Fundstücke: Hockney und ich

Als ich gelesen habe, dass der von mir für seine Malerei durchaus bewunderte David Hockney jetzt mit dem iPad malt, war ich begeistert. Und neugierig, weil ich dachte, der würde bestimmt ganz irre tolle Bilder damit machen. Und neidisch, weil ja jeder über Hockney und seine iPad-Bilder redet und keiner über meine.
Und so sah dann aus, was ich sah:

sechs von ganzganzvielen Hockneys
Jetzt bin ich nicht mal mehr neidisch, denn wenn auch viele reden, so sind die Meinungen doch sehr geteilt. Meine ist ganz eindeutig: Ich mag das Zeug nicht.

Da finde ich diese iPad-Zeichnungen doch deutlich besser.

© 2012 Thies Thiessen

© 2012 Thies Thiessen

© 2012 Thies Thiessen

© 2012 Thies Thiessen

Die haben nur einen Haken: die sind nicht von Hockney.

Fundstück: Zur Frage, was man eigentlich so macht, als Elternvertreter

© Thies "Poppa" Thiessen

Mülltrennung – Wohin mit dem Content?

Ich schreibe gern. Ich habe auch als junger Mensch schon gern geschrieben. Dennoch habe ich auch als junger Mensch nie auf die Anzeigen irgendwelcher Fernlehrinstitute geantwortet, die mich fragten "Schreiben Sie gern?"
Ich war ja damals überzeugt, ich schriebe nicht nur gern, sondern eben auch gut.
Und so bin ich, nach einem Umweg übers Grafik-Design, Werbetexter geworden.

Sieh da, es funktionierte, ich war erfolgreich und ich schrieb immer noch gern. Nicht zuletzt, weil ich den Eindruck hatte, meine Qualifikation würde wertgeschätzt. Das gilt sogar für den Großteil der letzten zwanzig Jahre, in denen ich vorwiegend als Freelancer unterwegs war (und bin). Ich danke hiermit jedem meiner jetzigen und früheren Kunden, die mich auch durch Bezahlung davon überzeugt haben, dass meine Arbeit gut ist. Ich gebe gern zu, ich brauche sowohl das Geld als auch die Bestätigung. 

Heute früh allerdings hab ich mal wieder – und mal wieder aus einem in letzter Zeit sich wiederholt penentrant in mein Bewusstsien drängenden Anlass – kotzen müssen.


Auslöser war diese Google-Anzeige, genauer gesagt, deren meisterlich formulierte Headline: 

Texte ab 1,20 Euro

Wohl aus Masochismus hab ich draufgeklickt und kam zu content.de*, einer Firma, die mir bis zu sageundschreibe 4 Cent pro Wort anbietet, aber nur wenn mein Text richtig gut ist.
Ich will mich nicht aufregen über das Unternehmen. Denn es steht stellvertretend für viele dieser Art.
Und es ist erfrischend ehrlich in seiner passend billigen Eigenwerbung:
Auf der Münchner Messe "Internet World" laufen z.B. drei dralle Damen mit strategisch herausragend platziertem Schriftzug herum.
 Und wenn man ihnen hinterherläuft und sie umdreht, kann man den QR-Code in Schritthöhe nutzen.
Ich habe den Eindruck, man muss schon verdammt gern schreiben, um bei dieser Art von Textproduktion mitzumachen.

(Und jetzt wird abgerechnet: Ich bin mir klar, dass dieser Text bei content.de mit allerhöchsten zwei Sternen bewertet würde. Das macht dann, bei 0,8 Cent pro Wort, knapp zweifuffzich. Netto. Wow. Ich will's nicht haben. Ich will weiter Texte schreiben, die der Leser gut findet. Content dagegen muss meist nur aus etwas Textähnlichem bestehen, das von Suchmaschinen gut gefunden wird. )


*Nein, zu denen verlinke ich nicht. Nie.

Unser Suchbild

In diese Anzeige hat unser Retuscheur
einen kleinen Unterschied eingebaut. Findet Ihr ihn?

(Genau: Jeden Tag ein pisschen pesser. )

Klang in Poppenbüttel

Klonk.
Der Kramer-Kray-Weg in Hamburg Poppenbüttel ist eine ruhige Wohnstraße, von der alteingesessene Nachbarn mir erzählen, dass sie früher noch ruhiger war, als da noch Wäldchen statt Tennisplatz war, Brachfläche statt Genossenschaftswohnungen, Baumschule statt der leicht maroden Wohnanlage, in der ich hause.
Klonk.
Aber wie gesagt, der Kramer-Kray-Weg in Hamburg Poppenbüttel ist eine ruhige Wohnstraße.
Klink.
Hier führe ich meinen Hund ohne Leine Gassi, hier treffe ich regelmäßig den merkwürdig mageren Mann mit den schlechten Zähnen, der stundenlang durch diese und andere Straßen "spaziert", weil in seinem Kopf so viel Bewegung ist, hier bastelt mein persönlicher Lieblingsbusfahrer vom HVV nach Feierabend an seinen diversen Autos rum...
Klonkklink.

Kurz: der Kramer-Kray-Weg in Hamburg Poppenbüttel ist eine wirklich ruhige Straße.
Splitter.
Sie wäre allerdings lauter, wenn auf der linken Seite (stadtauswärts betrachtet), ein befestigter Bürgersteig wäre und nicht eine Graben mit Grünstreifen und Gebäum. Das ist mit erstmals vor einigen Wochen aufgefallen, als ein älterer Herr aus der Straße durch eben diesen flachen Graben wanderte und kleine Flaschen in eine Tüte sammelte.
Klonk.
Er erklärte mir, dass ihn diese Dinger nerven, die offenbar der immergleiche Autofahrer zur wohl immergleichen  Tageszeit aus dem Fahrerfenster würfe. Ich konnte es nicht glauben, gestern habe ich es überprüft. Während also mein Sohn seine Inlineskates einfuhr, spazierte ich an der Straße entlang und sammelte ebenfalls kleine Glasfläschchen.
Klonk.
Es waren seit dem letzten Sammeln durch den alten Herrn wieder reichlich neue da.
Ich kann also nur vermuten, dass da wer an jedem Morgen (oder Abend) zur gleichen Zeit, zur (oder von der) Arbeit fährt, pro Kramer-Kray-Weg ein Fläschchen Oldesloer Korn (oder, hin und wieder, eins mit Wodka) leert und es dann aus dem Fenster in den Graben schleudert.

Klickeradoms.
Man stelle sich vor, es gäbe dort einen befestigten Bürgersteig. Das gäbe täglich zur gleichen Zeit ein Geklirre und Geklonke ohnegleichen. Aber so ist das ja nicht: Der Kramer-Kray-Weg in Hamburg Poppenbüttel ist eine ruhige Wohnstraße.

Ausländerpolitik mit den Mitteln der Literaturkritik

Die sonst nicht allzu sprachverliebte Hamburger Morgenpost (MoPo) veröffentlichte Anfang März diesen Artikel, in dem es um die Ausweisung einer seit 13 Jahre in Deutschland lebenden Familievon Armeniern geht. Traurig ist das sowieso, abstrus wird es, wenn die Ausweisung unter anderem damit begründet wird, die Darstellung "der angeblichen Flucht aus Aserbeidschan" sei

”farblos, oberflächlich
und substanzlos.”

Ein Fall fürs FAZ-Feuilleton? Und krieg ich künftig mehr beim Einkommensteuerjahresausgleich, wenn ich ausgewählte Alliterationen verwende, ja, mein Fahrtenbuch in Hexametern formuliere?

Weitere iPad-Zeichnungen

© Thies Thiessen 2012

© Thies Thiessen 2012

© Thies Thiessen 2012

© Thies Thiessen 2012

Fundstück: Ein unschöner alter Text

(Ich hab den Text Ender 90er Jahre geschrieben. Aber man kann ihn durch Austausch des Patienten schnell aktualisieren.)
Visite

   …Hallo, Hallo....Sind Sie wach? Na Gottseidank. Wir haben schon gedacht, Sie wären uns abgegangen. Aber ist ja noch mal gut...
   Ja.
   Schön.
   Sie wissen auch, wer und wo sie sind? Ja. In der Klinik.  Ist nicht ganz einfach gewesen mit Ihnen... Sie erinnern sich. Wir haben ja damals schon gesagt, Ihre Beschwerden müßten erstmal ganz, ganz sorgfältig geprüft werden, ehe wir behandeln. Und, was soll ich Ihnen sagen: Eine Operation war die einzige Möglichkeit. Das haben wir im Team noch lange diskutiert. Ist ja kein ganz einfacher, kein ganz risikoloser Eingriff. Ehrlich gesagt, auch für uns nicht. Aber wir haben es dann doch versucht... ich meine, wenn die roten Blutkörperchen immer weniger werden – dann kann das nur an einem ganz üblen Krebs liegen – und den muß man dann rausschneiden. Mit präzisen Schnitten entfernen.
   Zugegeben, ohne Betäubung. Aber es war so verdammt eilig. Wir haben nicht mal mehr die Genehmigung von der Leitung einholen können.
   Da geht dann schon mal was schief.
   Aber ihr linkes Bein wäre wahrscheinlich sowieso nicht zu retten gewesen, das hat sich schon nach der ersten OP bestätigt. Beim rechten Bein haben wir dann auch festgestellt, das der Krebs schon fast überall sitzt und immer agressiver wird. Auf einem Röntgenbild sah dann die Niere schlimm aus – nun ja, die haben wir dann auch sicherheitshalber rausgenommen.
   Und jetzt kommt was komisches: Hinterher, stellen Sie sich das mal vor! – hinterher haben wir gemerkt, daß es da irgendeine Verwechslung gegeben haben muß - das war gar nicht Ihr Röntgenbild. Hahaha. Ihre Niere war noch völlig in Ordnung! Kerngesund! Da haben Sie richtig Glück gehabt.
   Neinnein, gut geht es Ihnen deswegen noch lange nicht. Wir müssen weiteroperieren. Ihre roten Blutkörperchen werden nämlich immer noch weniger. Und daß das klar ist: das hat absolut nichts mit dem Blutverlust bei den Operationen zu tun. Wenn wir erstmal mit allem durch sind, kommen Sie ganz sicher wieder in Ordnung. Auch der Milzriß.
   Das mit dem Schädeltrauma tut uns natürlich leid. Aber das passiert schon mal in der Hektik, wenn man ganze Nächte durchschnippelt, das einem da was runterfällt. Eine Pinzette, ein Tupfer, und manchmal eben auch ein Patient. Dochdoch, das kriegen wir schon wieder hin, wenn erst mal der Krebs draußen ist, müssen wir eigentlich nur noch ein bißchen aufräumen, und fertig. Und bis dahin müssen Sie eben die Zähne zusammenbeißen – also die noch da sind – und dann haben Sie schon so gut wie gewonnen.
   Alles klar, Herr Kosovo? Dann können wir ja wieder.
   Schwester! Skalpell!

Sun Spex Fashion 2012

Der Sommer wird heiß!


Der Sommer wird cool!


Der Sommer wird sexy.


Mit dem Modell "Censor Bar" setzt RAYBAN einen Trend, mit dem sich die Prominenz schon jetzt gern sehen lässt – wie man sieht.

Modeseiten aus MoPo vom 5. März 2012

Und das Tollste ist: das stand nicht in  GALA oder BUNTE, sondern im Hamburger Gesellschaftsmagazin MoPo.

Harburger Parkhauskassenautomatenmitteilung

Die Apostrophe sind der Extralacher...

(Mit Dank an Babo für die Zusendung. )

Fundstücke: Mopo-Kritzeleien

Nur eine der Tätowierungen ist echt.

Im Ernst: die Zeitung wird davon nicht schlechter.

Interessant und wichtig! Jetzt mitmachen!

Liebe Leser! In den letzten Monaten ist es mir, mithilfe sorgfältig recherchierter Enthüllungen, mit gezielt gestreuten Indiskretionen, mit meisterlichen Zeichnungen und feinst formulierter Sprachkrtitk gelungen, die Besucherzahl von 3.000 noch im Oktober 2011 auf 6.500* allein im vergangenen Monat zu treiben. Das war nicht immer einfach, aber es hat sich gelohnt.


Bzw. das soll sich jetzt endlich lohnen, weshalb ich nun, um das Niveau zu halten, folgende kleine Änderung ankündigen muss:
Gestiegene Blogkosten, in den letzten Monaten mehrfach erhöhte Posting-Gebühren und eine Reihe patziger Kommentare samt Beleidigungsklage einerseits, die allgemein angespannte orthografische Situation und eine zunehmend schwieriger werdende Grammatik andererseits zwingen mich dazu, diesen Blog ab sofort nur noch gegen Gebühren freizuschalten.
Falls Sie also weiter in diesem Blog lesen möchten, bitte ich Sie, Ihre Bankverbindung und eine allgemein gehaltene Abbuchungsermächtigung durchs Kommentarfenster hereinzureichen, im Anschluss wird Ihr Account sofort freigeschaltet. Für alle anderen werden alle Posts verschlüverjlkqc. Rerte wcjucca, Gkuze rkcbi liliv kjkjkc löläc Fkblo. Wä aän a ämä  Qilkq. Lcv!

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Fundstück: Eine Lanze für Paolo Guerrero

© Thies Thiessen 2012

Nachdem dem HSV-Stürmer für sein Foul von allen Seiten drakonischste Strafen angedroht worden sind, wird es jetzt doch nur eine Sperre von acht Spielen – was viele viel zu milde finden.

Dabei war's doch im Vergleich alles halb so schlimm – wie diese Bilder eindrucksvoll zeigen.

© Thies Thiessen 2012

Was will uns der Spiegel sagen?

Fleischhauer in Öl
Der ja schon länger und öffentlich sich zum Konservativen gewendet habende Jan Fleischhauer schreibt sich hier bei Spiegel Online darüber aus, wie die Wulff-Affäre und besonders der moralische Anspruch an einen Bundespräsidenten aus seiner Sicht zu bewerten seien. Das liest sich flüssig weg, das hat auch den gewohnten "Ich weiß es sowieso besser und kann darüber nur lächeln"-Tonfall, den man zu solchen Themen schätzt – aber dann, plötzlich, möchte ich Herrn Fleischhauer eventuell zwei dicke, fette Kommata um die Ohren hauen! Nämlich in diesem Absatz, den ich hier mal zitiere:
Mit jedem Tag, den die Affäre um den Hauskredit der Familie Wulff andauert, scheint die Bedeutung des Staatsoberhaupts nun zu wachsen, was auch insofern bemerkenswert ist, als bislang kaum jemand auf die Idee gekommen wäre, in Heinrich Lübke eine besondere moralische Instanz zu sehen. Oder in Karl Carstens, dem Wanderpräsidenten. Oder dem fröhlichen Walter Scheel, der immer ganz oben auf dem gelben Wagen hockte. Tatsächlich hat es in der Geschichte der Bundespräsidenten nach Theodor Heuss nur einen Amtsinhaber gegeben, der in der intellektuellen Klasse des Landes allgemeine Zustimmung genoss, das war Richard von Weizsäcker. Und diese Zustimmung verdankte er wiederum vor allem der moralisch eher bedenklichen Tatsache, dass er sich kaum im Amt gegen den Mann wandte, dem er alles verdankte, nämlich Helmut Kohl
Was denn nun, Herr Fleischhauer? Hat sich der Herr von Weizsäcker für Ihren verfeinerten Geschmack zu sehr gegen Helmut Kohl gewandt, kaum dass er im Amt war? Oder eher zu wenig, jedenfalls kaum während der Amtsszeit? Und ist ungenaue Interpunktion moralisch verwerflich? (Spätestens dann ja wohl, wenn es heißt: "Jetzt essen wir Opa.")

Hommage à Franquin

Einer der meiner Meinung nach größten Comiczeichner des 20. Jahrhunderts ist bzw. leider war André Franquin. QRN RUFT BRETZELBURG aus seiner SPIROU-Zeit ist eine urkomisches und wunderbar traurig böses Juwel. ZYKLOTROP ist und bleibt einer meiner Lieblingsirren. Und wer, der es kennt , hätte nicht gern das MARSUPILAMI als Haustier. Und dann oist da noch GASTON LAGAFFE, der faulste Bürobote der Welt, der alle in der Firma mit seiner umfassende Prokrastination und seinen wundervollen Erfindungen in den Wahnsinn treibt. Mit 14 konnte ich ihn ganz gut abzeichnen. Na ja, einigermaßen.

Vorgestern früh hab ich am Küchentisch so für mich hingekritzelt und mal probiert, wie es wohl hätte ausshen können, wenn Franquin mich als Gaston Lagaffe gezeichnet hätte. Und das ist dabei herausgekommen: Nee, überzeugt mich nicht. Deswegn guck ich wohl auch so muffig.

Facebook fragt, ich antworte.

"Du bist Werbeprofi?"

Ja, liebes Facebook, bin ich. Seit Jahrzehnten. War ich schon, als der Dingens, also euer Chef die Idee für das GrößteSocialNetworkAllerZeiten (GRÖSNAZ) noch nicht mal geklaut hatte. War ich auch schon, als der andre, dieser Exvizedingens von Amerika, das Internet gerade am Erfinden war. Da war euer Dingensobermacker noch gar nicht auf der Welt, glaube ich.
Ich bin, scheint's, schon viel zu lange Werbeprofi.
Anders kann ich mir die zweite Anzeige auf meinem Facebook-Screen jedenfalls nicht erklären.

Oder ist das (im Mediaplaner_Jargon gesprochen:) eine Fehlstreuung nach dem Gießkannenprinzip? Thematisch passen würde es ja, hihi.



(Übrigen facebook, da ich ja der Ältere bin:
hättest du nicht warten müssen, dass ich dir das Du anbiete? )