Es kommt eben doch auf die Größe an.

Vor Jahren war ich bei einem Meeting in einer Werbeagentur dabei, in dessen Verlauf auch eine Anzeigengestaltung für ein Tiefkühlfertiggericht besprochen wurde. Das Layout sah schön aus und kam auch bestens beim Kunden an, bis auf ein, zwei Kleinigkeiten, die er bereitwillig näher erläuterte:
Also, das Logo, das muss größer. Und die Food-Enjoyment-Scene* muss prominenter. Das "Neu!" ist zu klein, das sieht ja keiner. Der Packshot geht auch ein bisschen unter, ne? Und ich bin nicht sicher, ob jeder den Fließtext in der kleinen Schriftgröße überhaupt wahrnimmt. Aber sonst. Su! Per!
Das Ergebnis war eine Anzeige, in der alles groß war und kein Quadratmillimeter mehr unbedruckt geblieben. Sie erschien im Übrigen einmal, dann wechselte das Produkt Management und kurz darauf die Strategie der Marke.

So lange her, so anekdotisch. Aber jetzt ist gar Grusliges geschehen: Forscher haben nämlich, wie Spiegel Online hier mitteilt, herausgefunden,...
...dass gedruckte Wörter mit steigender Schriftgröße eine höhere Aufmerksamkeit erzielen. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die emotionalen Begriffe positiv oder negativ waren.
Su. Per.
Dann wollen wir uns mal jetzt alle gemeinsam vor der Reklame der Zukunft fürchten, deren schlimmste Protagonisten auch schon vor Jahren wussten, dass man nur alles groß machen muss. Dann kommt’s auch groß raus. Bzw. hoch.


*Doch, Food Enjoyment-Scene, so hieß das, und gemeint war das unsägliche Foto, bei dem eine Frau einen Löffel voller irgendwas genießerisch in ihrem Mund verschwinden ließ.

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