Schweinskram zum Mitnehmen (incl. Freibier für den schnellsten Leser) AKTUALISIERTE VERSION

Heute mittag hatten wir keine Lust zu kochen. Und aber auch keine Lust, das Haus zu lange zu verlassen. Also schlug ich vor, wir sollten uns doch was aus dem Schweinske holen. Meine liebe Frau, gegenüber Schwein immer etwas misstrauisch, ließ sich schließlich überreden – mit müden Scherzen wie "Der einzige, für den gegrilltes Schweinefleisch gefährlich ist, ist das Schwein."
Und dann fuhren wir schnell die drei Minuten ins Schweinske Poppenbüttel. Dort bestellten wir "Zweimal Schweinerückensteak mit Pfeffersauce, Salat und Grillkartoffel mit Sour Cream" zu Preis von je 7 Euro 40. (Meine Frau hatte verstärkt Bedenken, weil wir beim Weg zum Restaurant einen Blick in dessen Hintereingang und Küche hatten werfen können. Aber ich beruhigte sie, dass ich in der Innenstadt von Kathmandu weitaus Schlimmeres gesehen hätte und trotzdem hätte es mir geschmeckt.)
Eine Viertelstunde nach unserer Bestellung kriegten wir eine schwere, mit lustigen Schweinen bedruckte Papiertüte überreicht, zahlten, setzten uns ins Auto und fuhren heim.
Beim Austeigen platzte die Tüte, weil die Pfeffersauce inzwischen aus den nicht wirklich transportgeeigneten Polystyrol-Schalentellern ausgelaufen war und das Papier nachhaltig durchweicht hatte. Ein Schwall Sauce ergoss sich auf die Gott sei Dank schwarzen Wildlederschuhe meiner Frau (und zog als dekoratives Muster ein), ein wenig ging auf ihre Hose und das meiste tropfte als deutliche Spur auf den Plattenweg zu unserer Wohnung. Wir mussten den Schmodder vor den Eingängen unserer Nachbarn mit einer Gießkanne entfernen.
Das war so saublöd.
Der essbare Rest, den wir aus zermantschtem Papier und schmierigen Plastikschalen herausklaubten und wenig dekorativ auf zwei Porzellanteller verteilten – um wenigsten einen Rest Kultur zu wahren –, war nicht mehr ganz lauwarm, also etwa bei Körpertemperatur. Und die Pfeffersauce war mau.
Wir gehen da nicht mehr hin. Wir holen da nichts mehr raus. Ne.
Schon gar nicht, nachdem die Schweinske-Website zwar zur Hopp-oder Topp-Bewertung auffordert, aber auf den Mausklick rein gar nichts folgen lässt.

Und was haben meine Leser von dieser Geschichte? Freibier: Der schnellste kann den Schweinske-Freibiergutschein von der aktuellen Sonntagsmopo bei uns abholen. Heute gilt er noch. Morgen schmeiß ich ihn weg.

Und das Schweinske kriegt 'ne Mail. Jetzt.

LETZTE MELDUNG VOM SCHWEINSKE: Sie haben geantwortet.
Nachdem ich den obenstehenden Post wortgleich und mit Abbildungen an die Schweinske-Zentrale versandt habe, kriegte ich diese Mail:

Sehr geehrter Herr Thiessen,

Zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, uns Ihre Beschwerde zu Ihrer „Außer-Haus-Bestellung“, mitzuteilen. Darüber hinaus möchte ich mich natürlich entschuldigen.

Ganz eindeutig ist es unser Ziel, unseren Gästen neben der besten Qualität und Speisen und Getränken, auch eine Atmosphäre zu bieten in der Sie sich rundherum wohl fühlen.

Leider ist es uns an dem besagten Tag Ihrer Bestellung nicht gelungen, dies überzeugend zu demonstrieren, was ich sehr bedaure. Ich kann Ihren Ärger über die geplatzte Tüte und der anschließenden Sauerei mit der Pfefferrahmsauce gut verstehen.

Ihr Schreiben war für mich Anlass genug, um eine erneute Schulung der Küchenmitarbeiter durchzuführen, damit in Zukunft keine Tüten mehr aufweichen und aufreißen.

Ich weiß, dass eine wirkliche Wiedergutmachung und der damit verbundene Ärger nicht möglich ist. Dennoch möchte ich Sie und Ihre Frau, bei einem Ihrer nächsten Besuche bei uns in der Filiale Poppenbüttel, sollten Sie uns noch eine zweite Chance einräumen, zu einem Essen einladen. (...)


In der Hoffnung, Sie bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen verbleibe ich

Mit freundlichen Grüßen

Claudia Klünder

Betriebsleiterin

Nobel, nobel. Und stilvoller, als ich es erwartet hätte. (Wenn auch an der Grammatik noch dies und das zu feilen wäre – aber hey, erst kommt das Fressen, dann die Grammatik.)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich, ich!
Ich wollte schon immer mal in’s Schweinske (das passt so gut zum "Monsieur Porneaux").
Also gut aufheben, den Gutschein, OK?

Wieso aber eigentlich die "Sonntagsmopo"?
Es gibt doch jetzt auch das "Hamburger Abendblatt" mit einer Sonntagsausgabe, und auch der Comic, der sich darin befindet ("Alstergold", offensichtlich eine Anspielung auf’s Rheingold), ist fast so schön schlecht gezeichnet wie der täglich Gunga: die Götter in Menschengestalt haben wundervoll verzeichnete Gesichtszüge und wirklich phantasievolle Verzerrungen bei der Darstellung von Händen.
Über die Erzählstruktur des Szenarios lässt sich noch nicht viel sagen, da es offensichtlich eine über laaaange Zeit ausgelegte Geschichte ist, deren zweiter Teil gestern erschienen ist.

Ich werde es im Auge behalten.

Unknown hat gesagt…

Der Gutschein ist leider bereits gestern um Mitternacht verfallen. Steht übrigens auch im Post.
Und was den Alstergold-Comic angeht: Ganz, ganz schlimm.

Anonym hat gesagt…

Hallo Thies,
ich kann eine Erfahrung aus dem Schweinske Farmsen hinzufügen:
Neulich bestellten wir mit drei Personen "Grünkohl" mit Kochwurst und Kassler.
Das Fleisch war sowohl heiß als auch schmackhaft.
Der Grünkohl jedoch, um den es ja bei dem Gericht haupt- und ursächlich geht, hatte keinen (!) Geschmack.
Das ist umso bemerkenswerter, da dieses Gemüse sich ja insbesondere durch ebendiesen auszeichnet.
Ob man es nun mag oder nicht sei dahingestellt, jedenfalls empfanden wir es als "Geschmacklosigkeit" sondergleichen. Als das Personal unsere Reklamation auch noch bestätigte, den Wunsch nach einem Schnaps auf Kosten des Hauses zur Geschmacksverlagerung aber strikt ablehnte, blieb nur noch Sprachlosigkeit...
... und er feste Entschluss, das Schweinske - wenn überhaupt - nur noch zur Aufnahme flüssiger Nahrung vorzugweise in Form von "Gerstenkaltschale" aufzusuchen.

Betsen Gruß
Mike

Anonym hat gesagt…

Wie schön, dass das Schweinske Management sich so professionell verhält.
Mein Tipp: Kein Grünkohl! (siehe vorangegangenen Kommentar.)

Was ich noch sagen wollte:
Wir Babybommer sind stark. Und wir sind viele! Und wir sind online! Und wir sind die am stärksten wachsende Werbezielgruppe der (outgesourceden) über 49-jährigen. Wer von uns jetzt noch nicht dazugehört, der wird es aber in Kürze schon tun, oderrrr?

Mike

Unknown hat gesagt…

@mike: also, "outgesourced" würd ichs nicht nennen. "freiberuflich" klingt ... nun ja ... optimistischer.