Haspa Harburg: Neue Wege im Marketing

Alle Anführungszeichen abführen!!!*

Die Shell-Station in "Poppen"büttel hat seit einiger Zeit einen Kleingeldannahmeundwechsel-Automaten für €uro's an der Kasse stehen, der "offenbar" etwa's erklärungsbedürftig ist. Deswegen hat ein engagierter Mitarbeiter oder gar "der" Chef diesen "Zetttel" d'raufgek'lebt.

So sieht das dann aus:



*Und alle Deppenapo'strophe sowieso!!!

Enjoy difference, understand bahnhof.

Pro Sieben, der jährlich einmal ganz doll fürs Gute engagierte Fernsehsender, lädt alle seine Zuschauer auf eine Extra-Website zu einer *virtuellen Menschenkette ein, wo jeder irgendwas mitteilen darf, was – weil nur im Web zu sehen – auch nicht weiter auffällt, geschweige denn -rüttelt. 
Ich seh auch gerade, das dazu gehörige, voll niveauvolle Fernsehprogramm  ist schon vor drei Wochen verstrahlt ausgestrahlt worden. 
Und wenn ich jetzt bedenke, wie vor Jahren Schwestersender SAT 1 mit seinem Claim "Powered by Emotion" auf die Fresse fiel, der von Befragten missverständlich mit "Von Gefühlen gepudert" oder gar "Kraft durch Freude" übersetzt wurde, dann ist die Pro-Sieben-Aktion auch schon ganz und gar wurscht bzw. andersrum.
Or so, isn't it?

*Da will ich auch gar nicht erst hinverlinken.

Neue Wörter (Folge 41)

Mein Sohn sollte gestern den Müll wegbringen, was ihm wegen der paar Feiertage nicht leicht wurde, waren doch alle ... "wie heißen die Dinger noch mal" ... die waren jedenfalls voll, die ... "ich komm nicht drauf, wie die heißen" ... "ach ja, jetzt hab ich's:"
Kanübel
Wobei er auf Nachfragen darauf bestand, sie würden mit "y" geschrieben, also
Kanybel
Auch nicht schlecht.

Grammatistik und Orthogravieh.

Was war eigentlich am 12./13. April bei der Mopo los? Hier hatte ich ja schon  einen schon sehr uninteressanten Blödsinn gefunden. Aber der hier, vom gleichen Tag, ist auch nicht schön – erfahren wir doch, dass Logistik, Logik und sogar Logitik alle ein und dasselbe ist bzw. sind.

Ich will ja nicht zu kritistisch erscheinen, aber statitisch betrachtet, ist der Begriff "Journalistismus" auf die Hamburger Morgenpost bezogen, nur noch ein stitinkender Euphemist.

Die Dativ-Mörder: Jetzt auch der Spiegel.

Gerüchteweise höre ich, dass sich das Nachrichtenmagazin Der Spiegel doch (im Gegensatz zu vielen konkurrierenden Blättern) immer noch ein Lektorat leiste. Es solle, so geht die Mär, Geschichten auf Sprachrichtigkeit überprüfen und im Bedarfsfall korrigieren.
Bei der Internet-Ausgabe, die es ja immer ein wenig eiliger hat, ist nun aber entweder gar keine Zeit mehr für eine solche Korrektur oder es gibt den Lektor hier gleich gar nicht mehr. Ist ja auch verständlich. Müssen hier doch brandaktuelle Agenturmeldungen oder gar selbstrecherchierte Enthüllungsgeschichten zackzack online gestellt werden, eh's wer anderes tut.

Und so konnte auch die Welt nicht warten auf eine sprachlich saubere Version der heißen Story, aus der wir erfahren, dass Popsängerin Rihanna den Ehemann von Katy Perry anfangs gar nicht mochte.
Dank des Spiegels ist es eh bald alles wurscht.

Mann wird älter.


Heute früh, ich stehe an der Spülmaschine und hole gerade die Müslischalen für unser Frühstück raus und summe ein Liedchen vor mich hin. Anfangs ohne Text, dann fallen mir nach und nach einzelne Zeilen des Refrains ein:
...wenn ich wiederkomm, dann bring ich Dir....
und:
...tausend Rote*, tausend Gelbe**, alle sagen Dir dasselbe...
Schließlich erinnere ich mich sogar, dass Rudi Carrell mal eine Parodie darauf gesungen hat.
Am Ende bin ich fast stolz, dass ich mich nicht an den kompletten Text erinnern kann.
Echt, wenn das so weiter geht, höre ich demnächst NDR1, Welle Nord.


* Sowjets? (Das Lied ist älter.)
** Rotchinesen

Sicher saufen? Marken kaufen!

Die BzgA (BunszentrahahlefüergesunndttlicheAufkleerunnk) veröffentlicht seit Monaten eine Kampagne, mit der junge Menschen vor dem Konsum von zu viel Alkohol gewarnt werden.
Hier ein Beispiel:
Da sieht man dann immer eine Reihe nett zurechtgemachter junger Leute, die trinken und Spaß haben – aber später Probleme.

Und warum?
Weil diese fröhlichen Zecher offenbar selbstgebrannten Schnaps und selbstgebrautes Bier trinken. Oder haben die etwa vorm Trinken alle Etiketten abgepult?

Qualitätsschurnalismus vs. Bloghype

Florian Quandt von der Hamburger Morgenpost hat die Haare schön.

Weil er aber auch die Augen schlecht hat, liest er was falsch. Dann liest er's richtig, und im Anschluss klärt er den Leser darüber auf, dass das Wort "Heros", wenn man ihm ein "e" hinzugibt, die Bedeutung "Helden" (= Heroes) kriegt.


Wow. Der weiß Sachen, der Herr Quandt: "Helden" heißt auf Englisch "Heroes".

"Held" heißt übrigens auf Lateinisch "Heros". Das weiß Florian Quandt anscheinend nicht  – das würde ihm ja auch die ganze brunzdumme Geschichte kaputtmachen.

Immerhin, dafür hat er die Haare schön.

Joy of sechs (revisited).

Schon vor bald fünf Jahren, als ich noch ein ganz junger Blogger war, rief ich in einem Post dazu auf, mir weitere Varianten zu dem alten Scherzklssiker zu senden, der danach verlangt, man solle einen Satz mit sechsmal dem Wort "Fliegen" hintereinander bilden. Wenn ich das richtig sehe, war und blieb ich ziemlich alleiniger Teilnehmer dieses Wettbewerbs. Na gut. Also bring ich's doch zu Ende.
Hier zum Abschluss dieses langfristig angelegeten Projekts noch einmal alle Beiträge:
Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.
Wenn hinter Robben Robben robben, robben Robben Robben nach.
Wenn gleich an Liegen Liegen liegen, liegen Liegen Liegen nah.

Wenn sich an Reiben Reiben reiben, reiben Reiben Reiben ab.
Wenn unter schweren Liegen Liegen liegen, liegen Liegen Liegen flach.

Wenn kannibalisch interessierte Grillen Grillen grillen, grillen Grillen Grillen kross.


Wenn in Finnen Finnen Finnen finnen,
finnen Finnen Finnen schwerst gefährdet durch Bandwurmbefall. 
Eine sächsische und damit nicht ganz die Regeln einhaltende Variante ist:

Wenn hinter Griechen Griechen griechen, griechen Griechen Griechen nach.
Phonetisch ebenfalls nicht ganz sauber ist diese Variante:
Wenn wie Russen Russen russen, russen Russen Russen gleich.
Und neu dazugekommen, weil mir eben erst eingefallen, ist:
Gesetzt den Fall dass Briten Briten brieten, briten Briten Briten durch oder englisch?
Ist das wirklich das Ende? Wer weiß...

Bildunterschriften à go go!

Unter dem Titel "Ich bin radikaler geworden" fasst das Hamburger Abendblatt vom vergangenen Sonnabend ein mehrseitiges Interview mit Günter Grass zusammen, das ich schon gleich gar nicht mehr lesen will, wenn ich die ersten beiden Bilder des Großdichters angucke und dann die – in ihrer Unangreifbarkeit und Beliebigkeit völlig verschmockten – Unterschriften dazu lese.



(Vermisst habe ich vielleicht noch Günter Grass als Der Teetrinker: "Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr hält den Körper von innen schön feucht", Der Kartoffelsalatzubereiter: "Wichtig ist, dass die Kartoffeln durchgekocht sind", Der Dichterdarsteller: "Manchmal kommt man vor lauter Interviews gar nicht dazu, was Vernünftiges zu schreiben".)

Mopo ermordet Dativ.

Hamburg (eigener Bericht). Zu einem besonders schlimmen Fall von Gewalt gegen Grammatik (unser Bild) kam es am 8. April 2011 in der Redaktion der Hamburger Morgenpost 2011...
Frage: Gegenüber wessen fand es eine Schießerei statt?
Antwort: Gegenüber des Kindergartens.

Hund im Holz

Gestern, bei einer Veranstaltung der Schule meines Sohns, konnte ich mich kaum mehr auf das Thema des Abends konzentrieren. Denn in den Holzpaneelen, mit denen die Bühne der Aula teilweise dekoriert ist, lauerte mir ein großer böser Hund auf. Ich hab ihn fotografiert, um seine Macht über mich zu brechen.
Ist das nicht ein schlimmes Biest?

Ford Wort

Heute hörte ich einen Funkspot eines Ford-Händlers. Dort wurde ein neuartiges Extra angepriesen, das mir die Tränen in die Augen trieb:
"Toter Winkel-Assistent".

Ich war jung und ich brauchte das Geld...

Vor bald dreißig Jahren hab ich studiert. Grafik Design. Und ich wohnte in einer 23qm-Einzimmer-Souterrain-Wohnung mit einem allen zugänglichen Clo auf dem Gang – will sagen: die Wohnung war ein Keller, durch den sich Heizungsrohre fürs Haus zogen, immerhin hatte ich zwei ebenerdige Fenster zu einem Hinterhof in der edlen Sierichstraße.
Ein Freund, der besser verdiente, entwickelte auf der Suche nach Geschäft die Idee, ein Buch über Hamburgs Geschichte herauszugeben, in dem sich altgediente Unternehmen selbst loben können sollten. Gegen Bezahlung, versteht sich.
Teil dieser Idee war auch, dass Grafik-Design-Studenten alte Fotos aus der jeweiligen Unternehmensgeschichte in Aquarelltechnik nachempfinden sollten. Einer davon war ich.
Dazu schufen wir eine besondere Arbeitsökonomie – über die ich heute erstmals spreche:
  1. Originalfoto auf dem Glastisch des SW-Zoomkopierers platzieren, 
  2. einen Bogen Aquarellpapier in den Papierschacht des Kopierers einlegen,
  3. größtmögliche Helligkeit einstellen,
  4. den "Start"-Knopf drücken und
  5. beten, dass es keinen Papierstau gibt,
  6. schließlich die Kopie nehmen und mit Aquarellfarbe, jawohl: anmalen.
Fertig. Dafür gab's es dann DM 150,–pro Bild.

Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen, wie dieses Beispiel zeigt.

Das fertige Buch, zu dem übrigens Altbürgermeister Herbert Weichmann ein Vorwort schrieb, habe ich längst auf Nimmerwiedersehen verlegt.


Aber wer will, kann es noch finden. (Ich hab's  mal gegoogelt und da war's auch schon.) Und auf Wunsch signiere ich dann auch "meine" Seiten. Für, sagenwermal, den Gegenwert von DM 150,– in €uro, um der alten Zeiten Willen.

Abgemacht?

Guter Rat an Werbetexter.

Mittlerweile weiß ja jeder, dass der Lada Nova und der Mitsubishi Pajero nur deshalb in Spanien floppten, weil No va nun mal "geht nicht" heißt und Pajero "Wichser".
Aus reiner Vorsicht also heißt ein Audi dann schlicht A4 oder ein Mercedes wird C220 benannt.
Aber Vorsicht, liebe Werbetexter und Namenfindebüros: Auch alphanumerische Kürzel können in die Gefahr kommen, dass der Verbraucher unerwünscht assoziiert.

(Tropfen oder Schlinge?)

Genau deshalb nämlich ist der Kraftstoff E10 ein Misserfolg: Weil die Autofahrer glauben, er würde ihnen den empfindlichen Motor verE10.


E10 = Ätzen, Hahahahaha... – ist das nicht DER BRÜLLLER?!? (prustend ab.)

Tschüss, Krähe.

Eine mir gar nicht sooo nahe stehende Freundin war lange krank und ist jetzt gestorben. Sie hatte, wie sie mir mal sagte, den Spitznamen "Krähe", und ich habe das vor reichlich Jahren zum Anlass genommen, ihr einen Briefbogen basteln zu wollen, der mir gut gefiel – ihr, glaube ich, nicht so, denn er wurde nie produziert. (Immerhin, die Illlu dazu hab ich noch: siehe oben.)
Sie ist dann eh aus Hamburg weg und war woanders gut gelaunt.
Vor einiger Zeit, da war sie schon krank, hat sie mir ihr erstes Buch geschickt, eins, das schon fast penetrant "Ja" sagt zum Leben. Hoffentlich darf sie da, wo sie ist, weiterrauchen.
So wenig ich sie kannte, so viel weiß ich: Sterben passt nicht zu ihr. Ganz und gar nicht.

Gleichzeitigkeiten

Der Stern, #13/2011 titelt (wie so ziemlich alle Magazine zur Zeit) mit einer Geschichte über Japan.
(Die Collage auf dem Cover arbeitet selbstverständlich mit der Woge des Holzschneiders Hokusai – auch damit ist der Stern nicht der erste und ganz sicher nicht der letzte.)
Und dann, nur wenige Seiten, nachdem man sich ausgiebig mit dem SuperGau von Fukushima und mit seinen Folgen befasst hat, folgt eine Modestrecke von Peter Lindbergh, die wohl schon länger ins Heft hineingeplant war, nun aber besonders passt – zumal sie in einem stillgelegten E-Werk in Kalifornien am Meer fotografiert wurde: Schöne Frauen gucken furchsam und drehen an großen Ventilen, während überall weißer Rauch aufsteigt.

Da komme ich doch zuerst etwas durcheinander, aber dann sag ich mir mit alterweisem Lächeln: Ja, ja, so bunt ist die Welt.