Der, dessen Namen wir nicht aussprechen...

Ich verstehe Englisch spätestens dann nicht, wenn ich erfahre, dass da zwar Glouchester steht, aber das Wort Gloster gesprochen werden muss.
Dass die Würze, die ich seit Jahren als Worcestersoße ignoriere, plötzlich schon immer Wuuustersauce gesprochen werden will. Da begreife ich dann plötzlich, warum keiner der ängstlicheren Magier den Namen Voldemort sagen möchte. Der wird nämlich in Wahrheit Willi prononciert. Und wer da Fehler macht, wird qualvoll totgeflucht.

(Wobei ich den fiesen Obermagier wiederum gut verstehe: Ich kenne eine Mutter, die ihre Tochter mit dem Namen Siobhan gestraft hat. Und das arme Mädchen muss dauernd brüllend erklären: "Ich heiße Schiiiwahn! Wie Skifahrn, aber mit w in der Mitte, Ihr Arschlöcher.")

Ich und die deutsche Literatur

Beim Mich-Googeln bin ich wieder einmal auf die folgende etwas seltsame Ballade von Gustav Falke (1853-1916) gestoßen:

Thies und Ose

In Wenningstedt bei Karten und Korn
erschlug einst ein Bauer in jähem Zorn
seinen Gast. Thies Thießen war stark,
und der Hansen ein Stänker um jeden Quark.

Nun lag er bleich und im Blut auf dem Stroh.
Aber wo war Thies Thießen? Wo?
Sie suchten ihn und fanden ihn nicht,
und der Galgen machte ein langes Gesicht.

Ose, des Mörders Weib, kam in Not.
Vier Kinder wollten von ihr Brot.
Ihr Kram ging zurück. Stück für Stück
ward verkauft, und sie suchte bei Fremden ihr Glück.

Doch stand sie in Ehren bei jedermann
und tat ihnen Leid. Die Zeit verrann,
und Thies Thießen war und blieb
weg, als wäre die Welt ein Sieb.

So wurden es Jahre. Auf einmal fing's
zu tuscheln an, bis nach Rantum ging's:
Habt ihr gesehn? Schon lange. Nanu!
Meint ihr? Und sie nickten sich zu.

Sie war doch sonst ein ehrlich Weib,
nun schreit ihre Schande, das Kind im Leib.
Mit wem sie's wohl hält? Das Mannsvolk ist toll!
– Das war ein Geschwätz, alle Stuben voll.

Die fromme Ose ertrug es in Scham,
kein Wort über ihre Lippen kam.
Nur einem fraß es am Herzen und fraß,
bis ihm der Schmerz in den Fäusten saß.

Und eh sich's die Lästermäuler versahn,
stand er auf: Ich hab's getan!
Und standen alle und glotzten sehr:
Thies Thießen? Gott sei bei uns! Woher?

Nicht verrat ich das Dünenloch,
und ihr findet es nimmer. Sie aber fand's doch.
Und geht's um den Hals, das Kind ist mein.
Und verdammt, wer's nicht glaubt! Ich bläu's ihm ein.

Und er sah elend aus und schwach,
und er hielt sie wie ein Gespenst in Schach,
bis ihnen allen allmählich klar,
dass der da wirklich Thies Thießen war. –

Der Hansen war tot, von keinem vermisst,
ein Säufer war er und schlechter Christ.
Aber der Thießen, ein Kerl ist er doch!
Und die Ose, gibt's eine Bravere noch?

Alle die Jahre in Elend und Not
teilte sie ihr Hungerbrot
treulich ihm mit. Und jetzt weinte sie da
an seinem Hals. Es ging allen nah.

Sie kauten und spuckten und sahen sich an
und schoben sich sacht an Thießen heran
und brummten und schüttelten ihm die Hand.
Das war ihr Gericht. Und so blieb er im Land.

Im erfolgreichsten Roman des Dithmarscher Pastors (und späteren Nazifans) Gustav Frenssen (1863-1945), dem Jörn Uhl, findet sich ein Thies Thiessen als einigermaßen lebensunfähiger Verwandter des Titelhelden.

Und schließlich in Christoph Ransmayrs Die letzte Welt (1988) ein depressiver Friese namens Thies auf: "Ransmayr" schreibt Rosa Schmidt bei Chili.cc, "verwebt die Suche" nach den Metamorphosen des Ovid "mit dem Inhalt derselben und setzt die Handlung in einen menschenfeindlichen Raum zwischen Gegenwart und Antike. Aus Echo wird eine Art Prostituierte und der Gott der Unterwelt ist der deutsche Totengräber Thies, dem die Lagerhalle mit den Giftgas-Leichen nicht aus dem Kopf will."

Ich habe Herrn Ransmayr bei der Frankfurter Buchmesse 1985 getroffen, also etwa zu der Zeit, als "Die letzte Welt" in Arbeit war. Genauer, ich saß mit am Tisch, als er mit einem guten Freund von mir eine Tasse Kaffee trank. Und ich wurde Herrn Ransmayr als Thies Thiessen aus Dithmarschen vorgestellt. Ich weiß heute nicht mehr, ob ich selber auch noch was (und was überhaupt) außer "Guten Tag" gesagt habe, aber ich will mir gern einbilden, dass zumindest mein Name und die offenbar etwas verhörte Herkunftsangabe eine Inspiration war: Thies, ein Friese mit Sorgen.

Und was lernen wir aus all dem? Wenn in der deutschen Literatur ein Thies aufkreuzt, kommt der aus Norddeutschland und es gibt Probleme.

Mal sehen. Ich arbeite da schon seit längerem an einem Roman...

Nachtragendes zum Stellenangebot

Über diese Stellenanzeige aus dem Hamburger Abendblatt hab ich mich ja schon zart échauffiert. Aber bei längerem Nachdenken finde ich die etwas ungeschickte Wortauswahl gar nicht so schlimm.


Viel schlimmer scheint mir, wie die Anzeige Dinge als lobenswerte Besonderheiten hervorhebt, die eigentlich alltäglich sein sollten: Da wird "Mo.-Fr." gearbeitet (ohne genaue Angabe der Zeiten), denn "das Wochenende gehört der Familie und den Freunden". Da wird der oder die Neue "umfangreich" eingearbeitet. Die Bezahlung ist "gut". Und der Bewerber bzw. die Bewerberin darf "Gern auch über 45 Jahre" alt sein.

Nee, das ist es auch nicht.

Schlimm ist, dass ich's nicht mehr glauben kann. Also, dass mir all diese Punkte und deren Massierung vollkommen ungewöhnlich und schon deshalb verdächtig vorkommen.

Aber wem im Land der Praktikanten nicht?

Versprechen soll man halten, Telesystems!

Die Firma Telesystems in Rostock ist eines von einer kleinen Reihe von Unternehmen, die von Alice/Hansenet empfohlen werden, wenn der Kunde technische Hilfe bei seinem ISDN/DSL-Anschluss braucht. (Es gibt einige Firmen mit dem Namen Telesystems. Ich meine nur die Telesystems in Rostock.)
Vor einer Woche telefonierte ich mit einem Mitarbeiter der Firma Telesystems (der in Rostock) und beauftragte die Firma damit, meinen DSL-Anschluss bei Alice-DSL in Hamburg lauffähig zu machen. Wir vereinbarten: Freitag, 20.7.2007 zwischen 09:00 und 13:00 Uhr an meiner Adresse, dem Mustermänner* Berg 64.
Auf meine Nachfrage wies der Mitarbeiter mich noch darauf hin, dass ich 90 Euro bezahlen müsse, und zwar bar... – und über dieser wichtigsten aller Informationen vergaß er wohl alles andere: Denn am Donnerstag jedenfalls tauchte wohl ein Servicemann von Telesystems im Mustermänner Weg auf, wunderte sich, dass da in Nr. 64 kein Thiessen wohnt und zog wieder ab. Von der völlig falschen Adresse abgesehen (– die richtige hatte ich übrigens wegen ähnlicher Erfahrungen bei Auftragserteilung betont wiederholt) – hatte ich Telesystems in Rostock auch extra darauf hingewiesen, dass es an diesem Donnerstag sowieso nicht gegangen wäre, weil ich den ganzen Tag aushäusig war. Also habe ich am Freitag den halben Tag gewartet und schließlich angerufen, um zu erfahren, was bzw. was nicht passiert war.
Vielleicht wäre ich ja ganz gelassen geblieben, wenn ich meinen Rechner ausschließlich für WorldofWarcraft-Spiele und den Besuch von Fotoseiten zur Erwachsenenbildung nutzen würde – aber ich benötige den DSL- und Internet-Anschluss beruflich und wäre Dank Telesystems in Rostock voraussichtlich bis Montag früh offline und damit nicht in der Lage geblieben, Mails einzusehen, Aufträge zu bearbeiten, online Bankgeschäfte zu machen etc.
Vorher, so teilte mir der Mitarbeiter von Telesystems in Rostock am Freitag mit, könnte es nicht klappen, die Techniker hätten ja so viel zu tun. (Zum Beispiel am falschen Tag an nicht existente, weil falsch aufgenommene Adressen fahren...**)

Langen Ärgers kurzer Sinn: Ich habe schriftlich dazu aufgefordert, mir zeitnah mitzuteilen, wie die Firma Telesystems in Rostock den mir entstandenen Schaden auszugleichen gedächte. Und ich habe versprochen, die Angelegenheit bei ausbleibender Antwort durch Telesystems in Rostock mit dezidierter Nennung des Unternehmens zu veröffentlichen.

Was hiermit geschehen ist.

(Nennen möchte ich aber auch den Namen meiner Retter: Herr Becker von der Firma Linetec in Hamburg schickte noch am Freitag Nachmittag einen seiner Mitarbeiter zu uns. Danke fürs Happy End. Und die besten Empfehlungen!)

*Adresse geändert. Die Gemeinten kennen sie.
**Flann O'Brien übrigens empfiehlt in seiner Zeitungskolumne "Trost und Rat", sich bei Verabredungen auf Zeit und Ort zu verständigen. Aber wer hat den schon gelesen... bei Telesystems in Rostock jedenfalls keiner.

Stellenangebotsofferte per Anzeigenannonce

Als regelmäßig kontinuierliche Dauerbezieherabonnenten des größten Hamburger Tageszeitungsjournals hatten wir am letzten vergangenen Sonnabend die Gelegenheitsoccasion, das hier zu lesen:

(Janee, ist klaaar: Klientel ist – eng betrachtet – die Gesamtheit der Kunden eines Rechtsanwalts. Aber dasWort Kundenklientel war mir schon immer verhasst, und da ist mir dann ziemlich wurschtegal, ob der Hammer ganz 100%ig passt.)

Stöckchen von Stefan

Stefan hat mir eine Art Stöckchen zugeworfen.
Ja, ich mag die Simpsons. Wobei: die letzte Serie, für die ich mich mit Freunden eigens vor dem Fernseher verabredet habe, war die Schwarzwaldklinik. Falls es also je einen Kinofilm dazu geben werden sollte, will ich dazu noch viel fanatischer einen Avatar erstellen.
Aber hier nun, extra für Stefan:

Ich, als Bürger von Springfield.
So, Kiki, jetzt du.

Rammstein ohne Erwin Lottemann?

Ich habe gerade erfahren, dass Till Lindemann, der Sänger von Rammstein (dessen Name mir bisher fremder war als der von Loriots Lottogewinner ) die Band Rammstein verlässt.

Worüber sich Leute und speziell Rammstein-Fans und Rammstein-Hasser so aufregen können!

Aber die finden wahrscheinlich meine Sachen so uninteressant wie ich ihre. Sei's drum:
Entschuldigung an alle Rammstein-Fans und Liebhaber von Till Lindemann, die sich eher versehentlich hierher gegoogelt haben ;-)

Schäuble? Der geht gar nicht!

In der FR fiel mir heute ein Leserbrief auf, der sich (wie viele andere auf der Seite) mit Innenminister Schäubles Ideen zum Schutz der Demokratie vor der Bevölkerung befasste.
Und so sehr ich inhaltlich auch zustimmen wollte, so sehr sträubte sich mein Sprachempfinden.

Der misanthropische schwäbische Reinlichkeitsfanatiker wird nichts und niemanden mehr mit Füßen treten. (Er würde vielleicht gern wenigstens mal können. Und ich vermute, dass ihn genau das so wütend macht. Aber das wäre eher mal ein Thema für eine längere Psychoanalyse.)

Kleine Anregung für die Bundesregierung

Nachdem die Bundeswehr nun auch mit gerichtlichem Segen Tornado-Einsätze über Afghanistan fliegen darf, müsste man nur noch Mecklenburg-Vorpommern an das ferne Land verschenken.
Damit wären auch die Flüge über Heiligendamm während des G8-Gipfels wieder legal.
Und die Hühnerkäfige für unbotmäßige Demonstranten gehen dann ebenfalls voll in Ordnung: Wer weiß hierzulande schon, zu welchem Weitwegistan Guantanamo gehört.

War nur so'n Gedanke.

Afterburner

Ich laufe mit diesem Kalauer schon seit Tagen rum, jetzt muss er raus.
(Wer Chilischoten kennt, weiß, was ich meine.
Und sooo toll ist die Kapelle nun auch wieder nicht.)

Und es wart Licht.


Aber nicht im Kopf des Oberesels.

Wobei: der Park selber ist schön. Für Kinder.

Auf RTL 2: Lybien, wie yblich.

Am 29. Juni 2007 um 22:50 Uhr saß ich vorm Fernseher – sorry, ich stand, denn ich habe Hemden gebügelt – und ließ mich auf einen Film ein, von dem ich schon beim Vorspann wusste: "Das wird Scheiße".
Und das wurde es dann auch: Air Marshal – Horrorflug ins Ungewisse war der deutsche Titel des von von RTL 2 gezeigten Action-Streifens, zu dem der Sender mitteilte, es handle sich um
spannendes und leider allzu aktuelles Action-Kino in der Tradition der „Stirb langsam“-Reihe.
Was natürlich völliger Quatsch ist: denn weder ist es spannend noch ist es aktuell, wenn irgendwie arabische Schurken (in Palilappen) ein Passagierflugzeug kidnappen und dieses Flugzeug zwischendurch eine Notlandung abliefert, die weniger echt aussieht als die Flugzeugsimulation, die der obligatorisch niedliche kleine Junge an Bord vor dem eigentlichen Beginn der Entführung auf seiner Konsole spielt.


Für diese Schurken gibt es Burnuspunkte.

Aber eins hat mich sehr gefreut: Als der Film mit dem Versuch einer Gefangennahme beginnt, sieht man US-Soldaten durch eine Gasse laufen, an einem i-a-enden Esel vorbei. Und ein englischer Untertitel verrät, wo das Ganze stattfindet:
Lybia

Ein Off-Sprecher übersetzt das netterweise für die RTL2-Zuschauer.
Lybien

Etwas später schließlich kommt sicherheitshalber noch ein Schild ins Bild, auf dem steht dann aber plötzlich
Libya

Wegen dieser charmanten Kleinigkeit lohnt sich der Film – jedenfalls seine ersten fünf Minuten. Denn ich habe gelernt, dass der "Lybien"-Irrtum international ist.