Nepal: Kein Bild und seine Geschichte

1996 war ich zum dritten und bisher letzen Mal in Kathmandu. Nicht um zu trekken und schon gar nicht um zu klettern – ich bin nicht so der Abenteurer – sondern um Kathmandu zu erleben, einen Platz, den ich vom ersten Besuch an empfunden (und bald auch genossen) habe wie das Ziel einer durchgeknallte Zeitreise.
Das Geschäft für moderne Unterhaltungselektronik, vor dem eine abgemagerte Kuh nach fressbarem Unrat suchte. Das "Old Vienna Inn", in dem junge Nepali in österreichische anmutender Tracht bestes Wiener Schnitzel (aus Büffelfleisch) servierten. Die wohl größte (ehemals Privat-) Bibliothek Asiens, in der ich unter vielen Schätzen eine Erstausgabe des Ulysses von James Joyce sah und auch andächtig durchblätterte – sie war von den Gängen fleißiger Holzwürmer durchzogen. Schließlich der dazu gehörige, halb verfallene Garten, den ich durch ein Tor betrat, bei dem auf einer Seite "Garden" stand und auf der andren "Dreams".  Und um den geht's hier.

Mein Lieblingsplatz 1996

Die Kaiser Library und der Garden of Dreams (so heißt er jetzt oder wieder) sind das Erbe von Field Marshal Kaiser Sumsher Rana (1892-1964), der beides 1920 im neoklassizistischen Stil errichten ließ.
Neoklassizistisch? Nepal? Allerdings.
Schließlich war der Feldmarschall in seiner Jugend einige Male in England gewesen und hatte von dort viele Anregungen für sein Wunschleben und eine große Unlust zu regieren mitgebracht. Also ließ er sich seine ganz persönliches Rückzugsgebiet bauen.

Nach seinem Tod mochte und konnte sich niemand aus ganzem Herzen darum kümmern und so verfiel die Bibliothek in eine Art Dornröschenschlaf, aus dem ihn auch die eher müden Beamten des später eingezogenen Bildungsministeriums nicht weckten.

Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde beides gründlich renoviert – im Jahr 1996 war alles noch sehr, sehr marod und wild romantisch. Der Garten war einer meiner Lieblingsplätze, an den ich mich öfter aus dem Stadttrubel zurückzog, um dort zu zeichnen.

Es gab dort auch einen Pavillon, der bei dem großen Erdbeben 1934 sehr gelitten hatte. Durch seine Rückwand zog sich ein tiefer Riss von unten nach oben. Der Feldmarschall hatte eine Idee für die Reparatur, die gut zu dem Kathmandu passt, das ich wahrgenomme habe: Er ließ den Riss schließen, aber so, dass er sichtbar blieb. Und an die Seiten dieses Risses ließ er Laub malen, also Blätter, die sozusagen aus dem in einen Trieb verwandelten Riss sprossen.

Ich habe dieses Bild in den letzten Wochen immer wieder im Kopf. Und ich ärgere mich ein wenig, dass ich es damals nicht abgezeichnet oder wenigstens fotografiert habe. Denn es ist ein kaum zu schlagendes Symbol für die Hoffnung und das Wiederaufstehen Kathmandus.

Es ist ein Zeichen für Hoffnung überhaupt.

In diesem Sinne lade ich meine Leserinnen und Leser ein, zu spenden.

Jetzt. Und hier:

Empfänger ADH & BEH
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Danke.

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