Kunst von hinten unten


Vor ca. 15 Jahren war ich mit meinem Vater drei Wochen bei Verwandten in Kalifornien. Neben merkwürdigen politischen Diskussionen, fettfreier H-Mich mit "added Vitamin E" und einem Vetter, der Harleys en gros vertickte, wird mir Fisherman's Wharf in San Francisco ewig unvergesslich sein: Das dortige Wax Museum bietet nämlich neben den üblichen Horrorszenen (köpfen, foltern, sengen) auch einen aufregenden Ausflug in die internationale Kunstgeschichte. Hier kann der geneigte Betrachter einen Blick in Vincent van Goghs Arbeitszimmer tun, das genauso bunt gestrichen ist, wie man das vom Ölbild kennt, und van Gogh sitzt sogar drin. (Allerdings ohne abgeschnittenes Ohr, bzw. mit beiden nicht abgeschnittenen. Oder so ähnlich. ) Ich erfuhr auch, wie da Vincis Abendmahl von halblinks aussieht oder von schräg unten. Und, dass Mona Lisa ziemlich grobe Haut hat.
Meine gesammelte europäische Arroganz kochte amüsiert hoch und ich dachte: "Ja ja, die Amis. Die sind so unbekümmert dreist, so irre, so total bescheuert."
Dass heute der ZEIT-Shop Spitzwegs Armen Poeten und den Büchernarren als farbige Skulptur zum Versand anbietet.. nun ja – was sagt das aus über die ZEIT-Leser oder über das, was der Versand über sie denkt?

(*Vincent van Gogh ohne abgeschnittenes Ohr. Müsste das berühmte Selbstportrait nicht genau so heißen?)

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