Kleine Geschichtsstunde für die Deutsche Bank

Liebe, große Deutsche Bank.
Ihr habt es ja nicht leicht im Moment. Gerade habt Ihr ganz viel Geld zurückgelegt, weil ihr damit rechnen müsst, demnächst ganz viel Geld als Buße für, sagenwermal, Probleme bei internationalen Hypothekendeals zahlen zu müssen. Dann ist da noch die Investmentabteilung, die von deren altem Chef so auf Geldverdienen getrimmt wurde, dass dafür auch mal Zinsen verbogen werden mussten, sonst hätte das nicht geklappt. Und eben dieser Chef ist jetzt auch noch einer der Chefs des ganzen weltumspannenden Unternehmens. Waren schon seine Vorgänger nicht so richtig gut darin, sympathisch zu wirken, so hat der Neue zumindest das Charisma eines Dirk Jens WitwenNonnenmacher. Der jedenfalls hat zusammen mit dem Herrn Fitschen beschließen müssen beschlossen, die Kultur der Deutschen Bank zu verändern, ganz allgemein mehr in Richtung "glaubwürdig", "menschenfreundlich", "eigentlich doch ganz nett", "der tut nix, der will nur spielen" und so weiter.

Eure Werbeagentur soll diesen Kulturwandel natürlich auch professionell vermitteln. Und so wurde dann am Wahlsonntag (22.3.2013) in der Wahl-Sonderausgabe der Bild-Zeitung auf der Titelseite eine Anzeige geschaltet, mit der Ihr Eure tiefe Verbundenheit mit Deutschland darstellen wolltet.

Deutsche-Bank-Anzeige: Mit jeder Regierung, in Bunt.

Im Bild sieht man das Logo der Deutschen Bank, farblich-chronologisch den unterschiedlichen Regierungskoalitionen der BRD seit 1949 zugeordnet. Von Schwarz-Gelb über Rot-Schwarz und Rot-Grün wieder bis hin in die bis 2013 gültige Kombination Schwarz Gelb.

Im Text dazu schriebt Ihr (oder ließet Ihr schreiben), ich zitiere:
64 Jahre Bundesrepublik:
22 Regierungen
8 Kanzler/-in,
5 Vertrauensfragen,
2 Währungen.
Und eine Bank, die global in Deutschland zuhause ist.
Leistung aus Leidenschaft.
Nun hat ja F.J. Strauss bereits 1976 gesagt, ihm wäre egal, wer unter ihm Bundeskanzler wäre. So gesehen, ist Ihre Anzeige stilistisch nicht neu, aber andererseits doch erfrischend offen.

Auf den ersten Blick. Steigt man nämlich ein bisschen tiefer in die Frühgeschichte der BRD (zur Vorgeschichte kommen wir gleich) ein, bestanden die Bundesregierungen der ersten 11 Jahre nicht nur aus Schwarz und Gelb. Da war doch bis 1960 auch noch die Deutsche Partei(DP)
dabei, zeitweise beteiligte sich auch der Gesamtdeutsche Block / Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHB), und diese Beschreibung meinte nicht etwa ihrer Heimat vertriebene und deutlich entrechtete Juden oder auch Sinti und Roma, sondern eher sehr Rechte, die dem Ende des Dritten Reiches nachtrauerten. Und daraus auch kein Hehl machten.
Ich nehme mal an, in Eurer Werbeagentur arbeiten viele junge Menschen und auch der eine oder andere Praktikant. Deswegen seid ihnen nicht böse, dass sie in der Anzeige zur Wahl den kleinen Klacks Braun vergessen haben. Das passiert in der Hektik des Agenturalltags schon mal. Das geht uns allen jeden Tag so.

Aber wo Ihr gerade beim Aufarbeiten von Pannen seid: Erinnert euch doch zwischendurch auch daran, dass Ihr schon vor 1949 eng mit Deutschland eng verbunden wart. So eng, dass Ihr euch damals auch glatt hättet Großdeutsche Bank nennen können. Der sehr umfassend OMGUS-Bericht ist – falls das Exemplar in Eurem Archiv gerade verräumt wurde – antiquarisch noch erhältlich, einige wichtige Auszüge findet Ihr hier.

Das war's auch schon. Zurück an die Monitore! Boni machen!

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