Remixtremismusik

Als ich noch mit meinem damals guten Freund Rupert gemeinsam sang und unter dem Namen "Der gute Ton" gar auftrat, war eines unserer beliebtesten musikalischen Experimente, bekannte Stücke so zu singen, wie sie noch nicht gesungen worden waren (oder wie wir sie wenigstens noch nicht gehört hatten). Also boten wir "You've got to hide your love away" von den Beatles dar wie eine Art gregoriansich-schottisches Madrigal – sehr langsam, sägend zweistimmig und ohne lästige Instrumentalbegleitung. Die Leute mochtens. Die "Erinnerung an Maria A." von Brecht klang exakt so wie "A horse with no name" von "America".
Da gab's dann einmal sogar die Androhung von Prügel, versprochen und verabreicht ausgerechnet durch den letzten stramm sozialistischen Berliner Agitprop-Chor, der seinen heiligen Bertolt beschädigt wähnte. Es blieb dann doch friedlich.
Immer freuten wir uns, wenn wir feststellten, dass man zwei Lieder gleichzeitig singen konnte und das Ganze auch auch noch gut klang: Beispielweise kann man das Sandmännchenlied (West) hervorragend zugleich mit "Guten Abend, gute Nacht" singen, nur eine zarte rhythmische Verschiebung ist(neben der dritten Singstimme) nötig, um auch noch das Ost-Sandmännchen obendrauf zu tun.
Ja,
Ach, lang ist's her. Rup und ich sind heillos zerstritten, und allein Duette singen geht halt nicht.
Immerhin hab ich jetzt mehr Zeit zum Hören:
Heute setzt sich einer an den Rechner und legt einen Streichersatz (Streicher-Satz, nicht Streich-Ersatz) der Beatles unter Madonna. Dann nennt er das Ganze "Eleanor Ciccione" und es klingt zum Wiedererkennen wunderbar fremd.
Ich habe mir jedenfalls schon ca. 70 seiner über 2000 Titel von seiner Website geholt – viele sind arg tekknolastig, manche schlicht Gelärme, aber dazwischen tauchen immer wieder wahre Perlen auf, z.B. "Michael Jackson is the Devil" mit eben Jackon vs. Stones, oder "Heart of Grapes" mit Blondies Musik und Marvin Gayes Gesang.

Mal reinhören!

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