Romanverfilmung: Scheiße wird Parfum.


Als ich den Roman "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda las, konnte ich den Moder in Philiberts heruntergekommener Altbauwohnung riechen, Camille war nicht einfach ein bißchen zu dünn, sie war magersüchtig und ihr verdrecktes Wohnklo mit Kochnische unterm Dach war kalt, feucht und zugig – kein Wunder, dass sie sich fast lebensbedrohlich erkältete. Die Lebensgeschichten der drei "Helden" waren, jede für sich, schwer zu ertragen und als Camille ihre grausam selbstmitleidige Mutter traf, kriegte ich das kalte Kotzen.
Dass das ganze etwas konstruierte Märchen glücklich endete, erleichterte ungemein.


Als ich den Film "Zusammen ist man weniger allein" im Kino sah, beneidete ich Philibert um seine malerische heruntergekommene Altbauwohnung. Camille war ätherisch und zauberhaft wie die Welt der Amélie, und das Picknick in ihrer kleinen, von Kerzenlicht romantisch beleuchteten Dachstube war rischtisch warm'erzig und so charmant, wie es das nur in Frankreich gibt. Die Lebensgeschichten der drei Helden waren, jede für sich, herzlich uninteressant, und als Camille ihre etwas zickige Mutter traf, erkannte ich sie nicht.
Dass der Film endete, erleichterte ungemein.

Ich hätte das Kino verlassen sollen, als es im Vorspann hieß: "Nach dem Bestseller von Anna Gavalda." Das Filmteam hätte noch aus den Nürnberger Prozessen eine romantische Komödie gemacht, mit Depardieu als verschmitzt polterndem Göring.

(Ach ja, ich hab mir sagen lassen, ich solle nicht immer so negativ sein: Die Musik war in Ordnung.)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hm, Thies, das ist wirklich traurig, aber auf der anderen Seite geschieht Dir das völlig recht (es sei denn, Du wusstest vorher nicht, was kommen wird)! Warum gehst Du auch in einen Film, zu dem Du das Buch schon gelesen hast?? Ist doch das selbe, wie ein Teil 2, oder? Ich hoffe, Du hast daraus gelernt und machst sowas niiieeee wieder.

Unknown hat gesagt…

Ach, hör auf, Stefan: Was ist mit Bambi? Dschungelbuch? Lolita (in der Verfilmung von Kubrick, der ja auch "2001" ganz ordentlich hingekriegt hat und "Clockwork Orange" und "Barry Lyndon")? Was hältst Du von "Gefährlichen Liebschaften", mit denen Sephen Frears das Buch von Cloderlos de Laclos überhaupt erst wieder bekannt gemacht hat?
Und Jim Knopf in der Version der Augsburger Puppenkiste (Alle acht Teile!)? Ich werd's wieder tun. Ich glaube an das Gute im Menschen.

Anonym hat gesagt…

*lol* Bis zum letzten Satz dachte ich, das wäre ernst gemeint. *fg*

Ich persönlich habe es ja mit Romanen nicht so. Außer der Anhalter durch die Galaxis: das Ding hat mich erwischt und ich saß wie Du enttäuscht im Kino. Lese immer nur Fachbücher und die werden selten verfilmt.

Gefährlichen Liebschaften habe ich nicht gesehen, mach ich aber bald. Hab es auf die Liste gesetzt. Bin schon echt gespannt.