Rewe Rätselhaft

Müsste es nicht, analog zu Begriffen wie "Tischler/Tischlerin" oder "Lehrer/Lehrerin", "Barhocker/Barhockerin" auf dem Plakat "Genussverbessererin" heißen? Denn die männliche Form ist doch wohl der "Genussverbesserer". Wobei das ebenso blöd aussieht wie's klingt.
Ich weiß es einfach nicht.  Irgendwas stört mich an dem Plakat. 


Aber wahrscheinlich bin ich sowieso der einzigste, der sich über so was Gedanken macht.

Helden. Echt?

Charles Bronson war ja, wie die wenigsten wissen, eine sehr warmherziger Mann. Seine  große Leidenschaft gehörte Angorakaninchen, die er in einem großzügig angelegten, parkähnlichen Gelände züchtete. Gern erzählte er er von Fluffy, seinem ersten Angorakaninchen, dass er mit fünf Jahren aus einem Tierheim und somit vor der Abdeckerei rettete. Seitdem, so erzählte Bronson in einem Interview der "New York Literary Review", habe er sein ganzen Tun der Hege und Pflege diesen einzigartig flauschigen Nagetieren gewidmet.
Die Schauspielerei betreibe er, wie er dann ergänzte, nur, um dieses nicht ganz billige Tun finanzieren zu können. Und sogar bei den Dreharbeiten zu "The Magnificent Seven" habe er stets eine Karnickelfamilie in seinem Wohnwagen gehabt.
Ja, so war Charles Bronson wirklich. Und auf seine, ganz eigene, verträumte Weise war er vielleicht auch ein Held.

Nicht Charles Bronson,
vielleicht Heinz Bronson.
Aber als Cowboy oder Rächer – nein: er selbst war klug genug, einzugestehen, dass das doch nur Rollen wären. "Eigentlich kann ich weder reiten noch schießen. Und wenn ich mir nur vorstelle, ich müsste Kaninchen oder überhaupt irgendetwas essen, das mich ansehen kann, dann seh ich rot."


Um so unverständlicher und empörender finde ich dieses aktuelle Lidl-Plakat zur Grillsaison. Mal ganz davon abgeshen, dass das nicht mal der echte Charles Bronson ist. Der ist nämlich seinem geliebten Fluffy längst in einen Himmel voller flauschiger Wölkchen gefolgt.

Traurig, das.

Auf mehrfachen Wunsch: Noch mehr Schreibregeln.

(Tatsächlich haben mich eine Reihe Leute gefragt, ob ich das nicht fortsetzen und vertiefen wollte. Meinetwegen.)

Spammer immer dreister. Schon wieder Post aus Nigeria.



Zum ersten Mal in diesem Blog: Werbung (vorerst unbezahlt)

Als ich ein kleiner Junge war, hatte ich natürlich auch einen Großvater. (Genau genommen, zwei, aber den anderen, den Vater meiner Mutter, nannte wir Kinder Opa, während der Vater meines Vaters eben Großvater war.) Der war Altbauer, trug (wie die meisten Altbauern, wie auch Opa) meist eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und darüber eine schwarze Weste – und darauf kommt's an. Denn in einer Tasche dieser Weste hatte er stets eine Fünf-Pfennig-Tüte von der Körperwärme aufgeweichter Salmis, also kleine Lakritzrauten, die man sich mit ein bisschen Spucke wunderbar zu einem sechszackigen Stern auf den Handrücken kleben konnte, um den danach genüsslich abzuschlecken.
Manchmal kriegte ich auch einen so genannten Salmi-Lolly, das war ein Lutscher aus zäher Zuckerpampe mit eingegossenen (heute würde man wohl sagen "integrierten" Salmis, das Ganze umhüllt von dunkler Schokolade.

Spätestens hier beginnt, glaube ich, meine Sucht nach Lakritze.

Eine Abhängigkeit, die ich bis heute nicht habe loswerden können – so richtig gewollt habe ich allerdings auch nie. Ich habe sie auf unterschiedlichste Wiese befriedigt. Nach den Samis waren es die Salkinos von Haribo und die Katzenohren von Katjes, auch Pernod oder Ouzo trinke ich geren wegen des deutlich an Lakritze erinnernden Geschmacks. Könnte man Lakritze schnupfen, hätte ich längst eine schwarze Nasenscheidewand und ich bin nur froh, dass es bei Zigaretten keinen Zusatzgeschmack gibt – außer natürlich den fiesen Helmut-Schmidt-Zigaretten der Marke Reyno, die so tun, als könnte man die beim Rauchen entstehenden Halsbeschwerden eben durchs Rauchen beruhigen. Die holändischen Salz-Lakritzen kaufe ich jedesmal im Familienpack, sobald ich in die Nähe der dänischen Grenzen komme, gut, dass die ein Stück weg ist.

Und jetzt zur Werbung:


Die "Confiserie Peter Salzinger" verkauft Salmi-Lollys. Und, damit nicht genug: Der Inhaber hat auch eigene Entwicklungen im Programm, darunter "Knusper-Salmiak soft" in Zartbitterschokolade. Den Geschmack kann ich nicht beschreiben. Nur so viel: Diesen merkwürdigen Schokoriegel in der unspektakulär gestreiften Verpackung könnte ich als Grundnahrungsmittel, nun ja, fressen. Blöde nur, dass ich in Hamburger Läden regelrecht dnach suchen muss. Und es auch tue.

Ich gestehe: Ich heiße Thies und bin lakritzabhängig.

(Wer weiß, vielleicht bemerkt Herr Salzinger, was ich hier für ihn tue und zahlt mir was. Gern auch in Naturalien.)

Neues von Kerni und Krafti

Soll keiner meinen, die beiden sympathischen Befürworter der friedlichen Nutzung von Atomenergie wären auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung verschwunden. Nein, nein, die zwei kommen früher oder später immer wieder hoch. Und wie immer, in strahlend bester Laune.

© Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2013

Book goes Facebook, Gutenberg goes Guttenberg.

Heute früh mach ich meinen Facebook-Account auf und finde unter den Statusmeldungen meiner Freunde diese Zeichnung samt druntergestelltem Einstein-Zitat:


Komisch, denke ich, ist das nicht von Hans Traxler.
Aber, so denke ich immer noch, zeichnet der nicht viel besser?
Stimmt, denke ich dann nach genauerem Hinsehen: das ist und das ist nicht von Traxler.

Der Aufbau der Zeichnung – Vogel, Affe, Pinguin, Elefant etc. vor Baum: Traxler.
Der Inhalt der Zeichnung: Auch Traxler.
Der Zeichner: Nicht Traxler, sondern augenscheinlich ein eher minderbegabter Tiereniedlichmacher mit Grundkenntnissen von Perspektive und menschlicher Anatomie, also einer, der vielleicht besser Bäume erklettern sollte.

Hier zum Vergleich die Originalzeichnung nebst Original-Bildunterschrift*:

Im Sinne einer gerechten Auslese
lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich:
Klettern Sie auf den Baum.

Ich habe mein Unbehagen, nicht ganz so scharf formuliert wie hier, auch zu dem betreffenden Facebook-Post angemerkt und wurde dann in etwa gefragt, ob ich denn die hinter Zeichnung und Zitat stehende Aussage wahrgenoommen hätte.
Doch, dachte ich, in sowas bin ich auf jeden Fall besser als im Aufbäumesteigen.

Das Ganze kitzelte meinen Widerspruchsgeist.
Und siehe da, ich fand im Netz eine ganze Reihe Belege, dass – passend zur kopierten Zeichnung – das Zitat von Einstein wohl auch nicht von Einstein ist. 
Da musste ich dann sehr lachen.

Zugegeben: Auch ich habe schon diverse Male Sachen im Brustton der Überzeugung nachgeplappert habe, in der Annahme, dass sie doch von dieser oder jener ausweislichen Autorität so und kein Jota anders gesagt worden wären. Immerhin war's mir bisher noch jedes Mal peinlich, wenn mein Irrtum sich als einer herausstellte. Deshalb war ich auch amüsiert, dass das Einstein-Zitat keines ist.

Weniger amüsant fand und finde ich die Lässigkeit, mit der ein Zeichner einen anderen komplett abkupfert und, der Einfachheit halber, Bild- und Textaufbau 1 zu 1 (natürlich ohne Quellenangabe) übernimmt. Ich finde, der Einzige, der diese Traxler-Zeichnung kopieren darf, ist Traxler – der im Übrigen viele seiner Sachen tatsächlich mehrfach neu gezeichnet hat, weil ihm ältere Versionen nicht mehr genügten.
Thema mit Variationen, wieder Traxler.

Und tatsächlich durfte dieses Motiv schon für jede Menge Themen herhalten, von der Chancengleichheit in der Schule bis zum AssessmentCenter-Unwesen, es würde mich nicht wundern, wenn sie auch schon genutzt wurde, um z.B. Casting-Shows zu kommentieren. (Es gibt zu dieser Vielfachverwendung einen längeren Text von Traxler selbst.)

Bin ich sehr altmodisch, wenn ich für mehr Sorgfalt und Skrupel beim Zitieren plädiere? Oder soll ich mich daran gewöhnen und akzeptieren, dass im Netz alles egalweg alle kopiert und ausgeschlachtet wird?

Dann wäre wohl - nach der Erfindung des Buchdrucks - genau dieses widerwärtige Unwesen charakteristisch für die nächste große Umwälzung der Kommunikation.

Und also erhebe ich hiermit nochmals die steile These:
Book goes Facebook!
Gutenberg goes Guttenberg!


*Der guten Ordnung halber: Die obere Traxler-Zeichnung wurde entnommen aus dem sehr lesenswerten Buch "Die schärfsten Kritiker der Elche" erschienen im Jahr 2001 im Alexander Fest Verlag. Die untere kommtaus dem Netz

Traurig 2.0

Da hat es ein Bombenattentat in Boston gegeben.

Mit, so die Online-Präsenz von heute, mindestens drei Toten und 140 Verletzten. Die
Tagesschau meldet dazu internationale Anteilnahme:
Voller Anteilnahme schrieb der britische Premierminister David Cameron im Kurznachrichtendienst Twitter: "Die Bilder aus Boston sind schockierend und entsetzlich." Seine Gedanken seien bei allen Betroffenen, so der Premier weiter.
Und auch bei Facebook geben die Menschen Ihrer Trauer und Betroffenheit Ausdruck:


Ich bin auch sprachlos.

Nicht zuletzt wegen der wunderbar vereinfachten Normierung von Gefühlen.
Die "gefällt mir nicht".



Nachmittags- und Nachtzeichnungen

Gestern habe ich (nach einigen Tagen Entzug/melancholischer Uninspiriertheit) mal wieder gezeichnet, so richtig mit Filzer auf Papier.

© 2013: Thies Thiessen

© 2013: Thies Thiessen

Die Motivwahl ergab sich dabei übrigens aus meiner Trägheit. Wenigsten sieht es ganz so aus, als wäre ich einige Stunden nicht aus dem Sitzsack aufgestanden. (Stimmt aber nicht. Zwischendurch gab's Abendbror und das Kind ging zu Bett. Und plötzlich war das Licht ganz anders.)

Werbemuseum (und sowas von tot)

FISCH MACHT SEXY...

...UND SCHMECKT.
Das ist die Kernaussage einer neuen Werbekampagne, mit der die Fisch-Schnell-Bratküche "Nordsee"
auf sich aufmerksam machen möchte. Schon die "Idee" nackte Haut für Reklame zuerwenden, ist so was von alt und überholt. Aber dann noch bei Fisch...

Kurz: Ich habe wirklich nicht viel an diesen Plakaten verändert* – aber man wird mir und meiner banalen Interpretation zustimmen: So erst ist es auf den Punkt formuliert.




Oder? Sag ich doch.


*Ärgerlicher Weise habe ich die fette Futura nicht auf meinem Rechner, dann wäre die Zeile auf dem zweiten Plakat noch unauffälliger gewesen. Man kann nicht alles haben.

Apple, Sex, Girls und Fashion – und wozu dieser Post wirklich dient

Momentan habe ich wenig Lust, in mein Blog reinzuschreiben. Das hat einerseits mit meiner zur Zeit etwas muffigen Stimmung zu tun, andererseits auch damit, dass es von so vielen falschen Leuten gelesen wird. (Halt, liebe Leserin, lieber Leser, du bist nicht gemeint. Wirklich nicht!)
Ich meine es durchaus wörtlich: falsche Leute, also Leute, die keine sind.
Ausgerechnet sie allerdings bilden momentan die Mehrheit derer, die überhaupt noch Kommentare einstellen. Diese fast ausnahmslos englischspachigen Loblieder auf meine Posts sind immer anonym und enden meist mit dem Link zu merkwürdigen Seiten wie "Tranny Cam", "Kräutertee-Portal" oder "Foot Fetish". Ich sperre diese Kommentare dann auch immer ordentlich als Spam.
Andererseits finde ich die Bemühungen fast rührend, mich durch völlig wahnwitziges Lob davon überzeugen zu wollen, den Kommentar eben doch zuzulassen.
Also, wollnwamanichsosein:
In diesem (und nur in diesem) Post lasse ich sie ab sofort noch die abstrusesten anonymen Kommentare zu. Noch den letzten Schmutz werde ich durchwinken.

Unter einer Bedingung:

Eintreffende Spamkommentare müssen mich loben! Das heißt:

  1. Sie sollen die Stringenz meiner Argumentation hervorheben,
  2. sei sollen niederknien vor meiner luziden Intelligenz,
  3. anbeten sollen sie meinen Charme und Witz
  4. und andeuten, idealerweise versprechen,
    mich und diesen Blog massiv weiterempfehlen zu wollen.

Dann erlaube ich auch gerne Links zu Schmodderseiten und Schmuddelangeboten.
Abgemacht?

Super. 


Und hier noch ein abschließender Hinweis an meine echte Leserinnen und Leser:
Apple, Sex, Girls und Fashion habe ich nur erwähnt, weil – ausweislich meiner Blogger-Statistik – besonders solche Posts vom Spam betroffen sind, die in der Überschrift oder im Lauftext diese und inhaltlich ähnliche Begriffe enthalten. Die zu den Spams gehörigen Suchmaschinen sind da wohl eher einfach gestrickt. Weswegen ich hier noch ein paar Wörter hinzufüge: Android, Lust, Viagra, Game, NRA, Footwear.

Danke fürs Verständnis. Und jetzt weiter im Text.




UPDATE am 10.04.'24: Es klappt. Schon will jemand meine Leser von diesem Post zu einer Webcam locken und lobt vorher meinen "Great Blog". Herrlich! Das nenn ich mal effiziente SEO.

UPDATE am 6. Juni 2013: Eine Susanne Reinhard schickt mir einen Kommentar zu diesem Post und hat ihr Profil netterweise gleich zu irgend so einer Sexkontakteseite verlinkt. Da Sie mich nicht lobt, sondern nur patzig fragt, warum ich mich denn so aufrege, wird ihr Kommentar leider veröffntlicht. Nicht mal hier. Sorry Susanne, wär echt geil gewesen, aber, wie gesagt: Loben! Nicht motzen.

Marius und ich.


Ich denke daran, wie sich damals auf Claus' Party
seine Freundin bei mir über ihn ausgeweint hat,
und im Hintergrund war Marius mit Pfefferminz dein Prinz
und ich, ein paar Tage später, ihrer. 

Ich denke daran, dass Claus immer Johnny Walker da hatte,
der war sein bester Freund.

Ich denke daran, dass alle meine Freunde
und ich mal Theo sein wollten.
Gegen den Rest der Welt waren wir sowieso.

Ich denke daran, dass ich den Funker im Boot
immer mit dem LKW-Fahrer verwechselt habe.
Konnten ja beide nicht singen.
Und von beiden hatte ich Platten.

Ich denke an später und Herrn Ahrnt,
den Nachbarn von oben, der zu seinem 40sten eingeladen hatte.
Und an den Besuch, der dauernd fragte,
ob er nicht mal was von Marius einlegen könnte.

Ich denke daran, dass was von Marius
bei Claus noch aufgelegt wurde. Bei mir auch.

Ich denke an Heinz Strunk.
Da war's auch so. Aber "Moaaarius". 

Ich denke daran, wie ich Theo
20 Jahre später beschnitten habe,
bis er nur noch fünf Minuten lang war; 
als Promotionfilm für einen Kräuterschnaps.

Ich denke daran, dass ich Freiheit
nie ganz gehört habe.
Live schon gar nicht.
Und das ist das einzige, was zählt.

Ich denke an das Lied
mit dem Gepfeife vorneweg,
aber das war gar nicht Marius.
Nur fast.  


Ich denke daran, dass er mitt Romney verheiratet ist.
Und dass er Designeranzüge trägt.
Und dass seine Tochter Mimi heißt.

(Ich denke, den Witz mach ich gleich noch mal,
und noch mal, damit's auch jeder merkt:
Er ist mitt Romney verheiratet.
Die Mimi hat er nicht mitt Romney.)

Ich denke, dass ich
allmählich keine Lust mehr habe,
immer noch so viel über wen zu wissen,
der mich so wenig interessiert. 
Zeit schon gar nicht.

Ich denke, ich möchte zurück auf die Straße.
Andererseits:

Nee.




(Mit einer tiefen Verbeugung vor und inspiriert von Uli Becker.)

Na endlich, CDU und CSU werden wieder normal.

Nach der nervigen Diskussion um Homo-Ehe und Minderheitenschutz und überhaupt gibt's endlich mal wieder ein paar klare Worte. CSU-Generalsekretär Dobrindt sagt der "Welt am Sonntag":
"Die Union als Volkspartei hat die Aufgabe, der stillen Mehrheit eine Stimme zu geben gegen eine schrille Minderheit".
Umweltminister Altmaier findet das offenbar gut. Auch er fordert seine Partei im Gespräch
mit der "Welt" auf, nicht zu viel Energie auf "schrille Einzelgruppen" zu verwenden.


Recht so! Hanne, machssumir noch maln Bier?