Fast wie früher, bloß ohne Schwindelgefühl

In der Ausbildung zum Graphic Designer hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit den damals hochmodernen Magic Markern, die vor allem beim Erstellen von Layout-Illustrationen benutzt wurden.
Zuerst fertigte man meist eine Strichzeichnung in Schwarzweiß, und die wurde mit diesen Filzern coloriert, die aus einem Glasfläschchen mit abschraubbarem Deckel bestanden, auf dem wiederum ein verschließbares Blechröhrchen von ca. 6mm Durchmesser steckte. Aus dem Röhrchen ragte ein schräg abgeschnittener Filzballen, der wiederum die Farbe trug.

Die Ausgangszeichnung,
entstanden während eines Fernsehabends
mit Familie und James Bond.

Diese Farbe war nicht wasserlöslich, anscheinend genügte nicht einmal ein simpler Alkohol, es muss etwas ganz besonders gewesen sein  – aus den Glasfläschchen entwich nämlich während des Zeichnen ein derart schwindelerregender Gestank, das ich sicher bin, die Dinger erzeugten früher oder später Gehirnkrebs, Krätze und Lungenschwund.
Nichtsdestotrotz waren sie zu ihrer Zeit (vor den Computern) das ideale Werkzeug, um schnell und doch eindrucksvoll eine Bildanmutung für Anzeigen, Plakete oder auch Filmstoryboards zu schaffen.
Vor allem, wenn man das professionell machte.

Ein Ausschnitt aus dieser Zeichnung,
per Photoshop in der Auflösung verbessert,
damit das Colorieren nicht so grob wird.

Holm von Czettritz beispielsweise, ein sehr hochgewachsener, soignierter Herr im großgemusterten Glencheck, lebte lange Jahre davon, für Werbegenturen solche Illustrationen zu fertigen – schon damals gab es dort reichlich Grafiker, die nicht zeichnen konnten und manchmal professionelle Hilfe brauchten.
Inzwischen ist er ein alter Herr – ich telefonierte mit ihm und er sagte, er für sein Teil bedaure sehr, dass es die oben beschrieben Magic Marker nicht mehr gebe. (Hier gibt's mehr zu ihm – ein sehr interessanter Mann.)


Nachfolger und Tod der Magic Marker waren die Copic Marker. Anders als ihre Vorgänger waren (und sind) sie relativ einfach und sauber nachzufüllen, bieten je Stift zwei Pinselstärken und stinken eben auch nicht so sehr – ganz ähnlich wie ihre Vorläufer sind sie sauteuer.

Doch, ich glaube, damit kann man was anfangen,
wenn man mal ganz schnell ein schickes Storyboard braucht.
(Aber braucht das eigentlich noch wer?)

Von den Copic Markern gibt es allerdings auch eine App-Version für Apple-Rechner, mit der ich Filzstift-Colorierungen am Zeichentablett anfertigen kann. Das hat mich gefreut – ich glaube, mit diesen virtuellen Filzmalern werde ich noch viel Spaß haben.

Sieht doch gut aus, oder?

(Bei den Abbildungen in diesem Post jedenfalls diente eine eingescannte DIN-A4-Zeichnung aus meinem Skizzenbuch als Basis für die Colorierung mit den elektronischen CopicMarkern. )


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