Gleich vorab: Ich mag den Guttenberg nicht. Ich habe grundsätzlich nichts für Leute übrig, die „von Adel sind“ und Ich warte noch auf den ersten passenden Kandidaten – sie waren zwar meist auch nicht dümmer als der Rest der Welt, aber durchgehend bornierter, und da kann ich ja mal gar nicht drauf, wie man so schön sagt. Kommt noch dazu, daß er die Bundeswehr de facto in eine Freiwilligenarmee umwandelt und mit chancenlosen Hauptschulabbrechern bevölkern will.
Andererseits kann er ja auch nix dafür, daß er ein Titelträger ist, man wird nun einmal so geboren, das hat er sich ja nicht ausgesucht. Solche Titel kleben halt auf der Geburtsurkunde, ob man das will oder nicht, und wer von uns diesen Vorsprung ins Leben der Reichen und Schönen nicht ausnützen würde, der werfe den ersten Stein. Der Titel, der allerdings nicht auf der Geburtsurkunde prangt, den man sich dann doch erst erarbeiten muss, das ist der Doktortitel. Für den begibt man sich entweder ein paar Jahre seines Lebens ins stille Kämmerlein und schuftet, oder man kauft ihn sich im Ausland und hofft, nicht aufzufliegen. So oder so, man kriegt ihn nicht geschenkt. Er gehört erst nach der Verleihung durch die Universität zum Namen.
Einige Leute scheinen nichts besonderes dabei zu finden, wenn man sich diesen Titel „erschummelt“ hat, wie sie es nennen. „Haben wir nicht alle mal abgeschrieben?“ versuchen sie „die Kirche im Dorf zu lassen“.Nein, haben wir nicht. Und es geht nicht um einen Satz Mathehausaufgaben aus der dritten Klasse, die man morgens im Bus noch schnell abschreibt im Tausch gegen einen Schokoriegel, auch wenn das Prinzip natürlich dasselbe ist. Ein Doktortitel kann einen Unterschied von mehreren -zigtausend Euro Gehaltszahlungen im Jahr ausmachen, kann den Unterschied zwischen „hab’ den Job gekriegt“ und „leider war ein anderer Bewerber qualifizierter“ sein, kann bei manchen Naivlingen wie mir sagen „okay, er ist von Adel, aber wenigstens hat er seinen Doktor gemacht, er kann also nicht völlig blöd sein.“Ich weiß nicht, ob Karl Theodor zu Guttenberg seinen Doktortitel zu Unrecht trägt oder nicht. Es wird gerade ein Wiki mit angeblich plagiierten Teilen seiner Dissertation gefüllt, es gibt einige journalistische Recherchen und die die Beweislast scheint insgesamt eher erdrückend. Andererseits gilt natürlich auch hier „viel Feind, viel Ehr’“ und die Motivation einiger der Beitragenden und Journalisten dürfte auch nicht ganz frei von persönlichen Animositäten sein. Die Wikipedia gilt zu Recht in wissenschaftlichen Kreisen nicht unbedingt als veritable Quelle, da dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet sind. Mit der Schwarmintelligenz ist es auch nicht immer weit her, gerade die Wikipedia ist ein leuchtendes Beispiel dafür, daß es eben auch Schwärme von Idioten gibt, die sich gern und ausführlich äußern und das dann für relevantes Wissen ausgeben.
So oder so: es wäre in des Verteidigungsministers bestem Interesse, das Thema nicht weiträumig zu umfahren, wie er es gerade tut. Seine Reise nach Afghanistan war sicherlich länger geplant und es wäre töricht, sie als Flucht zu beschreiben, auch wenn ihm eine kleine Verschnaufpause sicherlich zupaß kam. Aber nun ist er wieder im Lande und könnte, um nicht zu sagen: müßte vor die Presse treten und sich den Fragen stellen, die die letzten verbliebenen nicht gekauften Journalisten in unserem Lande an ihn richten möchten.Statt dessen brüskiert er die Journallie, indem er sich nur „einigen, ausgewählten Medienvertretern“ zur Verfügung stellt. Man braucht sicherlich nicht viel Fantasie sich vorzustellen, welche Sorte Hofberichterstatter dort eifrig das notieren werden, was er ihnen in die Notizblöcke diktiert. Und hier endet auch jedwege Spekulation um Betrug oder Missverständnis – dieses Verhalten nenne ich schlicht Feigheit vor dem Feind.
Ach ja: Heute sind in Afghanistan zwei unserer Soldaten ums Leben gekommen. Ich hätte dazu ein paar Worte ihres Chefs erwartet, und seien sie noch so warm und windig wie die seichten Fürze, die auch sonst jeder Politiker weltweit dazu absondert. Aber das stand nicht auf der Agenda bei der Bundespressekonferenz. Statt dessen: Ein geplanter Besuch der Karnevalsprinzen im Kanzleramt.
Feigheit vor dem Feind
Niemand kommt dieser Tage an diesem Thema vorbei, deshalb hier auch mein sorgfältig recherchierter und ansonsten selbst verfasster Beitrag dazu.
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2 Kommentare:
Besser hätte ich es auch nicht sagen können. Ganz groß, auf den Punkt!
Sieben Jahre will er gebraucht haben, für 475 Seiten und 130 Fußnoten, und nebenher hat er noch eine Familie gegründet.
Im Ernst: das sind pro Jahr etwa 66 Seiten und knapp 20 Fußnoten, pro Monat ganze fünfeinhalb seiten und (großzügig gerechnete) 2 Fußnoten. Was für ein Fleiß. Und, mal ehrlich: Familie gründen (vulgo: Kindermachen ist doch in fünf Minuten erledigt... da wäre also noch Luft gewesen für etwas sorgfältigere Quellenangaben.
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