Aus unserer Kulturredaktion:

(Kulturredakteur, Mitte dreißig, an einem cremefrabenen Stehpult vor einer Projektionswand, auf der Wörter verschiedener europäischer Sprachen hin und her fliegen, er ruckelt einen kleinen Stoß Papier auf dem Tisch zurecht, trinkt einen Schluck Wasser und blickt ernst lächelnd auf, in die Kamera:)
Lassen Sie mich, verehrte Zuschauer, Ihnen eine kleine private Geschichte erzählen. Als ich vor einigen Tagen meinem Sohn Englisch-Vokabeln abfragte, stolperte mein Blick über Buchstabenfolge "UK". Ich stutzte, und mein Sohn, dies bemerkend, erklärte mir, dass dies ein ziemlich langes Wort wäre, dass zwar "U-K" geschrieben, aber eben "United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland" ausgesprochen würde.

In dem Zusammenhang fiel mir auf, das es in der Englischen Sprache einige solcher Begriffe gibt, die sich ganz anders anhören als man sie schreibt.
Beispiele? Bitteschön:
  • Wer sich als Ortsunkundiger in England nach dem Weg zur Stadt "Leicester" im Bezirk "Leicestershire" erkundigt, sollte entweder das Wort aufschreiben oder ganz was anderes fragen, nämlich, wie er nach Lester in Lesterscher kommt. Dann, und nur dann klappt das vielleicht.
  • Noch extremer wird es, wenn man an die auch in Deutschland nicht unbekannte "Worcestersauce" denkt –  deren erste drei Silben reimen sich eben nicht auf "Orchester", sondern vielmehr auf das, was man gerade im Orchester selten schätzt, nämlich auf "Huster".
    Merkwürdig, nicht? Und auch witzig, finde ich, irgendwie.
Und doch sollten wir uns, selbst in Tagen der Euro-, ja der Europa-Krise, der tiefen gegeseitigen Irritation zwischen Kontinent und Insel vergegnwärtigen, dass es auch hier, bei uns, ähnlich lustige und merkwürdig erscheinende Phänomene gibt.
Wirklich, auch hier bei uns im ernsten Deutschland, wo alles so gesprochen wird, wie man's schreibt, gibt es extreme, ja, gar erheiternde Ausnahmen.
  • Das Wort "korrupter Provinzpolitiker" beispielsweise wird viel kürzer ausgesprochen als man's vermuten sollte: Der Kenner der deutschen Sprache sagt dann schlicht und knapp "Wulff".
    Ist das nicht verblüffend? (Während, aber das sei nur nebenbei bemerkt, der Franzose den entsprechenden Begriff "politicien provincial corrompu" mit "Chirac" abkürzt.)
  • Umgekehrt kann manche sehr knappe Abkürzung enorm viel bedeuten. "FDP" zum Beispiel...  
...nee, das ist jetzt ein ganz schlechtes Beispiel, zugegeben: "FDP" hatte möglicherweise mal eine Art von Sinn, inzwischen bedeuten diese drei Buchstaben ... eher wenig, eigentlich ... nun ja ... gar nichts mehr. 
(Bei sich:)
Also ich weiß auch nicht, wie ausgerechnet mir das untergeschoben werden konnte, ich muss gleich mal ein Wörtchen mit der Redaktion... (murmelnd ab, im Studio wird es dunkel.)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hut ab. den bogen von leicester und worcester hin zur euro-krise zu bekommen, um dann wulff und die fdp zu dissen: ein gutes drehbuch.

Jan hat gesagt…

mitnichten anonym !