Laut Christa Wolf und ihrer Erzählung Störfall, kann man nach der radioaktiven Wolke von Tschernobyl nicht mehr arglos von "strahlendem Himmel" sprechen.
Fand ich diese Äußerung auch schon 1988 ein bißchen arg betroffenheitsbesoffen, die Hamburger Morgenpost setzt da noch einen drauf.
Noch ganz engagiert und auch besorgt zeigt die Mopo auf Seite zehn der heutigen Ausgabe den wie gewohnt zahnend lächelnden Olevanbeust und verkündet, wie er sich vorstelle, dass Hamburg in Zukunft den CO2-Ausstoss reduzieren solle.
Und was erzählt uns meine Hamburger Lieblingszeitung zwei Seiten vorher in der Plauderinfo-Kolumne Kaptain Knut vertellt?
"Amsterdam mag zwar mehr Käsesorten haben, dafür haben wir mehr Brücken! Wer dass in andern Städten – wie etwa in Amsterdam – mehr Brücken übers Wasser führen als in Hamburg, hat sich getäuscht. Hamburg ist mit mehr als 2500 Exemplaren die brückenreichste Stadt Europas. Daher sind wir nicht umsonst das Venedig des Nordens!"
Nu mal'n büschen langsam.
- behaupten unter vielen anderen auch Stockholm, Friedrichstadt und sogar Emden von sich, das Venedig des Nordens zu sein.
- Was ist dann also Venedig? Das Emden Italiens? Ist die Spree der Nil Berlins? Oder was?
- Wobei: Hamburg erfüllt (wetterbedingt) immer häufiger schon mal ein wichtiges Kriterium, um sich auch in Zukunft mit Venedig vergleichen zu dürfen.
Aber wer will das wirklich so genau wissen?
4 Kommentare:
Brücken führen ja nicht nur über Wasser.
Sie führen manchmal auch Wasser über Wasser.
Oder Straßen über Wasser.
Oder Straße über Straßen.
Oder oder.
Bei vielen Hamburgern (wie auch bei mir) führen sie aber auch dazu, dass sie in ebensolchen - nach wie vor - kräftig reinbeißen können. Das mitgezählt (dank hanseatischer Zahnheilkunde) schaffen wir's bestimmt.
Ich fand in einem nunmehr 5o Jahre alten Buch ("Die Frau" - antiquarisch gesehenundgekauft und dann doch ziemlich schnell wieder verschenkt) den hübschen Satz "Aus diesem Grunde wird die Polin wird auch gern die Pariserin des Ostens genannt".
Die Unsitte, Venedig immer wieder mit zurückgebliebenen Klein- und Mittelstädten zu vergleichen, ist offenbar nur im deutschen Sprachraum beheimatet. Bamberg, Colmar, jetzt sogar Emden? Ist den Leuten eigentlich die Absurdität des Vergleichs bewußt? Wo ist deren Palazzo Ducale, deren Markusdom, deren Canal Grande, deren unvergleichliches kulturelles Erbe?
Gerade (11.2.07, 15 Uhr) läuft auf hr Fernsehen die Sendung „Wiesbaden - Nizza des Nordens“.
Hab' ich sowieso immer schon vermutet.
Diese Wiesbadener...
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