Verarsch Dich ins Knie! Oder so.

"Der Spiegel (Eigenschreibweise: DER SPIEGEL) ist ein deutsches Nachrichtenmagazin, das im Spiegel-Verlag in Hamburg erscheint und weltweit vertrieben wird." So lesen und lernen wir bei Wikipedia und freuen uns, dass auch die Kritik, weiter unten auf der gleichen Seite, nicht zu kurz kommt: So nennt Wolf Schneider das Magazin „den obersten Verhunzer der deutschen Sprache“, während schon 1957 Hans Magnus Enzensberger* klarstellte, das deutsche Nachrichtenmagazin sei im Grunde kein Nachrichtenmagazin, da es seinen Informationsgehalt in die Form von „Storys“ kleide, Der Spiegel übe nicht Kritik, sondern deren Surrogat, der Leser des Spiegels werde nicht orientiert, sondern desorientiert.
Live von meinem Smartphone
Ich mag solche Schimpfe, umso mehr, wenn sie jeden Tag bis heute durch den Beschimpften bestätigt wird:
Im Spiegel Online finde ich jeden Tag Geschichten, nach denen ich nicht mal gesucht habe, die meine Zeit mit Tatsachen stehlen, die mich weder betreffen noch sonstwie interessieren, aber immer unter schicken Doppelpunkt-Überschriften stehen – die mich dann eben doch neugierig machen.  
Ach ja, worauf will ich eigentlich hinaus?
Die Chefin von Yahoo! ist rausgeflogen. Sie heißt Carol Bartz. Ihr oberster Chef hat sie angerufen und ihr am Telefon gekündigt. Sen-sa-zjo-nell! Weiß noch wer, was Yahoo! ist? Bzw. bald gewesen ist? Kennt jemand Carol Bartz? (Ich kenne eine Susanne Bartz, die inzwischen wahrscheinlich auch längst andees heißt. Hallo, Susanne!) Und isses nich fies? Am Telefon?
Spiegel Online hat dann auch gleich noch eine und noch eine (und noch und noch eine) Story draus gemacht, in der er Frau (bzw. Mrs.) Bartz wiederholt zitiert.

"These people fucked me over"
Und übersetzt. In etwa:  
"Diese Leute haben mich verarscht."

Und das ist eigentlich nicht annähernd rüde genug übersetzt für den Schrei, den jeder Spiegel- (und besonders Online-)Leser einmal täglich tun sollte – um dann behaglich weiter Dinge zu erfahren, die er nicht braucht.

(Nun gut. Hier, in diesem Blog geht es meinen Lesern ja nicht anders. Aber das ist was anderes.
Oder so. Ich merk grad, dass ich mich verhedder...)


*Übrigens grundsätzlich ein sehr lesenswerter Text, zu finden in diesem Buch.

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