Bücherstöckchen (Tag 8)

Also los: "Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert."
Im Herbst 1966 war ich acht Jahre alt und im dritten Schuljahr der Grundschule in Kaiser-Wilhelm-Koog. In den Jahren davor war ich immer wieder krank und fehlte. Bis zum Sommer 1966 hatte ich mindestens zwei Lungenentzündungen und jede Menge fiebriger Erkältungskrankheiten gehabt. Als es im Hernst wieder losging, schickten meine Eltern und unser Hausarzt Dr. Claussen mich wegen Verdachts auf Tbc ins Krankenhaus nach Heide.
Dort lag ich eine Zeit lang in Quarantäne, bis der Tbc-Verdacht durch die Diagnose Lungenentzündung (mal wieder) ersetzt war. Ursache war eine Art Fistel in den Mandeln, durch die Krankheitserreger regelrecht eingeladen wurden, doch mal reinzukommen, es sich gemütlich zu machen und sich ordentlich zu vermehren.
Also musste ich operiert werden, Mandeln raus.
Ich erinnere mich daran, dass ich unter der Äthermaske bis etwa drei zählte, vielleicht sogar bis sieben.

Ich erinnere mich an die Nierenschale, in die ich nach dem Wachwerdenmüssen einige Stunden lang blutigen Schleim hustete.

Ich erinnere mich gern an das Vanille-Eis, das ich morgens mittags abends kriegte zur Kühlung und weil ich es so sehr mochte und erst acht Jahre alt war.

Ich erinnere mich an Wochen währende Langeweile.
Und ich erinnere mich an die Besuche meiner Eltern, die mir dann immer was zu lesen mitbrachten.

1998 wurde ich vierzig Jahre alt und meine Frau schenkte mir den Reprint des ersten deutschen "Superman"-Jahrgangs. Und wenn ich Heft 1 in die Hand nehme, fällt mir das Krankenhaus in Heide ein.

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