Fast wie früher, bloß ohne Schwindelgefühl

In der Ausbildung zum Graphic Designer hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit den damals hochmodernen Magic Markern, die vor allem beim Erstellen von Layout-Illustrationen benutzt wurden.
Zuerst fertigte man meist eine Strichzeichnung in Schwarzweiß, und die wurde mit diesen Filzern coloriert, die aus einem Glasfläschchen mit abschraubbarem Deckel bestanden, auf dem wiederum ein verschließbares Blechröhrchen von ca. 6mm Durchmesser steckte. Aus dem Röhrchen ragte ein schräg abgeschnittener Filzballen, der wiederum die Farbe trug.

Die Ausgangszeichnung,
entstanden während eines Fernsehabends
mit Familie und James Bond.

Diese Farbe war nicht wasserlöslich, anscheinend genügte nicht einmal ein simpler Alkohol, es muss etwas ganz besonders gewesen sein  – aus den Glasfläschchen entwich nämlich während des Zeichnen ein derart schwindelerregender Gestank, das ich sicher bin, die Dinger erzeugten früher oder später Gehirnkrebs, Krätze und Lungenschwund.
Nichtsdestotrotz waren sie zu ihrer Zeit (vor den Computern) das ideale Werkzeug, um schnell und doch eindrucksvoll eine Bildanmutung für Anzeigen, Plakete oder auch Filmstoryboards zu schaffen.
Vor allem, wenn man das professionell machte.

Ein Ausschnitt aus dieser Zeichnung,
per Photoshop in der Auflösung verbessert,
damit das Colorieren nicht so grob wird.

Holm von Czettritz beispielsweise, ein sehr hochgewachsener, soignierter Herr im großgemusterten Glencheck, lebte lange Jahre davon, für Werbegenturen solche Illustrationen zu fertigen – schon damals gab es dort reichlich Grafiker, die nicht zeichnen konnten und manchmal professionelle Hilfe brauchten.
Inzwischen ist er ein alter Herr – ich telefonierte mit ihm und er sagte, er für sein Teil bedaure sehr, dass es die oben beschrieben Magic Marker nicht mehr gebe. (Hier gibt's mehr zu ihm – ein sehr interessanter Mann.)


Nachfolger und Tod der Magic Marker waren die Copic Marker. Anders als ihre Vorgänger waren (und sind) sie relativ einfach und sauber nachzufüllen, bieten je Stift zwei Pinselstärken und stinken eben auch nicht so sehr – ganz ähnlich wie ihre Vorläufer sind sie sauteuer.

Doch, ich glaube, damit kann man was anfangen,
wenn man mal ganz schnell ein schickes Storyboard braucht.
(Aber braucht das eigentlich noch wer?)

Von den Copic Markern gibt es allerdings auch eine App-Version für Apple-Rechner, mit der ich Filzstift-Colorierungen am Zeichentablett anfertigen kann. Das hat mich gefreut – ich glaube, mit diesen virtuellen Filzmalern werde ich noch viel Spaß haben.

Sieht doch gut aus, oder?

(Bei den Abbildungen in diesem Post jedenfalls diente eine eingescannte DIN-A4-Zeichnung aus meinem Skizzenbuch als Basis für die Colorierung mit den elektronischen CopicMarkern. )


Liebe Betrüger,

vor einiger Zeit kriegte ich elektronische Post von der Witwe Ghaddafis, die allerdings offenbar nach mir über den Tod ihres Ehemannes informiert worden war und zu diesem Zeitpunkt noch nichts davon wusste, die arme Frau. Ungeachtet der traurigen Ereignisse in ihrem Heimatland lud sie mich, der ich ihr wohl vertrauenswürdig erschien, ein, ihr beim Retten der Staatsfinanzen insofern zu helfen, als sie eine gewisse Menge Geldes und auch Goldreserven nur mit meiner Hilfe außer Landes bringen konnte, bevor der Mob womöglich Zugriff daruf erhalten könnte.
Leider war ich gerade damit beschäftigt, auf Anraten des Anwalts Mr. Kaolo Mgwemba das Erbe einer sehr entfernten nigerianischen Verwandten für meine Familie und mich zu sichern, so dass ich für Wwe. Ghaddafis Anliegen leider keine Zeit erübrigen konnte. Ich empfahl mich also – und ich riet ihr, sich an einen ihrer (in letzter Zeit weniger werdenden) Söhne zu wenden. Seither habe ich von der alten Dame nichts gehört, aber ich denke, es geht ihr so weit ganz gut.

Warum ich Ihnen, sehr geehrte Kontenphisher, das erzähle?
Sozusagen als Einleitung meiner Bitte, die ich heute an Sie habe. Soeben nämlich schrieben Sie mir eine E-Mail folgenden Inhalts:
Postbank Online-Banking


Wenn Sie diese Meldung erreicht haben, bedeutet dies, derzeit sind von Ihrem Konto für zu viele fehlgeschlagene Anmeldeversuche gesperrt.
Wenn Sie Ihr Konto entsperren möchten, klicken Sie bitte hier anmelden und Entsperren Ihres Kontos.

* Postbank begrenzt die Anzahl der Male, dass jemand versuchen Protokollierung auf ein Konto aus Gründen der Sicherheit kann: wir wollen nicht zu geben, Dritte unbegrenzte Versuche zu erraten Ihr Passwort ein.
* Wenn die Anzahl von Login-Versuchen einen bestimmten Grenzwert überschreitet, wird das Konto gesperrt und weitere Versuche, um sich anzumelden schlägt fehl, auch wenn Sie das richtige Kennwort eingeben.

Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die Ihnen führen, aber wir hoffen, dass Sie unser Bedürfnis, unsere soziale Verantwortung ernst zu nehmen verstehen.

AGB Datenschutz & Privacy Statement Copyright 2011 Deutsche Postbank AG - Alle Rechte vorbehalten.

Ich meine: Finden Sie so eine Mail in Ordnung? Ich halte sie für eine Frechheit, doch lassen Sie mich erklären, indem ich meine Hauptkritikpunkte kurz aufliste:
  1. Da wäre zunächst die fiese Grammatik, mit der Sie Bezugsfehler schon im ersten Satz machen, in dem ich eine Meldung erreichen soll statt die Meldung mich. Derartiger, für jeden des Deutschen halbwegs Mächtigen, Schrecken geht ungemindert bis zur letzten Fussnote durch.   
  2. Dann ist da die offenbare Fantasielosigkeit, mit der Sie in den letzten drei Wochen schon die achten sind, die's offenbar einfach nicht können – das Betrügen klappt vielleicht noch gerade eben, aber Deutsch?  Ganzundgarnicht! Wenn Sie, wenigstens, wie Wwe. Ghaddafi, eine gute Geschichte auf Lager gehabt hätten. Aber nee – womit ich bei Punkt 3 wäre...
  3. Denn zum Abschluss möchte ich noch die bodenlose Faulheit erwähnen, der zu Folge Ihre Mail optisch wie inhaltlich wirklich gar nichts hermacht außer – eben visuell –  einem roten Balken, den sie wohl noch hinten im Lager hatten – Gelb war gerade alle, wie? Und zum Inhalt: Wie können Sie glauben, jemand interessiere sich für Sie, wenn Sie so schlecht und durchschaubar abschreiben.*
Nee, liebe Betrüger, so wird das nix mit der schnellen Kohle.

Da sind Ihnen die echten Banker, Anlageberater und Finanzoptimierer doch weit über.
Eigentlich fast schade, oder?




*Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit Herrn Guttenberg. Der hatte wenigstens die Haare schön. Und er hat's ja auch nicht wegen dem Geld gemacht, soindern mehr so ... wie soll ich sagen ... weil er einfach eine Hackfresse ist, die glaubt, sie dürfe alles? (Nee, das wäre zu hart. Andererseits...)


Heute mal nur ein paar Herbstbilder.

Mein Sohn und unser Hund am Abend unter der Laterne gegenüber. 

Richtig, aber richtig nebliger Nebel. 

Und Laub auf der Haube eines Fords. 

(...und all das mit dem Handy.  Wow.)


Mehr Spaß mit Spam

Ein Bekannter hat so radikal abgenommen, dass er inzwischen wohl weg ist.
Jedenfalls hab ich seit dem 19. November nichts mehr von ihm gelesen. Hm.

Fundstück: Bhai Rajah Shakya

Hier, in der Goldschmiede in einem Hinterhof in Kathmandu habe ich 1996 ganze Tage rumgesessen und Bhai Rajah bei der Arbeit zugeschaut und beim Politisieren zugehört. War sehr schön und entspannt. Hatte ich schon erwähnt, dass ich gern mal wieder hin würde?

© Thies Thiessen 1986, 2011

Neue Wörter (Folge 50)

Via Xing kam ich zur Website der in Leipzig gelegenen Texterkolonie, die sich Werbeagenturen und Werbung treibenden Unternehmen als erfahrener Lieferant qualitativ hochwertiger Texte anbietet. Die Seite bringt, verpackt in verspielt atmosphärische Animationen und eine originelle Geräuschkulisse, eine Handvoll durchaus durchschnittlicher Arbeitsbeispiele.
Für meinen Geschmack wird hier ganz normale Alltagstexterei mit viel Dekoration und Thetaerdonner ein bisschen zu sehr aufgehübscht – was aber in Ordnung geht, schließlich machen wir hier Werbung.

Immerhin, ein neues Wort habe ich dann auch noch gleich gelernt. 

Es hat wohl irgendwas mit dem hier zu tun:
Oder mit dem hier:

Ich kannte es noch nicht.
Portofolio
Ich glaube aber sowieso, es ist nur ein Tippfehler, und weil ich selbst im Glashaus sitze, will ich nicht zu sehr mit Seinen werfen.

Fundstücke, aber wie!

Eckard Dück hat bei facebook ein Reihe Bilder eingestellt, die ich vor ca. 15, vielleicht auch 18 Jahren im Rahmen einer Aktion gemalt habe, die von Hans-Georg Behr initiiert worden war.
Mit Geldern aus einem Topf der Hamburger Kulturbehörde durften wir uns Farbe und Pressplatten kaufen, auf die wir so genannte Marterln malten – also Andachtsbilder, wie man sie von süddeutschen und ösetrreichischen Straßenrändern kennt. Wir wollten mit diesen Bildern einen kleinen provokanten Akzent setzen zu einer Zeit, als im deutschen, seit einiger Zeit wiedereingegliederten Osten Asylbewerbeheime brannten und im Westen wie üblich alles schlief.

Ich malte auch einige der Marterln. Dazu zitierte ich die üblichen Vorurteile gegen Ausländer und illustrierte sie passend.

"AUSLÄNDER NEHMEN ALLE DROGEN. "

 "AUSLÄNDER SIND AUF UNSER FRAUEN SCHARF."

"AUSLÄNDER BENEHMEN SICH; ALS OB IHNEN ALLES GEHÖRT."

Die Bilder, alle etwa 30 x 40 cm groß wurden auf Pflöcken befestigt und im Stadtteil Winterhude aufgestellt.
Sie standen nicht lange. Das eine oder andere konnte wir noch aus dem Straßendreck sammeln. Ob die Originale noch irgendwo herumliegen, weiß ich nicht.
Heute brennen keine Asylantenheime mehr.

Heute zündet sich die NSU ihre eigene Bude an. Weiter so, bitte, aber dann auch drinbleiben.

Immer wieder Arnemann

Kann mir mal irgendwer verraten, nach welchen Regeln im letzten Jahr 2011 die Butschkows und Arnemänner in der TV HörenundSehen platziert wurden?
Sepp Arnemann († 3. Februar 2010) war, laut Archiv,  bei Heft 1 dabei, es folgte Peter Butschkow bis Heft 8, dann kam wieder Arnemann bis Heft 11/2011 und so geht es in nicht nachvollziehbarem System weiter, bis jetzt, wo in Heft 47 wieder mal Arnemann dabei ist.  Ich vermute übrigens, dass die verwendeten Zeichnungen aus den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen: Zu der Zeit konnte er noch relativ gut zeichnen. Wobei die Pointen noch immer in den 50ern herumdrömeln und die Zusammenstellung der Accessoires merkwürdig aus der Zeit gefallen wirkt.


Miniröcke und Popperfrisuren, Zimmerpflanzen, Zehnmarkschein, Tastentelefon, Harley-Davidson und Hausfrau mit Kittelschürze– alles findet völlig gleichberechtigt statt und man weiß nicht genau, wann dies merkwürdig pointenfreie Universum existiert bzw. existiert haben soll.

Ich frag ja bloß. Mal wieder. Denn ich hab den alten Herrn ben nicht vergessen. Naja. TV HörenundSehen anscheinend auch nicht.

Cassandra-Rufe – "Ich bau einen Text für Dich"*

Originaltext* des Stücks "Ich bau eine Stadt für Dich" von Cassandra Steen
(mit Ergänzungen, Erklärungen und Anregungen durch mich)


Es ist so viel soviel zu viel

Überall Reklame
Ja, man muss mal hingucken, echt, so viel Werbung. Boaah, eey. Voll nervig.

Zuviel Brot und zuviel Spiel
Außer vielleicht in Somalia
Das Glück hat keinen Namen
Hat es man leider do-hoch: Somalia!

Alle Straßen sind befahren
In den Herzen kalte Bilder
und in den Ohren kalter Kaffee
Keiner kann Gedanken lesen
Das Klima wird milder
Wozu die Aufregung, also alles halb so mild. 

Refrain:
Ich bau ne Stadt für dich
Aus Glas und Gold und Stein
Und jede Straße die hinausführt*
Führt auch wieder rein. 
(Das Wort hat der Abgeordnete Wehner:)

Ich bau eine Stadt für dich - und für mich
(Das wären dann zwei, denn diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide.)

Keiner weiß mehr wie er aussieht - oder wie er heißt
(Weil: entweder er weiß das eine oder das andre, logisch)
Alle sind hier auf der Flucht - die Tränen sind aus Eis
(Ist kalt draußen, Salz friert fest, dabei wird das Klima doch milder.
Das nenne ich rapide Klimaveränderung)

Es muss doch auch anders gehen - so geht das nicht weiter
(Doooch, allerdings, und zwar noch mindestens zwei Minuten.)
Wo find ich Halt, wo find ich Schutz - der Himmel ist aus Blei hier
Weiter / Bleihier – Superreim: Freiheit / Bleifrei: Auch schön.
Ich geb keine Antwort mehr
– auf die falschen Fragen

Die Zeit ist rasend schnell verspielt 
(das will ich doch schwer hoffen)
– und das Glück muss man jagen

Refrain: 2x (beim 2. Adel)
- Ich bau ne Stadt für dich
- Yeah
- führt auch wieder rein
(Ach ja, das alte Raus-Rein-Spiel...)
- und für mich
(Für mich nicht mehr, bitte.)

C-Part:
Cassandra: Eine Stadt in der es keine Angst gibt nur Vertrauen
Adel: Wo wir die Mauern aus Gier und Verächtlichkeit abbauen
(Mit Hämmerchen aus Liebe und Abrissbirnen aus Zärtlichkeit alles weghauen)

Cassandra: Wo das Licht nicht erlischt
Adel: Das Wasser hellt 
(Hä? Ich kann das Wasser nicht halten?)
Cassandra: Und jedes Morgen grauen
(Bidde?)
Adel: Und der Traum sich lohnt
Cassandra: Und wo jeder Blick durch Zeit und Raum in unsere Herzen fließt(Hä? Was? Aufhööören!)



Refrain: 2x
(Bitte ausblenden.) 


(Danke) 

(*Autor vemutlich Xavier Naidoo.) 

(Hier das Original zum Mitsingen) 

Fundstücke: Drei Bilder und ihre Geschichten

© Thies Thiessen 1983, 2011
Meine Studienkollegin Lorena Berengo hatte damals, 1983,  als erste eine Handvoll der ganz neuartigen Edding Lackfilzer gekauft, die ich natürlich gleich mal testen musste. Auf Transparentpapier.


© Thies Thiessen ca. 1984, 2011
Hier habe ich dagesessen und mit der Feder und Tusche gezeichnet, wie ich dasaß. Das kaum sichtbare rosa Schwein kam von einem kleinen Mädchen, das mich einen Tag vorher beim Zeichnen im Park gesehen hatte und auch mal was dahinmalen wollte, auf die Rückseite dieser Zeichnung, die eben erst einen Tag später entstand. (Die Kleine ist inzwischen wahrscheinlich längst verheiratet, vielleicht auch schon wieder geschieden. Ich wünsch' ihr alles Gute.)


© Thies Thiessen ca. 1984, 2011
Was ich mir bei "Jürgen" gedacht habe, weiß ich wahrhaftig nicht. Wenn ich das Gedicht bzw. Lied unter der Zeichnung lese, denke ich: Vielleicht hätte ich doch kein Texter werden sollen. (Wenn ich die Zeichnung angucke: Grafiker möglicherweise auch nicht...) 





Ich werde wohl doch kein Maler

Normalerweise macht der Künstler ja erst eine Skizze, eher er an die Leinwand geht.
Ich hab's umgekehrt gemacht: 1993 malte ich dieses Bild, das bei uns im Wohnzimmer an der Wand steht. Es zeigt einen Wagen der Regionalbahn von Altona nach St. Michaelisdonn.
© Thies Thiessen 1993, 2011

Gestern zeichnete ich diese Skizze nach dem Bilde.
© Thies Thiessen 2011

Und die gefällt mir fast besser.
Wie wohl meine Leser darüber denken?

Fundstücke: Papa hat'n Vogel

© Thies Thiessen 2011

Manchmal weiß ich schon nach wenigen Wochen nicht mehr genau, bei welcher Gelegenheit, aus welchem Anlass ich eine Zeichnung gemacht habe. Das gilt besonders bei den kleinen Papierfitzeln, die ich z.B. aus dem Notizblock meiner Frau herausreiße oder die sowieso gerade am Küchentisch herumliegen. Diese beiden Dinger haben jedenfalls irgendwie mit meinem Sohn zu tun. Ich weiß noch, dass er über den komischen Buntstiftvogel sehr lachen musste, den ich dann aber doch nicht auf seine Einladungskarten zur Geburtstagsfeier malen durfte.

Mit der zweiten Zeichnung wollte ich ihm erklären, dass die Großen (in diesem Fall und als Stellvertreter ich) manchmal zwar lieb sein wollten, aber die Kleinen (in  diesem Fall eine sehr kleine Version meins Sohnes) das nicht immer zu schätzen wüssten, insbesonder, wenn die Großen dann noch nach Knoblauch aus dem Halse röchen... achwasredich, sieht man ja alles.

© Thies Thiessen 2011

Fundstücke: Besprechungsbilder

Ich kann ja manchmal meinen Stift nicht stillhalten, wenn ich eigentlich Professionalismus vorführen sollte – so auch hier während einer Präsentation, bei der Grafik-Design-Studenten einem für HeinGas (heute E.On Hande) tätigen Herrn ihre Anzeigenentwürfe zeigten.

Thies Thiessen ca. 1995  und 2011

Thies Thiessen ca. 1995  und 2011



(Bei der Gelegenheit noch eben der Hinweis auf das sehr schöne Buch "Ich hab mir in der Besprechung ein Bild gemacht"von Hans Hillmann...,


...erschienen 1976 bei Greno, heute nur noch schwer und teuer erhältlich. Aber nach wie vor sehr zu empfehlen.

Im Netz der Engagierten

Im August dieses Jahres hab ich den Amazonas gerettet. 

Im September wollte ich der australischen Regierung helfen, ein Gesetz zur Reduzierung von CO2 Emissionen vor der Verhinderung durch Rupert Murdoch und seine Spießgesellen zu verhindern. Oder so ähnlich. Gerade als ich in Aktion treten wollte, klingelte es unten an der Tür und der Mann von Bofrost nahm Bestellungen an.Schade.

Zum Ausgleich habe noch im selben Monat indigenen Bolivianern geholfen, den Bau einer Schnellstraße durch das Amazonas-Gebiet zu verhindern.

Im Oktober war ich sowas von sauer und empört über den Staatrojaner, da habe ich natürlich sofort derart entschlossen mein Missfallen geäußert, dass das die Verantwortlichen in Berlin das nicht überhören konnten. Glaub ich.

Eben lese ich, dass ich ebenfalls noch im Oktober auch noch die Krankenhäuser des Horrors in Syrien hätte stoppen sollen. Mach ich gleich, wenn ich die Hemden fertig gebügelt hab.

Heute schließlich habe ich das Internet vor dem Würgegriff US-amerikaischer Behörden gerettet. Fast.

Falls ich dazu komme – es ist schon Mittwoch abend –  werde ich diese Woche noch noch Steuerflucht verhindern, Gorleben abwenden und dies und jenes anderes Gutes auch in Deutschland tun.

Wenn ich dazu komme. Denn ganz aktuell schickt mir ein Freund via Facebook die skandalöse Nachricht, dass Adobe Flash kippt und Entwickler und Programmierer völlig von den Socken sind – ich meine, wo kommwerdenndahin? Da könnte ja jeder kommen! Jetzt komm ich mal und säg den CEO von Adobe ab!

Im Ernst: Soviel krtisches Bewusstsein und Engagement wie in den letzten Wochen hab ich in den letzten dreißig Jahren nicht gezeigt. Brokdorf und die Volkszählungsinis, die Bunte Liste Hamburg, die Proteste gegen den NATO Doppelbeschluss oder gegen die Desinformationspolitik nach Tchernobyl waren ein banaler und vergleichsweise stinkendfauler Dreck dagegen, fand das Zeug doch nur alle paar Jahre mal statt.

Also: weitermachen, Avaaz, Campact, ChangeOrg. Von meinem Logenplatz am Monitor aus engagier ich mich überall in der Welt.
Ich bin dabei. Ich bin dafür. Dagegen. Wofür, wogegen auch immer.

Vermutlich nur ein kleiner Blackout

Kiki empfahl einen Link zu der Herrenunterwäschewebsite von LULULEMON.
Weiters riet sie, sich dort per Klick für die Farbe schwarz zu entscheiden.

Also klickte ich auf "Black".

 Das Angebot überzeugte mich, und ich fragte per Kontaktformular nach.
Hello: I selectetd the color BLACK, then you showed a black guy in a grey longsleeve – so I suppose, I can order that guy?
Die prompte Antwort war eher unbefriedigend (wenn auch, bei einem derert attraktiven Angebot verständlich, da haben bestimmt viel geschrieben):
We are currently experiencing a high volume of email. Please expect a longer than usual response time. If this is an urgent inquiry, please call us at toll-free 1.877.263.9300 or local 1.604.215.9300.
Thank you.
lululemon athletica
Nun ja, halten wir uns also, bis zur endgültigen Antwort, an den Claim des Unternehmens:

...


Update (4 Stunden später)

lulelemon hat geantwortet:
Hi there,
Thank you for your feedback regarding the image of the Men?s Pacific Run Long Sleeve Top in the colour black on www.lululemon.com. It is appearing grey to some of our guests, but it is in fact a heathered black, and the name of this heathered black colour for this specific style is ?black?. We have a variety of models from a range of cultural and racial backgrounds that we use on our website. We use multiple models for each style and do not select the model based on the garment colour; product is chosen strictly based on what is available during each individual photo shoot. We do apologize if this has offended you in any way and know that your feedback has been heard and passed onto our webteam.

Warmest regards, Kaitlyn

Schwarz vs. Graumeliert. Ansichtsssache. (Das hatten wir doch schon bei Gerhard Schröder, bei dem wochenlang darüber diskutiert wurde, ob sein schwarzes Haar vielleicht doch eher grau wäre. )

Ohne Worte

Ein ganz doll erstaunter* Innenminister im November 2011

24. Juli 2011: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte der "Bild am Sonntag", es gebe derzeit keine Hinweise auf rechtsterroristische Aktivitäten in Deutschland. "Unsere Sicherheitsbehörden beobachten auch die rechte Szene intensiv", versicherte er.

*Wobei wir noch froh sein müssen, wenn er auf dem rechten Auge blind ist. Schlimmer wäre die Pinicchionase...

Fishing for Complements

Im Moment probier' ich nur rum.

© Thies Thiessen 2011

Mal sehen, ob ich's irgendwann so malen kann, das Foto von gestern früh ist nämlich auch nur ein Eindruck davon, wie unglaublich diese Farben tatsächlich waren.

© Thies Thiessen 2011

Auf zu offen vor nach bei!

Leserin Babo schickt mir dieses Bilddokument und weist in der Betreffzeile Ihrer Mail "Auf was? Auf Drogen?" dezent darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen offen und auf gebe.

Der liegt wohl, wenn ich es richtig bedenke (und das unvorsichtiger Weise, ohne in irgendwelchen Duden bzw. Duden-Portalen nachzuschauen) darin, dass das eine Wort bei der Beschreibung eines Vorgangs / einer Bewegung verwendet wird, während der andere etwas bestehendes, einen Zustand beschreibt. Ich will das kurz mit dieser Skizze eines Kurzhörspiels illustrieren.
Schritte, die näherkommen, dann Anklopfen:
(Klopf, klopf.)

Stimme 1, gedämpft in einem Raum:
Wer ist denn da? Um diese Zeit?

Stimme 2, drängend, außen: 
Hier ist ein Kunde. Ich will einkaufen.

Stimme1:
Ja, und?

Stimme 2 (genervt):
Mensch Rewe, mach mal die Tür auf!

Stimme 1 (jetzt auch genervt):
Komm doch rein. Ist offen!
Wobei das natüroh auch knapper illustriert werden kann. Einfach mal laut lesen ud sich fragen, welcher der beiden folgenden Sätze lustiger ist:
Auf gestanden, gefällt mir deine Hose gut.

Offen gestanden, gefällt mir deine Hose gut.
Ne? Sehen Sie?

Und weil's so schön war, hier noch eben der Kracher mit soooo einem Bart – spielt eigentlich bein Aldi, aber egal:
– Tschuldigung, wo geht's denn hier nach Rewe?
–"Nach" Rewe? "Zu"!
–Wie? Ist schon nach acht? 
(Dämlich grinsend ab.)

Positiv denken!

Gerade eben (Sonnabend, gegen 9 Uhr) freute ich mich auf einen heiße Dusche nach einem kalten Spaziergang mit dem Hund. Und dann ging ich in die Dusche, drehte den Hahn auf und stand in einem bestenfalls ansatzweise lauwarmen Regen. Wo ich nun schon mal nass war, tat ich mir auch ein Shampoo ins Haar, das eher unbefriedigend und, warumauchimmer, irgendwie fettig aufschäumte. Und ausgerechnet, als ich mir den Schmodder aus dem Haar spülte, wurde das Wasser richtig kalt. Es war ekelhaft! Widerwärtig! Und unpassend, wenn die Außentemperatur erstmals unter Null Grad liegt und der Köter nun mal raus musste und ich deswegen eh schon gut gekühlt war.

Ach so: Wo das positve Denken ist?

Na, immerhin hab ich mich aufs Duschen gefreut.

Zwei traurige Bildergeschichten

Ich mag Little Nemo, auch und gerade, weil in Slumberland so viel passiert. Andererseits hat mich interessiert, was ein derert phantasiebegabtes Kind wie der kleine Nemo wohl am Tage treibt.

Thies Thiessen 2005 und 2011

Die Augsburger Puppenkiste und "Kasper und René (Peter René Körner) mochte ich auch immer gern, wenn ich auch relativ schnell begriff, dass Kater Mikesch und auch der Kasper fremdbestimmt agierten. 


Thies Thiessen 2005 und 2011

Die mordernste Partei!

Als ich mich heute durch die Statistik dieses Blogs blätterte, erfuhr ich, dass da jemand soeben einen Beitrag besucht hatte, der nun auch schon wieder vier Jahre her ist – und an den ich mich deshalb auch kaum mehr erinnern konnte. 
Also guckte ich mir den alten Kram noch mal an und probierte auch den Link in diesem Text – in der Annahme, dass er längst tot wäre. War er aber nicht.


Nach wie vor gilt also:
  1. Die FDP sucht und sucht und sucht Menschen, die sich öffentlich zur FDP  bekennen.
  2. Und es sollen am besten auch noch Menschen sein, die selbst denken.
Das und macht die Angelegenheit natürlich etwas schwierig. Demzufolge sind bis heute auch nur 318 Leute zusammengekommen – die vor lauter Selbstdenken kaum noch Zeit finden für korrekte Interpunktion und Orthografie kommen. (Von der bereits früher monierten Qualität der Fotos mal ganz abgesehen.)
Diese 318 Leute sind, so scheint es, auch die einzigen, die hin und wieder mal auf der Website vorbeischauen.

Das möchte ich ändern. Denn selbst, wenn die FDP mal irgendwann tot und Westerwelle der Empfehlung Christian Meurers gefolgt ist, Wetten-Dass-Moderator zu werden:  diese amüsante Seite sollte weiterleben.

Fundstück: TattooConvention

© Thies Thiessen 2003 und 2011

Bu war schon. Jetzt Lothar Walter

Ich habe in meinem Skizzenbuch von 2003 eine Seite entdeckt, die kurz nach Lothar Walters Tod entstanden ist. Hier also, für alle Nostalgiker...

© Thies Thiessen 2003 und 2011

Fundstück: Lose Blätter

© Thies Thiessen  1996 und 2011

Bis Mitte 1997 war ich halbtags festangestellter Dozent für "Ideenfindung und Konzeption" an der Kunstschule Alsterdamm, demselben Laden, an dem ich bis 1983 auch Grafik-Design studiert habe.
Die Schule wurde zu dieser Zeit (und seit dem Tode des "Alten" Setzke) von Horst Busecke und Lothar Walter geführt, die beide auch schon seit gefühlten Jahrhunderten dort unterrichteten. Horst Busecke rauchte viel, redete laut und viel und war ein richtig guter Grafik-Designer, der mit scheinbar entschiedenem Tonfall und knallharten Formulierungen seine allzu häufige Unentschiedenheit und Weichheit ziemlich geschickt kaschierte.

Wer seinen Unterricht erlebt hat, wird sich erinnern, dass Bu ständig mit weichem Bleistift (genauer: TK-Stft 5B) auf lose flatternden Blättern schraddelige Skizzen machte, die, sobald sie den sicheren Hafen der Typografie verließen, oft die gesamte Mannschaft und immer den angesprochenen Schüler ins Schwimmen brachten.
Tatsächlich habe ich von den beiden längst verstorbenen Herren auch noch in den 90ern manches gelernt. Muss man ja auch mal sagen.

Horst Busecke starb 2001, Lothar Walter im Jahr 2003.

Neue Wörter (Folge 49)

Mein Sohn (11) wollte mir irgendwas erklären und benutzte – er sagte, der richtige Begriff klänge etwa so, aber er fiele ihm nun mal nicht genau ein – dazu das folgende Sehrfremdwort
Vagitation
Ich dachte zuerst, ich hörte nicht recht, weil ich prompt etwelchen Unterleibskram verstand, weshalb er wiederholte:
Vagitation
Was also ziemlich genau alles zwischen Agitation, Navigation und Vegetation umschreibt.
Na, und genau so etwas hat unserem Wortschatz doch gerade noch gefehlt.

Neue Wörter (Folge 48)

Es sind zwei Wörter und sie sind nicht wirklich neu, für mich jedenfalls nicht, weil ich sie nämlich schon vor ca. 20 jahren zum ersten Mal gesehen habe, in der Nähe der S-Bahn-Station Landwehr, am Schaufenster eines modern sein wollenden Schlossereibetriebs, der sich auch mit Alarmanlagen und ähnlichem Schnickschnack befasste.
Als ich die beiden Wörter erblickte, stand ich (ungelogen) sicher ein, zwei Minuten davor und versuchte zu enträtseln, was sie wohl bedeuten mochten.
Das erste wirkte wie der Name einer UNO-, NATO- oder Bundeswehr-eigenen Untergruppierung:
Z U T R I T T S K O N
("Geben Sie ZutRittsKon II!" "Jawohl, Mr. President.")
Ich konnte und konnte mir keinen Reim auf die Abkürzung KON machen. -ferenz? sens? -tamination?

Im zweiten Wort hingegen, das unmittelbar unter dem ersten stand,  verbanden sich HighTech und Fantasy aufs Schönste und, wie ich fand und finde, weiderum Rätselvollste:
T R O L L S Y S T E M
Irgendwann fiel dann der Groschen. Aber ich kann mich immer noch über diese beiden Wörter und meinen ersten Eindruck von ihnen freuen. Meine Leser hoffentlich auch.

Fundstück: Der Welt größter Hühnermaler

© Thies Thiessen  1983 und 2011

KiKi kann Kerni & Krafti

Ich hatte ja vor einigen Tagen um weitestmögliche Distributisierung und gestalterische Optimalisation (oder wie das heißt) der Werbefiguren-Idee"Kerni & Krafti" gebeten. Hier ist die erste Rücksendung und zwar von Kiki: Da können sich die anderen schon mal ein Beispiel dran nehmen: Sie hat die zwei Knallköppe wunderschön porträtiert...
© K. Thaerigen und  Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2011
...und folgendes dazu geschrieben:
Voilà – ich fürchte, zu mehr fehlt mir heute die Energie… das iCloud logo hatte ich auch gerade nicht parat. Mir wird übel, wenn ich daran denke, was die Serverfarmen für die Cloud an Energie kosten.
Schön, oder? Mehr davon!

(UPDATE: 

© K. Thaerigen und Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2011
Mir hat Kikis Überlegung keine Ruhe gelassen, und deshalb habe ich probiert, das ganze in hiffentlich auch ihrem Sinne zu komplettieren – in Ordnung so?
Sei's drum, hier isses, samt iCloud.)

David Guettanberg vs. Snoop Dall

Schon mal ein bisschen genauer reingehört bei "Sweat" von David Guetta und Snoop Dog (übersetzt wohl so was wie "Schnuffelhund")? Der Refrain jedenfalls ist exakt genau so wie bei "Diese Scheibe ist ein Hit" von Insterburg & Co.*
Nur noch ein bisschen doofer. Und das auch noch aus Versehen.
Hier zum Vergleich beide Titel:


Ist doch schon seeeehr auffällig, oder?  

*Mann! War der Karl Dall damals, um 1975, gut! Die anderen ja sowieso.

Schickt mir einen netten Kernreaktor! (Eine Art Wettbewerb)

Zu meinem letzten Post "Kerni & Krafti: Von Japan lernen" erhielt ich einen freundlichen Kommentar von Haensel, der, wie ich weiß, selbst ein viel besserer Cartoonist ist, als ich es je sein werde.
Und in diesem Kommentar schrieb er: "Hat Serienproduktionspotential", was mich dazu anregte, ihn ganz anders zu verstehen, als er es vielleicht gemeint hat.

Ich glaube nämlich allen Ernstes, dass die beiden fröhlichen Befürworter besseres verdienen, als ausgerechnet und nur von mir gezeichnet zu werden. Um die Fiktion der konzeptionell wohl misslungensten Werbefiguren der Reklamegeschichte noch überzeugender zu machen, bitte ich also alle, die sich trauen, Kerni & Krafti zu zeichnen – höher gestochen: "zeichnerisch zu interpretieren" – und mir diese Zeichnung als JPG zu schicken, sie auch auf eigenen Sites zu präsentieren und so weiter. (Meine E-Mail-Adresse ist leicht herauszufinden.) Wer Zeit und 'ne Macke hat, soll auch einen Trickfilm machen – ich hab schließlich auch Youtube.

(Sie sind übrigens wirklich einfach zu zeichnen, wie man hier sieht, also folgt der Aufforderung:)

Ich werde die Ergebnisse auf einer eigenen Seite in diesem Blog ausstellen und gemeinsam schaffen wir – ich trau mich kaum es auszusprechen, ich schreib es lieber rückwärts, damit es nicht so gewollt aussieht – einen Tluk. 

Bist du dabei? Und du? Und du auch? Super.

Kerni & Krafti: Von Japan lernen

Japanischer Abgeordneter trinkt (AFP, Jiji Press)
Vorbildlich, wie dieser japanische Parlamentsabgeordnete sein Original Fukushima-Wässerchen (medium) entsorgt und so noch dem übelstwollenden Kritiker vor Augen führt, dass Radioaktivität nicht sofort gefährlich genannt werden kann.

So vorbildlich, dass die Initiative ProAtom ContarHysterie auch gleich das passeende Trinkset dazu herausgebracht hat. 
© Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2011

Kanne "Kerni" und Becher "Krafti" sind aus extrem hitze- und bruchfester Keramik, damit es auch ruhig mal heiß werden kann, das Getränk. (Nur im Set für €14,99 zzgl. Versandkosten. Weitere gute Ideen hier. )