Dabei bin ich durchaus wählerisch: ich lese gern fast alles, von den MickyMaus-Heften meines Sohnes (bei denen mich die comicfreien "Magazin"-Elemente nerven) bis zur Hochliteratur, ja doch: Dostojewski, Joyce, Arno Schmidt hab ich, z.T. mit Amüsement, probiert, hängengeblieben bin ich bei Autoren der "Neuen Frankfurter Schule", auch bei Julian Barnes, bei Flann O'Brien, selbst wenn er grad mal nicht von Harry Rowohlt übersetzt wurde, was früher vorkam.
Was daran wählerisch ist?
1. Wenn ich merke., dass die Übersetzung schlecht ist, wenn die Zeichnungen Dreck sind, dann regt mich das auf oder – im besseren Fall, ich werf den Kram ins Altpapier.
2. Grundsätzlich habe ich keine Lust mehr, mit Paperbacks ins Regal zu stellen, von denen viele immer noch erschreckend schlecht verarbeitet sind, will sagen: ich will nur "echte" Bücher haben. Was mir sonst so unter die Augen kommt, wird eben so mit weggelesen und danach -geschmissen oder -geschenkt.
Natürlich weiß ich, dass ein haptisch unschönes Buch inhaltlich durchaus was wert sein kann. Aber
wenn man an die vierzig Jahre gewohnheitsmäßig liest, fällt einem allmählich auch mal was auf die Nerven. Das sind bei mir inzwischen besonders die Auswüchse der RemittendenRamschpest, deren eitrig stinkende Beulen mittlerweile in jedem Buchladen in die €-2,99-Schütten hineinplatzen.
Als schwer verkäuflich abgestempelt: Das tut weh. |
Früher war das noch nicht ganz so verbreitet: Remittenden, darunter auch viele wertvolle und gut gemachte Liegenbleiber, kamen zu Wohltat's Buchhandlung oder zu 2001in Quarantäne, wurden dort wegkuriert und fertig. Da hab ich gern Reste* gekauft. Heute geht das schneller und massiver: Stempel auf den Anschnitt! Kratzer oder Filzerstrich auf die Rückseite! Fertig ist das Mängelexemplar, das nun günstiger vertickt werden kann!
Zerkratzt, zerschnitten, für immer entstellt. |
Und dann leide ich ein bißchen mit dem Autor und der Reduzierung seiner Tantieme. Und ich sage mir, dass ich weder Filzerstrich noch Kratzer auf einem Buch in MEINEM Regal haben möchte. Und dann kaufe ich's doch und siehe oben – lese es weg und danke.
Doch nichtsdestotrotz – gibt es einen augenfälligeren und trauriger machenden Beleg dafür, dass Bücher eben auch nur eine Ware und dass Hirnschmalz Grammweise und mit Verfallsdatum gehandelt wird? Wem sage ich das? Ich bin Werbetexter.
*Nicht, dass ich das immer geschätzt hätte: Die Bücher des Schweizer Haffmans Verlags landeten gegen Ende seiner Existenz schon in atemberaubender Geschwindigkeit bei 2001 im Katalog. Nur einmal in dieser Zeit habe ich ein Haffmans-Buch zum regulären Preis gekauft: "Bernsteins großes Buch der Zeichnerei" kaufte ich zum Subskriptionspreis von (wenn ich mich recht erinnere) 98 Mark. Einige Zeit darauf gab's auch das bei 2001für deutlich kleineres Geld. Von da an hebe ich die letzten Haffmans-Bücher nur noch bei 2001 und billig gekauft. Nur konsequent, dass der Versand inzwischen gleich den ganzen Verleger gekauft hat.
3 Kommentare:
Sehr geehrter Herr Thiessen,
jetzt lese ich schon geraumer Zeit Ihr Blog und bin immer wieder versucht zu kommentieren. Letztlich habe ich es immer wieder aus Bequemlichkeit gelassen. Doch nun muss ich mal Meldung machen. Wie kann es sein, dass jemand so ähnlich tickt wie ich? Oftmals ähnliche Witze macht, Schreibschnell-Fehler einstreut und vor allem den Naidooooooo macht, wie ich ihn auch machen würde. Das ist schon beängstigend. Dabei leben Sie doch im Norden (wo ich aber auch herkomme) und ich im Westen.
Also bitte immer mal so weiter machen. Lese ich immer. Meistenns sehr gerne.
Herzliche Grüße
Theo Matthies
Danke, Herr Matthies. Sind Sie etwa auch noch Werbetexter?
Hallo Herr Thiessen,
das nun nicht, aber im grafischen Gewerbe bin ich tätig. (Und wenn ich meinen obigen Kommentar lese wird mir ganz blümerant: Zähle ich doch drei Schreibfehler! Mindestens. Manmanman.)
Herzlich Ihr
TM
Kommentar veröffentlichen