder kein Piep. Und weitere fünf Sekunden später dann der Abschied.
Vielen Dank und auf Wiederhören.
Also Vorsicht bei TNT: Man möchte explodieren.

Nachtrag zum Thema Nassrasur

Von Gastautor Monsieur Porneaux

Da sich Herr Thiessen ja schon auf’s Schönste zu diesem Thema geäußert hat, möchte ich eigentlich nur einen kleinen Link zur Nassrasur nachschieben, der das Thema allerdings etwas … na, sagen wir mal … weiter fasst.


Auf der amerikanischen Website für den Philips Bodygroom erscheint ein jüngerer Mann, der die Vorzüge der Ganzkörperrasur mit einem Rasierer preist, dieses aber auf eine unverschämt gute Art - man kommt gar nicht umhin, alle Links auf dieser Site anzuklicken …


Das Ganze findet sich hier:
KLICK!

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Nachtrag zum Nachtrag: wie fad im Vergleich dazu die anderen Länder dieses Produkt bewerben, findet man auf dieser Website, auf welcher man die Werbung für diesen Rasierer im internationalen Vergleich ("Please select the appropriate country and language") aussuchen kann:
KLICK!

Dümmer wie gedacht.

Die Hamburger Morgenpost schreibt heute:
Um die Uraufführung von "Ulrike Maria Stuart" ist ein Streit entbrannt. Die Publizistin Bettina Röhl sieht in dem Drama von Elfriede Jelinek, das das Verhältnis der RAF-Teroristinnen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin thematisiert, ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. Meinhof ist die Mutter von Röhl. "Was Jelinek über Mutter Meinhof liefert, ist historisch, wenn ich es so positiv als möglich ausdrücken darf, ein einziger Schmarrn", sagte Röhl dem Hamburger Abendblatt.
Also, zusammengefasst: Die Morgenpost zitiert das Hamburger Abendblatt zitiert Bettina Röhl kritisiert Elfriede Jelinek schreibt über Ulrike Meinhof. Und übrig bleibt, wenn ich das positiver wie möglich ausdrücken will, einzig die Frage, wer da grammatikalisch falscher als wie möglich pup... pardon, publiziert?

Meine kleine Geschichte der Nassrasur

(Klären wir zuerst mal überflüssige Kalauer, um im weiteren Verlauf nicht mehr daran denken zu müssen: Tatsächlich finden sich in meinem Bekanntenkreis die Eheleute Birgit und Holger Nass, und tatsächlich ist Birgits Mutter sogar Friseurin, allerdings haben alle drei mit der folgenden Geschichte nichts, rein gar nichts zu tun. Nach einem kleinen schmutzigen Lächeln also nun zur Sache:)

Schmerzhafter Einschnitt
Ich war wohl etwa vier oder fünf Jahre alt, als mein Vater, wie regelmäßig auch zuvor und danach, mich zum Herrenfrisör*Karl Vollmer mitnahm, wo ich meinen Mecki** und mein Vater seinen Fassonschnitt bekam. Naturgemäß waren meine Haare schneller geschoren als die meines Vater geschnitten und ich langweilte mich noch ein paar Minuten auf dem Stuhl neben dem Eingang. Neben mir auf der niedrigen Fensterbank lag ein merkwürdig langes Taschenmesser herum, dessen Klinge sich mühelos ausklappen ließ. Ebenso mühelos auch glitt sie in die Kuppe meines Daumens, den ich neugierig hatte darüber streichen lassen.
Vielleicht hätte ich es wissen können. Schließlich hatte ich schon oft und immer fasziniert zugesehen, wie Karl Vollmer das Rasiermesser am Lederriemen schärfte, um dann mit gezielten Schwüngen den Schaum aus dem Gesicht seines Kunden zu wischen. Und hinterher war die Bartstoppeln weg – egal, jetzt wusste ich es, und ich begann erst zu bluten und dann zu weinen. Dafür bekam ich ein dickes Pflaster und eine Ohrfeige. Sie war schmerzhafter als der Schnitt, der Schmerz allerdings flaute schnell ab, während der Daumen einige Tage brauchte um abzuheilen.
Zu Hause wurde nicht nass rasiert. Mein Vater hatte einen knubbeligen Remington auf dem Waschtisch liegen, später einen Braun. Und die Mode der rasierten Damenwaden war bei uns auf dem Lande noch nicht angekommen. Bis zum ersten eigenen Bartwuchs verfolgte ich also die Weiterentwicklung der Nassrasurtechnologie hin zur Wechselklinge nur in den Werbepausen des ARD Vorabendprogramms***, wo sich ab und zu unter metallisch schleifendem Geräusch zwei Schwerter zum Logo der Firma Wilkinson Sword kreuzten. Eine andere beworbene Marke – die übrigens heute zu Wilkinson gehört – warb später damit, dass die Klinge besonders leicht auszutauschen wäre – dennoch hatte der Name Schick Injector für mich weiterhin einen deutlich medizinischen Beiklang. Der Name Gilette sagte mir gar nichts.

Nullwachstum

Zu meinem großen Bedauern setzte mein Bartwuchs erst recht spät ein. Mein Vater meinte zwar, ich solle doch froh sein, mich noch nicht jeden Tag mit dem Rasierer rumärgern zu müssen, doch ging es natürlich weniger um den Bartwuchs als um das, was er symbolisierte, wofür er stand. Während andere aus meiner Klasse bereits sorgfältig gehegte Einzelhaare, ja teils gar Büschel im Gesicht trugen, sang ich noch Sopran im Schulchor. Als die sich schon regelmäßig alle paar Tage rasierten, kriegte ich den ersten Flaum am Sack. Und im Jahr der Klassenfahrt, als Wolfgang H. und Birgit E. im Jugendherbergsbett über mir miteinander bumsten****, wurde ich beim Oberstufenball von einem mir interessant erscheinenden Mädchen mit den Worten weggeschickt, ich hätte mich wohl geirrt, dies wäre nicht der Unterstufenball.

Kleben zu zweit
Kaum drei Jahre später war es so weit. Ich studierte bereits in Hamburg und ließ mir überglücklich – endlich – eine Art Bart wachsen, der allerdings, wie sich bald zeigen sollte, erstens struppig-borstig war, zweitens dank diverser Wirbel in verschiedenste Richtungen spross und das drittens in einem merkwürdige Rotorange. Richtig fies. So fies, dass ich mir einen Nassrasierer zulegte, einen Gillette G2 Tandem mit zwei Klingen. Die Werbung hatte mich überzeugt:
So glatt, so gründlich, / so gründlich, so glatt, / weil der G2 zwei Schneiden hat.
Der G2 Tandem / so gründlich, so glatt, / weil der G2 zwei Schneiden hat.
In Wahrheit rasierte das Ding so dermaßen gründlich, dass ich die Schnittwündchen in meinem Gesicht nach jeder Rasur mit kleinen Toilettenpapierstückchen bekleben musste, was mir das Aussehen eines menschlichen Fliegenpilzes verlieh und es unmöglich machte, vor Ablauf von etwa 30 Minuten (Trockenzeit) auf die Straße zu treten.

Schläft ein Lied
Nach dem Studium arbeitete ich in einer Werbeagentur – pikanterweise für Philips Trockenrasierer – und las in einer Werbefachzeitschrift, der neue internationale Claim von Gillette laute auf Englisch:
Gillette. The best a man can get.
Ich stelle mir auch heute noch manchmal vor, wie der zuständige deutsche Werbetexter diesen Satz unter vielen Seufzern und Wutschreien in singbare Form gebracht hat – Inhalt war offenbar nicht gefordert:
Du siehst gut aus, / man sieht’s Dir an, / Du hast es weit gebra-hacht. //
Und wir geben Dir, / was Dich erfolgreich ma-ha-hacht. //
Vom Vater zum Sohn, / so war es immer scho-o-on: //
Gillette! Für das Be-heste im Mann!

Der neue Jingle******* jedenfalls überzeugte genauso wenig wie die weiteren marginalen Verbesserungen am Zweiklingenrasierer.
Ob das Ding nun plötzlich Sensor Excel hieß oder einen LubraStrip bekam.
Die federnd gelagerten, einzeln aufgehängten Klingen ließen mich weiter bluten, und der Seifenstreifen darüber war meist schon nach dem ersten Duschen aufgeweicht und weg. Mangels Alternativen blieb ich dennoch bei Gillette. Wiederholte schmerzhafte Selbstversuche hatten bewiesen, dass die anderen auch nicht besser waren. Zumal der Klingenhalter selbst mich ja an die Marke band. Andere Marken waren nicht kompatibel.

Aller guten Klingen
Ende des 20. Jahrhunderts, endlich, war es soweit. Gillette brachte den Mach3 auf den Markt. Drei Klingen drängten sich nun in der Halterung und auf den Rasierermarkt. Der Klingenhalter war wie üblich konkurrenzlos günstig, ich kaufte und war glattweg überzeugt. Seither kaufe ich die teuren Mach3-Klingen, wobie ich zugebe, bei dem Preis würde ich sie lieber klauen. Und weil das vielen so geht, gibt’s die Klinge in Supermarkten auch nur direkt an der Kasse...

Bietet jemand mehr?
Als ich mich fragte, ob die Klingenzahl noch zu steigern wäre, gab mir Wilkinson Sword sogleich die Antwort mit einem Rasierer, der war laut Werbung so scharf, dass er hinter Gittern muss. Hab ich auch gleich nicht gekauft. Ist doch eklig, die kleinen klebrigen Bratstoppeln, die da hinter den Schutzdrähten klemmen und mit Hochdruckwasserstrahlen entfernt werden müssen, solange sie feucht sind. Erst mal angetrocknet, bilden sich hier unter Umständen Erreger übler Hautkrankheiten.

Gillette konterte mit einem Mach3-Modell mit eingebautem Vibrator, das mir übrigens meine Frau geschenkt hat. Es wirkt. Wobei: Muss ich das jetzt nicht hat bald wieder Elektrorasierer nennen? Bzw, ist der neue Braun******, den ich unter Dusche abspülen und auch mit Schaum benutzen kann, vielleicht schon ein Nassrasierer?

Inzwischen jedoch, gegen Ende des Sommers 2006 stehe ich wieder vor der Frage, ob ich mich noch mal steigern soll: Gillette hat den Fusion auf den Markt gebracht. Mit sageundschreibe fünf Klingen und einem Langhaarschneider auf der Oberseite.
Ich denke, nein. Ich bin jetzt 48 und da sollte man nicht mehr ständig was Neues ausprobieren müssen wollen. Vor einem Modell Kubik mit 2 hoch 3 = 8 Klingen fang ich gar nicht erst an, über einen Klingenwechsel nachzudenken...


*Damals, Anfang der 60er Jahre schrieb man noch „Herrenfrisör“, während der für Damen bereits eleganter und der „Friseur“ war.
**Heute fast vergessene Bezeichnung eines recht radikalen Kurzhaarschnitts, ausgeführt mit einer Art Rasierapparat, der über ein langes, in der Art von Duschschläuchen mit einer Metallschnecke ummanteltes Kabel mit Strom versorgt wurde, an dem der Rasierer übrigens auch von der Decke hing. Die Bezeichnung „Mecki“ dürfte von der HörZu-Werbefigur herrühren, einem Igel gleichen Namens.
***Mir ist bewusst, dass sich manche noch an die Zeit vorm Privatfernsehen erinnern, die nun auch schon über 20 Jahre her ist. Aber es gab sogar eine Zeit vorm Werbefernsehen, ja sogar eine Zeit vorm ZDF...
**** vulgo: poppen

*****Jahre später hab ich mit einem Freund auf die vorhandene Melodie einen leicht variierten Text gesungen, für den wir bei Stadtteilfesten und ähnlichen Veranstaltungen viel Gelächter ernteten:
Du siehst gut aus,/ man macht Dich an, / Dir wird es leicht gema-hacht. //
Und wir geben Dir, / was Dich ganz sicher ma-ha-hacht. // Vom Vater zum Sohn, so war es immer scho-o-on: //
Kondom, für das Fe-heste am Mann!
******Eigentlich egal: Braun gehört Gilette, und Gilette gehört Procter und Gamble.

(Für noch weiter gehende Informationen auch zu den einzelnen Marken und ihren z.T. immer wahnsinniger werdenden Produkten benutzen sie bitte die Links. Und Danke fürs Durchhalten.)

Der Papst kommt und es fehlt etwas …

Von Gastautor Monsieur Porneaux



Ende der Woche kommt der Papst nach Deutschland und die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG gibt wertvolle Hinweise, wie man sich ihm gegenüber zu benehmen hat, wenn man ihm so ganz zufällig über den Weg laufen sollte.

Der Autor des Benimmartikels, Daniel-Dylan Böhmer, allerdings kommt mit dem titelgerechten Kürzen der im Text vom Theologen August Heuser ("Sie sind Professor und forschen über Etikette in der Kirche") verkündeten Passage des Interviews

"Dann sollten Sie niederknien und seinen Ring küssen"

nicht so ganz zurecht, vielleicht aufgrund der dieser Aussage folgenden vollends hinreissenden Sätze: "Natürlich nicht wirklich - wie beim Handkuß für eine Dame führen Sie die Lippen nur unmittelbar vor den Ring. Dann sollten Sie Ihrer Freude Ausdruck verleihen, ihn zu sehen, und dann sollten Sie abwarten" …

Obschon - vom Mit-dem-Schwanze-Wedeln und Stöckchen-Werfen ist im Artikel nicht die Rede.

Meine Lieblingskampagne heißt Haspa.

Doch: ich freue mich auf jedes neue Motiv .

Meine Bank heißt HaspaMeine Bank heißt HaspaMeine Bank heißt Haspa

Gerade die Einfachheit der Idee und die manchmal auch banale Konsequenz in der Umsetzung macht die gesamte Kampagne – meiner unwesentlichen Ansicht nach – durchaus vergleichbar mit Klassikern wie beispielsweise Absolut Wodka. Fragt sich natürlich, ob die Haspa so lange durchhält wie Absolut. Es gibt reichlich Gemeinsamkeiten: Es gibt bei beiden Kampagnen auch deutlich schwache Motive, beide Kampagnen werden zitiert und beide Kampagnen werden auch parodiert – wobei ich die Parodien auf Absolut fast schwächer finde als das "Haspa-Motiv", dessen Urheber mir leider nicht bekannt ist.
Ich frag mich bloß: Spricht eine gute Parodie eigentlich für oder gegen das Original?

Quoi?

Wer hat Christopher Lambert eigentlich diese Frisur verpasst?Die Grafik "http://www.peplums.info/images/40vercin/020.jpg" kann nicht angezeigt werden, weil sie Fehler enthält.
Ein französischer Filmkritiker hat es herausgefunden:
Vercingétorix fut assassiné une seconde fois. Par qui?
Par Jacques Dorfmann et Christophe Lambert,
accusent à peu près unanimement la critique et,
sur les forums, le public...
Womit zumindest erklärt wäre,
wieso nur ein kleines unbeugsames Dorf in Gallien....