Friedhofsgärtner à gogo!

Mein einstiger Studienkollege und guter Freund  Christian Meurer schlägt mir vor, da ich mich doch in diesem Blog immer gern mit Werbung befasse, solle ich doch einmal die Kampagne der deutschen Friedhofsgärtner einer kritischen Würdigung unterziehen. Ich will dieser Anregung gern folgen:

Nun ist es ja wahrlich nicht einfach, ausgerechnet die Tätigkeit eines Friedhofsgärtners in Werbung zu packen. Der Tod hat ja so was, nun ja: Totes. Und da will man nicht gerne ran. Andererseits, auch Friefdhofsgärtner wollen leben und wissen: "Wer nicht wirbt, der stirbt".
Also los! – und hier zitiere ich mal eben aus der Pressemitteilung der zuständigen Agentur (kursive Hervorhebung von mir:)
„Friedhofsgärtner können mehr – wir wissen das und bald werden auch unsere potentiellen Kunden an dieser Botschaft nicht mehr vorbeikommen“, so erfolgssicher kommentiert Lüder Nobbmann, Vorsitzender des Bundes deutscher Friedhofsgärtner (...) Diese Image-Kampagne komme zum richtigen Zeitpunkt, so Nobbmann: „(...) um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden!“
Für Agenturinhaber André Schwind war die Konzeption der Kampagne eine echte Herausforderung: „Kaum ein anderes Thema ist in unserer Gesellschaft mit einem solchen Tabu belegt wie der Tod. Die Kampagne will vor diesem Hintergrund deshalb ganz bewusst polarisieren und darauf aufbauend Aufmerksamkeit generieren.“
Ich phantasiere dazu mal ein Brainstorming: 
(Art Director:)...lass uns doch einfach mal zeigen, wie individuell so ein Grab sein kann.
(Junior Art Directorin:) Ja, so.. wiesollichsagen... wie Mode, also als Ausdruck der Persönlichkeit.
(Texter, giggelnd:) Ohja, des Lebensstils...
(Kurzes Schweigen, dann Gelächter, schließlich spricht der
Creative Director: ) Ich seh's vor mir, wir nehmen ein Foto von einer Punkerin mit Irokesenschnitt...
(Der AD unterbricht:) Aber nicht so'ne Schmuddelige – niedlich muss sie sein!
(Der CD wirft einen strafenden Blick:) Jajaja...– und die hat dann auch ein Irokesenschnittblumenbeet auf ihrem Grab und da schreiben wir dann drüber: Sie hatte immer einen ganz eigenen Geschmack...
(Der Texter steigt ein:) Nee! Ihren eignen Kopf!
(Der CD:) Geil! Oder wir zeigen ein Grab mit Teich, mit Teichrosen und so, weil der Verstorbene, was weiß ich,...mit Wasser zu tun hatte.
(Praktikant:) Barschel!
(CD:) Schnauze, nein, einen Angler oder so oder ein Seemann und da schreiben wir dann: Er ist in seinem Element...
(Begistertes Aufseufzen bei der tief ausgeschnitten Junior Art Directorin. Kurze Pause.
Dann leise, vom Kundenberater:) Und was haben wir da für einen Claim?
(Texter:) Ich fände ja gut, wenn wir da bewusst polarisieren und sagen: "Es lebe der Friedhof!"
(CD:) Okay, könnte gehen – ist ein bisschen doof, aber falls uns nichts besseres einfällt, nehmen wir den. Und jetzt an die Arbeit!
Und jetzt an die Arbeit: Wie nun sieht dieses "bewusste Polarisieren" aus, um die in Werbekreisen gern benutzte Platitüde nochmal aufzugreifen?

Genau. So: 
Ars longa, vita brevis.
Das 19. Loch...
Da guckt noch ein Stück raus.

Natürlich gibt's auch einen Film dazu und alle zusammen findet der potentielle Kunde gebündelt auf der dazu gehörigen Website.

Und jetzt meine fundierte Kritik: Gar so originell ist die Idee "Es lebe der Friedhof!" nun auch wieder nicht. Sie ging schon vor ca. 30 Jahren um die ganze Welt und kam dabei sogar bis nach Indien.
Aber seht selbst.


(Ich spreche inzwischen mit meiner lieben Frau und bitte sie inständig, im Fall der Fälle ja keinen Friedhofsgärtner an mich ranzulassen...)

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