Palm-Pre-App-Spass: mit lustigen Einzelteilen über Freunde streichen und Nein schütteln...

Bücherstöckchen (Tag 10)

Ein Buch von Deinem Lieblingsautoren.

Ich hab ein wenig nachdenken müssen, und dann fiel mir das erste Kapitel aus
"White Mule" von William Carlos Williams (1883-1963)
ein, der vor allem als Lyriker bekannt ist: Er war Kinderarzt und zwischen zwei Terminen zog er die Schreibtischsschublade auf und schrieb Gedichte auf die darinnnen liegenden Bögen Papier. So ähnlich steht es jedenfalls in seiner Autobiographie.

White Mule ist der erste von drei Romanen, in denen Williams die Geschichte der Einwandererfamilie Stecher in den USA des frühen 20sten Jahrhunderts erzählt – entlang seiner eigenen Familiengeschichte. Und im ersten Kapitel beschreibt er die Welt aus der Sicht eines Babys.
So was hat sich (meines bescheidenen Wissens) so noch nie einer getraut, so was hat keiner je so faszinierend hingekriegt. Aber lest es doch selbst. 
Wer sich bis zum Ende dieses Ausschnitts durchklickt, hat's verstanden:
William Carlos Williams ist der Größte.

Leider ist das Buch auf Deutsch momentan nur antiquarisch erhältlich: Wer die Gesamtausgabe der Werke (1999 bei 2001) sieht, sollte sie sich gleich kaufen.  Dankeschön.

Bücherstöckchen (Tag 9)

"Das erste Buch, das du je gelesen hast."

Ich versteh das mal so: ich soll das erste Buch nennen, das ich je und aus freien Stücken gelesen habe?
Denn die "Heiner"-Schulfibel von 1964 kann ja wohl nicht als Buch bezeicnet werden, und das Lesen in ihr auch nicht unbedingt als, nun ja, eben Lesen.
Meine Eltern erzählen, ich hätte allerdings sehr schnell angefangen, jeden Morgen die BILD zu lesen, gern auch laut und ich hätte dann auch schon mal nachgefragt: "Papa, was ist ein Lustmörder?"
Denn schon Mitte der im Rückblick idyllischen Aufbauzeit der 60er gab es solche.
Aber selbst viele BILD-Ausgaben addieren sich nicht zum Buch.

Bleibt also nur der große Schrank im großen, etwas dunklen Flur auf dem Bauernhof meiner Großeltern mütterlicherseits. Ins unterste Regal hinter der ganz rechten Tür hatte Oma Groth einen ganzen Packen Bücher verstaut, die ihre inzwischen großteils erwachsenen Kinder (also Mutter und ihre Geschwister) zurück gelassen hatten.

(Wer's mag: noch zu haben bei Booklooker)

Darunter Bände der "Langerud-Kinder" von Marie Hamsun, Schneider-Bücher mit "Försterhaus" im Titel und Werke mit verheißungsvollen Titeln wie "Unser Foxel Burre Bums" – und ich bin sicher, ich hab' sie nach und nach alle gelesen, auch den BumsBurre. Aber frage mich keiner, ob augrechnet er mein erstes Mal war – wo ich mich doch nicht mal mehr erinnere, worum es dabei ging.

Umso besser erinnere ich mich an den dicken, in Leinen gebundenen Wilhelm-Busch-Band, den ich, von Max und Moritz über Tobias Knopp und die fromme Helene bis zu Maler Klecksel und dem Klaviervirtuosen, immer wieder neu verschlungen habe. Ich glaube, der Band ist dann auch das erste Buch, das ich wirklich gelesn habe. Schließlich musste ich mir dafür die Frakturschrift selber beibringen. Aber das war's wirklich wert. Bis heute.

Bücherstöckchen (Tag 8)

Also los: "Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert."
Im Herbst 1966 war ich acht Jahre alt und im dritten Schuljahr der Grundschule in Kaiser-Wilhelm-Koog. In den Jahren davor war ich immer wieder krank und fehlte. Bis zum Sommer 1966 hatte ich mindestens zwei Lungenentzündungen und jede Menge fiebriger Erkältungskrankheiten gehabt. Als es im Hernst wieder losging, schickten meine Eltern und unser Hausarzt Dr. Claussen mich wegen Verdachts auf Tbc ins Krankenhaus nach Heide.
Dort lag ich eine Zeit lang in Quarantäne, bis der Tbc-Verdacht durch die Diagnose Lungenentzündung (mal wieder) ersetzt war. Ursache war eine Art Fistel in den Mandeln, durch die Krankheitserreger regelrecht eingeladen wurden, doch mal reinzukommen, es sich gemütlich zu machen und sich ordentlich zu vermehren.
Also musste ich operiert werden, Mandeln raus.
Ich erinnere mich daran, dass ich unter der Äthermaske bis etwa drei zählte, vielleicht sogar bis sieben.

Ich erinnere mich an die Nierenschale, in die ich nach dem Wachwerdenmüssen einige Stunden lang blutigen Schleim hustete.

Ich erinnere mich gern an das Vanille-Eis, das ich morgens mittags abends kriegte zur Kühlung und weil ich es so sehr mochte und erst acht Jahre alt war.

Ich erinnere mich an Wochen währende Langeweile.
Und ich erinnere mich an die Besuche meiner Eltern, die mir dann immer was zu lesen mitbrachten.

1998 wurde ich vierzig Jahre alt und meine Frau schenkte mir den Reprint des ersten deutschen "Superman"-Jahrgangs. Und wenn ich Heft 1 in die Hand nehme, fällt mir das Krankenhaus in Heide ein.

Bücherstöckchen (Tag 7)

Heute verrate ich "ein Buch, das Dich an jemanden erinnert". 

Zu den schönsten Erinnerungen meiner Kindheit gehören die eher seltenen Augenblicke, in dene ich mir mit meinem Vater völlig einig war, in denen er nicht daran dachte, dass aus mir bestimmt kein Bauer werden würde, in denen er weniger an mich als "kein richtiger Kerl" dachte als vielmehr als sein Sohn. Und diese Augenblicke ab es bevorzugt mittags, wenn mein Vater vom Feld zum Mittagsessen nach drinnen gekommen war und sich gleich danach für eine halbe Stunde aufs Sofa legte.
"Hesst Du een Comic, Thies? Donald Duck oder so wat?"

Klar hatte ich, und klar hatte er den selbst für mich gekauft.
Zum Beispiel den hier:  
Die tollsten Geschichten von Donald Duck  (Band 1, Ehapa Verlag 1965)
Das Heft hab ich natürlich nicht mehr. (Ich war damals sieben. Wer ahnt denn mit sieben und Mitte der 60er Jahre, dass dieses Heft mal Kult und teuer wird...) 

(Abbildung von der Homepage eines glückliche Sammlers namens Matahari2000.)
Vor einigen Jahren hab ich mir den Nachdruck gekauft.
Und wenn ich ich lese, denke ich an meinen Vater, von dem ich gern nicht genau weiß, ob er heute noch Comics liest. Muss ich ihn direkt mal fragen...

Bücherstöckchen (Tag 6)

"Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)."

Ich hab mich vor Zeiten schon an verschiedenen Stellen zu diesem Schriftstellers geäußert, der ein fleißiger Rechercheur und begnadeter Konstrukteur ist.
Leider finde ich seine Figuren blutleer. Ohne Leben. Wie ein Big Mac. Und so habe ich sein erfolgreichstes Buch fast in einem Zug durchgelesen und hatte hinterher das gleiche Gefühl, das man nach dem Verzehr eines BigMac hat – nämlich, einer Werbung gehorcht zu haben, die besser ist als das Produkt. 


Allerdings hole ich mir gern ab und zu noch mal einen BigMac.
Das Buch hingegen habe ich verschenkt.

Bücherstöckchen (Tag 5)

"Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest."

Unter "immer und immer wieder" verstehe ich, dass ich es durchgelesen habe
und gleich wieder von vorn anfange". 

Nee.

Dann fällt mir ein, dass ich das früher, gaanz ganz früher mal mit einem Comicheft so gemacht habe.
Und sogar mit noch einem. Das eine Heft allerdings gehört auch zu der Kategorie: Ein Buch, das Dich an jemanden erinnert. Und das andere gehört auch zu: Ein Buch, das Dich an einen Ort erinnert.

Dazu also später.

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Willkommen im Alstertal!

Schnell, war klar, das würde Ärger geben.

Volksentscheidungshilfe (Matthäus 5, 37)

Es ist ein Kreuz mit dem Wählen. Und wenn's zwei werden und die dann auch noch so kompliziert erklärt, dann ist das Durcheinander perfekt. Und all das wahrscheinlich nur, weil keine der beiden Interessengruppen dastehen möchte als jemand, der gegen etwas ist. Alle sind sie nämlich für
Auch zu doof für klare Ansagen...
 

Zusammengefasst:
Einmal ja und einmal nein,
so einfach kann das Wählen sein.
Einmal nein und einmal ja,
jetzt ist alles klar.

Bücherstöckchen (Tag 4)

"Dein Hassbuch."

Nee, ne? Bücher hassen?

Dochdoch, und zwar immer dann, wenn sie lieblos, unsorgfältig, ohne Talent und/oder ohne jeden Einsatz produziert worden sind. Deswegen schaffe ich mir Taschenbücher nur an, wenn's wirklich garantiert keine gebundene Ausgabe mehr gibt und ich nun mal unbedingt diesen Titel  lesen und auch behalten will. Zu viele Goldmann-, Ullstein- und besonders dtv-Titel von vor über zwanzig Jahren sind einfach irgendwann auseinandergefallen, und sei es auch nur, weil ich sie zweimal lesen wollte. Aber da kann  und will ich keinen einzelen herausgreifen – es liegt ja auch nicht am Titel, sondern vielmehr an der Herstellung.

Allerdings gibt es auch jede Menge schon von Anfang an schlecht gemachte Bücher. Die Kinderbuchserie "Das magische Baumhaus" (von Mary Pope Osborne, erschienen bei Loewe) liefert dafür gleich reihenweise Belege. Doch kann ich, weil ungefragt,  keine ganze Reihe zu meinem Hassbuch erklären, – allerdings habe ich mich (gleichermaßen verärgert und davon wiederum begeistert) länger damit auseinander gesetzt als mit dem Großteil des übrigen Buchmarkts.
Also: 
Kinder zwischen sechs und neun finden es u.U. durchaus spannend, wenn die immer gleichen zwei Langweiler Philipp und Anne mit einem von Merlin und Morgan Le Fey geschickten Baumhaus durch die Zeit reisen und im alten Griechenland, auf dem Mond oder beim Erdbeben in San Francisco dabei sind. Sie wollen und brauchen auch die Teletubbiestypischen ständigen Wiederholungen von einfachen Formulierungen und Situationen* (– nicht, dass Erwachsene sie nicht mögen würden: das gesamte Fernsehprogramm speist sich aus diesem Wunsch –) aber spätesten mit achteinhalb (ungefähr bei Band 20) fing mein Sohn an, sich massiv zu langweilen. Vielleicht lag's auch daran, dass die Geschichten immer abstruser wurden, weil die wirklich interessanten historischen Situationen abgegrast waren.
Soviel aber kann ich sagen:  
Das magische Baumhaus finde ich saudoof. 
Beispielhafte, nicht vorbildliche Doppelseite (Band 19)
Einziges Amüsement bescheren die Illustrationen, für die ab ca. Band 15 eine Frau namens Petra Theissen** unverantwortlich*** zeichnet. Wenn selbst ein abendmüdes Kind von acht Jahren bemerkt, dass an einer Zeichnung was nicht stimmt, dann stimmt an dieser Zeichnung einen ganze Menge nicht.
Und so stützen auch gebrochene Würstchenfinger, stereotype Gesichter und nicht lebensfähige FlügelPferde meine These von oben: Hassen? nein! Aber ablehnen: Ja! Ja! Ja! Von ganzem Herzen!

*Das der Buchreihe den Titel gebende Baumhaus beginnt seine Zeitreise Wort für Wort in jedem Band so, wie rechts unten auf dem Bildbeispiel geschrieben: "Wind kam auf..." (etc.) Gähn.
**Trotz der Ähnlichkeit im Nachnamen, ich kenne die Zeichnerin nicht und wir sind nicht verwandt oder verschwägert. 
***Wie man hier sieht, kann sie besser. Entweder wird sie von Loewe schlecht bezahlt oder hat keinen Lust oder beides...

Bücherstöckchen (Tag 3)

Am dritten Tag wird's schwierig, fragt das Stöckchen doch: welches ist "dein Lieblingsbuch."
Ach je, welches Buch liebe ich denn? Eigentlich find ich sie alle sooo verführerisch und manche liebe ich auch, ohne dass eins aufs andere eifersüchtig würde...
Welches Buch aber liebe ich, ich meine, liebe ich wirklich mehr als alle anderen? Da wird's dann schon, zugegeben ein bißchen narzisstisch:
Mein jeweils aktuelles Skizzenbuch
Meine Skizzenbücher unten rechts in Billy

Ungefähr 1981/1982, noch während meines Studiums zum Grafik-Designer habe ich mir, angeregt durch meinen Studienfreund und Konkurrenten Christian Meurer und den Dozenten Lothar Walter einen in dunkelgrünes Leinen gebundenen DIN-A4-Klotz Blanko-Papier gekauft. Mit dem Vorsatz, jeden Tag egalweg alles da reinzuzeichnen, was mir so in den und aus dem Kopf kommt, was ich sehe, ging's dann los.
 Vater, Opa, Oma, schlechter Witz in Band 1, ca 1982
Und so wurde jede Seite mit z. T. billigsten Filzern und billigsten Gedanken kreuz und quer vollgemacht. Was schon jetzt gewisse konservatorische Problem aufwirft – weil z. B. schwarze Pentels von 1984 bis heute gelb zur Rückseite und braun zur gegenüber liegenden Seite des Papiers durchgeschlagen sind. Und bei vielen Scherzen (nehmen wir mal zu Tchernobyl oder zu Helmut Kohl) ist das Zerfallsdatum Verfallsdatum längst weit überschritten.
  Zwischenduch auch immer wieder Schreibkram (Band 1, 1983)
In den ersten Jahren hatte ich es ziemlich penetrant immer dabei, auch in der Hoffnung, dass mich mal wer entdeckt. Nun ja. Inzwischen bin ich bei (geschätzt) 20 Bänden, mal sind sie dicker, mal dünner, ihr Format ist immer so um A4, der Einband rot, schwarz, braun, gemustert, Pappe oder Leinen, die Papierqualität wechselnd – je nachdem, was gerade am Laden war, wenn ich ein Neues brauchte.
  Frau im Wartezimmer (und im letzten vollen Band, 2010)
Die Zeichnungen sind besser geworden, die Bücher behandle ich sorgfältiger als früher, die Gedanken allerdings allerdings sind hin und wieder immer noch ungewaschen. 
  Beitrag zur Missbrauchsproblematik, Frühjahr 1010
Und das ist auch gut so.
Wer weiß, vielleicht werd ich ja sogar noch mal entdeckt.

Bücherstöckchen (Tag 2)

Es geht weiter, und heute verrate ich "das Buch, das Du als nächstes liest." Zugegeben, die Auflösung ist nicht so besonders originell, aber wenigstens konsequent: 
Ian Fleming: Leben und Sterben lassen
(Büchergilde Gutenberg, Sammelband mit 3 Romanen, ca. 1965)
Abb: Serviervorschlag

Auch hier danke ich Peter Lorenz für die unfreiwillige Zurverfügungstellung eines Buchcovers.  (Ich war schlicht zu faul zum Selberscannen des übrigens sehr schönen Leineneinbandes meiner Ausgabe.)

Übrigens: ich hab's schon durch. Liest sich gut weg, und der penetrante Rassismus (Jede Menge "Neger"!) auf nahezu jeder Seite ist schon beinah komisch.

Bücherstöckchen (Tag 1)

Kiki hat ein Bücherstöckchen in Arbeit, da schließe ich mich gerne an. Die nächsten 31 Tage oder so also gibt's kurze Lesestoffmeldungen.

Es beginnt heute mit meiner Auskunft über "Das Buch, das du zurzeit liest": 
Ian Fleming: Casino Royale
(Büchergilde Gutenberg, Sammelband mit 3 Romanen, ca. 1965)
Abb: Serviervorschlag
Klar wusste ich, dass es vor den Filmen auch Bücher gab, und dass das auch für James Bond gilt. Aber gerade jetzt lese ich meinen ersten Bond. Es versetzt mich ganz in die fast beschaulich gadgetfreien Zeiten von Dr. No.
Vesper Lynd hat sich gerade umgebracht. Mal sehen, was dabei herauskommt.
In diesem Zusammenhang noch der Hinweis auf eine meiner Lieblings-Bond-Seiten – es ist die einzige zu dem Thema, die ich kenne, und sie gefällt mir sehr.

Gar ein, Gar aus....

...stolpere ich hocherfreut über sprachliche Flusigkeiten, mach mich lustig (und stelle dann oftmals fest, dass ich alles besser weiß, ohne es wirklich zu wissen).
Als meine Frau sagte, sie wolle vorbeischauen bei einer, nebenbei bemerkt, wahrhaftig schwerst verlogenen Geschäft-"Freundin", um ihr den Gar jetzt aber wirklich aus zu machen, freute ich mich erstmal über die ungewohnte Trennung des Begriffs "jemandem den Garaus machen". (Und die Idee gefiel mir auch.)
Später, unsicher geworden, musste ich aber doch nachgucken, woher das Wort überhaupt kommt und was genau es bedeutet:
Der Ausdruck Garaus, der heute nur noch in der Wendung 'einem den Garaus machen' "jemanden töten" gebraucht wird, ist hervorgegangen aus dem Ruf 'gar aus!' "vollständig aus", mit dem seit dem 15. Jh. in Süddeutschland die Polizeistunde geboten wurde.
(Duden, Band 7, Etymologie, 1963)
Am gleichen Tag übrigens sandte mir ein befreundeter Fotograf (Hallo Reiner!) Textentwürfe für seine Website, verbunden mit der Bitte, doch mal drüberzugucken. Die Texte waren okay. Dabei gefiel mir ausgerechnet der einzige Tippfehler besonders gut:
Im eigenen Studio oder beim Kunden vor Ort fotografiere ich in den Breichen Werbung, Industrie und Architektur. Und das seit 15 Jahren.
Lecker. Denn ich persönlich schätze ja auch das Breichen Werbung sehr,  besonders mit Zimt und Zucker, hmmm, mjammi.
So können auch ganz kleine Sachen Gar ein, Gar aus mir Freude machen.

Meine kleine Geschichte der Rockmusik (Folge 7)

Es kommt offenbar schon nicht mehr drauf an. In Zeiten, wo Lady Gaga von Newsweek neben Frau Merkel zur einflussreichsten Frau ernannt werden kann (und ich nicht weiß, welche Wahl lachhafter ist, ausser vieleicht der zum Bundespräsidenten), in Zeiten auch, wo Ron Wood endlich und auch wirklich überhaupt auch nicht mehr schafft, in Würde zu altern und wo Paul McCartney Frau Obama mit "Michelle ma belle" ansingt... – in solchen Zeiten fand dann auch irgendwer mit Einfluss den – wie ich hoffte, einmaligen – Auftritt unserer Kapelle Heavy Current* gut genug, um "Zugabe" anzuordnen: Wir spielen wir am 14. August 2010 erneut im Jugendheim Marne, und diesmal übe ich sogar mit.
Steht denn auch prompt in einer Dithmarscher Zeitung, mit Foto und den üblichen Ungenauigkeiten.
Denn keiner von uns ist schon bei Mitte 50 angelangt, und die Behauptung, dass CCR, Pink Floyd oder gar Status Quo "immer noch unsere Lieblingsmusik ist," geht zwar flüssig runter, aber ein wenig haben wir uns denn doch verändert, ja sogar entwickelt, – nicht nur äusserlich, wie im Übrigen das Foto erschreckend deutlich zeigt.


Letzte Warnung also. Wenn Ihr denn am 14. 8. auch dabei zu sein plant, wisset denn: Wer das hören will, muss fühlen.

*Es gibt da übrigens seit 1999 ein Goth-Electro-Dingens-Kram-Projekt in Bielefeld, das sich ebenfalls "Heavy Current" nennt. Wir werden den Namen dennoch weiter verwenden: Dass wir 30 Jahre weg waren, heißt gar nichts. Und davon abgesehen: Gibt es denn überhaupt Bielefeld?

Neue Wörter (Sonderfolge Hauptstadt)


Gesehen an der Einfahrt zur Tiefgarage unter dem Potsdamer Platz: es gibt einen Sondertarif für „Kulturparker“. Eine schöne Geste in der Hauptstadt der Dichter und Denker. Gilt aber bestimmt nur für Kunstparker, die Ihr Fahrzeug formvollendet einparken.

Neue Wörter (Sonderfolge Norderstedt)

Beim Durchfahren von Norderstedt – durch Norderstedt kann man nur durchfahren – fiel mir heute früh an der Segeberger Chaussee zum wiederholten Male ein reetgedecktes Häuschen auf, das einen ganz besonderen Namen trägt – der dann auch mittels einer großen Zeile an der Front verkündet wird:
Versicherungskate
Was für ein fies zusammengehauenes Wortmonster – es übetrifft gar den gefürchteten Back-Shop, da es auch noch ganz ohne Anglizismen auskommt. Außerdem ist es schrecklich witzig, es schreit nach Kalauern wie dem von der Arzthelferin:
Haben Sie mal Ihre Versicherungskate dabei?
Jedesmal möchte ich beinahe anhalten und das Ganze fotografieren – aber dann hab ich schon keine Lust mehr, ausgerechnet da in (s.o.) Norderstedt anzuhalten, wo es meistbefahren und am fürchterlichsten ist.
Gibt es lebende Norderstedter, denen also der Quatsch genauso aufstößt – dann bitte ich um Zusendung eines Fotos. (Muss aber auch nicht sein...)

Neue Wörter (Folge 36)

Meine Frau findet, ich solle doch bitte höflicher, zuvorkommender, insgesamt netter zu ihr sein und fasst das in der Forderung zusammen, ich möge gefälligst mehr Galanz zeigen.

Ja, wie geil ist das denn?
Galanz
...ist das eigentlich logische Substantiv zu dem Adjektiv galant. (So wie Eleganz zu eleganz gehört) Der Duden will allerdings nur Galanterie anerkennen. Schade eigentlich. Und ziemlich unelegalant.