Entschuldigung, das hab ich mir erlaubt.*

Also nehmen wir's ihm doch nicht so übel – war doch früher schon mal so, dass Leute nach langem Verdrängen endlich rückblickend zugaben, sie hätten hie und da vielleicht was falsch gemacht, eher aus Versehen, sie haben das halt nicht so gemerkt, gar nicht gesehen quasi, das war vor allem unbewusst und waren ja auch andere Zeiten – aber jetzt Irgendwann muss ja mal auch Schluss ein mit dem Bereuen. Also Schwamm drüber, Kinder.


*Zitiert nach der Popgruppe"Die Prinzen (sic!) : "Alles nur geklaut"

Verpflichtung adelt

Bevor wir hier zum Tagesgeschäft zurückkehren, möchte ich hier doch noch die Gelegenheit ergreifen, die Worte meines Vor-Schreibers vom 19. Februar ("Feigheit vor dem Feind") etwas zu relativieren:

Gleich vorab: Ich mag den Guttenberg nicht. Ich habe grundsätzlich nichts für Leute übrig, die „von Adel sind“[…]

Das ist doch eine etwas sehr strenge Herabwürdigung eines Mitglieds einer kleinen Gruppe einzelner mutiger adeliger Mitbürger, die schon seit Jahrhunderten immer wieder versuchen, die Parallelgesellschaft, der sie entstammen, gegen deren Widerstand endlich in unser demokratisches Gemeinwesen einzugliedern.

Die Regeln und Reglementierungen der Rituale und geradezu stammesähnlicher Zeremonien sind im zu Guttenbergschen Milieu sehr streng und eng, ganz so, wie man es eben auch aus anderen, ebenso integrationsunwilligen Parallelgesellschaften in Deutschland kennt.
Zwar sind die anderen Parallelgesellschaften zumeist nicht sozial, sondern religiös motiviert, doch das bedeutet nur, dass bei diesen ein Zutritt eher möglich ist als bei der "adeligen" Parallelgesellschaft zu Guttenbergs; hier muss man, um hineinzukommen, adoptiert werden, einheiraten oder –natürlich– hineingeboren sein.

Ein Ausstieg aber ist aus beiden Arten von Parallelgesellschaften kaum oder nur unter sehr schwierigen Umständen möglich, dafür sorgt bei beiden Arten eine starke Reglementierung sämtlicher Lebensumstände:
Hier wie dort beginnt diese Reglementierung bei der Geburt und Erziehung, sie umfasst die Ausbildung, der Kleiderordnung, die Wahl des Berufsfeldes, ja selbst die Art der zulässigen Sozialkontakte unter besonderer Berücksichtigung der Wahl der Partner.

Deckungsgleich mit anderen Parallelgesellschaften wird auch in zu Guttenbergs Herkunftsmilieu der Frau eine besondere Rolle zugewiesen, hier wie dort hat sie eine Sonderstellung, die Rolle der die Brut versorgenden Mutter.
Nun wird in Guttenbergs Milieu von den Frauen keine Verschleierung verlangt, um die ungezügelten Triebe der Männer dieser Parallelgesellschaft im Zaume zu halten, zumindest keine Ganzkörperverschleierung.
Dem Adel genügt es zumeist, die weiblichen Formen den begehrlichen Blicken zu entziehen durch blickdichte Strümpfe, festes Schuhwerk und dicke gewachste Unisex-Jacken, und alles in kleidsamen Erdfarben.
Gern gesehen wird auch hier bei den Frauen das Kopftuch, welches durch Abbildung schweren Zaumzeugs auf die agrikulturelle Herkunft der Trägerin hinweist.

Hier gilt übrigens (ganz wie bei anderen Parallelgesellschaften), dass die Frauen sich diesem Diktat der Verhüllung durchaus freiwillig unterwerfen; wer hier von "Zwangsverhüllung" spricht, verkennt die sozialen Mechanismen, die bei den Parallelgesellschaften religiöser Art eine Verschleierung durch Burka oder Niqab fordern.

Doch auch die Männer haben’s hier nicht leicht:
selbst wenn ihnen hier, wie in den religiösen Parallelgesellschaften, eine ungezügelte Triebhaftigkeit unterstellt wird, die nur durch Verhüllung der Objekte ihrer Begierden gezähmt werden kann, so haben auch die Männer eine fest zugewiesene Rolle zu erfüllen, die des Ernährers.
Und auch sie müssen dieser sozialen Forderung in einer Art Schutzkleidung nachkommen, dem sogenannten "Anzug".
Die Hände dürfen hierbei nicht schmutzig werden; dennoch sind Handschuhe nur im Winter oder bei der Gartenarbeit erlaubt.
Auch der Haartracht wird hier –wie bei den Frauen– eine Art "magische" Wirkung zugeschrieben:
wiewohl das Männerhaar gern ein wenig länger als gesellschaftlich üblich getragen wird (oft in Kombination mit in anderen Gesellschaftsteilen so genannten "Nackenspoilern", die hier aber nur knapp auf den Hemdenkragen aufstoßen), darf das Haupthaar keinesfalls das Gesicht verdecken. Um dieses zu vermeiden, kommt oft und gern sogenannte "Pomade" zum Einsatz, um der Fülle der –in späteren Jahren allerdings oft altersbedingt dünneren– "Löwenmähne" Herr zu werden.
(Nur nebenher bemerkt: ein Problem stellen hier die allgegenwärtigen Imitatoren dieser sozialen Parallelgesellschaft dar, die sich täuschend ähnlich verhalten und kleiden, man denke nur an Herrn Nonnenmacher.)

Nicht übersehen werden darf auch der Schmuck, der in dieser Parallelgesellschaft bei beiden Geschlechtern eine besondere, rituell "magische" Bedeutung zukommt.
Heranwachsenden Sprößlingen des Adels wird als Initiationsritus ein so genannter "Siegelring" mit hauseigenem Wappen übereignet; dieser Ring wird von der Jugend an bis zum Tod nicht abgelegt, um dem Träger oder der Trägerin die Zugehörigkeit zu ihrer Parallelgesellschaft ständig vor Augen zu führen. Ein solches "Insignium" der Zugehörigkeit wird selbstredend nach dem Ableben des Trägers nicht entsorgt, wie auch Großvaters Krummschwert anderer Parallelgesellschaften nicht auf den Müll, sondern an die Nachfolger weiter gegeben wird: ein solches Insignium der Knechtschaft ("Right or wrong, my country") wird selbstredend vererbt.

Ein "Ausstieg" aus dieser fast hermetisch versiegelten Parallelgesellschaft ist, wie sich schon oft gezeigt hat, kaum möglich.

Zu Guttenberg hin oder her, zumindest versucht hier ein Mitglied aus diesem verschlossenen Milieu, die Grenzen der Parallelgesellschaft zur Demokratie hin zu durchbrechen, ja, zu durchstoßen, mit scharfem militärischen Dolch quasi, auf dass er mit seinem Versuch vielleicht irgendwann einmal von der Nachwelt als Held gesehen wird.
"I Was Legend", wird er dann als Mummelgreis murmeln, und das zu Recht.

Feigheit vor dem Feind

Niemand kommt dieser Tage an diesem Thema vorbei, deshalb hier auch mein sorgfältig recherchierter und ansonsten selbst verfasster Beitrag dazu.
Gleich vorab: Ich mag den Guttenberg nicht. Ich habe grundsätzlich nichts für Leute übrig, die „von Adel sind“ und  Ich warte noch auf den ersten passenden Kandidaten – sie waren zwar meist auch nicht dümmer als der Rest der Welt, aber durchgehend bornierter, und da kann ich ja mal gar nicht drauf, wie man so schön sagt.  Kommt noch dazu, daß er die Bundeswehr de facto in eine Freiwilligenarmee umwandelt und mit chancenlosen Hauptschulabbrechern bevölkern will.
Andererseits kann er ja auch nix dafür, daß er ein Titelträger ist, man wird nun einmal so geboren, das hat er sich ja nicht ausgesucht. Solche Titel kleben halt auf der Geburtsurkunde, ob man das will oder nicht, und wer von uns diesen Vorsprung ins Leben der Reichen und Schönen nicht ausnützen würde, der werfe den ersten Stein. Der Titel, der allerdings nicht auf der Geburtsurkunde prangt, den man sich dann doch erst erarbeiten muss, das ist der Doktortitel. Für den begibt man sich entweder ein paar Jahre seines Lebens ins stille Kämmerlein und schuftet, oder man kauft ihn sich im Ausland und hofft, nicht aufzufliegen. So oder so, man kriegt ihn nicht geschenkt. Er gehört erst nach der Verleihung durch die Universität zum Namen.
Einige Leute scheinen nichts besonderes dabei zu finden, wenn man sich diesen Titel „erschummelt“ hat, wie sie es nennen. „Haben wir nicht alle mal abgeschrieben?“ versuchen sie „die Kirche im Dorf zu lassen“.
Nein, haben wir nicht. Und es geht nicht um einen Satz Mathehausaufgaben aus der dritten Klasse, die man morgens im Bus noch schnell abschreibt im Tausch gegen einen Schokoriegel, auch wenn das Prinzip natürlich dasselbe ist. Ein Doktortitel kann einen Unterschied von mehreren -zigtausend Euro Gehaltszahlungen im Jahr ausmachen, kann den Unterschied zwischen „hab’ den Job gekriegt“ und „leider war ein anderer Bewerber qualifizierter“ sein, kann bei manchen Naivlingen wie mir sagen „okay, er ist von Adel, aber wenigstens hat er seinen Doktor gemacht, er kann also nicht völlig blöd sein.“
Ich weiß nicht, ob Karl Theodor zu Guttenberg seinen Doktortitel zu Unrecht trägt oder nicht. Es wird gerade ein Wiki mit angeblich plagiierten Teilen seiner Dissertation gefüllt, es gibt einige journalistische Recherchen und die die Beweislast scheint insgesamt eher erdrückend. Andererseits gilt natürlich auch hier „viel Feind, viel Ehr’“ und die Motivation einiger der Beitragenden und Journalisten dürfte auch nicht ganz frei von persönlichen Animositäten sein. Die Wikipedia gilt zu Recht in wissenschaftlichen Kreisen nicht unbedingt als veritable Quelle, da dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet sind. Mit der Schwarmintelligenz ist es auch nicht immer weit her, gerade die Wikipedia ist ein leuchtendes Beispiel dafür, daß es eben auch Schwärme von Idioten gibt, die sich gern und ausführlich äußern und das dann für relevantes Wissen ausgeben.
So oder so: es wäre in des Verteidigungsministers bestem Interesse, das Thema nicht weiträumig zu umfahren, wie er es gerade tut. Seine Reise nach Afghanistan war sicherlich länger geplant und es wäre töricht, sie als Flucht zu beschreiben, auch wenn ihm eine kleine Verschnaufpause sicherlich zupaß kam. Aber nun ist er wieder im Lande und könnte, um nicht zu sagen: müßte vor die Presse treten und sich den Fragen stellen, die die letzten verbliebenen nicht gekauften Journalisten in unserem Lande an ihn richten möchten.
Statt dessen brüskiert er die Journallie, indem er sich nur „einigen, ausgewählten Medienvertretern“ zur Verfügung stellt. Man braucht sicherlich nicht viel Fantasie sich vorzustellen, welche Sorte Hofberichterstatter dort eifrig das notieren werden, was er ihnen in die Notizblöcke diktiert. Und hier endet auch jedwege Spekulation um Betrug oder Missverständnis – dieses Verhalten nenne ich schlicht Feigheit vor dem Feind.
Ach ja: Heute sind in Afghanistan zwei unserer Soldaten ums Leben gekommen. Ich hätte dazu ein paar Worte ihres Chefs erwartet, und seien sie noch so warm und windig wie die seichten Fürze, die auch sonst jeder Politiker weltweit dazu absondert. Aber das stand nicht auf der Agenda bei der Bundespressekonferenz. Statt dessen: Ein geplanter Besuch der Karnevalsprinzen im Kanzleramt.

Warum die SPD in Hamburg gewinnen muss

Gucken wir mal eben zurück auf die schwarz-grüne Koalition.
Keine ruhige Minute:
Schulreformabstimmung, HSH-Nordbank-Ausschüsse ohne Ende (und ohne Ergebnis), die tägliche  Preiserhöhung bei der Elbphilharmonie, Nonnenmacher, eine aufgeregt-herrische Schulsenatorin, das Nichtverhindern einer CO2-Schleuder, Schlaglochorgien, immer noch Nonnenmacher, der plötzliche Rücktritt des Stadtfürsten und die Ablösung durch den Statthalter samt FiLa nebst Hofberichterstattung in der Bunten, wieder Nonnenmacher, ein Finanzsenator, an den die Staatsnwaltschft da mal ein paar Fragen hätte – die Auswahl ist unvollständig und willkürlich. Auf jeden ist das genug Stoff, um jden Hamburger Stammtisch zum Brodeln zu bringen... nicht, dass wer aufstände, höchstens, um das Bier zum Clo zu tragen.
Was ich sagen will: Die Hamburger sehnen sich nach Ruhe.
Am liebsten würden sie sich – zumindest ich denke öfter klammheimlich so – gerne mal so richtig gepflegt langweilen. Vier weitestgehend ereignislose Jahre, das wär's doch. Oder?

Am besten und konseqeuntesten hat die SPD diese Erkenntnis umgesetzt.

Danke, lieber nüchtern-fader Olaf Scholz. Wobei ich nicht glaube, dass Du dieses Vesprechen hältst.

Give me five!

Jetzt hat bald jeder begriffen, dass er nichts begriffen hat. Also wird's pädagogisch. Und in unseren Briefkästen landen in letzter Minute große bunte Hefte (analog dem unten abgebildten Plakat), die erklären, wie's gemacht wird. 

 
Dennis "the ring" zeigt das schöne Händchen.
 
Nils' Botschaft  ist da eher unterschwellig, geradezu wolkig. 

 
Und dann gib's noch die eigene Kampagne von der Stadt,
die allmählich begreift, dass mehr Stimmen
zu weniger Stimmabgaben führen könnten. 

Und hinterher heißt es erstmals mit Recht: "Der Wähler hat unsere Politik nicht verstanden."

Kreuzweise.  

Time Machine Poppenbüttel

Elfenblut aus Sommerdiesel

Schimmliges Elfenblut – Das zumindest war der Eindruck, als wir uns gestern früh das die den the Liquid Bag des Buches "Elfenblut" aus dem Arena-Verlag angucken. 
Sehr trendy, hat man sich dort nämlich gedacht und einen kleinen Band mit Elfengeschichten verschiedener Autoren in eine Plastiktasche gepackt, in der goldfarbene Krümel, rötliches Öl und gelbliches (hoffentlich) Wasser) umeinander wabern. Wie eine Art goldfarbenes Salatdressing.  Für sieben Euro fünfundneunzig.

Serviervorschlag

Dieses Buch (samt Plastikhülle) stand ca. Jahr relativ unbeachtet im Regal unseres Sohnes. Und gestern nahm er's in die Hand und die Flüssigkeit war schimmlig. Weiß, haarig und irgendwie wächsern-knusprig (doch, genau so) sah das aus.

Realität

Kurz, eklig. Da haben wir dann den Verlag angeschrieben und wohl auch dort eine kleine Aufregung ausgelöst.
Des Rätsels Lösung: Dass auch Kinderzimmer gelüftet werden, hat bei der Herstellung der des of the Liquid Bag niemand bedacht. Jedenfalls beginnt das Öl bei sinkender Temperatur zu flocken und schließlich hart zu werden. Unter warmem Wasser wird's dann wieder flüssig. (Aber Obacht: Vorher das Buch rausnehmen.)

Abb. ähnlich

Ähnliches ist mir zuletzt mit meinem manilagrünen Golf II Diesel im Jahr 1979 passiert, den ich mit Treckerdiesel an unsrem Bauernhof betankt hatte. Da fuhr' ich bei unter 20 Grad in die Discothek und auf halber Strecke blieb die Kiste liegen. Einfach so. Und der Grund dafür? Siehe oben.

Wahrscheinlich ist das Zeug im in der the Liquid Bag tatsächlich auch Diesel. Hoffentlich bleibt das Ding heil. Dieselgestank im Kinderzimmer. Schlimmer als Schimmel.

Meine Zahnärztin und ich.

"Herr Thiessen, das muss ich Ihnen leider sagen: der Backenzahn da, das ist leider ein ziemlicher Wackelkandidat."
Da musste ich trotzdem lachen.

Halleuja, ich wähle im Chor!

 
Dieses Mal habe ich gleich zwanzig Stimmen. Je fünf in Sopran, Alt, Tenor und Bass. Die darf ich auf vier Wahlzettel von je etwa zwanzig Seiten (und z.T. mehr) verteilen. Wie froh bin ich, dass ich erstmals Briefwahl mache und mich nicht eine geschlagen Dreiviertelstunde in der Wahlkabine rumdrücken muss. Und selbst am Küchentisch werd' ich irre. Doch seht selbst:
Auf diese Weise ist "Mehr Demokratie" der perfekte Weg zu "Weniger Wahlbeteiligung". (Wenn überhaupt noch weniger geht.) Oder muss ich mir jetzt Politikverdrossenheit vorwerfen? Allerdings! Und wieso eigentlich "vorwerfen"?

YASI – Wirbelsturm im Wasserglas?

Als der Zyklon Yasi gestern abend die australische Küste besuchte, hat er in kurzer Zeit viel Unordnung angerichtet. Immerhin gab es wohl keine Todesopfer. Spiegel online hat hier mit einer langen Bildstrecke darüber berichtet, darunter war auch dieses dramatische Foto, das allen leichtsinnigen Besitzern kippeliger Badewannen eine Warnung sein möge:

Man mag sich gar nicht ausmalen, wenn's womöglich zwei oder gar drei Kubikmeter gewesen wären.