Bauen – nach den Regeln der Kunst


(Nr. 24, Im Fluss)


(Nr. 78, Moos und letzte Blüte)

Am Stadtrand Hamburgs, kurz vorm Ortsausgang Richtung Lemsahl-Duvenstedt, steht – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – seit ca. sieben Jahren das Gesamtwerk einer hoffnungslos begabten Künstlergruppe kurz vor seiner Vollendung, das ich hier und jetzt zum ersten Mal im Bild (und aufgrund des hohen thematischen Anspruchs im Blocksatz bzw. Blogsatz) präsentieren möchte.


(Malewitsch, Mondrian, Roth und andere – Quellen der Inspiration für PWU)

Die renommierte Gruppe PWU (mit ihren Hauptvertretern Potenberg, Krause und Schmidt) gab dieser raumgreifenden Installation den verhalten ironischen Titel "Quartier der drei Höfe", die in der Tradition von Land-Art-Größen wie Andy Goldsworthy steht und dabei den Begriff "Architektur" mit billigsten, z. T. schnell verderblichen Materialien sympathisch konterkarikiert, die an den Suprematismus eines Malewitsch'schen Schwarzen Quadrats einerseits und Mondriansche Selbstzitate andererseits erinnert und doch ganz neue eigenständige Wege geht.


(Nr.58-66, Feuchter Glanz)

Nur scheinbar als ausgezeichnete Wohnanlage gebaut, dient das "Quartier der drei Höfe" (in feiner Anspielung auf das Künstlerviertel "Quartier Latin") den drei Männern seit der Jahrtausendwende als Experimentierfeld exorbitant exzentrischer Experimente, von denen ich hier nur eines herausgreifen möchte: Der Zyklus: "Fassade" präsentiert an etwa zwanzig Stellen innerhalb des Objekts teils gräuliche, teil orangefarbene Quadrate, die Jahre nach dem ersten Anstrich gemalt wurden, wobei sich ein reizvoller Kontrast zwischen der ursprünglichen, inzwischen halb vermoderten, bemoosten, verdreckten Farbe und der neuen Fläche zeigt, die – wie angedeutet – die ursprüngliche Farbe in alter, bzw. neuer Frische leuchtet.


(Nr. 88, Verwitterungen)

Nur in wenigen bekannten Werken zuvor wurde die Vergänglichkeit menschlichen Schaffens so überzeugend metaphorisch und doch anfassbar gezeigt: dem "Wurstsonnenaufgang" vielleicht und evtl. der "Vogelfutterbüste". Überzeugend nüchtern auch die Titel der Einzelwerke, die jeweils nur wie Hausnummern klingen, also "Nr. 58 - 66" oder auch schlicht "Nr. 120" lauten.

(Nr. 112, Sickerungen)

Das Gesamtwerk sieht, wie oben angedeutet, seit Jahren unaufhaltsam seiner offiziellen Fertigstellung entgegen. Man darf sich freuen über den frischen, unkonventionellen Umgang der Gruppe PWU mit puren Materialien wie Holz, Beton, Styropor und Farbe – und doch, es packt den Betrachter das Gefühl untergründiger Bedrohung beim Gedanken, sie wären nicht künstlerisch, sondern – nur mal angenommen – im Baugewerbe tätig. Aber das sind sie ja nicht.

(Die Aussstellung ist rund um die Uhr geöffnet.
Fotografiervervot – Die Künstler sind kamerascheu.
Eintritt frei, auf eigenes Risiko.)

Sagen Sie jetzt nichts.


Die Frau ist ganz entscheidend dafür mitverantwortlich, dass Arbeitskollegen oder Kneipenbekanntschaften, ja, dass sogar als völlig humorfrei einzuschätzende Zeitgenossen aus harmlos heiterem Himmel beginnen, sich gegenseitig Halbsätze aus Loriot-Sketchen zuzuwerfen. Dann wird gelacht und so weiter gemacht. Stundenlang manchmal. Es ist ganz fürchterlich.
Und jetzt ist sie tot. Altho thowath...

Brennender Schmerz

Mein Sohn (7) hat heute im Bad aufgeräumt. Später griff griff ich nach der rotblauen Tube, die immer da steht. War aber 'ne andere rotblaue. Und fast hätte ich mir die Zähne mit Finalgon geputzt. Finde ich gut, das es mir dann doch nicht passiert ist. Und anderen schon.

Mit Hieben und lassen.

Diverse Leute machen sich über die neue Kampagne lustig.

Aber ist so etwas wirklich originell? Braucht das wer? Ich finde, nein!

Wahl in Hamburg 2008. Heute: von gestern?


Weil sie selbst in der Partei keinen Denker haben, suchen jetzt schon die B-Promis der Partei persönlich nach einem. Falls man da nicht einfach den fotokopierten Aufruf auf Reste der letzten Wahl geklebt hat... – Der Partei geht's anscheinend wirklich nicht so gut.

Romanverfilmung: Scheiße wird Parfum.


Als ich den Roman "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda las, konnte ich den Moder in Philiberts heruntergekommener Altbauwohnung riechen, Camille war nicht einfach ein bißchen zu dünn, sie war magersüchtig und ihr verdrecktes Wohnklo mit Kochnische unterm Dach war kalt, feucht und zugig – kein Wunder, dass sie sich fast lebensbedrohlich erkältete. Die Lebensgeschichten der drei "Helden" waren, jede für sich, schwer zu ertragen und als Camille ihre grausam selbstmitleidige Mutter traf, kriegte ich das kalte Kotzen.
Dass das ganze etwas konstruierte Märchen glücklich endete, erleichterte ungemein.


Als ich den Film "Zusammen ist man weniger allein" im Kino sah, beneidete ich Philibert um seine malerische heruntergekommene Altbauwohnung. Camille war ätherisch und zauberhaft wie die Welt der Amélie, und das Picknick in ihrer kleinen, von Kerzenlicht romantisch beleuchteten Dachstube war rischtisch warm'erzig und so charmant, wie es das nur in Frankreich gibt. Die Lebensgeschichten der drei Helden waren, jede für sich, herzlich uninteressant, und als Camille ihre etwas zickige Mutter traf, erkannte ich sie nicht.
Dass der Film endete, erleichterte ungemein.

Ich hätte das Kino verlassen sollen, als es im Vorspann hieß: "Nach dem Bestseller von Anna Gavalda." Das Filmteam hätte noch aus den Nürnberger Prozessen eine romantische Komödie gemacht, mit Depardieu als verschmitzt polterndem Göring.

(Ach ja, ich hab mir sagen lassen, ich solle nicht immer so negativ sein: Die Musik war in Ordnung.)

Hippe, teure Plauderpappe

Ich mein', mal im Ernst, Looooii-teee: Guckt Euch das Ding mal an!
Wer will denn für diesen Riesenklotz, der aussieht wie aus Karton, auch noch eineinhalbtausend Euro an die Telekom abdrücken?

Outing ist nicht okay.

Dass jemand nach seinem Tod, wenn er sich also nicht mehr wehren kann, als schwul geoutet wird, ist nicht in Ordnung. Wer ist eigentlich diese Frau Rowling, die den alten Herrn Dumbledore dermaßen bloßgestellt hat?
Dass er sein Leben lang mit langen, bunten Kleidern und ziemlich exzentrischen Hüten rumgelaufen ist, nun gut,
dass er sich einem merkwürdigen Vogel als Haustier hält, was soll's,
dass er deutlich mehr als väterlich an seinem begabten Eleven Harry interessiert ist, bedenklich-den-Kopf-wieg,
und dennoch – all das ist kein Beweis.
Und uninteressant.
Neenee, ich wollt's und will's nicht wissen.

Neue Wörter (Teil 14)



Gefunden hab ich's auf den Seiten der Deutsche P(r)ost Speed Academy.
Wehrmutstropfen
Und mir gefällt sehr, wie hier Traurigkeit und Alkohol zu einem neuen Tropfen mit vielerlei neuen Nebengeschmäckern verrührt werden. Bitte aufnehmen in den Grundwortschatz!

Wahl in Hamburg 2008. Heute: Reimwärts

Frank Schira ist irgendwie CDU-Kandidat in Poppenbüttel und drumherum. Genaueres weiß ich nicht, obwohl: sein Wahlkampf kommt superpolitisch und spitzenargumentativ, ja, geradezu spitzenargumentotal gut formuliert daher. Nämlich so:

Immerhin, vorbildlich gereimt. Und als Werbetexter, der gern Gutes tut, möchte ich der CDU Hamburg empfehlen, diese – im Übrigen seit Jahrzehnten bewährte – Methode zur Formulierung knackiger Schlagzeilen auch in den anderen Stadtteilen zu verwenden – wenn auch die Reime notgedrungen nicht immer so sauber ausfallen.
Ole Mustermann.
Der Gude

für Winterhude.

(Nicht schlecht, oder? Aber weiter:)
Ole Normalverbraucher.
Ein Auslerlesener

für Blankenesener.

(Ist das eingängig oder was? Und der erst:)
Ole Kaputnik.
Der setzt sich durch

in Wilhelmsburch.

(Mal ehrlich: Der Mann ist doch so gut wie gewählt.)
Ole Potenberg.
Die Fuhre Torf

für Eppendorf.

Jedenfalls der sauberste Reim, bzw. gerade nicht...
Ohne Zweifel die bisher stärkste Message.

Das Folgende schließlich dürfte starke Aufmerksamkeit erringen, aber geht vermutlich gar nicht:
Ole von Undzu.
Fürs Verarschen

der Elbmarschen.

Nee. Geht nicht.

Na ja.

Web 3.0

3.970.000 Seiten hat Google mir angezeigt. Dies ist nur eine davon.
Womit klar wäre, dass das Netz allmählich erfreulich vielen erfreulich egal wird. Hier musste ich jedenfalls sehr lachen. Und hier:

Kennst Du den?

Der Typ, der in seinem Opel Astra von einer Nebenstraße nach rechts in eine andere Nebenstraße einbiegt und dazu vorher weit nach links ausschert, als führe er einen 38-Tonner.
Über den habe ich heute früh sehr lachen müssen.

Bahnbrechend

Soeben in der Tagesschau, Beitrag zum bevorstehenden Streik der Lokführer: „Kommen Reisende garnicht ans Ziel, können sie ihre Fahrkarte bis Ende Oktober kostenlos zurückgeben.“
Hab ich was verpasst?
Hat das früher was gekostet?
Und wenn ja - wieviel kostet es ab November?

Ideal für Morgenlatte!


Heute früh im Abendblatt gesehen, dann eingescannt und währenddessen hier entdeckt. Gut, die waren schneller. Aber meine Headline kommt schöner. (Und jetzt erst mal eine rauchen...)

Wahl in Hamburg 2008. Heute: Alles Roger?

Der Hamburger Wahlkampf hat begonnen. Und ich guck mir den mal ein bißchen näher an. Dazu besuchte ich gerade eben Roger Kusch und seine Splittergruppe, die HeimatHamburg. Seine private Site bietet den Link zu einem lehrreichen Video auf Youtube, da erzählt uns der ehemalige Innensenator und nun Chef der "Rechten Mitte" was:
Ich bin hier mit Ihnen zusammen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, eines der schönsten Plätze die ich in Hamburg kenne.
(Mal abgesehen von dem etwas unmotivierten Neutrum für "Platz", soweit okay, aber es deutet sich schon eine zarte Schleimspur an, die nun auch gleich etwas dicker und breiter wird:)
Hamburg ist für mich die Stadt, in der ich leben will, deshalb bin ich hierher gekommen...
(Klar, wenn ich wo leben will, dann auch auf dem Friedhof.)

..und mir geht es genau so wie den vermutlich allermeisten Hamburgern, dass es keine schönere Stadt gibt...
(Anders betont: es ist halt gerade nichts besseres da, den Hamburgern bleibt also nichts anderes übrig als ausgerechnet hierher zu kommen. )
...und der Ohlsdorfer Friedhof ist vermutlich einer der schönsten Friedhöfe, die es weltweit gibt, aber die Frage ist, was passiert in den Wochen, Monaten und Jahren davor? (...)
...und für mich ist es eines der ganz großen politischen Anliegen, weshalb ich in der Bürgerschaftswahl 2008 kandidieren möchte mit der Partei HeimatHamburg, dass Menschen auch dann, wenn es Ihnen körperlich nicht gut geht, in Hamburg bis zur letzten Stunde leben können und nicht nach Zürich fahren müssen...
(Nein, nicht nach Zürich! Nicht nach Zürich!)
(...) Für mich ist eines meiner wichtigsten politischen Ziele, in Hamburg nicht nur sicher zu leben, sondern auch würdig zu sterben.
Dagegen lässt sich nichts sagen, ebensowenig wie gegen seine brennende Sorge, was in den Wochen, Monaten oder schlimmstenfalls gar Jahren davor passiert. Mir geht es so wie vermutlich den allermeisten Hamburgern, das sie sich denken: was Besseres als der Kusch findet sich doch überall...
Er ist am Ende eben nicht das helle Licht, das ich gern sehen möchte.

Kalauerkasse

Der Schauspieler Curt Bois erzählt in einem seiner Bücher – entweder "So schlecht war mir noch nie" oder "Zu wahr um schön zu sein", ich weiß nicht mehr genau in welchem – wie er mit einem Freund eine Kalauerkasse gründet, in die jeder, der dabei mitmacht, fünf Mark einzahlen muss, sobald er einen wirklich schlechten Kalauer macht. Und dann zitiert er auch jede Menge wirklich schlechte Kalauer und ich musste damals beim Lesen sehr lachen.
Als Werbetexter bin ich natürlich auch schon deshalb relativ tolerant, weil ich selbst schon genügend Peinlichkeiten dieser Art produziert habe. Ich denke da zum Bleistift an "Einfach kulinarisch!" einen Claim für Tiefkühlgerichte, die von dem inzwischen – aber nicht daran, also weder am Claim noch am Essen – verstorbenen Show-Dinosaurier Hans-Joachim "Kuli" Kulenkampff beworben wurden. Ein Brüller, oder?
In diesem Zusammenhang geradezu unbezahlbar ist der Name dieser mir soeben bekannt gewordenen Fernsehproduktionsfirma, die übrigens Perlen wie "Das Große Promi-Pilgern" herstellt.
Ich meine, das muss man sich erst mal trauen:
South & Browse
Oder, mit Bois: So schlecht war mir noch nie.