Neue Wörter (Sonderfolge Alte Sprachen)

Im Plattdeutschen gibt es einen Gruß, mit dem man sich freundlich verabschiedet und dem anderen Gutes wünscht, der aber eben so im Hochdeutschen nicht existiert. So gesehen, ein übersetzbares Idiom, das, wörtlich übertragen, komplett die Wärme verliert, die der Gruss auf Platt noch enthält. 

Es gibt disen Gruß im Imperativ Singular:
Hol Di. 
(Gesprochen etwa wie das englische "hole", nur mit undeutlicherem "o", "Di" wie das das deutsche "di". )

Und, wenn man zu mehreren spricht:
Hold sick. 
("Hold" wie das englische Verb "to hold", wieder mit zurückhaltendem "o", "sick" mit weichem "s"
Das schreckliche "Halt die Ohren steif." versucht es zwar, aber klingt einerseits zu kumpelig und andererseits zu problembeladen.
Wörtlich übersetzt, ist es einfach "Halt Dich" bzw. "Haltet Euch" und enthält alle denkbaren guten Bedeutungen – aber eben beiläufig und ohne die Schwere, die Hochdeutsch ihm verpasst.

Wraum ich das erzähle? Dies war der Wunsch, den ich einem Freund gern mitgegeben hätte, als er sich nun, kurz vor Weihnachten, zu seiner krebskranken Mutter aufmachte. Aber der kommt aus Franken. Wie soll ich ihm all das übersetzen? So blib es bei dem übliche "Machs gut und..." (Ja, ich kam nicht drum herum: "... halt die Ohren steif..."

Ich finde, viel mehr Menschen sollten Plattdeutsch sprechen. Oder wenigstens verstehen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, verehrte Leser und Leserinnen

Auszüge aus der "Neuen Alsterbrücke" (#6, 2013), dem Mitteilungsblatt des Bürgervereins Sasel Poppenbüttel:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
verehrte Leser und Leserinnen
Das Jahr 2013 geht mit Riesenschritten dem Ende zu. Deutschland hat trotz vieler Unkenrufe wieder Schritte nach vorne gemacht, wenn sie auch manchmal klein und fast unsichtbar waren. Unser Land ist heiß begehrt von vielen auswärtigen Menschen. Wir haben das beste Sozialsystem neben ein paar kleinen Ländern und dennoch gibt es viele Leute, die noch immer nicht zufrieden sind. Manchmal sind wir übermütig und meinen die Welt und die Natur verändern zu müssen. Das wird nicht funktionieren. Unsere Wissenschaftler und Ingenieure entwickeln Neues, das eine Gruppe von Besserwissern verteufelt und verdammt, ohne richtig etwas
davon zu verstehen. (...)

Und so weiter. Auch was beim Frauentreff so los war, soll zum Ende des Jahres nicht unbesprochen bleiben:
Eine Rückschau auf das vergangene Jahr zeigt, dass 35 Mitglieder teilgenommen haben. Einigen ist das Treffen zu einer liebgewonnenen Begegnung geworden. Drei Damen kamen 15 bis 19 mal zu den möglichen 25 Terminen! Durch das Treffen zweimal im Monat besteht eine gewisse Flexibilität. Es ergibt sich beim gemeinsamen Kaffeetrinken, ob geklönt, über aktuelle Themen diskutiert, besondere Begegnungen und Erfahrungen zur Sprache kommen oder einfach auch nur „gequatscht“ werden soll.
Ebensowenig wie der Volkstrauertag, bei dem es anders zuging als in vergangenen Jahren:
Anstelle der geraubten Bronzeschale loderte die Flamme auf einem architektonisch gestalteten Holzkreuz.
Erfreulich hingegen ist diese Mitteilung:
Die Verbesserung der Zugangssituation am S-Bahnhof Poppenbüttel liegt in den letzten Zügen.

Mein Fazit also: wer lebendig blühenden Stil schätzt, wer ironische Glossen und Goethe mag, wer erfahren will, wie bei einer Wanderung "ein wenig Unbill" erlebt und Jahre zuvor der Einmarsch des Russen überlebt wurde – der kann hier mehr davon lesen.
In diesem Sinne:
Wir wünschen allen unseren Mitgliedern und Lesern eine "Frohe Weihnacht" und "ein Gesegnetes Neues Jahr".

Joy of Sechs (Aktualisiert & Finale)

So fing es an....: "Sag mal einen Satz, in dem (mindestens) sechsmal hintereinander das Wort "Fliegen" steht."

Und das ist daraus geworden:
Für Grossansicht aufs Bild klicken

Ich bitte auch weiterhin um Vorschläge.

Times, they are a-changing

Vor sechs Jahren schrieb ich in diesem Blog einen kurzen Text zur deutschen Ausgabe der Zeitschrift Vanity Fair, für die damals auch der Dichter Rainald Goetz einen Blog verfasste. Der Blog hieß "Klage" und zu dem setzte ich einen Link: vanityfair.de/blogs/rainaldgoetz/.
Das Blatt ist längst eingestellt. Ungelesen pleite gegangen.
Neugierhalber klickte ich nun auf den alten Link zu Herrn Goetz und landete bei der Zeitschrift Glamour. Aufmacher dieser Website war – unter Überschrift "Deutsche Paare" die Frage an mich, ob ich denn schon die Partner der deutschen Stars kennte.

Irgendwer (links) mit Irgendwem (rechts, im Kleid)

Die anschließende Fotoserie zeigte mir lauter Leute, die ich nicht kannte, die aber sicher nett sind und auf jeden Fall dekorativ.
VJane Palina Rojinski, "Schowi" Jean-Christoph Ritter, Topmodel Franziska Knuppe, "Spaßvogel" Oliver Pocher, Österreicherin Doris Golpashin, Promisohn Wilson Gonzales Ochsenknecht, Serienfreundin Josefine Preuß, "Keinohrhase" Til Schweiger, VIVA-Moderatorin Collien Fernandes, It-Girl Bonnie Strange, Model Svenja Holtmann (zum Beispiel für Levi’s und Sloogi), VerlebtVerliebt-in-Berlin-Star Julia Wasweißdennich...
...um es kurz zu machen: Über 30 Bilder mit mehr als 60 vollständig austauschbaren Männchen und Weibchen der Gattung Promi. (Mit den Unterordnungen A, B, C will ich mich nicht weiter aufhalten.)
Bleibt nur die Frage: Wo ist Rainald Goetz?
Vergessen.

Sage also keiner, das Netz vergisst nichts.
Gottseidank gibt's die NSA.

Die zehn ungewöhnlichsten Adventskalender bzw. -auer.

  1. Für Sprayer:
    Jeden Tag ein Fensterchen vollmalen dürfen.
  2. Für Gefängniswärter und -Insassen:
    Täglich wird ein Türchen geöffnet.
    Ist das aufregend!
     
  3. Für Trinker:
    Jeden Morgen ein neues Bierchen aufmachen.
  4. Für Schlachter:
    Jeden Tag ein Tierchen aufmachen.
  5. Für Pfadfinder:
    Jeden Tag eine gute Tat.
  6. Für Toreros:
    Jeden Tag ein Stierchen totmachen.
    (Am Nikolaustag einen veritablen Bullen.) 
  7. Für Hobbyköche mit einem Hang zur Innerlichkeit:
    Täglich ein Nierchen anmachen.
  8. Für Swinger:
    Jeden Tag 'ne andere Nummer.
  9. Für Kellner:
    Zahlen, bitte.
  10. Für Adventskalenderhasser:
    Öfter mal was zulassen.

P.S. Reihenfolge keine Rangordnung.

P.P.S. Ich hab mir erzählen lassen, Listen gewönnen in einem Blog immer besonders viele Leser und würden begeistert geteilt. Noch größer wären die Chancen, wenn diese Listen auch noch einen Bezug zu Aktuellem hätten und "irgendwie witzig" wären. Na meinetwegen.

Danke, Ihr Gauner: Keine Angst mehr vor Spam.

Wenn ich höre, was andere so an unerwünschten Mails bekommen, bin ich offenbar noch glücklich dran:
  • Nur etwa zweimal die Woche erhalte ich Einladungen, irgendwo im Nirgendwo potenzfördernde Medikamente zu bestellen.
  • Ungefähr in gleicher Frequenz bieten mir wenige vertrauenerweckenden Figuren Millionenvermögen aus Anlass nicht weniger dubioser Erbschaften, Staatskrisen, Kriegsgebieten an, 
  • Richtig selten geworden sind die merkwürdigen Blogleseroboter, die hoffen, ich würde einen ihren schleimenden Kommentar in meinem Blog zulassen und gar eine Verlinkung erlauben zu Kräutertee, Investments, Reinigungsmitteln und überhaupt jedem denkbaren Scheißdreck. 
  • Schließlich sind da noch die zwei, drei Geldinstitute pro Woche, die mich bitten, meine Zugangsdaten zu nennen, da sonst mein (meist nicht mal existentes) Konto gesperrt würde. 

Überflüssig zu erwähnen, dass alle diese Mitteilungen – wenn überhaupt auf deutsch – in eher unorthodoxer Grammatik und Orthografie daherkommen, was mich erleichtert, denn sonst fiele ich vielleicht doch irgendwann mal drauf rein. Davor hab' ich Schiss.


Immerhin die eine Urangst vor viraler Infektion wurde mir jetzt genommen.
Denn gestern benachrichtigte mich die "Sparkasse Sparkasse", dass mit meinem Online-Banking demnächst Schluss wäre. Und beruhigte mich dahingehend, ihre Betrügermail wäre garantiert virenfrei.

Dann ist ja gut.

Neue Wörter (Folge 61)

Ein mir persönlich bekanner Gymnasialachtklässler – zu meiner Zeit hieß so was Quartaner – war im Fach PGW* – zu meiner Zeit hieß so was bestenfalls Geschichte – aufgefordert, ein Flugblatt zu irgendwelchen Bauernaufständen zu verfassen. Er schrieb einen Text mit dem Patronenfüller und eine Mitschülerin tippte diesen Text am Computer ab. Dabei muss es ein paar kleine Übertragungsfehler gegeben habe, in deren Verlauf aus der Salz-Steuer schon mal die Salzstreuer wurden.
Aber lesen Sie selbst:


Wenn ich auch nicht weiß, wie man eine Demokration zu meiner Zeit genannt hat.


Reden ist Silber, wirres Reden ist Frida Gold.

Vorweg gestehe ich, ich habe wenig Ahnung von der momentan angesagten Musik für junge Leute. Bei dem, was so im Formatradio raufundruntergedudelt wird, ist das meiste Englisch, und da achte ich vernünftigerweise selten auf den Text. Die deutsch singenden Musiklieferanten schrauben sich da schon unbarmherziger in meinen Kopf, schiefe Metaphern, wie sie bevorzugt von Xavier Naidoo und seinen Mannheimer Söhnen zusammengedrechselt werden, foltern mich ganz direkt, und selbst die bemühteste Soulmusik kann mich dann nicht überzeugen.

Am schlimmsten daran ist, dass diese Leute in Talkshows eingeladen werden und dann auch noch reden, dass sie etwa aufgefordert werden, ihre Gedanken (oder das, was sie dafür halten) gar noch in kleinen Artikeln zu Papier zu bringen.

Beispielsweise Frida Gold. Inzwischen weiß ich, dass die dekorative "Frontfrau und Songwriterin" dieser Band ganz anders heißt: In "Magic Moments", dem weihnachtlichen Werbemagazin der "GZ Goldschmiedezeitung" bekam Alina Süggeler Gelegenheit (und bestimmt auch Geld dafür), einen "Essay" mit dem Titel "Go für Gold!" zu veröffentlichen.

Hier einige Auszüge:
"Wenn wir ein Schmuckstück geschenkt bekommen und der Schenkende unser Partner in crime ist, wollen wir über die Auswahl des Stückes unser Inneres gespiegelt bekommen, wir wollen erkannt werden – in Gold, Silber oder Edelstahl, in Perlen, Rubinen oder Diamanten. Wir wollen, dass das Schmuckstück zum verlängerten Ich wird." 
Doch. Da ist tatsächlich die Rede von einem "verlängerten Ich". Und ich erkenne unter wahrscheinlich goldenem Haar einen veritablen Holzkopf. Doch weiter:
"Das gute Stück darf mich nicht nur schmücken, es soll mich ausdrücken." 
Also etwa wie eine 18-Karat-Pinzette einen Pickel, oder wie?
Wenn keiner was dagegen hat, kürze ich hier ein wenig und steige ein paar Zeilen weiter wieder ein, wo Alina von uns (uns?) spricht und sagt, wir (also ich jedenfalls nicht) hätten irgendeine...
"...Thematik aus den Angeln gehoben, was das Rollenmodell angeht. Es ist so ungeklärt und alle Beteiligten sind ängstlich und verwirrt."
Wer kennt das nicht, diese Angst und Verwirrung, die ich mal im Begriff Hirnschwurbel zusammenfasse:
"Was also, wenn ein Schmuckstück nicht mehr nur von seinem Wert drauf schließen lassen will, wie viel man seinem Gegenüber wert ist, sondern auch noch zu erkennen geben muss, wie spezifisch und aufmerksam mich mein Gegenüber wahrnimmt? Was ist, wenn eineSchmuckstück zum Überbringer der Nachricht wird, wie tiefgründig meine Beziehung ist?"
Tja, was dann? Dann ist dieses betreffende Schmuckstück total überfordert und braucht dringend eine Therapie. Andererseits gibt die Schöne nun zu:
"Ganz klar: Wir bewerten über."
Und erklärt nüchtern:
"Dies wie so oft in den jetzigen Tagen. Mit erhöhtem Anspruch ans Resultat braucht es besser ausgearbeitete Arbeitswege."
Und so weiter. Ich mag nicht mehr. Mir wird schlecht.
Wer noch kann und mag, soll's hier weiterlesen. Ich selbst werde stattdessen den tiefgründigen Text lesen, mit dem Frida Gold in diesem Jahr einen Riesenhit landete. Den kann ich mir einfach besser merken – obwohl: ich möchte lieber nicht.)


Ich hoffe, mein Essay hat Ihnen, liebe Leser, gefallen, und er tut genau das, was Alina Süggeler als Abschluss ihres Aufsatzes so schön formuliert hat:
"Auch wenn er nicht ins Schwarze trifft, so trifft er doch ins Goldene..."

   

Nichtmehrganzjungfilmer

Wollnmalsosahgn: ich versteh ja nich, was die da bei DESY machen 
und wofür die all die Rechner und Server brauchen, 
aber gut aussehen tut das. 
Und das's doch die Haupsache fürn Designer.


Was mich am allermeisten begeisterte: die matrix-mäßig gespenstisch vor sich hin ruckelnde Maschine ist im Grunde genommen nur ein Regalaufräumerautomat für Datensammlungen. Also eine Art elektronischer Bibliothekarsassistent.

(Mannmannmann, was für viele lange Zusammensetzhauptwörter!)

Raus aus dem Gedächtnis!

Was in den Medien allmählich schon wieder (und wie üblich) abebbt in das Grundrauschen der gerade nicht aktuellen Katastrophenmeldungen, hat mich in den letzten Tagen immer mal wieder beschäftigt: Als die Berichterstattung über den Taifun auf den Philippinen noch angemessen sensationell war, sah ich nämlich ein Foto, das mich (bzw. ich) nicht losließ. Zu sehen war ein Schiff, wohl eine Jacht, jedenfalls ein weißer Bootsrumpf, den der Taifun in die Stadt Tacloban geworfen hatte, wo er nun in einem Meer von kleinstteiligen, nicht zu identifizierenden Trümmern zu schwimmen schien. Und ich musste mir vorstellen, woher die Trümmer stammten – von Kühlschränken, Küchenstühlen, Blumenvasen, Kindern,  Hausdächern, Kloschüsseln – meine Fantasie reichte gerade so weit, mir Stücke meines, unseres hiesigen Alltags vorzustellen. (Was weiß ich denn von den Philippinen?)
Das war auch mehr als genug, um meinen Kopf so weit zu füllen, dass ich dieses Bild auch wieder rausbekommen wollte. Da hab ich es dann drei Abende lang gezeichnet.

Tacloban (Aus dem Gedächtnis, nach einem Foto) 

Das Ergebnis ist ein widerwärtiges Suchbild. Wer will, kann die Möbel suchen und zählen, oder die Reifen oder die Toten. Wer nicht mag, stellt die Augen unscharf. Die nächste Meldung kommt bestimmt.

Kostenlos: Der Feinschmecker-Kolumnen-Konfigurator

Nach dem unerwartet großen Erfolg meines Krimi-Klappentext-Konfigurators
hier ein weiterer nützlicher Service aus meiner Textwerkstatt, dem wohlwollenden Leser zur freien Verwendung überlassen...

(Hier beliebiges Foto einsetzen)


Liebe Genießer/Gourmets/Leser.

Freunde des guten Geschmacks blicken voller Vorfreude
auf ihren Kalender, in dem sie schon Anfang des Jahres
diese besondere Zeit angekreuzt haben: Es ist
Mai/September/Herbst/neblig draußen/Altweibersommer/morgens früher hell,
die Spargel-/Trüffel-/Hirsch-/Beaujolais-/Muschel-/Bärlauch-Saison
rückt näher, und damit die Gelegenheit,
Freunde/Familie/Geschäftspartner/die süße Nachbarin
mit ganz besonderen Spezialitäten 
zu verwöhnen/erstaunen/überraschen/faszinieren,
die eben nur zu dieser Zeit in solcher
Frische/Delikatesse/Fülle/Auswahl/Reichhaltigkeit
zu haben sind. Der Kenner weiß natürlich, dass nur
Monate ohne "R" / Biobauern / wohl temperierte Keller / Straßenränder
die wahrhaft besten dieser Spezereien liefern,
und er weiß auch, sie von ähnlichen, aber
hochgiftigen/minderwertigen/leicht angefaulten/scheinbar günstigen
Angeboten entschieden zu scheiden. Für Sie also, die wahren
Feinschmecker/Genießer/widerwärtigen Angeber/Poggenpohldesignküchenbesitzer
haben wir den Starkoch/Sternekoch/Fernsehkoch/Küchenanarchisten
Tim Mälzer/Tim Mälzer/Tim Mälzer/Tim Mälzer
eingeladen, Ihnen ab Seite (Seitenzahl einsetzen) seine Rezepte vorzustellen,
die ebenso überraschend/ungewöhnlich/kreativ
wie einfach/raffiniert/farbenfroh/leicht sind
und wahre Gaumen- / Magen- / Augen- / Leber- Schmeichler.
Wir von der Redaktion wünschen Ihnen schon jetzt
Guten Appetit / Waidmannsheil / viel Erfolg.

Ihr (faksimilierte/unleserliche Unterschrift des Chefredakteurs)


     

Die Moritat von Mackie Messer

Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.


An der Themse grünem Wasser
Fallen plötzlich Leute um
Es ist weder Pest noch Cholera
Doch es heisst: Mackheath geht um.

An'nem schönen blauen Sonntag
Liegt ein toter Mann am Strand
Und ein Mensch geht um die Ecke
Den man Mackie Messer nennt.

Und Schmul Meier bleibt verschwunden
Und so mancher reiche Mann
Und sein Geld hat Mackie Messer
Dem man nichts beweisen kann.

Und die einen sind im Dunkeln
Und die andren sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte,
Die im Dunkeln sieht man nicht.

Die Zeichnungen habe ich für eine Revue
über das Berlin der 20er Jahre
mit der App Adobe Ideas am iPad gezeichnet.

Zweitausendeins heulende Höllenhunde!

Zweitausendeins.

Ich hab den Film erst spät gesehen, den dazugehörigen Versand relativ früh.
Um 1974 fing ich nämlich an, die Zeitschrift Pardon zu lesen, eine – soviel für meine jüngeren Leser – Satirezeitschrift, in der so ziemlich sämtliche Vertreter eines Humors veröffentlichten, der später unter "Neue Frankfurter Schule" lief und in der Titanic seine Fortsetzung fand. Und in dieser Zeitschrift gab es (außer der Werbung für Drehtabake) merkwürdig wimmelig zugetextete Anzeigen eines Buchversands, die ich richtig gern las. Die waren nämlich richtig gut geschrieben, besser als der Großteil der damaligen Reklame, besser auch als das meiste, was heute so weggeworben wird.
(Ich will mich nicht so weit versteigen, dass diese Texte mich dazu bewegt hätten, evtl. Werbetexter werden zu wollen, aber zumindest begriff ich, dass auch solche Texte Freude machen können.)

Irgendwann las ich nicht nur, ich bestellte auch: Das Rolling-Stones-Songbook beispielsweise, das von Zappa, Gedichte von Bukowski, La femme 100 têtes von Max Ernst (hab ich heute noch) und natürlich auch die Trilogie von Henscheid, die Gedichte von Gernhardt, WimS (hab ich auch alles noch), die Crumb-Skizzenbücher (hab ich) und so weiter und so weiter.
Und weil ich inzwischen in Hamburg wohnte, war ich auch regelmäßig im inzwischen eröffneten 2001-Laden im Univiertel und drängelte mich zu Gorey-Remittenden oder merkwürdigen amerikanischen Weltmusik-Samplern durch.

Irgendwann um 1994/1995 lernte ich den Chef kennen. Lutz Reinecke (geb. Kroth) war zu Besuch bei einem Freund, um mit ihm die Neuauflage seines Buches "Von Hanf ist die Rede" zu besprechen. Hans-Georg Behr hatte dieses Buch Jahre zuvor im Schweizer Sphinx-Verlag veröffentlicht und sich später sehr darüber geärgert, dass Matthias Bröckers und Jack Herer (zwei auch irgendwie von Hanf Begeisterte) sich für ihr bei 2001 erschienenes Buch "Hanf" offenbar in Teilen stark durch Hans-Georgs Buch hatten inspirieren lassen. Nach der ersten Aufregung darüber hatte er dann einen Brief an Kroth geschrieben und vorgeschlagen, sozusagen als Entschädigung den lange vergriffenen Band* neu und aktualisiert aufzulegen.
Merkheft #134, März/April 1995
Das hatte insofern Folgen für mich, als Hans-Georg mich bat, den betreffenden Anzeigentext im 2001-Katalog zu schreiben. (Hey! Zurück zu den Wurzeln.) Dieser Text machte offenbar nicht nur mir Spaß, denn danach durfte ich ein zwei Merkhefte lang auch weitere Bücher des Versandhauses bewerben – bis sowohl Kroth als auch ich die Lust verloren. Denn meist sollten diese Texte nur aus einer irgendwie lustigen Überschrift bestehen und darunter aus zusammengestoppelten Zitaten manchmal sehr obskurer Rezensionen. Und die beworbenen Bücher-Remittenden waren in der Mehrheit schlicht fad und nicht ohne Grund Remittenden. Also haben wir's dann wieder gelassen.

Titeillustration Alfred Hrdlicka
Ein paar Jahre später hab ich dann immerhin noch ein Buch von Hans-Georg layouten dürfen.  "Winifred und Wolf" verkaufte sich überhaupt nicht: Wer* will schon ein aus Originalzitaten von Hitler, Wagner und Winifred Wagner montiertes Theaterstück lesen? (Ein im übrigen sehr schönes Theaterstück, das ich nach wie vor gern auf einer Bühne sähe.)

Danach hatte ich nicht mehr viel für und nur noch wenig mit 2001 zu tun. In diesem August schenkte mir meine Frau die gesammelten Kurzgeschichten von Philip K. Dick. Vor einigen Wochen war ich im Laden an den Colonnaden. Außer mir war noch eine ältere Dame dort, und zwei Verkäufer. Und die Auslage interessierte mich auch kaum. Bleibt zum Ende also nur eine fader Fluch als Überschrift und ein müdes Amüsement, dass ausgerechnet Matthias Bröckers die Verlagsgeschichte in ein Buch (erschienen natürlich wo?) versammelt hat. 

Zweitausenddreizehn.




*Beide Titel sind noch antiquarisch erhältlich,
zu Spottpreisen z.B. bei booklooker

Warum ich mich nicht über die Zeitumstellung aufregen mag.

Zwei Tage nach der Umstellung von Sommer auf Normalzeit wurde ich um fünf Uhr früh wach – also, wie es zur Zeit so gern heißt: gefühlt um sechs. Und wie ich so da lag und nicht wieder einschlafen konnte, fragte ich mich, was sich wohl jede Menge Menschen um diese Tageszeit zu dieser Jahreszeit fragen: Wie konnte es vor über 30 Jahren zur Einführung der Sommerzeit kommen?
Ich stelle mir das so vor:
Ein Sitzungsraum in Bonn, irgendwann im Spätherbst 1973, das Bundeskabinett ist versammelt, es riecht penetrant nach Metholzigaretten.
Bundeskanzler Willy Brandt hustet, dann:
"Also meine Herren, die Ölkrise ist da. Und bleibt da. Was machen wir?"
Innenminister Genscher, trocken kichernd: "Wir könnten doch noch mal ein paar autofreie Sonntage machen. Da hatten die Leute doch sogar Spaß dran." 
Aufschrei vom Bundesverkehrsminister: "Sind Sie denn wahnsinnig, Herr Kollege? Da haben wir die bestausgebauten Autobahnen in Europa, und Sie wollen LKW-Staus an den Grenzübergängen?"
Genscher, schelmisch schmunzelnd:"...war ja nur so eine Idee..."
Brandt: "Neenee, das ist nichts. Ich versteh das ja, aber Benzin sparen ist ja nun nicht alles, nichwahr? Wir brauchen eine Vision, wie wir ganz grundsätzlich Energie sparen, nicht bloß Benzin..."
Finanzminister Schmidt zündet sich eine neue Reyno an der vorherigen an, brummelt in die entstehende Stille: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen... "
Brandt, indigniert: "Gut, Helmut. Es geht ums Sparen, und das ist ja dein Ressort."  
Schmidt: "Wie wär's denn, wenn wir, auch am Sonntag, einfach mal sagen, "liebe Bürger: heute bleibt der Fernseher aus und gelesen wird nur bei Kerzenlicht, und die Nachtspeicherheizung bleibt aus..." 
Bundesfamilienminister, begeistert: "Ja! Stromfreie Sonntage! Da würden die Leute eben mal ohne Glotze und Radio auskommen müssen. Dann geht's halt ein bisschen früher ins Bett – und ganz nebenbei würde unsere Bevölkerung vielleicht auch nicht mehr so schrumpfen, was meinen Sie, wie da altgediente Ehepaare wieder zueinander finden, wie da neun Monate später die Geburtenraten in die Höhe...
Schmidt: Nun mal nich gleich so reinsteigern  – aber das mit dem Licht aus, das ist erstmal gut.
Genscher: "Na, ja, wenn es denn abends wenigstens sowieso länger hell wär..."
Schmidt: "Numalbüschenlangsam,  wir sind ja nicht in Norwegen."
Brandt, schwärmerisch, bei sich: "Mitternachtssonne, sonne Sonne bräuchten wir..."
Genscher: "Neinnein, aber ich erinnere mich, damals, im Krieg, da hatten wir doch über zwei volle Jahre die Uhren eine Stunde vorgestellt."
Schmidt: "Stimmt. Und abends in den Gräben war's viel länger hell... – was wir an Blendgranaten eingespart haben..." 
Genscher: "Das Ganze hieß, glaube ich, Sommerzeit. So was in der Art müssten wir machen. Wenn wir schon nicht die Sonne länger schienen lassen könne, stellen wir  einfach die Uhren um..."
Unruhiges bis bestätigendes Gemurmel von den Kabinettsmitgliedern.
Brandt:
"Gut. Passen Sie auf: Wir setzen erst mal eine Enquête-Kommision ein, lassen das mal durchrechnen und dann wollen wir doch mal gucken..."
Ja, so war das wohl damals. Und kaum acht Jahre später wurde in ganz Deutschland (sogar in der zukünftigen ehemaligen DDR) die Sommerzeit eingeführt.

Gebracht hat es natürlich rein gar nichts. Und damit bin ich da, wo ich eigentlich hinwollte. Denn immerhin einen Zweck erfüllt die Sommerzeit ganz gewiss: Sie zeigt dass nicht jede Idee gut sein muss, dass auch die scheinbar tollsten Pläne so richtig schiefgehen können. Und wenn man sich eben darauf zweimal pro Jahr besinnt – das ist doch schon einiges wert.
(Außerdem: verglichen mit andere Super-Einfällen (FCKW in Deodosen, Atomkraftwerke, Hartz IV, Asylkompromiss, Frauentausch auf RTL2) ist die Sommerzeit vergleichsweise harmlos.)
Also, wozu das Genöhle.



 

Warum ich allmählich regionaler werde.

Ich bin, zugegeben, neugierig. Auch und gerade beim Essen. Und wenn mir wer was anbietet, das ich noch nicht kenne, probier ich es. Aber dabei hab ich das eine oder andere Mal auch ganz schön falsch gelegen.
Vor Jahren beispielsweise lud mich ein guter Freund auf dem Goldbekmarkt auf Auster ein. Ich müsste das mal probieren, das wäre so fantastisch. Ich sag mal so: Ich mochte die nicht so gern und ich habe spontan geschimpft, dass ich, wenn ich denn Schnupfen essen wollte, auch Schnupfen essen würde, der wäre wenigstens warm.
Andererseits hat derselbe Freund mich tatsächlich an ausgesprochen leckere Sachen herangeführt. Zum Beispiel hat er tatsächlich einmal Büffelhoden zubereitet, die schmeckten wie ein etwas knorpeliges, aber sehr leckeres Gulasch.
Kagati Achar, eine in Nepal übliche Kleinigkeit, die aus wochenlang in der Sonnen gepökelten Limonen hergestellt wird, mag ich ebenfalls sehr und vermisse sie hin und wieder, wenn's hierzulande nur Magenbitter gibt. Msala Achar sowieso. Da sind so viele Gewürze drin, dass die Finger noch tagelang danach rieceh und schmecken.
Aber gestern hab ich mal wieder einen Griff ins Faule getan. Beim Edeka lagen merkwürdige weiche Früchte herum, die mit einem Aufkleber "Reif zum Genuss" (und mit keinem Namensschild) versehen waren. Die sahen auch nicht so richtig lecker aus, eher so, wie ich mir (siehe oben) ordentlich große Büffelhoden vorstelle. Nur mit Schuppen. Oder so.

Die fremde Frucht...

Eine davon hab dann ich gekauft, für knapp 2 (zwei!) Euro. Heute früh hab ich diese Frucht aufgemacht.

...schmeckte furchtbar fremd

Da musste ich erst mal jede Menge große Kerne entfernen, bis ich am Fruchtfleisch war.
Tja, und dann schmeckte das Ding wie, hm... – wie soll ich's beschreiben – wie eine undefinierbare angegammelte Kreuzung aus leicht überlagerter Kiwi und Banane, süß, pelzig und bäh.
Zum Glück waren noch Äpfel im Haus.
Und ich fragte mich, ob wir wirklich alleallesalles importieren müssen, nur weil wir's können.

Heut mittag gibt's jedenfalls Grünkohl.

Kleine Geschichtsstunde für die Deutsche Bank

Liebe, große Deutsche Bank.
Ihr habt es ja nicht leicht im Moment. Gerade habt Ihr ganz viel Geld zurückgelegt, weil ihr damit rechnen müsst, demnächst ganz viel Geld als Buße für, sagenwermal, Probleme bei internationalen Hypothekendeals zahlen zu müssen. Dann ist da noch die Investmentabteilung, die von deren altem Chef so auf Geldverdienen getrimmt wurde, dass dafür auch mal Zinsen verbogen werden mussten, sonst hätte das nicht geklappt. Und eben dieser Chef ist jetzt auch noch einer der Chefs des ganzen weltumspannenden Unternehmens. Waren schon seine Vorgänger nicht so richtig gut darin, sympathisch zu wirken, so hat der Neue zumindest das Charisma eines Dirk Jens WitwenNonnenmacher. Der jedenfalls hat zusammen mit dem Herrn Fitschen beschließen müssen beschlossen, die Kultur der Deutschen Bank zu verändern, ganz allgemein mehr in Richtung "glaubwürdig", "menschenfreundlich", "eigentlich doch ganz nett", "der tut nix, der will nur spielen" und so weiter.

Eure Werbeagentur soll diesen Kulturwandel natürlich auch professionell vermitteln. Und so wurde dann am Wahlsonntag (22.3.2013) in der Wahl-Sonderausgabe der Bild-Zeitung auf der Titelseite eine Anzeige geschaltet, mit der Ihr Eure tiefe Verbundenheit mit Deutschland darstellen wolltet.

Deutsche-Bank-Anzeige: Mit jeder Regierung, in Bunt.

Im Bild sieht man das Logo der Deutschen Bank, farblich-chronologisch den unterschiedlichen Regierungskoalitionen der BRD seit 1949 zugeordnet. Von Schwarz-Gelb über Rot-Schwarz und Rot-Grün wieder bis hin in die bis 2013 gültige Kombination Schwarz Gelb.

Im Text dazu schriebt Ihr (oder ließet Ihr schreiben), ich zitiere:
64 Jahre Bundesrepublik:
22 Regierungen
8 Kanzler/-in,
5 Vertrauensfragen,
2 Währungen.
Und eine Bank, die global in Deutschland zuhause ist.
Leistung aus Leidenschaft.
Nun hat ja F.J. Strauss bereits 1976 gesagt, ihm wäre egal, wer unter ihm Bundeskanzler wäre. So gesehen, ist Ihre Anzeige stilistisch nicht neu, aber andererseits doch erfrischend offen.

Auf den ersten Blick. Steigt man nämlich ein bisschen tiefer in die Frühgeschichte der BRD (zur Vorgeschichte kommen wir gleich) ein, bestanden die Bundesregierungen der ersten 11 Jahre nicht nur aus Schwarz und Gelb. Da war doch bis 1960 auch noch die Deutsche Partei(DP)
dabei, zeitweise beteiligte sich auch der Gesamtdeutsche Block / Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHB), und diese Beschreibung meinte nicht etwa ihrer Heimat vertriebene und deutlich entrechtete Juden oder auch Sinti und Roma, sondern eher sehr Rechte, die dem Ende des Dritten Reiches nachtrauerten. Und daraus auch kein Hehl machten.
Ich nehme mal an, in Eurer Werbeagentur arbeiten viele junge Menschen und auch der eine oder andere Praktikant. Deswegen seid ihnen nicht böse, dass sie in der Anzeige zur Wahl den kleinen Klacks Braun vergessen haben. Das passiert in der Hektik des Agenturalltags schon mal. Das geht uns allen jeden Tag so.

Aber wo Ihr gerade beim Aufarbeiten von Pannen seid: Erinnert euch doch zwischendurch auch daran, dass Ihr schon vor 1949 eng mit Deutschland eng verbunden wart. So eng, dass Ihr euch damals auch glatt hättet Großdeutsche Bank nennen können. Der sehr umfassend OMGUS-Bericht ist – falls das Exemplar in Eurem Archiv gerade verräumt wurde – antiquarisch noch erhältlich, einige wichtige Auszüge findet Ihr hier.

Das war's auch schon. Zurück an die Monitore! Boni machen!

Telefonat mit Barack Obama

(Rrring, Rrring)
Ja? 

Guten Morgen Mr. President.

Guten Morgen. Was ist denn? Ich hab zu tun.

Die Schläferin, Mr. President. 

Wer? 

Na, wir hatten Ihnen doch zu Amtsantritt so einen ganzen Stapel Dossiers übergeben. Und da war sie dabei. Die war schon auffällig: Eltern so stramme Commies, dass sie freiwillig in den Osten gegangen sind.

Weiter?

Na ja. Als Schulmädchen Teilnahme an Russisch-Olympiaden, diverse Male gewonnen. Physikstudium...

Etwa Atomphysik?

Jedenfalls Strahlenforschung, Mr. President, während des Studiums im Austausch nach Moskau, total indoktriniert, schrieb sogar Aufsätze über die richtige "Sozialistische Lebensweise...

Das geht gar nicht.

Dann verhält sie sich 'ne Zeitlang ruhig und irgendwann um 1990 wird sie erst Sachbearbeiterin für und dann Vorstandmitglied in einer Organisation namens "Demokratischer Aufbruch"...

Demokraten? Das ist erstmal gut.

...wo sich dann rausstellt, dass der Vorsitzende für die StaSi gearbeitet hat. Als das rauskommt, hat sie natürlich angeblich von nichts gewusst...

Scheinheilige Bitch.

Und den nächsten Jahren macht sie im Westen auf Unschuldslamm und richtig Karriere.
...klassische Schläferin eben...


Die müssen wir im Auge behalten. Abhören, Mails checken, Post gucken, das ganze Programm.

Haben Sie ja damals ja auch befohlen, Sir. 

Ach so.

Haben wir auch gemacht, Sir. Hat auch prima geklappt.
Bis jetzt.


???

Sie hat was gemerkt.

Mist. Und? 

Na ja, sie ruft grad an, übers Handy.
Sollen wir durchstellen?


Och nö. Soll auf den AB quatschen.
Können wir später immer noch abhören.

Tratschke fragt: Wer war's?

Der Mann ist um die 50. Er hat alles erreicht, was man erreichen kann, wenn man denn unbedingt will. Und er hat immer gewollt. Und dann, mit einem Mal, entdeckt er Amerika und Kalifornien, er zieht er sich anders an, legt sich eine neue Frisur zu, lässt sich gar einen Bart stehen und das hat dann gar nichts mit der Midlife-Crisis zu tun, sondern damit, dass er sich neu erfindet. Als würde das nicht genügen, muss er auch noch alles andere, mit dem er so zu tun hat, neu erfinden.

(Denkblase: Dieser Typ kommt mir bekannt vor...)

Aber irgendwie haut's nicht hin, und aus dem gegelten Megaopportunisten, der jeden Trend mitmacht, ist dann doch nur ein gezielt verstrubbelter geworden. Wer war's?

(Tipp: Es ist nicht Madonna.)

inktober (Woche 4)

inktober 22 (Mann an der Leinwand)

Kerni & Krafti sind wieder da!!!

Genau genommen, waren die beiden fröhlichen Befürworter der friedlichen Nutzung nie weg. Sie waren, sagenwermal, untergetaucht. Aber jetzt sind sie wieder voll da, und strahlender denn je. Und wieder haben sie uns Skeptikern und ängstlich Verzagenden etwas zu sagen.
So höret denn:

© Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2013


Ferienfreudenfotoalbum nach Fukushima


 






© 2013 Thies Thiessen

#inktober (Woche 3)

inktober 15 (Erkältung löst sich...)
inktober 16 (zwei alte Bekannte)
inktober 17 (der einzigartige Mr. Invisible)
inktober 18 (was so rumliegt)

inktober 19 (Jim Carey, Joko, Klaas und andere)

inktober 20 (echt dunkel draussen)
inktober 21 (gaaaanz unauffällig zeichnen...)

Eher Aus- als Umfrage: 20 Dinge über mich.

Im Moment tauchen im Netz diverse Texte auf, in denen sich die Autoren offen äußern zu
a) 20 sie betreffenden Themen, die sie schon immer mal erzählen wollten, über die sie
b) allerdings sich bisher im Netz noch nicht geäußert haben.
Da will ich gern mittun.

Ob's bis 20 reicht?
Man wird sehen:

1. Ich habe an der Fußsohle ein großes Muttermal. Ich weiß nicht genau, unter welchem Fuß: ich guck da selten hin und jetzt schon gar nicht.
2. Ich habe Fussel im Bauchnabel, die übrigens entstehen, weil die Körperbehaarung des Mannes so gerichtet ist, dass sich viele kleine Teilchen auf ihr sozusagen bis zum Bauchnabel treiben lassen, um sich dort mit ihren Kumpels zu Fusseln zu vereinigen.
3. Tatsächlich habe ich auch ein Muttermal am Bauchnabel.
4. Vor ungefähr 30 Jahren hatte ich mal kurze Zeit einen Vollbart, der war rötlich und nicht schön.
5. Picasso ist, finde ich, ein begnadeter Zeichner gewesen. Als Maler war er so lala. Im Ernst, sogar Guernica ist im Grunde genommen, auch nur Malen nach Zahlen – auf einer hervorragenden Vorzeichnung.
6. Butterfly von Danyel Gérard ist mein persönliches musikalisches Trauma. Ich war ca. 14, als wir mit der Familie in einem Fischrestaurant saßen und ein Gast seine gesamte Barschaft in den Musikautomaten und da in dieses Lied investiert hatte. Und das Essen ließ auf sich warten.
Und es war die deutsche Version:
Badderfleih, meih Badderfleih,
jeder Taaag mit dir war schööön,
Badderfleih, meih Badderfleih,waahn werd isch disch wiedersähn.
7. Ich träume recht lebhaft und nehme mir beim Aufwachen oft vor, das aufzuschreiben.
Das vergesse ich dann ebenso zuverlässig wie den Traum.

8. Mein linkes Knie ist älter als ich. Sagte mir vor 15 Jahren ein Arzt. Ich brauche aber immer noch noch keins, das jünger ist als ich.
9. Ansich finde ich Listen bescheuert, aber sie sind wohl ideal für die einfacheren unter den Lesern.
10. Ich meine weniger böse als ich klinge.
11. Manchmal habe ich einfach keine Lust mehr, zuzuhören, interessiert zu tun oder Regeln weiter einzuhalten. Und dann hör ich auf.

#inktober (Woche 2)

inktober 08 (Sessel ohne Kissen)
inktober 09 (Spielfilm über einen alten Maler)
inktober 10 (die Herrn Friedrich, Bushido, Killroy),

(Hier klafft eine erkältungsbedingte Lücke von immerhin zwei Tagen, an denen gar nichts ging. Nicht mal bzw. schon gar nicht zeichnen. )

inktober 13a (so sieht erkältet aus)
inktober 13b (selbst mit Mucus)
inktober14 (Kissen zum Küssen)

Neue Wörter (Folge 60): Würzpapier ist geduldig.

Heute früh bei facebook:
Ein sogenannter "empfohlener Beitrag", also de facto ein "Produkte empfehlender" Beitrag erzählt mir vom neuen Maggi Papyros Würzpapier*, in dem Fleisch ohne Mühe (und ohnen Können) "soo saftig" gebraten würde, und ich denke mir, was soll's.
Spam halt, zu deutsch Sülze, diesmal gebraten.

Interessant allerdings fand ich neben den etwa 2.000 Likes – also den Sympathiebezeugungen, die einfach passieren, weil einem die Maushand ausrutscht – die über 1.000 Kommentare, die fast ohne Ausnahme über die Firma Maggi und ihre Produkte schimpften, welche als meist zweckfrei und immer mit Glutamat angereichert charakterisiert wurden. **

Deshalb bin ich dann auch noch mal auf die Facebook-Seite von "So Saftig Braten" gegangen. So heißt das Produkt nämlich, um das es da geht.
(Dieser Link dahin dürfte zumindest bis zur nächsten Kochstudiorevolution funktionieren.)


Und da stieß ich auf dieses Bild, das mich dazu aufforderte, doch gleich alle drei Geschmacksrichtungen des Kassenschlagers (?) zu probieren.
Wörtlich lautete das:
HOL DIR JETZT DIE
TRIOLOGIE!
Ich hab dann auch gleich mal versucht, mir die Triologie bei Wikipedia zu holen. Da hab ich sie nicht gefunden. Im Duden auch nicht, und ebenfalls nicht im Fremdwortduden.
TRIOLOGIE
Dort hätte es zwischen Triolismus (= Geschlechtsverkehr zwischen drei Menschen) und Triotar (= Marken-Fotoobjektiv mit langer Brennweite) zu finden sein müssen. War aber nicht.


Dennoch war mir das Wort nicht völlig neu. Vor vielen Jahren traf ich in einer Werbeagentur einen Werbetexter-Kollegen, der auch gern von einer Triologie quatschte, wenn er eine Trilogie (oder wenigstens etwas in der Art) meinte. Ich hab mich seither manchmal gefragt, was wohl aus dem geworden ist. Jetzt weiß ich: der textet für Maggi.

Würzpapier ist geduldig.




*Nein, das ist nicht das neue Wort, von dem hier die Rede sein soll. Das ist nur ein alberner Versuch, eine neue Produktkategorie zu erfinden. Das hat zum letzten Mal bei Golf-Klasse geklappt...
**Womit nebenbei das Gerücht von erfolgreicher Facebook-Werbung wieder mal widerlegt wäre, aber das nur nebenbei.

inktober

Tropen-Scholar war das Stichwort! Da musste ich sofort bei.
Habe meinen eben wiedergefunden, gereinigt und entsichert.
Ein kleines Fässchen mit schwarzem Pelikan war auch noch in einer Schublade meines Vertrauens.
Haben wir uns diese Waffe vor sehr gut 30 Jahren nicht sogar am selben Tag an selber Stätte geholt (resp. gekauft)? Ich habe da ganz hinten im Gehirnkasten so eine Erinnerung an eine Erinnerung...


#inktober (Woche 1)

Mr. Jake Parker lädt dazu ein, im Oktober regelmäßig mit Tinte zu zeichnen und das Ganze dann im Netz unter dem Stichwort #inktober (zu deutsch: Tintober) mit allen zu teilen, die's sehen wolle

Also wird dies ein umfangreicher Post, den ich, wenn ich es durchhalte, täglich aktualisieren werde.

inktober  01 (Außenalster mit blauer Moschee)
inktober 02 (Cliff an der Außenalster)
inktober 03 (Alter Ego und Junior)
inktober 04 (Oskar, 2x mit Bleistift)
inktober 05 (Wo ich aufgewachsen bin)
inktober 06 (Mal auf die Jalousien gucken)
inktober 07 (Fernsehabend)


Klarstellung in eigener Sache.

Doch, es ist mir eine Herzensangelegenheit. Es ist mir wichtig. Ich möchte auch und gerade meiner persönlichen Betroffenheit Ausdruck verleihen. Die Zeit ist schon lange reif dafür. Die Welt kann und darf nicht länger Augen und Ohren verschließen. Und sowieso musste das mal gesagt werden. Ohne Umschweife, in aller Deutlichkeit und tiefentschlossen.


Danke. Vielen Dank für die Möglichkeit.

Langer Tag, schöne Bilder.

Gestern früh war sehr früh. Um fünf bin ich nach einer unruhig verdösten Nacht aufgestanden und habe unseren Hund zum DogSitter gebracht. Ein schnelles Frühstück und dann zur S-Bahn in die Stadt, um am Hauptbahnhof den ICE nach Frankfurt zu kriegen.

© Thies Thiessen 2013

In der S-Bahn saß mir eine schöne junge und auch etwas müde Frau gegenüber, die ich dann unauffällig zeichnete. Der Anschlusszug war natürlich verspätet, da machte ich die Frau bunt.

© Thies Thiessen 2013

Dann weiter nach Frankfurt. Zwei Stunden Zeug zeigen.
Dann zurück. Und abends gegen 20:00 wieder S-Bahn.

© Thies Thiessen 2013

Für so müde nicht so schlecht.

Wie man Sonnenschirme korrekt einkauft

In unserer Wohnanlage sind die Gebäudefassaden zum Teil in einem dunklen, warmen Rot, in einer Art Crèmeweiß und in einem warmen Grauton gestrichen. Immer so, dass die eine Front die eine Farbe kriegt, eine andere eine andere.
Von der Straße kommend, fühlt sich der Betrachter erstmal an Legogebäude erinnert; vor allem das Rot verstärkt diesen Eindruck.
Morgens
In diesem Sommer fiel mir nun zum ersten Mal auf, dass einer unserer Nachbarn auf seiner Dachterrasse einen Sonnenschirm aufgestellt hat, der exakt die Farbe seiner Fassade hat.
Um die Mittagszeit, leicht bewölkt
Mal ganz davon abgesehen, das schon die glatte Farbigkeit der sehr eckigen Gebäude eine gute Grafik ergibt, gefiel mir dieses Detail besonders gut.
Nachmittags unter Wolken
Also habe ich es in den letzten Wochen immer mal wieder mit meinem alten Handy fotografiert – das ich nun aussortiert habe, weil das Telefonieren nicht mehr funktioniert.

Gestern nachmittag sah ich noch was viel tolleres: Im danebenliegenden Gebäude steht ein crèmefarbener Schirm auf der Dachterrasse. Und? Wollen wir mal raten, in welcher Farbe die Fassade dieses Hauses gestrichen ist?
Ge. Nau. 
Ungefähr so. Ungefähr.
Da ich mit meinem neuen Handy noch nicht so vertraut bin, hab ich das Motiv aus dem Gedächtnis abends im Wohnzimmer gezeichnet.
Oder so, in etwa.
Mit fies dicken Filzern von Neuland, die ich für so was prima finde, weil sie einem das Rumfrickeln unmöglich machen. Sieht jetzt nicht so brillant aus wie fotografiert – aber...
...You got the idea?

Eben. Darauf kommt's an.