Haben wir zu viele Dimensionen?*

Um das mal klarzustellen:
Jeder, aber auch wirklich jeder Film, bei dem ich sich Bewegendes im Kino oder auf dem Bildschirm angucke, ist mindestens dreidimensional. Zu der Fläche, auf der sich das alles abspielt, kommt nämlich die Dimension Zeit, ohne die der Film, nun ja, nicht wirklich vorankäme. Selbst eine noch so dramatische Szene aus (beispielsweise) "Die Hard" wäre eher fad.
Hier der Beweis.


So. und nun gucken wir mal, was passiert, wenn die Dimension Zeit (im Film, wohlgemerkt) weggelassen wird und lassen fünf Minuten (in der von uns vermuteten Wirklichkeit natürlich) vergehen. Und?


Nix und. Womit speziell dieser Film wohl einen neuen deutschen Titel bräuchte:
"Stirb seeeeeeeeeehr langsam bzw. ebendochnicht"

Zeit macht also durchaus Sinn. Und so verdient jedes Bewegtbild um an den Anfang zurückzugehen, jede Menge Marketinggeschwurbel: Wow! In 3D!

Seit ein paar Jahren aber gibt es im Kino jede Menge Filme, die von 3D sprechen, mit der dritten Dimension aber den Raum meinen, also die Illusion, das eigentlich auf eine flache Leinwand projizierte Geschehen gewönnen nun an räumlicher Tiefe.

Gut, stimmt. Tut es. Aber.
Am Wochenende war ich nämlich mit meinem Sohn in ICE AGE 4. Und sieh da: So was von räumlich. Da reckte sich mir der riesige Rüssel eines Piratenschweins entgegen. Da fiel ein Faultier so was von tief in einen dermaßen gähnenden Abgrund. Da stand ganz vorn ein Mammut und plauderte, während ganz weit hintenweg Felswände einstürzten, und Schwerter, Eisblöcke, Haselnüsse wurden uns stets und ständig in Zeitlupe um die Ohren gehauen, dass mich schwindelte.

Ganz vorn beim Blödsein: Scrat
Das Sonstige, also die Handlung, nun ja, die war eigentlich wurscht. In jeder Szene war spürbar, wie sich die Drehbuchautoren irgendwelchen Kram aus dem Dschungelbuch, 2012, Piraten der Karibik und Otto Waalkes’ Bühnenrepertoire zusammengeklaut hatten, um sie halbwegs irgendwie um die drei- (also eigentlich vier-)dimensionalen Sensationen herumzumontieren. Kurz: Konstruierte Bilder führen zu einer konstruierten Handlung. Da bewegt sich etwas ganz entschieden, nur mich bewegt es nicht. Womit ich die raumgreifende Kurve zum Titel dieses Beitrag genommen habe.

Wird alles immer flacher, je mehr Dimensionen wir kriegen?
Ich empfinde das so. Und so geht es mir in letzter Zeit oft – leider, leider nicht nur im Kino.


*Die Überschrift zitiert übrigens F.W. Bernstein, einen der größten deutschen Lyriker und Zeichner. 

Keine Kommentare: