Anekdote aus alter Zeit

(Vorweg eine Information und Verständnishilfe für all die, denen der Begriff "68er" nichts mehr sagt:) Wer 1968 studiert hat,  25 Jahre alt war und politisch engagiert und nicht in einer schlagenden Verbindung – der darf sich unter Umständen in doppelter Hinsicht zu den nun Alt-Achtundsechzigern zählen. Und der (bzw. die) hat sich dann mit Recht aufgeregt über das Immernochverdrängen von Nazizeit und Taten der Generation, die – meist mindestens zuschauend – dabei war.
In diesem Jahr wurde die Studentenbewegung in teilen radikale, bzw. es gab einige, denen sie nicht entschlossen und radikal genug war. Sie gingen in die Illegalität (bzw. je nach Lesart, in den Widerstand) und auch so weit, z.B. am 2. April 1968 in Frankfurter Kaufhäusern zu zündeln.
(Ende der Information, Beginn der Anekdote.)

Warum ich hier über die radikale Wut erzähle? Weil sie dennoch – oder eben deshalb – nicht wirklich Ernst genommen wurde: Mein Beweis ist diese Speisekarte, die ein halbes Jahr später in Berlin Steglitz bei Karstadt auf den Tischen lag.


Mal angenommen, die Frau Ensslin oder der Herr Baader waren zufällig zu dieser Zeit in der Schloßstraße – ob die wohl sauer waren?


Bei den – nun ja – merkwürdig launigen Namen der Speisen und Getränke?


Das musste ja böse enden. Und das hat's dann ja auch getan.


(Übrigens lachte mir dieses Dokument vor ein, zwei Jahren aus dem Papiermüll-Container unserer Wohnanlage entgegen. Das musste natürlich mit. Ist das noch zu toppen? Ich glaube kaum...)

Keine Kommentare: