Vorsätzlich scheitern.

– "Klar: ich will mir ja das Rauchen abgewöhnen.
Aber an irgendwas muss man ja die Knaller anzünden."
– "Bei mir issas ganz ähnlich: Ich will mit dem Trinken aufhören,
aber ich brauch' die leeren Flaschen für die Raketen."


 

Lanzarote, Volksdorf, Poppenbüttel: Mallorca ist überall.

Vor 12 Jahren, während unsrer Hochzeitsreise nach Lanzarote, machten meie Frau und ich erstmals Bekanntschaft mit einem Phänomen, das wir bis dahin nur aus der Presse kannten: In diversen Artikeln wurde immer mal weider darüber berichtet, dass es auf Mallorca und vergleichbaren Ferieninseln einen stets während der Hochsaison aneu aufflammenden Krieg zwischen Engländren und Deutschen gäbe. Zweck war dabei die Eroberung von Sonnenliegen möglichst nah an Pool oder Strand, Waffe waren die Hotelbadelaken, die von den kriegführenden Parteien oft zu noch nachtschlafender Zeit auf die Liegen gebreitet wurden, als unübersehbare Signal: Diese Liege ist meine!
Dann kam der Feind, warf das Laken des Gegners in den Pool und breitete sein eigenes aus und so weiter und so albern. Klar, dass die Scharmützel ausgerechnet zwischen Engländren und Deutschen besonders erbittert ausgetragen wurden, fanden hier doch die Schande des 8. Mai 1945 und die Schmach von Wembley 1966 ihre – wie historisch üblich – immer lächerlicher werdende Fortsetzung.
Wie eingeleitet: vor etwa 12 Jahren durften wir erstmals Augenzeugen von so was sein.

Was nicht heißt, dass so was nicht noch dümmer und dreister ginge:
Wer an einem Samstag Abend ins (ansonsten sehr empfehlenswerte) Koralle-Kino in Hamburg-Volksdorf gehen will, erlebt etwas Glück eine hübsch doofe Variante des Handtuch-Generves. Im gleichen Gebäude befindet sichg nämlich auch ein Lokal. Und so kann es schon mal vorkommen, dass eine halbe Sitzreihe im gut gefüllten Kinosaal mit demonstrativ ausgebreiteten Mänteln "reserviert" ist. Die Werbung läuft, der Film beginnt und nun kommen gutgelaunt und gerna uach leicht angeschickert die Mantelbesitzer reingelärmt, die sich eben vorher noch ein Weinchen gegönnt haben, so ein netter Abend, ne? Wenn man Pech hat, sind's Frauencliquen, die nun auch ungehemmt weiterplaudern, während wir langweiligen Spießer gern etwas von den Dialogen des Films verstehen würden.

Schön auch der just verstrichene Heilige Abend. Als wir zu unserem alljährlichen Kirchgang in die Marktkirche Poppenbüttel kamen, waren alle anderen schon da. Nicht, dass wir zu spät gewesen wären, es war noch gut eine halbe Stunde bis zum Orgelvorspiel. Da vorne rechts, da waren sogar noch drei freie Plätze. Hin! Pustekuchen. Eine alte Dame hatte sich rechts in die Reihe platziert und ihre Gehhilfe (vulgo: Krücke) längs über die drei Sitze neben sich gepackt. Gerade rechtzeitig zum ersten Gebet drängelten sich dann auch ihre Verwandten rein. Wir hatten uns übrigens für die meist kalte Kirche extra dick angezogen und kriegten immerhin noch einen Platz auf dem Armesünderbänklein direkt an den Heizkörpern. Weihnachtliche Wärme gewann für uns so vollkommen neue Bedeutung. 

Da denkt man, man hat alles gesehen, dann lernt man schon wieder dazu. Will man eigentlich aber gar nicht.

...anstatt "Last Christmas":

Die Musik hier stammt von Free Floating und  ist freigegeben unter Creative Commons Lizenz.

Gefunden habe ich sie im sehr empfehlenswerten Blog Freealbumsgalore, der mich wiederum zu Archive.Org geführt hat – wo Sie/Ihr im Übrigen eingeladen sind, Titel legal herunterzuladen.

Bleibt meiner Familie und mir nur noch, allen eine gelassene Weihnacht und einen entspannten Jahreswechsel zu wünschen (ein frommer Wunsch. ich weiß, aber wenn man sich richtig anstrengt, kann's klappen, bzw. gerade nicht.)

Bis später und Alles Liebe, Thies.

Freundschaftliche Übelnahme.

Anfang Dezember machte ich mich hier ein bisschen lustig über den ehemaligen Finazsenator Hamburgs, Carsten Frigge, und weitere Figuren, deren Tun ich, sagenwermal, nicht übermäßig schätzte und schätze. Dazu bekam ich von "Anonym" einen Kommentar, den ich hier noch mal unkorrigiert zitieren möchte:
Vielleicht solltest Du jetzt für die Versöhnung der CDU mit den Alstervororten sorgen, nachdem die Aufnahme von Scheurl (den Du unterstütuzt hast - was ich Dir wirklich ü b e l nehme) laut dem herrrrrrlichen Abendblatt für die Versöhnung der CDU mit den Elbvororten gesorgt hat.
Tschannigroot 
Ich hab schon in den Kommentaren darauf geantwortet, will das aber hier gern noch einmal tun. Denn Tschannigroot hat da was verwechselt. Ich habe nicht Herrn Scheuerl (soviel Zeit muss sein) unterstützt, sondern ich war und bin allgemein gegen eine Schulreform, die mit heißester Nadel gestrickt und beschissen verargumentiert war, bei der die Schulsenatorin erst gegen Ende merkte, dass Anweisungen und Orders eventuell nicht alles an Kommunikation sein können, und dass "die Reform ist gut"ungefähr so überzeugend war wie "das Fleisch ist gut" auf dem Panzerkreuzer Potemkin.

Darüber hinaus war unsere Familie durch diese Veranstaltung ganz persönlich betroffen. Unser Sohn war nämlich im vierten Jahr einer Grundschule, an der er sich von Jahr zu Jahr unwohler fühlte. Ausgerechnet diese Schule hat sich eifrigst darum bemüht, gleich von Anfang an zu denen zu gehören, die ihre Grundschüler sechs Jahre unterrichten bzw. hätten unterrichten wollen.

Herr Scheuerl ist mir herzlich Wurscht. Er ist Anwalt, also so was wie ein Söldner, und mal kämpft er für Kik, mal gegen die Schulreform und jetzt eben für die Hamburger CDU.Und alles immer schön öffentlich und laut. Wie gesagt, mir dennoch wurscht. Er wäre nicht der erste Volljurist, der sich in der Hamburger Politik wichtig macht.

Aber jetzt mal unter uns Königskindern: ich bin nicht 100%ig sicher, ob ich Tschannigroot persönlich kenne, muss wohl so sein, denn in diesem Blog habe ich mich über die Schulreform in Hamburg nicht dezidiert geäußert. Ich weiß nicht, ob er (bzw. sie) der ist, von dem ich meine, dass er es ist. Ist auch egal: Das "persönliche Übelnehmen" jedenfalls gehört hier nicht her, außer er akzeptiert, dass ich derartige Kommentare nicht unkommentiert stehenlasse. Und das tut er, indem er sie öffentlich ins Netz stellt.
Meinetwegen, machen wir halt 'ne Podiumsdiskussion nebst persönlichem Angehen draus.

Meine liebste Doku-Soap

Diese Männer sind merkwürdig angezogen, sie machen kaum Urlaub und arbeiten auch am Wochenende und nachts. Durch ihre Überarbeitung sind sie früh gealtert, außerdem pflegen sie einen recht eigenartigem Sprachgebrauch, der für Außenstehende nur schwer verständlich ist. Ihre Bildung – wenn man das so nennen kann – reicht kaum über ihr Spezialgebiet hinaus, das übrigens auch meist ihr einziges Gesprächsthema ist. Viele von ihnen haben ein Alkoholproblem, was aber unter ihresgleichen eh nicht weiter auffällt.


Diese Typen sind gesellschaftsunfähig. Und sie sind einsam.
Kein Wunder, denn welche Frau will sich schon längerfristig auf ein Leben mit so was einlassen?

Ich glaube, das wird der Quotenbringer im Privatfernsehen.
Also, Super-RTL7: kauft Ihr die Idee?

Mein Lieblingsweihnachtslied

Seit ich es vor knapp 3 Jahren zum ersten Mal gehört (und dabei Gänsehaut gekriegt habe), liebe ich dieses Lied. Ich weiß nicht, ob die Band "Erdmöbdel" das Stück immer noch als MP3 verschenkt. Aber die Recherche lohnt auf jeden Fall.

Neue Wörter (Folge 38)

Ich hab mich immer gefragt, warum Hotelbesitzer immer gleich frankophon-aufwertend "Hotelier" genannt werden, während Bordellbesitzer eben bestenfalls "Bordellbesitzer" bleiben dürfen, falls sie nicht gleich Schlimmeres zu hören bekommen. Ich finde das ungerecht und möchte das ändern.
Bordellier
ist also das Wort, um dessen Aufnahme in den deutschen Wortschatz ich hiermit bei den ständig zuen zuständigen Stellen ersuche. Liebe Leser, helft mir dabei!
 

Gepostet mit meinem iPad*

Vor sechs, vielleicht sieben Jahren hatte ich einen Auftrag, in dessen Verlauf ich auch mit meinem Kunden, einigen seiner Mitarbeiter und seiner Lebensgefährtin eine Reise machte, bei der wir zeitweise alle in einem großen, gut ausgestatteten Bus saßen. Damals war ich, zugegeben, neidisch auf das klobige, vieltastige Gerät, mit dem mein Kunde E-Mails abrufen und gar versenden konnte, mit dem er musikalisch untermaltes Tetris spielte und eben auch noch telefonierte. Das Ding hieß Palm Treo und war technisch wie preislich das Nonplusultra. Ich hingegen hatte nur ein doofes, marzipanbrotartiges Nokiateil mit deutlich angeflanschter Antenne und sonst nix. Natürlich konnte ich in so einem Fall nur eins tun: die Intellektuellenattitüde pflegen und behaupten, so ein Spielzeug wie das Treo bräuchte ich nicht, was im Übrigen bei ihm wie bei mir absolut der Wahrheit entsprach.
Dass ein Funktelefon und vor allem, dass ein ganz bestimmtes Funktelefon ein Statussymbol sein kann wie früher die S-Klasse von Mercedes oder heute der für einen Kleinwagen deutlich überteuerte Mini - das wurde mir damals zum ersten Mal deutlich.

Heute steige ich in Hamburg-Poppenbüttel in die S-Bahn und sitze topmodisch gesteilten gestylten Unterprimanern gegenüber, die von ihren iPhones aus topwichtige Dates abmachen, laut sind sie und auffallen wollen sie und merken nicht, dass diese Handyzeigerei ein bisschen wirkt wie einst, in früher Pubertät, der Wettbewerb, wer am höchsten und oder weitesten pissen** konnte. Genau das ist es dann ja auch.
Für mich neu und durchaus verblüffend ist, wie eben dieses "Baby,ichbinderGrösste"-Geschwurbel und Geschwalle praktischerweise von den Accessoiristen*** - so will ich die Anbieter derartiger technischer Überflüssigkeiten mal nennen - bereits vorformuliert und ins Gerät eingegeben ist: Von einem durchaus vernünftigen und intelligenten Mann hoch in den 60ern erhielt ich eine Mail, deren letzte Zeile etwas kleiner und in edlem Grau verkündete: Versandt von meinem iPhone. Das ist fast schon Grund genug, keins haben zu wollen. Und wenn man nun schon mal eins hat, was ja passieren kann, sollte man wenigstens diese affige Zeile vorm Versenden von Mails löschen. Kommt im Übrigen auch gut auf Parties, beiläufig zu erzählen, dass man diese oberflächlich beeindrucken wollende Blenderzeile natürlich gleich bei Inbetriebnahme des iPhone entfernt hat. Da steht man gleich schon etwas interessanter da... - und es könnte ein vielversprechender Abend werden.
Und wieder mal stehe ich etwas verwundert da und frage mich, ob meine Gedanken dazu nicht in einen kleinen, selbstironischen Text gegossen werden sollten.

*Es ist gar nicht mein iPad, sondern das eines meiner Auftraggeber, aber all diese Information in der Überschrift wäre erstens zu langatmig und zweitens nicht so beeindruckend gewesen. 
**Dieser Begriff scheint unpassend und ordinär, besonders in einem hochklassig anspruchsvoll formulierten Text wie diesem. Andererseits ist er der einzig treffende. 
***Ja, das Wort "Accessoiristen" ist eitel. Aber sind wir das nicht alle?

Hamburg lernt dazu.

Brummbrummbrumm.

Zwei- bis dreimal im Jahr reißt mich eine Erkältung. Sie kommt immer übern Hals und nimmt sich als Erstes meine Stimmbänder vor. Das hat den merkwürdigen Nebenffekt, dass ich zwei- bis dreimal im Jahr singe wie Lee Marvin. Das glaubense nich? Hier:

(Ich hab mir übrigens sagen lassen, wenn man ein Video ins Netz stellt,
kriegt man ganz schnell einen Plattenvertrag bei einerm Major Label.
Woll'n doch mal gucken.)

Mein Angebot für Hamburg

Eigentlich wollte ich mich ja letzte Woche um die Stelle des Finanzsenators in Hamburg bemühen. Nachdem Herr Frigge weg ist, so dachte ich, kann ich die Lücke, die ihn ersetzt, doch mühelos mit meinen ganz ähnlich gelagerten Kompetenzen füllen. Ich war auch schon mal hochverschuldet – zugegeben, nicht ganz so pleite wie die Stadt, aber immerhin – und was Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft angeht, könnte ich zumindest damit punkten, dass ich beim Edeka bei uns gegenüber mal zwei Salinos (Haribolakritzen zum Preis von damals je 5 Pfennig) geklaut habe, dass ich dabei erwischt worden bin, aber das Ganze noch kauend entschieden dementiert habe.
Aber jetzt sind sie gleich fast alle weg, unsere Senatoren.
Da kann ich mir ja meine neue Position regelrecht aussuchen. Ich glaube, ich werde Nachfolger Nonnenmachers bei der HSH Nordbank. Schmieriges Haar krieg ich hin, gegelt seh ich richtig Scheiße aus. Die Hamburger müssten sich beim hassen also nicht etrst umstellen. Abgesehen davon verspreche ich, dass unter meiner Führung nicht wesentlich mehr Schulden angehäuft werden als ohne mich. Und falls Kopper und Konsorten mich trotz all dieser Skills immer noch nicht wollen, bleib ich gerne auch gleich weg: Aber dafür will ich eine ordentliche Abfindung. Die brauch ich nämlich für die Schulausbildung meines Sohnes, der im Moment mit einem DierckeWeltAtlas von ca. 1970 rumläuft. (Da gibt's die DDR noch, als SBZ oder in Tüddelchen. Da ist die Sowjetunion noch heile und Richard Nixon Präsident der USA.) So eine Antiquität gibt's natürlich nur leihweise, sie muss geschont werden für die kommenden Jahrgänge.
Man sieht, ich bin bereit, mich für diese Stadt einzusetzen.
Also Ahlhaus, solang es Dich noch gibt:
Ruf! Mich! An!