Von Gastautor Monsieur Porneaux
Ich mag Filme recht gern.
Und ich mag es auch gern, Filme, die ich nicht kenne, erzählen zu lassen.
Das aus zweierlei Gründen:
zum einen kann ich mir so Filme, die ich, meiner Abneigung gegen abgetrennte Gliedmaßen, bis an die Decke spritzendes Blut, etc. folgend, definitiv nicht ansehen werde, gefahrlos anhören.
Und zum anderen finde ich es immer wieder interessant, Filme sozusagen "über den Filter" des Erzählers kennenzulernen.
(Thies’ und mein alter Zeichenlehrer hatte die Theorie, dass man Bilder so gern ansähe, weil man so "in den Kopf von jemand anderem kommt und Sachen mit fremden Augen sehen kann". Eine interessante Theorie, wie ich meine.)
Nun gut.
In diesem Zuge lese ich auch gern Rezensionen über Filme, die ich nicht kenne.
Hier sind Amateur-Rezensionen besonders nett, da es hier selten um Beleuchtungssituationen, Bildkompositionen oder ähnliche Feinheiten geht, sondern um ganz andere, sehr viel simplere Strukturen. Überdies kann man so gefahrlos hier oder dort in Köpfchen von Leuten hineinsehen (siehe oben), für deren Bekanntschaft man noch vor 1o Jahren den Besuch einer Trinkhalle hätte machen müssen.
So aber lässt sich so manche Perle finden, ohne dass man sein bequemes Sesselchen verlassen muss.
Heute morgen stolperte ich im Netzchen über eine solche Perle, eine Amazon-Rezension des gerade auf DVD erschienenen Bond-Filmes "Casino Royale".
Hier treffen die "Bottroper Protokolle" auf den Joyceschen "Stream of Conciousness", ungehindert die Regeln der Orthographie und Interpunktion, strukturierende Absätze und Wortzwischenräume weit hinter sich lassend und einfach nur schreibendschreibendschreibend.
Hier ein Auszug:
"[…] Daniel craig ist einfach nur geil für mich der beste Bond überhaupt er hat mich zum Bondfan gemacht obwohl ich schon viele andere gesehen habe.Und wer den Roman,wie ich, gelesen hat merkt auch das er am ehesten dem Bond aus den Büchern entspricht.Außerdem verleiht er der figur mehr tiefgang(emotional gesehen )allerdings nach dem motto harte schale weicher,aber kaputter ,kern.Und Fleming muss es ja wissen immerhin war er bevor er Schriftsteller wurde selbst MI6-Agent.Darüberhinaus spielt Craig einfach hammer(besonders in der szene vor dem Spiegel nach der prügelei im Treppenhaus man glaubt fast das er gerade wirklich zwei typen mit bloßen Händen umgelegt hat).Und letztendlich hat Craig mit Mads Mikkelsen auch einen ebenbürtigen partner oder gegner wie mans nimmt. […]"
Der Autor ("kkmk") hatte aber dennoch ein klares Ziel, er arbeitet sich am Ende des Textes bis zu einem Crescendo empor, welches er - quasi als Hommage an die Filmstruktur "Casino Royales" - in dem hübschen Schlusssatz enden lässt:
"[…] Ich freue mich schon auf den nächsten Bond Mit Craig wo wir dann hoffentlich nicht bis zum schluss warten müssen bis die Worte fallen:`Mein name ist Bond´`James Bond´!"
HIER der ganze Text.
Ach, ich LIEBE nacherzählte Filme …
2 Kommentare:
Oh, wie mir gerade auffällt, hat "kkmk" zwei Rezensionen verfasst, am 22. und am 23.o1.
Heute haben wir den 24. - und ich freu’ mich schon wie ein Schneekönig, was ich wohl morgen früh zu lesen bekomme.
Tja, und schon hat "kkmk" seine Rezension zum Bond wieder gelöscht.
Immerhin hat er seine Kritik zu "Jurassic Park 3" vom Vortag stehen lassen, die auch nicht schlecht ist.
Hier findet sich z.B. folgendes sprachliche Kleinod:
"[…] weshalb ich fans von tierhorrorstreifen den film trozdem emfehlen kann(anakonda ist zehnmal schlechter und den hab ich auch)."
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