Elke Dag ist eine Schlampe (und die Urgroßnichte von Kannitverstan)

Als wir vor etwas über einer Woche nach Scheveningen an der holländischen Nordseeküste reinfuhren, hörten wir ein ganz leises, leicht dumpfes Knarren hinter und über uns.

Europa Hotel Bilderberg (Serviervorschlag)

Das im Reiseprospekt durchaus ansehnliche Hotel Bilderberg entpuppte sich als ziemlich häßlicher Klotz mit deutlich in die Jahre gekommenen Tapeten, der mindestens bis in den vierten Stock mit dem aus Sauna und Pool im Keller nach Schweiß und Chlor riechenden Dampf beheizt wurde. (Ich weiß ja: ein langer Satz, aber der muss so sein, der soll auch quälen.)

 
Europa Hotel Bilderberg (mit etwas Abstand)

Die ganze Runtergekommenheit und Vergammeltheit des Ladens fällt übrigens nur deshalb nicht besonders auf, weil er von ebenso muffig-miefigen Hochhäusern umgeben ist, in denen (während unseres Aufenthaltes) menschenleere Einkaufszentren mit zur Vermietung stehenden Geschäften Touristen deutlich aufforderten, besser gleich zum Strand zu gehen, der uns, passenderweise dreckig und zugemüllt, wiederum in das Restaurant "Big Bell" trieb. Dekoriert mit Potemkinschen Bücherwänden neben künstlichem Kamin und in heimelig rötliches Licht getaucht, sah die bessere Strandbude mit dem Glockenturm im Logo wenigstens halbwegs einladend aus.

Strandbuden in Scheveningen 

Als die junge brünette Bedienung mit dem roten T-Shirt zu uns kam, verstanden wir auch den Doppelsinn des Begriffs "Big Bell" = "sOOlche Gloggn", wie mann so sagt – auch sonst war die junge Frau durchaus aufreizend, auf ihre ganz besondere Art: nämlich aufreizend gelangweilt und patzig, provokativ unwillig und schlecht erzogen, aber immerhin: sOOlche Gloggn.
Das Essen war schlecht, aber dafür teuer, die Spaghetti Bolognese meines Sohnes waren etwas billiger, aber dafür viel schlechter – Gott sei's gedankt, dass man uns eine Stunde lang damit verschont hat, ehe der Mist schließlich doch auf unseren Tisch geknallt wurde.
So wie wir bedient wurden, waren wir's dann auch. Tatsächlich bezahlten wir am Ende genausoviel wie beim Gourmetrestaurant im Hotel – und dabei gab's noch nicht mal Trinkgeld von uns.
Wir mochten das Hotel dann für die nächsten Tage auch kaum mehr verlassen. Als wir endlich abreisten, musste ich an der Rezeption auch noch eine "Gemeindeabgabe" in Höhe von etwa acht Euro pro Tag bezahlen, und da begriff ich es: Das Knarren bei der Ankunft, das muss das Geräusch gewesen sein, als die Touristenfalle hinter und über uns zuklappte. Soviel dazu.

(Elke Dag's Big Bells)

Immerhin, Elke Dag hat uns Freude gemacht: Im "Big Bell" stand nämlich ein Plakat, wonach sie ab 20 Uhr "Live Musiek" machen würde. Im nahen Revue-Theater hieß es, Elke Dag stünde ab 20 Uhr als Mary Poppins auf der Bühne, und im Stadtkern von Den Haag sahen wir ein  Plakat, wonach Elke Dag mit 40 Männern ins Bett ginge.

(Elke Dags's merkwürdige Vorlieben)

Unsere holländische Nachbarin hat uns nach der Heimkehr aufgeklärt, dass die Vielbeschäftigte zu deutsch schlicht "jeden Tag" heißt.

Kannitverstan, die Holländer.

1 Kommentar:

Babo hat gesagt…

Begnadeter Fotograf / PhotoShopTriebtäter, der das Europa so schön hingekriegt hat! Und ein Blümsche hatte er auch dabei ...