Posts mit dem Label Parallelgesellschaft werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Parallelgesellschaft werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Schöner fremder Mann

Ich stell den Fernseher an. Weil ich ein altmodischer Mensch bin, ist es ein altmodischer Fernseher – er bietet mir die über Kabel frei verfügbaren Sender, kein Streaming, kein Sky oder sonstigen Kram, für den ich extra zahlen müsste, aber nicht will.

Ich bin Werber, da kann ich auch die Werbung akzeptieren.

Wenn's mir auch zusehends schwerer fällt: Denn während mir beim ZDF am Vorabend vorwiegend Produkte für einen ältere Generation angedient werden, zu der ich noch nicht unbedingt gehören möchte (Imodium akut, TENA Harninkontinenzwindeln, Tabletten, die ich gleich wieder veregesse, weil ich sie nicht nehme, etc.), bewerfen die Privaten mich mit Websites.

Reise-, Hotel-, Auto-, Kredit- und alle weiteren denkbaren Vergleichsportale hauen mir fies animierte und mit blockigen Buchstaben lautgestellte Screenshots um Augen und Ohren, dass ich mich fast wieder nach dem gerontophilen ZDF-Wrebeblock sehne – und mich wirklich freue, wenn in all dem Geschrei mal ein stilles, erholsam-freundliches Gesicht auftaucht.
Es geht wahrscheinlich nicht nur mir so.

Bei Ab-in-den-Urlaub.de hat man das erkannt.

Der mag mich, der meint mich.
Ob Traumreisen oder Traumpreise – egal, in welche Richtung die unterschiedlichen Spots dieses ansonsten knallbunten Brüllportals zielen, zwischendurch sehe ich immer wieder einen Herrn im T-Shirt, der mir stumm und freundlich zulächelt, der mir mit gehobenem Daumen sagt: "Halte durch!" und auf mich zeigt "Du bist okay!", der mir einen kurze, verschwörerische Ruhepause in dem Gedonner gönnt, das dann auch gleich unvermindert fortgesetzt wird.

Der ist für mich da.
Doch, ich finde ihn irgendwie sympathisch, was auch daran liegen kann, dass mir sein Gesicht bekannt vorkommt. (Und man mag ja nur das, was man kennt – zu sehen auch an der aktuellen "Flüchtlingsdiskussion".) Irgendwoher kenne ich ihn.

Aber wer ist der?
(Und was hat der dicke Mann da rechts hier zu suchen?

Kann mir jemand sagen, wer das ist?

Ist das der Mann, der früher "Wetten, dass" totmoderiert hat? Oder war der mal im BigBrother-Container? Ehemaliger Verteidigungsminister? Präsident von irgendwas? Oder Rex Gildo? (Ach nee, der ja nicht.) War der Mann mal mit Heidi Klum oder Sylvie Meis zusammen? Daniel Kehlmann?

So beruhigend ich sein Auftreten finde, so nervös macht mich, dass ich nicht drauf komme.

Kann mir wer helfen?
Danke im Voraus.

Mitteilung des Managements: HSV zeigt "Momente des Erwachens"

HSV: Kleine Anzeichen für Besserung
Variiert nach einem Artikel aus Spiegel-Online*

Viele Monate nach dem Beginn schwerster Ausallserscheinungen zeigt die Elf des Bundesligisten HSV "Momente des Bewusstseins und des Erwachens". Das teilt die Vereinsführung mit.

Hamburg – Dem HSV geht es offenbar besser. Der ehemalige Europapokal-Sieger mache "Fortschritte auf seinem Weg", teilte sein Sportchef Oliver Kreuzer in Hamburg mit. Der 127-Jährige zeige "Momente des Bewusstseins und des Erwachens", heißt es in Kreuzers Statement. "Wir stehen ihm bei seinem langen und schweren Kampf zur Seite, gemeinsam mit dem Team des Trainers, und wir bleiben zuversichtlich."

Kreuzer bedankte sich im Namen des Vereins erneut "herzlich für die ungebrochene Anteilnahme". Zugleich bat sie um Verständnis, "dass wir auf Details nicht eingehen möchten, um das Ärzteteam in Ruhe arbeiten zu lassen".

HSV auf dem Wege der Besserung?

"Momente des Bewusstseins", wie sie Kreuzer beschreibt, sind streng genommen kein medizinischer Fachbegriff. Es ist vollkommen unklar, um welche Zeichen es sich dabei handelt. Grundsätzlich können beim Aufwachprozess aus dem Koma folgende Reaktionen auftreten: Körperbewegungen, Reaktion auf Ansprechen oder Anfassen, Augenöffnen, Blickkontakt, der Versuch zu sprechen, gezielte oder ungezielte Abwehr- und z.T. sogar Angriffsbewegungen. Vorhersagen darüber, ob die Mannschaft wieder aufwachen wird, bleiben trotz der positiven Mitteilung aber reine Spekulation.

Ende Februar wurde die Aufwachphase eingeleitet; Mitte März hatte Kreuzer noch mitgeteilt, die Elf sei noch nicht aufgewacht. Wenige Tage zuvor hatte Trainer Mirko Slomka verlauten lassen, man gebe die Hoffnung nicht auf und bleibe zuversichtlich, dass "die Mannschaft da durchgehen und aufwachen wird". Immer wieder gebe es kleine Anzeichen, die Mut machten.

Die lange Serie von Niederlagen hatte immenses Medieninteresse hervorgerufen. Die Vereinsleitung forderte Anfang Januar Journalisten auf, die Spieler in Ruhe zu lassen und das Trainingsgelände zu verlassen. Die Vorstand befasste sich ausgiebig mit dem drohenden Abstieg und wechselte zwischenzeitlich den Trainer.  Inzwischen teilte man mit, es gebe nunmehr keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Die Mannschaft war demnach auch nicht unangemessen schnell unterwegs. Das Management hatte regelmäßig kurz nach jedem Spiel von einer extremen Verkettung unglücklicher Umstände resp. Spielzüge gesprochen.


*Das Personal dieser Meldung könnte im Übrigen und mit nur leichten Umformulierungen auch gegen z.B. Markus Lanz/Wettendass ausgetauscht werden. Das Ganze fiel mir wahrscheinlich eben deshalb auf und ein, weil ich mich weder für den HSV noch für M.Schuhmacher oder Wetten Dass sehr interessier und mich dieser Medienlärm darum besonders irritiert.

Üble gestalten – Kritik des zeitgenössischen Kriminalromans


(Ich fang mal ganz früh an, bzw. ganz früher, zu Zeiten, als Musik noch nicht über iTunes, sonder übers Cover des Tonträgers verkauft wurde. Dieses Früher meine ich. Da fang ich mal an. Los also.)

Früher war es einigermaßen einfach, Musik zu kaufen. Das ging so:
  • Frakturschrift auf dem Titel = Heavy Metal,
  • Monster und Frakturschrift = Ganz Heavy Metal mit  schrecklichen Soli,
  • Surrealismus = Poprock für junge Intellektuelle (Pink Floyd, Yes, Asia, Supertramp)
  • Geklebte Schriften, grelle Farben, zickzackige Typo: Punk, später New Wave
  • Schwarzweißfoto = Jazz
  • und so weiter. 
Aber nach und nach wurde es komplizierter. Die Punkgruppe the Clash zitierte mit "London Calling"plötzlich ein Elvis-Cover, in einem neonrosa Karton mit zickzackigen und schwarzweiß illustrierten Musikern steckte eine Rockabilly-Platte, ein Mädchen im Dirndl hieß Fräulen Menke und machte NeueDeutscheWelle – auf das Musikkaufen nach Optik war kein Verlass mehr.  
War ja auch fast egal.  Ein CD-Cover ist ja auch viel kleiner als der noch bis Mitte der Achtziger allgegenwärtige Pappschuber der LPs, die immerhin 30 cm Durchmesser hatten.
Da lohnt ja das Gestalten kaum.

Und heute? MP3 Dateien. Nichts zu sehen. Nicht der kleinste Hinweis, was sich hinter dem Icon verbergen könnte. Groß ist die Verwirrung und orientierungslos kopiere ich meine alten CDs auf den Rechner, weil ich mir dann beim Hören das Cover wenigstens noch vorstellen kann.

(So. Das war die Einleitung. Jetzt komme ich zum eigentlichen Thema.)

Mir scheint es nämlich so, als sei nur in einem einzigen Bereich des großen bunten Marktes der Unterhaltungsmedien noch eine gewisse Orientierung nach Optik möglich.
Ich meine Bücher.
Genauer: Krimis.
Und da vor allem Skandinavienserienmörderkrimis und flankierende bzw. sich daran orientierende.

Die gehen nämlich so:

Als erstens brauchen wir einen Hintergrund: Weiß ist okay. Muss aber irgendwie auch grau aussehen, ein bisschen schmuddelzwielichtig.  Wolkenhimmel ginge auch. Hell halt. Und ein bisschen dreckig.So was: 


Irgendwas gegenständliches muss noch drauf. Darf gern mit zum Titel passen, muss aber nicht. Skalpell ist zu oft gewesen, Axt oder Revolver auch. (Wenn gar nichts geht, geht auch das.) Ich nehm einfach mal ‘ne unordentliche Kinderzeichnung. Das wirkt, auch emotional, meine ich. 


So. Jetzt noch den Titel drauf.
Dafür greifen Verlage gern zu einer schick angefressenen Schrift. Gerne rot.
 

Ach ja, fast vergessen:  Autor, Genre (sicherheitshalber) und Verlagslogo müssen ja noch.


Fertig?
 
Fast.
Denn den Titel prägen wir jetzt noch. Und vielleicht ist auch noch Geld für Drucklack da. Da wirkt das Ganze höherwertig.


Supertitel. Und ich weiß sofort, welches Buch ich nicht kaufen möchte.

Andererseits (– und damit komme ich zum eigentlichen Auslöser dieser Gedanken – )
hat die Autorin Zoë Beck mit „Brixton Hill“ einen tollen Krimi jenseits der momentan angesagten Moden geschrieben, den ich wohl nicht gelesen hätte, wäre ich nach dem Buchtitel gegangen.


Denn der ist so was von modisch. Außer vielleicht dem Grün.
Und ich hätte unter Umständen gar vermutet, dass Brixton Hill der Autor des Thrillers "Zoë Beck" ist, eines Buches, in dem die Nichte von Kommissar Beck... geschenkt.

Fazit: Nicht mal auf Krimititelseiten kann man sich mehr verlassen.

 


Times, they are a-changing

Vor sechs Jahren schrieb ich in diesem Blog einen kurzen Text zur deutschen Ausgabe der Zeitschrift Vanity Fair, für die damals auch der Dichter Rainald Goetz einen Blog verfasste. Der Blog hieß "Klage" und zu dem setzte ich einen Link: vanityfair.de/blogs/rainaldgoetz/.
Das Blatt ist längst eingestellt. Ungelesen pleite gegangen.
Neugierhalber klickte ich nun auf den alten Link zu Herrn Goetz und landete bei der Zeitschrift Glamour. Aufmacher dieser Website war – unter Überschrift "Deutsche Paare" die Frage an mich, ob ich denn schon die Partner der deutschen Stars kennte.

Irgendwer (links) mit Irgendwem (rechts, im Kleid)

Die anschließende Fotoserie zeigte mir lauter Leute, die ich nicht kannte, die aber sicher nett sind und auf jeden Fall dekorativ.
VJane Palina Rojinski, "Schowi" Jean-Christoph Ritter, Topmodel Franziska Knuppe, "Spaßvogel" Oliver Pocher, Österreicherin Doris Golpashin, Promisohn Wilson Gonzales Ochsenknecht, Serienfreundin Josefine Preuß, "Keinohrhase" Til Schweiger, VIVA-Moderatorin Collien Fernandes, It-Girl Bonnie Strange, Model Svenja Holtmann (zum Beispiel für Levi’s und Sloogi), VerlebtVerliebt-in-Berlin-Star Julia Wasweißdennich...
...um es kurz zu machen: Über 30 Bilder mit mehr als 60 vollständig austauschbaren Männchen und Weibchen der Gattung Promi. (Mit den Unterordnungen A, B, C will ich mich nicht weiter aufhalten.)
Bleibt nur die Frage: Wo ist Rainald Goetz?
Vergessen.

Sage also keiner, das Netz vergisst nichts.
Gottseidank gibt's die NSA.

Kostenlos: Der Feinschmecker-Kolumnen-Konfigurator

Nach dem unerwartet großen Erfolg meines Krimi-Klappentext-Konfigurators
hier ein weiterer nützlicher Service aus meiner Textwerkstatt, dem wohlwollenden Leser zur freien Verwendung überlassen...

(Hier beliebiges Foto einsetzen)


Liebe Genießer/Gourmets/Leser.

Freunde des guten Geschmacks blicken voller Vorfreude
auf ihren Kalender, in dem sie schon Anfang des Jahres
diese besondere Zeit angekreuzt haben: Es ist
Mai/September/Herbst/neblig draußen/Altweibersommer/morgens früher hell,
die Spargel-/Trüffel-/Hirsch-/Beaujolais-/Muschel-/Bärlauch-Saison
rückt näher, und damit die Gelegenheit,
Freunde/Familie/Geschäftspartner/die süße Nachbarin
mit ganz besonderen Spezialitäten 
zu verwöhnen/erstaunen/überraschen/faszinieren,
die eben nur zu dieser Zeit in solcher
Frische/Delikatesse/Fülle/Auswahl/Reichhaltigkeit
zu haben sind. Der Kenner weiß natürlich, dass nur
Monate ohne "R" / Biobauern / wohl temperierte Keller / Straßenränder
die wahrhaft besten dieser Spezereien liefern,
und er weiß auch, sie von ähnlichen, aber
hochgiftigen/minderwertigen/leicht angefaulten/scheinbar günstigen
Angeboten entschieden zu scheiden. Für Sie also, die wahren
Feinschmecker/Genießer/widerwärtigen Angeber/Poggenpohldesignküchenbesitzer
haben wir den Starkoch/Sternekoch/Fernsehkoch/Küchenanarchisten
Tim Mälzer/Tim Mälzer/Tim Mälzer/Tim Mälzer
eingeladen, Ihnen ab Seite (Seitenzahl einsetzen) seine Rezepte vorzustellen,
die ebenso überraschend/ungewöhnlich/kreativ
wie einfach/raffiniert/farbenfroh/leicht sind
und wahre Gaumen- / Magen- / Augen- / Leber- Schmeichler.
Wir von der Redaktion wünschen Ihnen schon jetzt
Guten Appetit / Waidmannsheil / viel Erfolg.

Ihr (faksimilierte/unleserliche Unterschrift des Chefredakteurs)


     

Busen in Raten, Beauty a la carte

Gestern im Anzeigenblatt aus unserem Briefkasten

– Haben die Damen schon gewählt?

– Ja, wir nehmen dann dreimal die Möpse.
– Ab vier gibt's den fünften umsonst.

– Dann fünf. Und einmal die Bauchdeckenstraffung.

– Eine gute Wahl. Darf ich dazu Fettabsaugung empfehlen?

– Das klingt sehr lecker. Da nehm ich doch gleich die 2-Zonen-Absaugung.

– Gut, also fünfmal die eins, einmal die drei und einmal die vier.
Ach ja. Soll ich Ihnen das Fett in ne Doggybag eintüten?

– Och, nee, ist nicht nötig. Entschuldigung, eine Frage noch: die OPs kommen doch nicht etwa aus dem östlichen Ausland? Man liest da ja so viel Unerfreuliches...

– Seien Sie ganz entspannt, unser Chef ist in 3. Generation Österreicher und die Implantate sind fangfrisch aus Amerika.

Darf der Anästhesist dann servieren? 
Ich lege inzwischen das Besteck auf...

Wahl 2013: Duell wird Duett. (Darauf ich wett'.)

Gestern abend war das Fernsehprogramm gewissermaßen gleichgeschaltet.
Selbst auf ProSieben und RTL gab es weder Dschungeltussen noch Feuerballexplosionen zu sehen. Stattdessen guckten wir so lange auf den immergleichen Gesichtern herum, dass wir erstmals eine Werbeunterbrechung herbeisehnten.

Hätte ich nicht meinen Skizzenblock,
wär's gleich gar nicht auszuhalten.

Deutschland war politisch. Merkel gab die gute Mutti ("Alles gut, Kinder...") und Steinbrück den etwas muffligen Vatter ("Lass mich da mal ran, du kriegst das doch gar nicht auf die Reihe...").
Und irgendwo am Rand stand Christian Wulff und sagte nix. (Ach nee, war Peter Klöppel)
Hinter den Kulissen wartete auch schon Günter Jauch, um das Ganze analysieren lassen zu können.
Kurz: einzig und ausgerechnet der mir sonst unerträgliche Stefan Raab machte das Spektakel erträglich und manchmal gar unterhaltsam. (Hut ab, Herr Raab.)
Und was ist dabei rausgekommen?



Wie man's nimmt. Heut früh an der S-Bahn lauerten mir jedenfalls schon die Wahlhelfer mit ihren Zetteln auf.
Und die sind sich einig: Beide haben gewonnnen.

Sag ich doch.

Die doofen Seiten des Internets

Ich arbeite gerade im Auftrag eines Kunden an einer Namensfindung, und da muss ich natürlich alle möglichen und unmöglichen Buchstabenkombinationen auch mal in den Browser schreiben und gucken, was sich dahinter so verbirgt.

Dabei habe ich auch die Firma Strux entdeckt, die mir sehr viel Spaß macht:
Erstens gibt es sie seit 35 Jahren oder 35 Minuten oder 35 Metern, weiß auch nicht.


Da will ich natürlich gleich mehr wissen und die Firma informiert mich netterweise schon auf der Sartseite, ich zitiere: 
In brief, you should know the following about us: our company was established in [insert year] and had been responsible for providing outstanding [insert service, products] ever since. Our specialty is in the area [insert information or delete sentence]. Our regular customers particularly value [insert information delete sentence]. Our business is located at [insert address].
Ehrlich, selten habe ich eine so nach allen Seiten offene Leistungsbeschreibung gelesen.
Und dem entsprechend so sind dann auch die Produkte von Strux.


Es gibt gleich drei, und damit ich nicht durcheinander komme, sind sie durchnummeriert. Also alles in Ordnung. Oder, Bob?

Zumindest weiß ich jetzt, warum ich bei manchen Websites das fiese Gefühl habe, die Texte wären nur aus übelsten Bausteinen mithilfe irgendeiner Selbstmachsoftware zusammengehauen. Weil's nämlich genau so ist. Discountercontent statt des aktuell so gern geforderten Storytellings. Immerhin hab ich noch ne Geschichte erzählt. Wenn auch keine schöne.

(...unauffällig in die hohle Hand kotzend ab, während der Vorhang rauschend herabsinkt...)

Traurig 2.0

Da hat es ein Bombenattentat in Boston gegeben.

Mit, so die Online-Präsenz von heute, mindestens drei Toten und 140 Verletzten. Die
Tagesschau meldet dazu internationale Anteilnahme:
Voller Anteilnahme schrieb der britische Premierminister David Cameron im Kurznachrichtendienst Twitter: "Die Bilder aus Boston sind schockierend und entsetzlich." Seine Gedanken seien bei allen Betroffenen, so der Premier weiter.
Und auch bei Facebook geben die Menschen Ihrer Trauer und Betroffenheit Ausdruck:


Ich bin auch sprachlos.

Nicht zuletzt wegen der wunderbar vereinfachten Normierung von Gefühlen.
Die "gefällt mir nicht".



Nebenverdienst fürs Vaterland

Als ich im Herbst 1978 zur Bundeswehr, genauer, in die heute längst geschlossene Hindenburg-Kaserne nach Neumünster eingezogen wurde, litt ich von da an drei Monate lang unter dem üblichen Quark der Grundausbildungm, unüblich hingegen war, was so nebenher, außerhalb der Dienstzeit stattfand.

So wurde ich von meinem ausbildenden Oberfeldwebel, einem Herrn Kähler, eines Tages auf seine Stube gebeten, also nicht ganz befohlen, aber eigentlich doch. Es ginge, so sagte er sinngemäß, um meine Zukunft.

Nachdem ich militärisch gegrüßt hatte und anschließend bequem stehen durfte, stellte mir Ofw. Kähler die wirklich wichtigen Vorteile eines Bausparvertrages beim des Beamtenheimstättenwerks vor, die ich, gegen Überlassung der mir vom Staat zugesicherten "vermögenswirksamen Leistungen vom Staat" voll in Anspruch nehmen könnte. Und ganz nebenbei, so erklärte er mir väterlich, würde ich auch nicht mehr ganz so schikaniert.

Ich unterschrieb – und kaum eine Woche später war die Schinderei aus Geländemarsch und Schlammrobben für mich vorbei: Auf Empfehlung von Oberfeldwebel Kähler wurde ich zur LKW-Fahrschule geschickt, was mich freute. Ofw. Kähler freute sich derweil über die Vermittlungsprämie, was ich Jungunddummspund natürlich nicht mal vermutete.

Durch Klicken vergrößern und lesen.
Es lohnt sich auch sprachlich.
Das ist lange her. Nicht ganz so lange her sind meine Bemühungen, aus dem Vertrag wieder rauszukommen. Das war dann zwei, drei jahre später und, siehe da – es war so gut wie gar nichts angespart.

Heute ist die Bausparversicherungsdrückerbranche ja gaaanz anders. Besonders ERGO tut sich mit vielen vertrauensbildenden Maßnahmen hervor, als da wären Werbekampagnen, Pressemeldungen und rimmer mal wieder echte Empörung über versehentliche Bordellbesuche etc.

Tja, und genau heute landete ich auf dem Xing-Profil eines Herrn von ERGO, der vorher auf meinem war. Der Mann war 12 Jahre bei der Bundeswehr, zum Schluss als Oberfeldwebel. Seit September dieses Jahres ist er Zivilist, eben für ERGO. So wie er vorher volle sechs Jahre Soldat für ERGO war. Nein, der Mann heißt nicht Kähler, auch nicht z.B. Steinbrück. Es liegt ja auch nicht am Einzelnen, der das Ganze völlig okay findet – das System stinkt.

sad face: book depreciation

Veröffentlicht ausgerechnet auf einer facebook-Seite, lädt dieses heitere interaktive Spiel zur Börsenspekulation ein.


Der Haken: wer den Aktienkurs von Zuckerberg richtig tippt, gewinnt eben auch nur Aktien von Facebook.

Einkaufszentren und Demografie

Jeder weiß, Deutschland wird älter. Was wenige wissen: der Hamburger Stadtteil Poppenbüttel ist jetzt schon alt, will sagen, hier ist der Prozentsatz alter Menschen am höchsten in Hamburg.
Eigentlich fast verwunderlich, dass ein großes Hamburger Einkaufszentrum erst jetzt auf den Gedanken gekommen sit, sich dieser interssanten Zielgruppe – nämlich den letzten Rentnern, die noch nennenswerte Rente kriegen – noch ein bisschen entschiedener anzunähern.


Im Herbst dieses Jahres wird, so Gerüchte, das Einkaufzentrum komplett mit Rollstegen und Treppenliften ausgestattet, schon heute kann der aufmerksame Betrachter erste, unauffällige Veränderungen in der Eingangszone erkennen.

Erfreulich, dass auch mal jemand an die Älterne denkt.

Wirre Web-Welt

Ich möchte mal kurz einwerfen, dass die doofe Zeit und ihre noch dooferen Vertreter trotz Web 2.0, Smartphone, HTML5 und Blogs noch lange nicht überholt sind.
Bzw. wegen all dem gibt's immer wieder die merkwürdigsten Sachen. (Nun findet mein eigener Blog zwar, verglichen mit anderen, kultisch verehrten, eher am äußersten Rand der allgemeinen Aufmerksamkeit statt, aber trotzdem bekomme ich manchmal was davon mit.
Bzw. ab.

Gestern zum Beispiel las ich Lustiges unter einem auch schon wieder ein Jahr alten Post, der sich mit – sagenwermal – der überdeutlich unterschwelligen (bzw. unterschwellig überdeutlichen) phallischen Symbolik von Grill- und sonstigen fleischhaltigen Würsten befasste. 
Da hatte jemand – natürlich als Anonym –  Folgendes kommentiert:
My spouse and I absolutely love your blog and find most of your post's to be just what I'm looking for. Would you offer guest writers to write content in your case? I wouldn't mind writing a post or elaborating on a few of the subjects you write with regards to here. Again, awesome weblog!
Feel free to surf my webpage - Kräutertee Informationen auf Tee-Experte.eu
Google übersetzt das so:
Mein Ehepartner und ich liebe Blog und finden Sie die meisten Ihrer Post ist genau das, was ich suche. Würden Sie bieten Gastautoren, um Inhalte in Ihrem Fall zu schreiben? Ich hätte nichts dagegen Schreiben eines Beitrags oder der Ausarbeitung auf einige der Themen, Sie schreiben in Bezug auf hier. Wieder genial Weblog!
Fühlen Sie sich frei, um meine Homepage zu surfen - Kräutertee Information in T-Experte.eu
Herr Kleinholz, der im Impressum als Verantwortlicher sich nennende, entgegnete bei meinem Anruf, dass  der durch ihn beauftrage Link-Setz-Dienst wohl seine Aufgabe etwas unorthodox lösen täte. Fand ich auch. Bzw. ich verkniff mir die Bemerkung, wieso er für so einen Scheiß Geld gäbe.

Erst danach war ich noch tiefer gehend verblüfft, dass es tatsächlich eine Dienstleistung sein kann, mehr oder weniger sinnfreie Kommentare zu platzieren, die dann den Leser auffordern, doch mal hie und da vorbeizuschauen.
In der alten Zeit, vor ca. zehn Jahren, nannte man so was Fehlstreuung. Soooviel Neues gibt es also nicht im Netz. Es ist das immer gleiche Durcheinander der Methoden.  

Bzw. in diesem Post und passend: auch der Metaphern.
Ich meine die immerselbe Sau, die schon seit Jahrzehnten den alten Wein aus neuen virtuellen Gießkannen quer durchs die Gemeinde spritzt. Oh WWW!

(Völlig erschöpft ab.)

Alle reden vom Wetter. Ich mal nicht.

Ich habe einen Kundentermin. Hurra.
In Kiel. Nicht so Hurra.
Denn da fahre ich mit der Bahn hin, und wie sagt schon Pu (– ungefähr in der Übersetzung von Harry Rohwohlt)?
"Bei Bahnen kann man nie wissen."

Also such ich mir auf der Website Bahn.de eine Verbindung heraus und geh am nächsten Morgen auch extra früh zur S-Bahn, weil: s.o.
Ich bin dann auch über eine halbe Stunde vor Abfahrt der RE nach Kiel am Hbf Hamburg. Da kann ich doch mein Ticket ganz einfach am Automaten kaufen.
Der Automat will aber von mir wissen, ob ich zum Bahntarif oder zum Verbundtarif fahren will. Und, ob ich über Neumünster oder über Segeberg fahre. Weiß ich doch nicht. Ich will nach Kiel, egal wo rüber. Bevor ich ärgerlich werde und den Mirzubunttarif wähle, gebe ich auf. Ich habe ja noch mehr als zwanzig Minuten. Da kann ich auch an den Schalter gehen. Sind ja immerhin fünf von ca. zwanzig besetzt.
Gleich mal hin.

Oh.
Ich muss eine Nummer ziehen. Das heißt, ich muss auf einen Knopf drücken, damit aus einem breiten Schlitz ein Zettelchen mit der Nummer 1168 geschoben wird.
Das Display über mir zeigt 1153. Könnte knapp werden.
1154 Schalter 6. Geht doch voran.
Hm.
1155 Schalter 8.
Eine kleine alte Dame fragt mich, ob ich nach Bremen wolle, da könnten wir doch auf Gruppenkarte, das würde günstiger. Ich will nach Kiel.
1159 Schalter 5.
Ich habe noch etwa 10 Minuten.
Drei junge Menschen mit großen Rucksäcken, die mit allerlei Isomatten, Regenplanen, Trinkflaschen und weiterem Zeug raumgreifend behängt sind – die Rucksäcke, nicht die Menschen – rumpeln und rempeln sich an mir vorbei zu Schalter 5. Ich schaue den dreien eine Weile zu, wie sie offenbar auf Italienisch nach Dänemark wollen. Das dauert.
1166 Schalter 4.
1167 Schalter 7. 
Noch fünf Minuten. Kein Problem, ich weiß ja genau, wann ich mit welchem Zug wohin will.
A 8000 Schalter 2. 
Hä?
Wieso denn nicht 1168? Wieso A8000? Ich geh mal besser an den einen, gerade frei gewordenen Schalter und will die etwas mürrische Frau dahinter fragen, was das bedeutet. Stattdessen:
Sie: Hamse die Numma 1169? Dabei?
Ich: Nee, ich hab die 1168.
Sie: Dannsinse hier falsch. Da müssen sie zu Schalter 2.
Ich: Wieso denn, da wurde doch eben noch.
Sie: Guckense auf die Tafel, da stehtoch: 1168 Schalter zwei.
Ich: Aber.
Sie: Da stehtoch: 1168 Schalter zwei.
Ich geh zu Schalter zwei, leider drängt sich da schon die Nummer 1170 hin und der zuständige Herr ranzt mich nur an, er hätte schließlich gewartet.
Mindestens 30 Sekunden, ranze ich noch zurück.
Dann muss ich zum Gleis, denn ich hab noch zwei Minuten bis zu meinem Zug.
Das Ticket kaufe ich dann Im Zug . Bargeld hab ich leider nicht genug dabei und meine Kreditkarte streikt wegen Magnetstreifen kaputt.

Aber das ist schon eine andere Geschichte...

Neue Wörter (Sonderfolge Geographie)

...
Syldavien (Hergé, 1938)
Khemed (Hergé, 1952)
Brutopia (Barks, 1957)
Palumbien (Franquin, 1952)
Bretzelburg (Franquin, ab 1961)
 ...zugegeben, die Liste ist unvollständig und sie nennt auch nur Staaten, lässt also die vielen Neu- und Parallelschöpfungen von fiktiven Städten (Metropolis, Gotham City, Bielefeld) und Ortschaften in ansonsten meist existenten Staaten außer Acht. Schließlich fehlt auch all das, was nicht Comic ist: Film- und Romanerfindungen gibt es schließlich ebenfalls reichlich, und dazu muss es nicht mal Science-Fiction sein.

Ich komme auch nur darauf, weil mein Sohn, am Morgen nach dem ersten EM-Spiel des deutschen Teams von der gegnerischen Mannschaft sprach. Und wie hieß da wohl deren Heimatland?
Portugiesien
Genau.
Ich sehe Tim und Kapitän Haddock schon auf neuen Abenteuern...

Alles nur geklaut

Komm ich nach Schleswig Holstein rein, liegt da ne Wahlkampfpostkarte rum.

Kommt mir der Slogan irgendwie bekannt vor.
Ist dann aber doch nicht der. Nicht ganz.
Nur so ungefähr.

Schöne Pleite, intellektuell betrachtet.


Nachwort: Vor ca. 25 Jahren stand ich mit zwei anderen Gründungsmitgliedern der Winterhuder Grünen am Goldbekmarkt in Winterhude. Es war Bürgerschafts-Wahlkampf. Wir hatten nur einem Mülleimer neben uns und luden alle Passanten ein, Ihren Wahlkampfmüll von den "Info"-Ständen der anderen Parteine direkt in diese Tonne zu entsorgen. Das wäre praktizierter Umweltschutz. Jetzt sind die Grünen da, wo sie nie hinzuwollen damals behaupteten.

Ärztescherze

Ärzte sollen, so sagt man ihnen nach, einen oft finsteren Humor haben, der sich wiederum begründet aus dem steten Umgang mit kranken und sehr kranken Menschen, aus dem täglichen Kampf gegen Tod und Verderbnis und aus der Erkenntnis, dass es am Ende eben doch nix hilft. (Siehe auch J. Heesters.)

Wiewiel Witz, blitzenden Geist und heiteren Esprit haben Mediziner denn nun tatsächlich?
Also, wenn man die Fachzeitung "MEDICAL TRIBUNE aufschlägt, ist es damit nicht allzu weit her.
Belege? Bitte:

1. Beginnen wir mit einem Cartoon:
Witz (mit Busen, oh la la....)
Er fiel mir sofort ins Auge. zum einen wegen der vollkommen verhauenen Anatomie beider Darsteller – man beachte insbesondere die "Hand" der Praxisangestellten – zum anderen wegen der völlig verhauenen Pointe. War da überhaupt eine? Und kann sie mir wer erklären?

2. So, und nun zur Werbung:
Vorreiterin mit drei Bällen (gut gebaut, oh la la...)
Diese ganzseitige Anzeige (ich zeige hier den entscheidenen Ausschnitt) für irgendein verschreibungspflichtiges Zeug beweist, dass wenigstens Pharamhersteller ihre Verschreiber für regelrecht unterbelichtet halten müssen. Denn das Bild und seine Metaphern sind pädagogischer als (und nicht halb so unterhaltsam wie) die Sendung mit der Maus.
Rot = Blut.
Blau = Irgendwas, vielleicht Kaugummikugeln, ja! Genau: Zuckerperlen.
Tänzerin/Sportlerin = Balance.
Nach vorne Springen = Vorsprung = Vorreiter.
Den Begriff der "Blutzuckerbalance" hätte man kaum blöder bildhaft machen können. Und wo ist das Pferd? Danke schön. 

3. Und dann musste ich doch noch lachen:
Zerrüttet, nicht zerrührt (ich hör ja schon auf...)
Denn komisch in dem Blatt ist einzig die ungelenk formulierte Ankündigung der diesmaligen Kolumne einer Hausärztin, die regelmäßig in der MEDICAL TRIBUNE schreibt.

Im Ernst, würden Sie zu einer süchtigen Ärztin gehen, die ihre Patienten nicht mehr erkennt?

Ja, ich auch.

Durchsichtige Vorneverteidigung

Das wollte eh keiner kaufen.


 Das kauft erst recht keiner mehr.


Deshalb gibt's das jetzt für lau.


Nach Rühmanns "Die Drei von der Tankstelle", nach Tolkiens "Herr der Ringe" und nach Henscheids "Trilogie des laugfenden Schwachsinns"– endlich die dreibändige Ausgabe von Wulffs "Antwort auf alle Fragen", geschmackvoll im transparenten Schutzumschlag.

Und hier geht's zum Download von Band 1, Band 2 und – für alle, die bis hierhin durchgehalten haben – Band 3.

Die Freundin, mit der ich über alles reden kann

Vor ca. 20 Jahren saß bzw. lag ich im Großraumabteil des Nachtzugs von Wien über München nach Hamburg. Und ab München wurde diese Fahrt fürchterlich, weil ein Mann einstieg und sich schräg vor mir platzierte, der dann NONSTOP DREI STUNDEN LANG WIRRES ZEUG RZÄHLTE.

Früher waren solche Typen häufiger, oder häufiger sichtbar: Auch im öffentlichen Nahverkehr, bevorzugt nachts, sah ich fast regelmäßig Leute, die über den Krieg oder Mutti oder fiese Freunde schwadronierten, plauderlings oder auch brüllweis, immer aber so, dass es für mich schwierig wurde, wegzuhören.

Vor ca. zehn Jahren wurden diese Leute scheinbar mehr, bis mir auffiel, dass viele von Ihnen sehr viel ordentlicher und auch, nun ja, normaler aussahen als die der Jahre zuvor. Ich begriff schließlich, dass die ein ordentliches Ein- und Auskommen hatten und außerdem so was wie Trendsetter waren: Die hatten nämlich eine topaktuelle Freisprecheinrichtung am Ohr und sprachen gar nicht mit sich selbst, sondern mit ebensowichtigen Leuten, vermutlich unterwegs in anderen Bussen oder Bahnen.

Im Grunde genommen, waren dies Leute waren genauso lästig wie die normalen Mobiltelefonierer in Bus, bahn oder Restaurant, nur, dass ich sie (da ohne sichtbares Gerät) leicht mit schizophrenen Weltkrieg–II-Verschütteten und Alkoholopfern verwechselte.

Inzwischen habe ich, haben wir uns daran gewöhnt. Die Weltkriegs-Opfer sind weniger, und Bluetooth ist Standard..

Und die letzten einsamen Seelen, die gerne laut reden möchten, auch wenn ihnen keiner zuhört – wo sind die hin? Warum erkennt die keiner?
Ganz einfach:
Die sitzen natürlich immer noch in der U-Bahn und quatschen Siri auf dem iPhone voll. So gesehen, erfüllt dieses Programm eine wichtige gesellschaftsbefriedende Funktion.



(Jetzt bräuchte Siri jetzt nur noch ein Facebook-Profil – als Freund/in für alle, die sonst einsam sind...... Ach, gibt's schon?)

Im Netz der Engagierten

Im August dieses Jahres hab ich den Amazonas gerettet. 

Im September wollte ich der australischen Regierung helfen, ein Gesetz zur Reduzierung von CO2 Emissionen vor der Verhinderung durch Rupert Murdoch und seine Spießgesellen zu verhindern. Oder so ähnlich. Gerade als ich in Aktion treten wollte, klingelte es unten an der Tür und der Mann von Bofrost nahm Bestellungen an.Schade.

Zum Ausgleich habe noch im selben Monat indigenen Bolivianern geholfen, den Bau einer Schnellstraße durch das Amazonas-Gebiet zu verhindern.

Im Oktober war ich sowas von sauer und empört über den Staatrojaner, da habe ich natürlich sofort derart entschlossen mein Missfallen geäußert, dass das die Verantwortlichen in Berlin das nicht überhören konnten. Glaub ich.

Eben lese ich, dass ich ebenfalls noch im Oktober auch noch die Krankenhäuser des Horrors in Syrien hätte stoppen sollen. Mach ich gleich, wenn ich die Hemden fertig gebügelt hab.

Heute schließlich habe ich das Internet vor dem Würgegriff US-amerikaischer Behörden gerettet. Fast.

Falls ich dazu komme – es ist schon Mittwoch abend –  werde ich diese Woche noch noch Steuerflucht verhindern, Gorleben abwenden und dies und jenes anderes Gutes auch in Deutschland tun.

Wenn ich dazu komme. Denn ganz aktuell schickt mir ein Freund via Facebook die skandalöse Nachricht, dass Adobe Flash kippt und Entwickler und Programmierer völlig von den Socken sind – ich meine, wo kommwerdenndahin? Da könnte ja jeder kommen! Jetzt komm ich mal und säg den CEO von Adobe ab!

Im Ernst: Soviel krtisches Bewusstsein und Engagement wie in den letzten Wochen hab ich in den letzten dreißig Jahren nicht gezeigt. Brokdorf und die Volkszählungsinis, die Bunte Liste Hamburg, die Proteste gegen den NATO Doppelbeschluss oder gegen die Desinformationspolitik nach Tchernobyl waren ein banaler und vergleichsweise stinkendfauler Dreck dagegen, fand das Zeug doch nur alle paar Jahre mal statt.

Also: weitermachen, Avaaz, Campact, ChangeOrg. Von meinem Logenplatz am Monitor aus engagier ich mich überall in der Welt.
Ich bin dabei. Ich bin dafür. Dagegen. Wofür, wogegen auch immer.