Koks und Kotzen.

Pittigrilli.
Doller Name.

In den frühen Achtzigern wurde er wiederentdeckt und der Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlichte alles von ihm neu. Immer noch erhältlich ist Kokain, "der berühme Roman der Dekadenz".



Reizvoll ist zumindest die Vorstellung, quasi nebenher in der Mittagspause zu verkünden:
"Ich muss gleich noch mal eben in die Buchhandlung, Kokain kaufen."

Rororo behauptet, das Buch wäre auch darüber hinaus von großem Reiz: "In seinem mehrfach verbotenen Roman erzählt der italienische Skandal-Autor der zwanziger Jahre die Geschichte eines jungen Journalisten, der auf der Suche nach Reportagen für seine sensationsgierigen Leser immer tiefer in den Strudel dekadenter Abenteuer gerät. Schaurig eindringlich beschreibt Pitigrilli, wie Kokain aus schillernden Persönlichkeiten 'schrille, einbalsamierte Vögel' macht."

Das ist natürlich dummes Zeug.
Vor allem möchte das Buch nämlich – genau wie sein Held – interessant sein und ist dabei unglaublich fad, weil gesucht originell und gewollt ungewöhnlich in manchen Formulierungen. Das mag zum Teil auch an der Übersetzung liegen. Hier der Auszug aus Seite 10(!), wegen dessen merkwürdiger Doppeldeutigkeit ich die Lektüre abgebrochen habe.
Zum näheren Verständnis der Handlung sei erwähnt, dass der Protagonist in Paris einen alten Schulfreund trifft und mit ihm ins Gespräch kommt:

"Ich erinnere mich sehr gut an Dich.
Du hast die Geschichtsdaten gelernt,
als wären es Telefonnummern:
Krönung Karls des Großen acht null null;
Entdeckung Amerikas vierzehn neun zwo.
Bist Du schon langte hier? Wo speist Du?"


"Hängt davon ab, wo ich gegessen habe",
wäre da eine adäquate Antwort, oder?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schon der Klang des Namens "Pitigrilli" war’s, welcher mir sein Werk in den 8o’ern reizvoll erscheinen ließ - ich las es allerdings damals dennoch nicht, weil die Umschläge seiner Bücher (speziell der von "Kokain") doch sehr schlecht gestaltet waren.

Sehr lachen musste ich gerade eben, als ich - auf der Suche nach mehr Information über den Autor - auf eine offensichtlich zum Teil maschinenübersetzte Seite stieß, welche über der Kurzbiographie Pitigrillis (diese enthält den ebenfalls sehr schönen Satz: "Umbändige Leidenschaft, die Sucht nach Frauen und nach immer neuen ausschweinfenden den Lebenserfahrungen treiben ihn in die dekadenten Kreise der Stadt.")
mit den Motti glänzt:

"Pitigrilli in der welt, übersetzt und druck in vielen Sprachen, zu-Hilfe für wiederaufbauen das Mosaik."

Schön, nicht?
http://www.pitigrilli.com/biblio/estero.html

Anonym hat gesagt…

'Kokain' ist ziemlich öde zu lesen, ich da hatte weitaus mehr Vergnügen (wenn man denn so sagen darf) an William S. Burroughs 'Junkie'.