Wahl 2013: Entschieden verwirt!

Ich habe mich in diesem Blog ja immer mal wieder zu Wahlkämpfen geäußert. Und diese Fast-Schon-Tradition möchte ich auch in diesem Jahr wieder aufnehmen, auch und gerade, weil ja den Demoskopen und allgemeiner Trägheit zufolge damit zu rechnen ist, dass sich nichts ändert, einfach, weil Frau Merkel alternativlos ist.

Jedenfalls, wenn die Mitbewerber so sind, wie sie sich präsentieren. Schaun mer mal...

Bei strahlendem Sonnenschein radelte ich also gestern an einem Plakat vorbei und stutzte einen Moment wegen des abgebildeten Herrn und seines auffälligen, mir bekannt vorkommenden Seitenscheitels:


War aber gar kein Scheitel, nur das Papier war keck verweht. (So entstehen Missverständnisse.) Trotzdem bremste ich ab und sah dann auf der anderen Seite des Baumes das hier:


Mein Bundestagskanditat für Hamburg Nord und das Alstertal verkündete da:
DAS WIR ENTSCHEIDET.
Hm.
Es müsste bzw. muss doch heißen:
WIR ENTSCHEIDEN.
Nicht? Wer also ist das Wir? Vielleicht die alte Abkürzung für Kaiser Wilhelm den II., also Wilhelm Imperator Rex? Nee. Dann wäre es ja
DER WIR ENTSCHEIDET.
Aber das Wir? Möglicherweise ein possierliches Tier?
Ach, egal, einfach weglesen, den Satz. da kommt ja auch noch mehr, nämlich
STEINMEIER KOMMT!
Hieß der nicht Steinbrück? Und was meint der so, der Steinmeier? Er wiederholt stur:
DAS WIR ENTSCHEIDET!
Womit er sich von der Eingangsaussage insofern unterscheidet, dass er diesen Satz nicht einfach sagt, sondern – achtet der Zeichen – sogar ausruft. So richtig entschlossen. Und zwar am 2. August um 16 Uhr am Markt Schmuggelstieg. (Schöne Adresse übrigens.)
Mist, das ist ja schon fünf Tage her. Werde ich wohl nicht mehr erfahren, was für knallharte politische Aussagen das Wir noch so liefert. ...Rätsel SPD.

(Und um noch ein Wort zur Gestaltung zu verlieren: Welche Agentur hat Euch, liebe SPD, eigentlich diesen fiesen lilaroten Hintergrund verkauft. Das ist gruselig.)

Nachtrag: 
Und du, Grüne Partei? Was machst Du so?


Aaah ja, Radfahren ausprobieren auf der Eisbahn. Wann das mal glattgeht.
Und Du? Vor Ort.
Für meine Ohren jedenfalls klingt das sehr nach dem neuen und inzwischen auch in Insolvenz gegangenen Claim der Schlecker-Läden
For You. Vor Ort.
(Ich sag bloss: mene mene tekel u-parsin)

5 Kommentare:

Kate Roar hat gesagt…

Der Seitenscheitel ist ja toll! :-) Ich bin allmählich ein bisschen neugierig auf dieses "Wir", dass da (was auch immer) entscheidet. Aber es sollte mich eigentlich gar nichts mehr wundern, nachdem ich neulich auf einem vorläufigen Entwurf meiner Kollegen den verwirrenden Satz fand "Das Weg ist das Ziel". Weg mit dem sprachlichen Wirwarr, finde ich!

Gruß
Kate

Gerald Fix hat gesagt…

Komisch. Eigentlich passt mir derzeit an der SPD gar nichts. Nicht das Personal, nicht der Weg, nicht das Ziel. Mit einer Ausnahme. Der schöne Satz: Das Wir entscheidet. Der gefällt mir. (Und das, obwohl ich ihm nicht mal völlig zustimme.)

Unknown hat gesagt…

@Gerald Fix: Das ist ja das Traurige: Sie haben kein Personal, sie haben kein klares Programm (geschweige denn ein Profil) und anscheinend haben sie einfach keine Lust. Stattdessen laden sie (zuminsdest hier in Poppenbüttel) zum Kaffetrinken und zu Wanderstunden ein – was sie dann in den nächsten vier Jahren Opposition fortsetzen können.

Gerald Fix hat gesagt…

Gut - aber das ist ein anderes Thema. (Und nein, sie trinken nicht nur Kaffee. Sie essen auch Schnitzel mit Herrn Dieckmann.)

Mich stört ein bisschen, dass bei all dem Sprach- und Plakatmist, der im Wahlkampf produziert wird, ausgerechnet auf das einzelne Blümchen eingedroschen wird, das ein bisschen heraussticht. Loben sollten wir es. Loben.

The Minimalist hat gesagt…

Hallo Thies,

wo Du die Farbe erwähnst ...
Das ist eindeutig Purpur, die Farbe der Kaiser und Könige, sauteuer und ein sicheres Zeichen, dass die SPD längst in post-demokratischen Zeiten angekommen ist. Die CDU braucht dafür keine Farbe, ihr reicht Frau Merkel.

Schöne Grüße,
Jojo