Offener Brief an verlogenes Testimonial!

Liebe Barbara Rudnik.
Ich habe Sie bisher als durchaus seriöse Schauspielerin wahrgenommen. Die Rolle, die Sie allerdings in der neuen becel-Kampagne übernommen haben, ist übelstes Schmierentheater, und einzig das hoffentlich horrende Honorar (ho-ho-ho!) lässt es verständlich erscheinen, dass Sie dafür sogar Ihren guten Namen hergegeben haben.
Ich möchte Ihnen beweisen, was ich behaupte:
Angeblich führen Sie da für 21 Tage ein Tagebuch, in dem Sie das Absenken Ihres Cholesterinspiegels mithilfe von becel-Margarine begleiten. So sieht das aus:

So schreiben Sie WAHNSINN!!! angeblich handschriftlich und in Versalien.
Sehen Sie selbst:

Jedes der drei N in dem Wort sieht exakt aus wie die beiden anderen. Und auch die drei Ausrufezeichen sind absolut identisch. Und das wollen Sie achso authentisch mit der Hand geschrieben haben?
Beweis 2:
Die doppelte Unterstreichung unter dem SUPERRESULTAT:

Sehen sich die beiden spontan hingeworfenen Linien nicht überaus ähnlich?
Allmählich glaube ich, da hat ein mittelmäßig begabter Grafiker am Computer einen Text in eine Photoshop-Datei geknallt, den Sie, ehemals verehrte Frau Rudnik, vermutlich nicht einmal selbst formuliert haben.
Um Sie und Ihr Tagebuch abschließend zu zitieren:
Ob es wohl noch ein Stückchen weiter nach unten geht?
....Kaum vorstellbar.


UPDATE AM 5. SEPTEMBER:
Ich hatte den Link zu oben stehendem Post auch den Agenten von Frau Rudnik (über deren Kontakt-Formular) gesandt, und zwar mit den begleitenden Worten:
> Betreff: barbara rudnik als becel-testimonial > Nachricht: sorry, aber das geht gar nicht. > und das hab ich auch hier dargestellt: > http://dermachtdieworte.blogspot.com/
Heute haben mir die Agenten (– Kompliment übrigens für deren Website –) geschrieben und anscheinend nicht recht verstanden, mal abgesehen von vielen orthografischen Kleinigkeiten, die ich hier bereits geputzt habe, also netterweise NICHT zitiere:
Wer immer Sie sind, ich kann Ihnen versichern, dass Frau Rudnik
das ganz genau geprüft hat und vorher selber unter ärztlicher
Aufsicht an sich getestet hat. Die Zahlen und sämtliche Fakten
stimmen, Frau Rudnik ist überzeugt von dem Produkt,
sonst würde sie das nämlich nicht bewerben
(da haben Sie sie richtig eingeschätzt!).
Wie sie sich sicher vorstellen können, hat sie schon viele
Werbeanfragen abgesagt, weil sie meistens nicht überzeugt war.
Die Schrift ist eine Computerschrift, die Ihrer Handschrift
nachempfunden wurde, da haben Sie Recht, das ging aber
aus technischen Gründen nicht anders.
Ich hoffe, zur Aufklärung beigetragen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Beate Wolgast 
Da will ich gern antworten:
Also, Frau Wolgast, Frau Rudnik: Eben, weil die Schrift nur eine Computerschrift ist, weil das Ganze so unsorgfältig und schludrig gemacht ist und weil man das so deutlich sieht, ist die Werbung für becel unglaubwürdig und albern, so ernst sie auch gemeint zu sein behauptet.
Und davon gehe ich auch nicht ab – mal ganz davon abgesehen, dass die empfohlenen Cholesterinwerte seit Jahrzehnten von eben denen empfohlen werden, die ein Interesse am Verkauf cholesterinspiegelsenkender Medikamente haben. Und in genau diesem Zusammenhang werden Ihre, verheerte Frau Rudnik, Bemühungen auch bereits im Netz diskutiert. Das walte Google: Hier, hier, hier auch, hier im FAZ.Net, und dazwischen lese ich immer wieder die großartige Überschrift der Unilever/Bestfoods-Pressemeldung: "Barbara Rudnik hat Cholesterin."
Echt? Das klingt ja fast so beängstigend wie: Thies Thiessen hat Hypophyse. Oder so.
In diesem Sinne: die Kampagne stimmt vorn und hinten nicht. Und ich hoffe immer noch, dass dafür wenigstens die Bezahlung stimmt.
(Soviel zum aktuellen Stand der Dinge.)

Schlussvorhang:
Im Mai 2009 ist Frau Rudnik verstorben.
Was in keinerlei Zusammenhang mit Becel steht.
Nur, dass das klar ist.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Der ganze Text ist so gebastelt! Jeder Buchstabe wurde einmal geschrieben und daraus dann eine Schrift erstellt.
Rudnik Script heißt die vielleicht.
Kann man auch Geld mit verdienen.
Aber als Typographin hatte sie sich ja bisher eher im Hintergrund gehalten...

zeichen-blog hat gesagt…

Ich leb’ von sowas.
Ich "vertonte" mit solch gebastelten Alphabeten so manches Testimonial, welches Thies verfasst hatte - unsere Personen allerdings waren erkennbar fiktiv.

Hmmm … vielleicht ist es Frau R. ja auch …

-F.

Mikes comment hat gesagt…

Da bedanke ich mich mal ganz brav für den Link. Ich muss zugeben, dass mich die Präsentation bisher weniger interessiert hat, mir ging es einfach um die angeblich erhöhten Cholesterinwerte. Wenn die "arme" Frau Rudnik an den Blödsinn (mit erhöhten Cholesterinwerten) glaubt, bittesehr. Diätkunstbutter als Functional-Food ist jedenfalls so überflüssig wie Holland-Tomaten; aber das ist ein anderes Thema.
Mit freundlichen Grüßen,

Mike Seeger
Olivenölkontor