Neue Wörter (Folge 63) ismusistisch etc.

Als ich am vorgestrigen Sachsenwahlabend vorm Fernseher saß und an manch Böses dachte, erschien mir (und den bundeweit ca. 100 andren Zuschauern) plötzlich Christus Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der FDP* und versuchte zu erklären, warum seine Partei nicht im sächsischen Landtag bleiben durfte und warum das aber auch alles nicht sooo schlimm wäre. So in etwa.
Ich gebe zu, ich hab kaum zugehört. Immer wenn ich Christian Lindner im TV sehe – also in letzter Zeit seltener – denke ich kurz, dass Matthias Schweighöfer den gut spielen könnte und höre nur noch mit halbem Ohr hin, fasziniert von der Vorstellung einer unkomischen urkomischen FDP-Beziehungskomödie. So war es auch diesmal.
Doch dann horchte ich auf: Denn der Liberale sparch plötzlich irgendwas in der richtung, dass seine Partei auch einen Gegenpol (oder so) darstellen müsse für den im Land um sich greifenden, und jetzt kommt's: "Sozialdemokratismus"
Nochmal lesen zum Sackenlassen?
Bitte:
Sozialdemokratismus
Bidde?
Demokratismus?
Sowas in der Art kennen wir ja bereits und die Methode dazu auch:  Wenn ich etwas nicht mag und es als unsympathisch und gefährlich darstellen möchte, dann nenne ich's Ismus und find es istisch.
Also:
  • Islamismus, (islamisch geht noch, böse ist) Islamistisch
  • Fundamentalismus, fundmentalistisch
  • Sozialdemokratismus, sozialdemokratistisch...
  • Buddhismus ... nee, da passt es nicht, aber Gottseidank kann man's steigern
  • Buddhismus, Buddhistismus, buddhististisch.
  • Katholizismus, Katholistizismus, katholistizistisch.
  • Feminismus, Feminizistimus, feministizistisch.
Und so weiter.
  • Faschistizistisch. 
  • ...
Hm. Das ganze klingt dann auf die Dauer doch ein bisschen sperrig.
Vielleicht einfach noch andere Endungen hinzufügen. "Oid" zum Beispiel.
  • Faschistoid ist schön, also, das Wort. 
  • Feminoid nicht so, also, ich meine, das Wort.
...

Gut. Ich gebe zu: eine echte Gesetzmäßigkeit ist in diesen Verschimpfwortungen noch nicht drin.
Aber ausbaufähig sind sie allemal.

Also danke schön an Herrn Lindner
für seine ausgesprochen liberaldemokratoidiotistische Wortschöpfung.







*Für die Jüngeren unter meinen Lesern: Die FDP war früher mal eine einflussreiche Partei und regelmäßig in Bundes- und Länder-Regierungen vertreten.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer wieder gern lese ich "dermachtdieworte", lieber Thies Thiessen!
Und dieses Mal ganz besonders!
Mit besten Grüssen
Heidi Siebrand

P.S. War wieder einmal höchste Zeit, dieses auch dem Autor mitzuteilen.

Yürgen Oster hat gesagt…

wenn es denn sein muss:
"Der Buddhologismus mit seinem übertrieben buddhologistischen Erleuchtungsgetue."
Geht doch.