Abschied von der Neuen Präpositionalen Küche

Leser. Lasst uns verspätet Abschied nehmen vom Meisterkoch Albert Bouley, der bereits im April 2013 verstorben ist und dennoch immer unvergessen sein wird als der Koch, der schwäbische Küche und die Leichtigkeit der französchen Nouvelle Cuisine auf unvergessene Weise zu neuer Raffinesse verband, ja, vereinigte.

Doch wollen wir heute nicht seiner Küche als vielmehr seiner Methode ihrer Beschreibung gedenken, die sich mit unerhörten Kombinationen von Attributen und Konjunktionen in unsere Hirne schlich – derart nachhaltig, dass heute manches ganz banale Rezept durch eine fast unanständige Orgie von Präpositionen zu wenn nicht Höherem, so allerwenigstens zu Höherpreisigem sich aufschwingt.

Nun fragt Ihr mit Recht, Leser, was mag ich wohl meinen? Der Antworten sind einige, und deren jede wiederum braucht nur zwei, drei Buchstaben:
An, auf, von sind die berühmtesten. Ich will das erklären.

Nehmt nur die weihnachtliche Entenbrust mit Orangensoße, reicht dazu auch Rotkohl in Blätterteig.
Mag sein, das Wasser läuft dem Gourmet schon jetzt im Mund zusammen, doch steigert sich die Vorfreude zum Sturzbach aus Speichel, wenn wir stattdessen sagen:
Entenbrust an Orangensauce, dazu Rotkraut auf einem Bett von Blätterteig
...an...auf...von... perlt es von der Speisekarte, die übrigen Zutaten sind schon ganz egal, und ist am Ende noch vom Bett die Rede, freut sich der ganz und gar entmenschte Appetit gleich auf oral dem Gaumen zugefügte Orgien, ja Orgasmen des Geschmacks.
Doch ach, verkommen längst sind die einst so verführerischen Einsilber, gesunken, ja gefallen sind sie und dienen heute auch dem übelsten Kellenschwenker als allseitig verfügbare Huren, Vetteln  und Schlampen, die libidinös zwar noch klingen, doch das Aroma von Frittenfett, den Gestank des faulig sich nahenden Todes, kaum mehr zu bedecken vermögen.
So las ich jüngst in einer kulinarisch gemeinten Kritik eines griechischen Restaurants:
Fleisch an Fleisch auf einem Bett aus Fleisch
Zwar war ich geneigt, diese Schlagzeile als Parodie zu würdigen, doch andererseits machte sie mir auch den Ennui deutlich, der mir an solchen Beschreibungen auf Speisekarten von mediokren Restaurationsbetrieben erwachsen ist.
Will sagen, ich sehne mich nach einer neuen Entdeckung des ganz Einfachen. Konzentriert Euch auf das, was Ihr könnt, liebe Köche. Kocht raffiniert, meinethalben. Aber formuliert einfach. Und erspart uns Essern die ewigen Variationen von Intermezzi auf Betten von Plattüden.

Denn das ist, seien wir ehrlich, Quatsch mit Soße.
Oder, wie Boley selig geschrieben hätte, wenn er nicht tot wäre:
Quatsch an Sauce.