Der arme Mann, der Becker und die Räuber.

Es war einmal, vor nicht so langer Zeit, da hatte noch nicht jeder einen Computer zuhaus. Denn auch wenn diese klugen Maschinen jeden Tag ein bisschen billiger wurden, so waren sie doch immer noch recht teuer, und nur die klügsten und reichsten Bürger konnten sich einen kaufen und damit gar Post versenden. Ein berühmter Ritter, er hieß Boris Becker, war einer von den reichsten. Und sein Management war eines von den klügsten, verstand es doch sein Handwerk so gut, dass der berühmte Ballprügler sogar noch Geld dafür bekam, wenn er sich im Internet anmeldete, statt wie alle anderen dafür bezahlen zu müssen. Und dazu musste nur sagen: "Bin ich schon drin?" Und "Das ist ja einfach."




Des freute sich ein Mann, der das Internet nun mal brauchte, auch wenn er nie zu den reichsten gehörte und gehört. Er war klug genug, einzusehen, dass sein technisches Verständnis auch nicht größer war als das des rothaarigen Stammlers, weshalb er beschloss, wie der Tennisritter mit AOL "drin" zu sein.

Also erdachte er sich ein Zauberwort, das niemand außer ihm je kennen sollte, und dieses Zauberwort öffnete ihm die Tür zu den unendlichen Weiten des Internets, den gern besuchten Zoos voller niedlicher Katzen und ihrer stolzen Besitzer, zum Wissen der Welt, und, wenn ihm darnach gelüstete, zu den Bezirken, wo man sich tolle Musik, Filme und vieles andere für wenig Geld herunterholen konnte – herunterholen, ja, das war wohl die rechte Übersetzung des englischen Wortes.

Und so hatte er viele Jahre recht viel Freude, und wenn sich auch manche Freunde von ihm zurückzogen und er sich ebenso von ihnen – so gewann er doch auch deren neue, mit denen er Dank Fürst Zuckerberg und König Brin jederzeit und überall plaudern konnte, ohne dass ihn das zu irgendwas verpflichet hätte. So dachte er, und er freute sich seines – in Wahrheit recht einsam-öden – Lebens. 

Doch es kamen Diebe ins Land und drangen ein in die Burg AOL, deren Wachposten schlecht bezahlt wurden und deshalb immer weniger wachten. (Die Burg war, ganz wie der bekannte rothaarige Stammler, in alle den Jahren verfallen und alt für das geworden, was sie mal gekonnt hatte. wars bei dem einen Tennis, wars bei der anderen Tcehnik.) Die Diebe machte sich über die Schatztruhen her und plünderten sie, bis auf das letzte Passwort und noch den entferntesten Kontakt.

Und schon am nächsten Tag verschickten sie rätselhafte Schreiben in alle Welt, darin von Steifheit fördernden Mittel die Rede war, von Pülverchen, die den fetten Wanst kurierten, won Weibsen, welche sich nach Buhlschaft sehnten und dazu ihre schönsten Bilder zeigten.




Ein Versender dieser Post war, so schien das Siegel darauf zu verraten, jener auch nicht mehr ganz junge Techniktölpel, der sich vor Jahren, Becker folgend, unter das Dach derer von AOL begeben hatte. Und manch ein Empfänger schrieb ihm darob erbost, dass er solcherlei Geschwätz von harten Gliedern, Fettleibigkeit und geilen Metzen nicht leide, dass er sich frage, wes Geistes unser Held denn plötzlich sei.

Der tat Abbitte und erdachte sich gar bald ein neues Passwort und schwor, dass nie, nie wieder solches ihm wiederfahren sollte, jedoch...

(Hier endet die heutige Folge unserer spannenden Märchenreihe "Der Phischer und sin Coup".
Wird es unserem Helden gelingen, die bösen Räuber von seinem Rechner fernzuhalten. Will wer den alten Burgherrn kaufen? Verpassen Sie auch die nächste Folge unter dem Titel: "Der Apple des Paris und der Kampf um den Trojaner.")

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