Reise in mein Kino-Altertum

In diesem Post, geschrieben im April 2012, habe ich auf Kikis Frage geantwortet, was mein erstes Kinofilmerlebnis war. Prägend war auf jeden Fall die echt gruselige Medusa.

Ist das nicht ein schön gemalter Hintergrund?

Und von dieser Medusa kann man doch träumen, oder?
Bzw. muss man, wenn man sechs Jahre alt ist.
Ich habe also noch mal eine bisschen recherchiert und endlich, endlich den Film gefunden, er heißt im Original Perseo l'invincibile und ist ein Sandalen-/Monsterschinken von 1963.


Wer mehr sehen will: bei Youtube gibt's auch noch einen Ausschnitt daraus (grrrrusel...).

sad face: book depreciation

Veröffentlicht ausgerechnet auf einer facebook-Seite, lädt dieses heitere interaktive Spiel zur Börsenspekulation ein.


Der Haken: wer den Aktienkurs von Zuckerberg richtig tippt, gewinnt eben auch nur Aktien von Facebook.

Kinowerbung!

Heute läuft "Chico & Rita" in den dutschen Kinos an. (Höchste Zeit!) Das ist ein Animationsfilm, der sich um Jazz und Kuba dreht und aussieht, als wäre er von Jacques de Loustal gezeichnet.


Ist er aber nicht. Mariscal war's. Wobei ich den Verdacht nicht loswerde, dass der Regisseur Loustals Comic "Besame mucho" aus dem Jahr 1989 mindestens kennt.

Und das ist erst der Titel...

Na und wenn?

Gucken.  

Urheberrecht: Obstbauern verklagen Computerkonzern

(Jork/Eigener Bericht) Erbost und auch angeregt durch den Urheberrechtsstreit zwischen den mit dem Unternehmen Apple und Samsung, in dessen Verlauf dem iPhone-Hersteller aktuell 1,05 Millarden Dollar zugesprochen wurden, klagt jetzt der Obstanbauerverband im Alten Land / Niedersachsen gegen den Konzern aus Cupertino.

Ähnlichkiet: Verblüffend, aber auch verdächtig?

Wie Pressesprecher Heinz Wöhlert in einer improvisierten Konferenz im Festsaal der "Alten Traube" in  Jork sagte, habe man sich nach sorgfältigen Überlegungen zu diesem Schritt entschlossen: "Wir haben uns das jetzt lange genug angeguckt. Die Herren in Kalifornien haben ihr Logo und sogar den Namen von uns geklaut, und nur, weil wir so lange stillgehalten haben, werden die demnächst wohl uns vor den Kadi zerren. 

iPad, ca. 2010;  Schiefertafel, ca. 1959
Wahrscheinlich glauben sie, wenn sie mit ihrer elektronischen Schiefertafel durchkommen, klappt das auch bei uns. Aber so nicht, meine Herren! Da schieben wir jetzt einen Riegel vor!" Zum Streitwert äußete sich Wöhlert nur mit "Kein Kommentar."

Perspektiven der Werbegestaltung (Ein Klagelied)

(1. Strophe:) In meinem Bücherregel habe ich einen vor ca. 50 Jahren von Hand gebundenen Leinenband, in dem der damalige Besitzer Hilfen und Handreichungen aus der Fachzeitschrift "Der Polypgraph" versammelt hatte. Dieses zweiziegelschwere Buch bündelt jede Menge guter Gestaltung, die sich zwar selten durch kreative Ideen auszeichnet, aber fast immer durch perfekten Einsatz von Typografie, Illustration und Farbe. Selbst traurige Aufgaben wie Todeanzeigen sind erfrischend und erfreulich klar und sauber gelöst.
Und zwar von Menschen, deren Beruf inzwischen ebenso gestorben ist wie sie selbst, nämlich Schriftsetzern. Im Museum der Arbeit in Hamburg kann man letzten Überlebenden (und einigen Wiederbelebenden) an Montagabenden dabei zusehen, wie sie mit Bleilettern und an alten Maschinen immer noch Beachtliches gestalten.
Wie gesagt, es gibt keine Schriftsetzer mehr.
(Refrain:) Das erledigen heute Mediengestalter am Monitor.

(2. Strophe) Während meines Studiums, vor über 30 Jahren, durfte ich an einer Betriebsbesichtigung der Albert Bauer KG teilnehmen. Besonders beeindruckt war ich von einem ältren Herrn, der vor dem großen Foto einer Frau im Bikini saß, die sich am Rande eines Swimmingpools rekelte.
Er malte ihr mit einem hauchdünnen Pinsel die Hüften schmaler, denn schließlich sollte sie für Coca-Cola Light werben. Dieser Mann war eine Aufsichtsvorlagenhersteller, in diesem Fall eine Positivretuscheur.
Die gibt es auch nicht mehr.
(Refrain:) Ihre Aufgaben erledigen heute Mediengestalter am Monitor.

(3. Strophe:) In der ersten Agentur, die mich beschäftigte, lernte ich, unter anderem, dass es eine ganze Horde von Zulieferanten – Betrieben oder Einzelpersonen – gab, die z.B. das Layout einer Anzeige dem angestrebten Eindruck möglichst nahe brachten. Da war ein Mann, der in Schwarzaufweiß belichtete Zeilen auf Fotopapier entgegennahm – die übrigens aus einer Fotosetzerei kamen – und sie so weiterverarbeitet, dass wir sie in der gewünschten Farbe durch Rubbeln auf die Fotoabzüge platzierten, die den Hintergrund der Anzeige bildeten. Bei Philips Trockenrasierern war dieser Hintergrund z.B. eine Art Weltraum mit Neongitterlinien, (inspiriert wohl durch den Film "Tron",) der uns von einem Airbrush-Illustrator geliefert worden war.
Die Fotosetzerei ist pleite, der Rubbelbuchstabenmann macht keine Rubbelbuchstaben mehr (– er steht nicht mal bei Wikipedia –) und wenn ich einen Weltraumfond haben will – dann...
(Refrain:)
...erledigt das alles ein Mediengestalter am Monitor.

(Finale:)
Ja, die Vertreter dieses Berufes haben viel zu tun. Bedenkt man, dass sie auch noch schlecht bezahlt werden, müssen sie also richtig viel (und alles auf einmal) arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Da kann man schließlich nicht auf alles achten. Zum Beispiel auch nicht darauf, ob drei Kaffekannen auf einem montierten Bild wenigstens vom gleichen Kamerastandpunkt aus fotografiert wurden.
Zeitgenössische Warenpräsentation, ca. 2011

Wurden sie nämlich nicht.
Bei der hinteren Kanne stand die Kamera etwa auf Tischhöhe, bei der mittleren etwa auf Höhe der Kannenoberkante, und bei der vorderen Kanne gucken wir von oben drauf. Weshalb es so aussieht, als wären die Kannen, von hinten nach vorn, immer weiter dem Betrachter entgegengekippt.
So gesehen ( – wenn man's sieht – ) gibt es kein Grafik_Design mehr.
(Refrain:) Das haben an Ihren Monitoren die Mediengestalter erledigt

(Rezitativ:) Liebe Mediengestalter! Ich weiß ja, Ihr könnt nichts dafür. Ihr seid nur Opfer und Ergebnis der Verhältnisse... also nicht böse sein, Mediengestalter... ...nur vielleicht ein-, zweimal mehr vom Monitor hoch und zur Wirklichkeit hingucken.

...das wäre lieb von euch...



...um der alten Zeiten willen...


...oder auch nur so...

(Schmelzendes Geigensolo und melncholisch tröpfelndes Klavier, langsam ausblenden.)


Top secret: der Erlkönig von Audi

Zum ersten Mal im Bild: Der neue Audi Undefined
Ausgerechnet bei facebook fand mein Gewährsmann und Informant H. Südkurv (Name geändert) diese Bestätigung des neuesten Streichs der Ingolstädter Edelschmiede: Das neue Modell wird exklusiv bei Auto Wichers in Hamburg erhältlich sein. Es heißt Audi Undefined und ist damit offen für alle Zielgruppen. Über unwesentliche Details wie Preis und Leasingraten ist noch nicht bekannt.
(Danke, H. Südkurv.)

Neuer Lieblingswitz (– und selbst erdacht)

Konfirmationsfeier. Die Oma fragt den Konfirmanden, während sie ihm großmütterlich-warm die Hand drückt: "Und, mein Junge? Du bist ja nun schon fast 15. Weisst du denn schon, was Du später mal machen willst?"
Der Junge antwortet: "Irgendwas mit Medien."
Die Oma stutzt kurz und sagt schließlich beruhigt: "Naja, wenigstens bist du nicht homosexuell."
 

Der sommerliche Kochtipp

Dann haut mal rein!
Entnommen aus: "Handbuch der Gemeinschaftsverpflegung", Herausgegeben 1959 vom Bundesfachverband Werksküchen, Kasinos und sonstige soziale Versorgungsbetriebe

Ruhiger Abend, unruhiges Blatt

© Thies Thiessen 2012

Bitte nicht lächeln:

Weil mein Personalausweis demnächst abläuft, musste ich neue Bilder machen. Und weil die biometrisch sein sollen, wollte ich kein Geld für den vergeblichen Versuch mache, ein schönes Bild vom Profi fotografieren zu lassen.
Ich meine, wozu gibt es Fotofix?
Für alle, die noch nicht diese Erfahrung gemacht haben, hier nochmal die Regeln: :
  • Gerade sitzen und den Kopf gerade halten. 
  • Frontal in die Kamera gucken.
  • Nicht an die Wand der Kabine lehnen. 
  • Keine Kopfbedeckung aufsetzen. 
  • Mund zu! Und nicht lächeln.
  • Sechs Euro einwerfen.
Fertig? Los geht's!

Und? Welches soll ich abgeben?


Endegelende

Das folgende Gedicht gehört übrigens zu den Laut-zu-lesenden:

Selbst bei barmherzig Lügenden
Hört stets man nur die Rügenden,
Nur die entrüstet Tobenden.
Und nie, nein, nie die Lobenden!

Wer rühmt denn die Sachspendenden,
Die Freundlichkeiten Sendenden,
Gar Geld und Gut Verschwendenden?
Sie helfen den Verendenden!

...

Gibt's drum ein Jahr der Pflegenden?
Nein!
Nur den
(Tag der hin sich Legenden...)




Haben wir zu viele Dimensionen?*

Um das mal klarzustellen:
Jeder, aber auch wirklich jeder Film, bei dem ich sich Bewegendes im Kino oder auf dem Bildschirm angucke, ist mindestens dreidimensional. Zu der Fläche, auf der sich das alles abspielt, kommt nämlich die Dimension Zeit, ohne die der Film, nun ja, nicht wirklich vorankäme. Selbst eine noch so dramatische Szene aus (beispielsweise) "Die Hard" wäre eher fad.
Hier der Beweis.


So. und nun gucken wir mal, was passiert, wenn die Dimension Zeit (im Film, wohlgemerkt) weggelassen wird und lassen fünf Minuten (in der von uns vermuteten Wirklichkeit natürlich) vergehen. Und?


Nix und. Womit speziell dieser Film wohl einen neuen deutschen Titel bräuchte:
"Stirb seeeeeeeeeehr langsam bzw. ebendochnicht"

Zeit macht also durchaus Sinn. Und so verdient jedes Bewegtbild um an den Anfang zurückzugehen, jede Menge Marketinggeschwurbel: Wow! In 3D!

Seit ein paar Jahren aber gibt es im Kino jede Menge Filme, die von 3D sprechen, mit der dritten Dimension aber den Raum meinen, also die Illusion, das eigentlich auf eine flache Leinwand projizierte Geschehen gewönnen nun an räumlicher Tiefe.

Gut, stimmt. Tut es. Aber.
Am Wochenende war ich nämlich mit meinem Sohn in ICE AGE 4. Und sieh da: So was von räumlich. Da reckte sich mir der riesige Rüssel eines Piratenschweins entgegen. Da fiel ein Faultier so was von tief in einen dermaßen gähnenden Abgrund. Da stand ganz vorn ein Mammut und plauderte, während ganz weit hintenweg Felswände einstürzten, und Schwerter, Eisblöcke, Haselnüsse wurden uns stets und ständig in Zeitlupe um die Ohren gehauen, dass mich schwindelte.

Ganz vorn beim Blödsein: Scrat
Das Sonstige, also die Handlung, nun ja, die war eigentlich wurscht. In jeder Szene war spürbar, wie sich die Drehbuchautoren irgendwelchen Kram aus dem Dschungelbuch, 2012, Piraten der Karibik und Otto Waalkes’ Bühnenrepertoire zusammengeklaut hatten, um sie halbwegs irgendwie um die drei- (also eigentlich vier-)dimensionalen Sensationen herumzumontieren. Kurz: Konstruierte Bilder führen zu einer konstruierten Handlung. Da bewegt sich etwas ganz entschieden, nur mich bewegt es nicht. Womit ich die raumgreifende Kurve zum Titel dieses Beitrag genommen habe.

Wird alles immer flacher, je mehr Dimensionen wir kriegen?
Ich empfinde das so. Und so geht es mir in letzter Zeit oft – leider, leider nicht nur im Kino.


*Die Überschrift zitiert übrigens F.W. Bernstein, einen der größten deutschen Lyriker und Zeichner. 

Die drei im Bus: All the world's a stage.

Es ist ja nun nicht so, dass die drei jungen Menschen, die mir im 179er Bus Richtung City Nord schräg gegenüber saßen (protokolliert hier), geschwiegen hätten. Beileibe nicht. Bis zu ihrem Ausstieg an der Haltestelle Alsterdorf unterhielten sie sich. Laut.
Ich hab die wichtigsten Teile dieses Gespräch in diesen Gedächtnisprotokoll (im Wortsinn) aufgezeichnet.
© 2012 (für die Zeichnung) Thies Thiessen

Falls jemand von Euch dieses Gespräch laut vorlesen oder auf auch auf einer Bühne mit Schauspielern  inszenierhn möchte: der möge die ersten acht Bilder mehrmals hintereinander lesen und dabei die Reihenfolge der Bilder variieren. Auf diese Wiese entsteht vielleicht eben der (von mir wahrgenommene) Eindruck eines nicht enden wollenden Rundgesangs, in dem sich die quengelnde hohe gelbe Stimme, die entschlossen genervt blaue und das kurz angebundene, dennoch quäkende Rot zu einer schönen Gesamtkomposition dramatisch verdichten.

Also, ans Werk, Regisseure! Ganz, wie es Euch gefällt.

Einkaufszentren und Demografie

Jeder weiß, Deutschland wird älter. Was wenige wissen: der Hamburger Stadtteil Poppenbüttel ist jetzt schon alt, will sagen, hier ist der Prozentsatz alter Menschen am höchsten in Hamburg.
Eigentlich fast verwunderlich, dass ein großes Hamburger Einkaufszentrum erst jetzt auf den Gedanken gekommen sit, sich dieser interssanten Zielgruppe – nämlich den letzten Rentnern, die noch nennenswerte Rente kriegen – noch ein bisschen entschiedener anzunähern.


Im Herbst dieses Jahres wird, so Gerüchte, das Einkaufzentrum komplett mit Rollstegen und Treppenliften ausgestattet, schon heute kann der aufmerksame Betrachter erste, unauffällige Veränderungen in der Eingangszone erkennen.

Erfreulich, dass auch mal jemand an die Älterne denkt.