Mercedes Benz hat vor Jahren vorgeführt, wie das geht. Damals wurde die A-Klasse eingeführt und ein Auto kippte bei einer Testfahrt im Norden um, weil es über einen Elch gestolpert war.
Der Elchtest war geboren und die A-Klasse hatte Probleme.
Mercedes stattete seine A-Klasse von nun an mit dem Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) aus und warb mit der Stärke, aus seinen Fehlern lernen zu können.
So was kostet Geld. Und Nerven. Und kann, siehe Mercedes, erfolgreich sein.
Mich würde mal interessieren, wie erfolgreich die momentane Welle von Werbespots ist, in denen kritische Verbraucher vor sich hindenken und auch mal hinterfragen und dann superglaubwürdige Antworten von den Produzenten dieser Reklame kriegen.
Den Anfang machte – kurz nachdem ein gemeinsamer Puffbesuch (hier bereits behandelt) der HMI-Herren durch...äh...sickerte – die neue, große Versicherungsmarke ERGO.
Sie war sich nicht zu schade, soger den Kinderbuchklassiker MOMO zu nennen, um klarzustellen, dass die Nachfolger der Herren Kaiser eben keine grauen Herren wären. Und der Text war so vollkommen formuliert, dass zumindest ich kein Wort dieser neuen Authentizität glauben mochte.
Unter der programmatischen Zeile "Versichern heißt Verstehen" fanden sich bald die merkwürdigsten Bekenntnisse zur neuen Glaubwürdigkeit wieder, von denen ich hier noch eben das dadaistischste zeigen möchte:
Seit Kurzem nun haben sich zwei weitere Unternehmen auf diesen Trend geworfen.
Die Commerzbank zeigt dazu eine Ftrau, die nachts zu grusliger Musik durch die Stadt joggt und dabei tiefe Gedenken vor sich her wälzt, darüber, woran es wohl liege könne, dass man den Banken nicht mehr so recht vertrauen möge. Und nach und nach erfährt man, dass die Commerzbank die Schuld für die Krise (als einzige Bank) bei sich selbst gesucht hat und deswegen nun alles anders und besser machen will.
Fein. Und das tut sie dann auch und beeendet das nachdenkliche Geplauder in der kürzeren Version dieses Spots mit einem markterschütternden Sonderangebot.
Schade eigentlich. Bzw. dann doch unerwartet ehrlich: Wir! wollen! verkaufen!
Und noch eine Firma, die in letzter Zeit ein bisschen Zeitgeistprobleme hat, versucht es auf diese Weise. Dazu hat dieses Unternehmen die Kampagne "Energiezukunft" ins Leben gerufen, aus der ich Ihnen "Herrn Voigt" vorstellen möchte.
Kommt, Leute, der heißt doch nicht Voigt. Und die Kurve vom Apfel zur E.onergie, die kauft euch doch keiner ab. Mir jedenfalls fällt bei all diesem windelweichen Quatsch immer wieder das alte Märchen ein, das James Thurber bereits 1940 aufschrieb:
Das kleine Mädchen und der WolfAlso: und was lernen wir daraus?
Eines Nachmittags sass ein großer Wolf in einem finsteren Wald und wartete, dass ein kleines Mädchen mit einem Korb voller guter Sachen für ihre Großmutter des Weges käme. Endlich kam auch ein kleines Mädchen daher. Es trug einen Korb voller Lebensmittel.
„Bringst du den Korb zu deiner Großmutter?“, fragte der Wolf. Das kleine Mädchen nickte. Da erkundigte sich der Wolf, wo die Großmutter wohne. Das kleine Mädchen gab ihm Auskunft und er verschwand im Wald.
Als das kleine Mädchen das Haus seiner Großmutter betrat, sah es, dass jemand im Bett lag, der ein Nachthemd und eine Nachthaube trug. Das Mädchen war noch keine drei Schritte auf das Bett zugegangen, da merkte es, dass das nicht ihre Großmutter war, sondern der Wolf, denn selbst mit einer Nachthaube sieht ein Wolf einer Großmutter nicht ähnlicher als der Metro-Goldwyn-Löwe dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Also nahm das kleine Mädchen einen Browning aus ihrem Korb und schoss den Wolf tot.
Moral: Es ist heutzutage nicht mehr so leicht wie ehedem, kleinen Mädchen etwas vorzumachen.
Genau: Mehr Thurber lesen.
(UPDATE am 21.7.2013)
Eine (via angezeigten Link leider nicht näher zu definierende) E.on-SocialMediaRedaktion besucht meinen Blog bzw. verweist dorthin. Auch eine Form von Dialog. Also, liebe Redakteure: Wenn Ihr Fragen habt, wenn Ihr einfach nur reden wollt: meine Tür steht Euch offen.
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