Spitzenwitz und selbstkritische Würdigung

Der Witz:

© Thies Thiessen 2011



So.

Jetzt langsam auslachen,

und erst dann

weiterlesen. 

Jetzt.

Die Selbstkritik: 
Dieser Witz ist Klasse.
  1. weil er sich einigermaßen rücksichtslos über eine Minderheit hermacht. Ausreichende Fallhöhe von der Betroffenheit zum hässlichen Lachen ist also gegeben. 
  2. weil die Bild-Text-Kombination funktioniert. Beides ist notwendig, die Zeichnung darf so knapp sein wie der Text, sie darf sogar richtig schlecht sein. 
  3. weil man den Witz zur Not sogar auf die Bühne oder die Filmleinwand bringen könnte – nicht abendfüllend, aber gut für einen Lacher. 
  4. weil er schnell ist und langatmige Würdigungen wie die hier weiß GOtt nicht braucht. 


Mein letztes Wort zu Xavier Naidoo


(Wenn die Kapuzenjacke ein bisschen klein aussieht, liegt das daran, dass sie zu klein ist – sie gehört meinem Sohn. Ansonsten komm ich damit und mit der verspiegelten Sonnenbrille doch mindestens so authentisch rüber wie der Hl. Xavier, oder? Ich mein', wegen der Street Credibility.)

Hatte ich schon gesagt, dass und warum ich Xavier Naidoo nicht mag?

Man muss ich dises hinverschwurbelte Lied "Alles kann  besser werden" bitte von Anfang bis Ende anhören. (Keine Angst, es klingt länger als es tatsächlich ist, was seiner Monotonomonie – sooo monomanoton ist das! – zu verdanken ist.)


Irgendwann (nach gefühlten zwei Stunden) weiß man dann, dass dieses Stück mit seinem immer gleichen Rhythmus und derm immer gleich nörgelnd-nöhlend-beschwörenden Gesang eben KEIN SOUL ist, eben KEINE SEELE hat, sondern musikalisch wie textlich in ca. zehn Minuten runtergehauen wurde. Die Videoproduktion dazu hat wahrschgeinlich etwas länger gedauert – allein ein Jahr lang hat man nach dem Penner mit dem in weißglänzenden Locken fallenden Gott-Weihnachtsmann-Outfit gesucht. Ja, und die Muffelmiene von Herrn Naidoo gibt dem Ganzen den Rest.

Im Übrigen hab ich mal nachgeguckt – das Reimlexikon hätte schon noch eine Reihe kleiner Varianten zugelassen. Hier der Beweis und gleichzeitig mein Vorschlag für einen Gegengesang:
Alles kann besser werden,
dazu macht er HipHop-Gebärden
Alles soll besser werden,
singen Fans in Horden und Herden
Alles wird besser werden,
Der Xavier duldet keine Beschwerden.
Doch wozu mein Bewusstsein gefährden,
Wenn ich's nicht abschalt, sagt mir: wer denn?

Ich will, dass das Stück jetzt aufhört,
doch ich weiß nicht wie das geh'n soll!
Macht Schluss mit dieser Scheißmusik,
doch weiß ich nicht, zu wem ich fleh'n soll.
Selbst gute Freunde sind begeistert,
die fanden früher den van Veen toll.
Ich fühl mich von dem Text total verscheißert.
Und ich weiß nicht worauf ich steh'n soll.

Aber zugegeben, dann wär's wohl nicht so gebetsmühlenhaft bewusstseinszermahlend geworden...

UPDATE: Ich hab's nicht ertragen: ich musste das auch selbst mal singen. Hier zu sehen.

Fundstück: Glasklar.

Meine Mutter hat mir, solange ich denken kann, immer erzählt, ich wäre unsorgfältig, flusig und ungenau bei allem, was ich täte. Und ich hab das auch brav geglaubt und war folglich bei vielem, was ich tat, ungeduldig, flusig, ungenau.

Meine Frau hat mich zeichnen sehen und mir schon vor Jahren gesagt, meine Mutter hätte mir in ebendiesem Fall Quatsch erzählt und sagt mir immer wieder, ich sollte allmählich mal aufhören, ebendiesen Quatsch zu leben. 

© Thies Thiessen 2009 / 2011


Ich meine, das hier, das ist einfach nur eine Skizze. Genau.

Sorgfältig ausgesucht, also keine Fundstücke

danja schrob mir in einem Kommentar zu meinem Blog: "Ich habe vor Jahren mal angefangen den Blog zu lesen, als es noch hauptsächlich um Wörter ging … Das fehlt mir heute ein wenig. Ich könnte ganz gut ohne die "Fundstücke" leben, wenn ich ehrlich bin."

Das hat mich natürlich betroffen gemacht. Und ich habe – extra für Danja und um dn namen dieses Blogs auch weiter zu Recht zu verwenden – drei Zeichnungen ausgegraben, die ohne Text eben nur Zeichnungen wären, aber erst zusammen mit Wörtern ihre Wirkung entfalten. Finde ich.

© Thies Thiessen 2004 / 2011

Diese Sozialstudie habe ich, von meinem Modell unbeobachtet, im Zug Richtung Niebüll angefertigt. Tatsächlich war der junge Mann unmittelbar vor mir auf dem Clo gewesen und als ich da war, musste ich schon fast überhaupt nicht mehr. Dafür hatte er dann ein Portrait verdient.  (Ich hoffe, man kann meine Schrift lesen.)

© Thies Thiessen 2004 / 2011

Ebenfalls in der Bahn gezeichnet, eher ein Kalauer. Aber ich hatte nun mal noch nie jemanden gesehn, der sich sein Brille so weit nach hinten schiebt.
Die folgend Zeichnung ist der vorherigen insofern verwandt, als sie wenig Haare hat. 

© Thies Thiessen 2011

Nun gut, hier will ich zugeben, danja, dass dieser Text auch ohne Zeichnung auskäme – nur: ohne Zeichnung wäre ich nicht auf den Text gekommen. Also was war eher da: die Texte oder das Ei?




Verkehrsfunk als Hörbuch

Eben komm ich von einer kleinen Autofahrt durch die Stadt wieder nach Haus. Während dieser Fahrt lief im Autoradio der – von wemauchimmer voreingestellte – Sender Radio Hamburg, und das gab's dann die wie üblich wunderbar oberflächlichen "Radiohamburgnachrichtenjournal", davor beglückten mich z.T. extrem dämliche Funkspots (unter anderem mit einem migräneauslösenden Jingle ausgerechnet für das Schmerzmittel Neuralgin mit Lysin und Ibuprofen – wieso merk ich mir so was?), ja, und zwischendurch gab's dann immer mal wieder die Verkehrsmeldungen.
Die kommen bei Radio Hamburg ja immer von irgendeinem "Dodenhof-oder-Möbelkraft-oder-so Verkehrstower" und die hör ich wirklich gern.

Wieso? Das will ich gern verraten.

Weil sie – zumindest bei mir – auf wunderbar ökonomische Weise die Phantasie beflügeln. Mir geht es nämlich so: Wenn eine Beschreibung oder Bezeichnung eher ungenau ist und mir eben eher einen Oberbegriff oder Gattungsnamen verrät als konkret Fassbares, dann entwickle ich eben meine eigene Vorstellung und manchmal verstehe ich dann mehr, aber meistens weniger. Dann muss ich lachen. Ja, und ich lache gern.

Beispiele? Bitte: 
"...auf der A7 Richtung Norden, Höhe Bahrenfeld, liegen Metallteile auf der Fahrbahn."  
Die Ortsangabe ist genau. Aber sonst: Was soll das heißen?
  • Ist da einem Büroartikelvertreter ein Päckchen Büroklammern aus dem offenen Hinterfenster (Fahrerseite) geweht, die jetzt auf der linken Spur vor sich hinglänzen? 
  • Oder ist ein massiv eiserner Geldschrank von der Ladefläche eines Speditionsbetriebs auf die Straße geknallt und hat sich mit einer Ecke in den Teer gebohrt? Lauert dieser Safe jetzt in geduckter Haltung auf seine heranrasenden Opfer?
  • Hat die entnervte Multimillionärsgattin ihr Schmuckkästlein in hohem Bogen aus dem Cabrio gefeuert, weil Männe ihr auf der Shopping-Fahrt nach Düsseldorf gestanden hat, dass er pleite ist und den Schmuck versetzen will? Sollte ich also vielleicht hin und rechts ran fahren und einige Kilo Gold und aufsammeln – die ich mir wegen der Unfallgefahr im Übrigen mehr als schwer verdient hätte.
Soviel zu den "Metallteilen".
Ehrlich, das ist doch sehr allgemein. Aber genau das ist es ja.
"...Spanngurte..."
Ich weiß nicht, sind die aus Leder? haben die was mit Dominastudios zu tun? Und wie kommen die dann  auf die Atobahn?
"...Tiere..."
Ameisen? Hühner? Wombats? Blauwale?

Deswegen höre ich gern Verkehrsfunk. Und gäb's den als Hörbuch, auf CD oder zum Download, ich würd' ihn kaufen.

Fundstücke: Gewalt und Fernsehen

Die Diskussion, ob das Fernsehen zu gewalttätig sein, dürfte sich mit diesem niedlichen Spielzeug von 1983 sozusagen jeder Basis enthoben haben. (Was für ein alberner Satz, aber ihr versteht ihn schon.)

© Thies Thiessen 1983 / 2011

Umso mehr war ich kaum 26 Jahre später irritiert, als eine TV-Kommissarin und ein vorrrangig durch TV-Werbespots bekannter Fussballtrainer in der Öffentlichkeit übereinander herfielen und sich eben nicht ganz doll lieb hatten.

© Thies Thiessen 2009 / 2011

Was die beiden dabei zueinander sagten, weiß niemand außer ihnen – und natürlich ihrem treuen Chronisten, als der ich mich hiermit gern oute.


(Heute schreibe ich wirklich nur dummes Zeug. Ich glaube, ich sollte mich wieder hinlegen.)

Kleine eitle Zwischenfrage

Seit 2006 bastele ich  an diesem Blog rum und habe es, nach Aussage von Google, auf etwa monatlich 2.700 Besuche auf dem Blog geschafft – und dennoch hab ich was zu nörgeln:
Ich weiß nämlich – mit ganz, ganz, wenigen, hoch zu lobenden Ausnahmen – nicht, wer mich da überhaupt besucht. Und wie und was er bzw. sie beim Besuch des Blogs so denkt, falls er bzw. sie das überhaupt  tut. Kann ja auch sein, dass nur irgendwelche halbautomatischen IT-Konstrukte vorbeischauen, damit ich mir was drauf einbilde. Oder einer, der mich trösten will, klickt am Tag an die 90 Mal auf sein Lesezeichen.

Was ich damit sagen will: Dieser Blog hat eine Kommentarfunktion, lädt also dazu ein, dass sich auch die Leser (so vorhanden) äußern. Also, streichelt meine Eitelkeit, wir Künstler, wir brauchen das.


Seid Ihr so lieb?

Danke.

Find ich super, echt.

Fundstücke: Buntstiftblätter

Zwei Skizzen aus dem letzten Jahr.



© Thies Thiessen 2010 / 2011



© Thies Thiessen 2010 / 2011


Die ältere zeigt einem meiner liebsten Freunde, Hans-Georg Behr, der etwa 14 Tage später verstarb und den ich nach wie vor vermisse.

Die andere ist bunt.

Aber die Idee ist weg!

Nachdem alle Versicherungen auf der ganzen Welt in der Ergo-Gruppe aufgegangen sind, nachdem man sich eine Zeitlang Mühe gegeben hat, wenigstens in der Reklame glaub- und vertrauenswürdig aufzutreten, kam der Konzern ein bißchen in die Bredoulle wegen eines Betriebsausflugs nach Bulgarien – danach war's dann wieder Wurscht: Wozu "Versichern heißt Verstehen" rufen, wenn's die Verbraucher nicht und nicht glauben wollen. Da kann man doch gleich kompletten Blödsinn machen.

Das zumindest scheint das Motto der ERGO direkt Kampagne, in der merkwürdig wirre Wissenschaftler durch ein "Innovationslabor" toben, dabei möglichst irre neue Produkte ersinnen und sie ihrem Chef vorstellen. Der ist nicht begeistert, dafür erkennt er sogleich das eigentliche Potential "Aber die Idee ist gut." Und so macht dem Versicherungsnehmer sofort "ein Angebot, das er nicht ablehnen kann".   Nun ja, ist es hinguckenswert, wenn ein offenbar durchgeknallter Asiate mit angeklebtem Bart zu JamesBondMusik durch eine Kulisse hopst, die aussieht wie eine Mischung aus "Raumschiff-Enterprise" und "Dalli-Dalli"?

Klar, das Ganze ist schließlich eine witzige Parodie auf WasAuchImmer. Also einfach mal hingucken.

Und richtig blöd wird's auch erst, wenn die zuständige Agentur den Film in eine ganzseitige Anzeige umbauen will. Das klappt nämlich nicht.


Das Innovationslabor sieht billig aus. Ein steinalter Asiate wird offenbar von zwei Übergewichtigen gefoltert. Und im Vordergrund haut ein Mann mit der Handkante auf den Tisch. Aber die Idee? Ist weg.


Ist nicht schade drum. So gut war sie nun auch wieder nicht.


Eine Frage nur noch: Was ist das Hautfarbene, das da auf Schritthöhe hinter der Handkante des Chefs hervorblitzt? (Bah, ich mag gar nicht darüber nachdenken.)

Fundstücke: Dinos

Wie jeder Junge hat auch mein Sohn seine Dinosaurier-Phase gehabt. Und dazu gehören dann natürlich auch die Plastikviecher von Schleich. (Eltern kennen die Marke, das sind die mit dem blauen Punkt unterm Fuß.) Nachdem mein Sohn einen Kampf zwischen zweien seiner Saurier ausgefochten hatte, war der eine verletzt. Und das hat mich zu diesen Zeichnungen angeregt.

© Thies Thiessen 2004 / 2011
Gut, die Niederlage gegen den Brachiosaurus
war ausgesprochen ärgerlich.
Richtig peinlich hingegen waren Muttis bunte Pflaster.

 

© Thies Thiessen 2004 / 2011
Pflanzenfresser, Pflanzenfresser! Wenn er das schon hörte.
Gerade jetzt zum Beispiel
hatte der Brachiosaurus Lust auf Frikadellen.



Mopo erweitert das Bewusstsein

Die Titelseite der Hamburger Morgenpost
vom 21.9.2011

Die Seiten 6 und 7 der Hamburger Morgenpost
vom 21.9. 2011

Womit dann – wieder mal – die Formel Heraklits bestätigt wäre: "Ein Haufen aufs Geratewohl hingeschütteter Dinge ist die schönste Weltordnung."

Fundstück: Reddy & Bluey

© Thies Thiessen 2001 / 2011
Mit Hilfe dieser beiden Werbegeschenkplüschtiere, die jedes nur etwa sechs Zentimeter hoch waren, hat unser Sohn vor zehn Jahren das Krabbeln gelernt. Sie hießen Reddy und Bluey und wir haben sie gerade soweit außerhalb seiner Reichweite hingelegt, dass er hinkrabbeln musste. Und unter halb wütendem, halb angestrengtem Stöhnen und Schimpfen hat er das dann auch geschafft.  Er ist dann eine Zeitlang beim Krabbeln geblieben, später fing er das Laufen an, Bobbycar,  Radfahren, na ja,  und so weiter.

Das dann aber alles ohne Reddy und Bluey.

Sprechflatz und Blaumiese.

Beim Überarbeiten meines Blogs stieß ich auf den Entwurf eines Posts, den ich vor ca. zwei Jahren schrob. Er gilt nicht mehr, da Congstar inzwischen anders wirbt.
Anders, nicht besser – aber die grafische Idee hatte man diesfalls vielleicht sogar selbst. (Oder die Quelle ist besser verborgen.) So, und nun zur Sache:

Die billige Telekom-Tochter spart, wo sie kann.
Ein Klick führt zu Youtube.
Die Optik der Kampagne hat sie sich bei "Yellow Submarine", bei den Blaumiesen und ihrem Vater Heinz Edelmann geliehen.
Ein Klick führt zu Youtube.

 Und für einen Korrektor war wohl auch kein Geld da.
Ein Klick führt zu nichts.
Oder bietet Congstar wirklich "handliche Plauderwohnungen" an?

Fundstücke: Ein Holzkopf wird erwachsen

© Thies Thiessen 2003 / 2011

Joy of sechs (SpOn's Cut)

Ich habe hier im jüngst vergangenen April und fünf Jahre zuvor zu einem Wettbewerb aufgerufen – der offenbar selbst für SpiegelOnline und seine wortwitzigen Überschriftenfunktionäre zu schwierig war bzw. ist. Die Herren kommen selbst beim Zitieren dieses alten Satzes ins Schleudern: nachdem die Artikelüberschrift schon gewohnt komisch "Heer der Fliegen" heißt, schreibt man zur Bildstrecke: 
Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen....
Das geht anders, und hier geht der verlagseigene Zwang, originell umzuformulieren, auf eben den Witz. Immerhin, die Bilder sind lustiger.

© Magnus Mohr / DuMont
Aber die sind ja auch nicht von SpOn, sondern erscheinen demnächst in einem Buch bei Dumont.


(Nun ja: Wenn Spiegel-Redakteure mit lock'ren Schrauben Schrauben schrauben, schrauben Schrauben Schrauben eber doch nicht so gut. – Der Satz geht übrigens auch prima mit "Schreiben")

Fundstücke: Nach der Natur

© Thies Thiessen 2002 / 2011


© Thies Thiessen 2002 / 2011

Ein Bild und sein Gedicht

Eine Doppelleidenschaft ist manchmal problematisch, insbesondere, wenn man (beispielsweise) einem prospektiven Kunden erklären muss, ja, durchaus: man sei natürlich Werbetexter und schreibe auch schon seit jahren professionell, anderererseits habe man eine Ausbildung zum Graphik-Designer erfolgreich abgeschlossen und seither immer wieder auch hier gewildert, weil das eine ohne das andere eben auch nicht wirklich ginge... – und zart genervt schiebt der Kunde sine Schublade wieder zu, in die er den Lieferanten so gern gepackt hätte und er fragt sich insgeheim, was er mit diesem unaufgeräumten Menschen anfangen soll.

Eine Doppelleidenschaft kann  natürlich auch Freude machen.
Die hier wiedergegebene Zeichnung vom März 2010 zeigt einen etwas überfüllten Obstkorb, was mich dann auch gleich anregte, ein Gedicht drunterzuschreiben, das ich hier, zusammen mit der Zeichnung, leserlich und leicht überarbeitet wiedergebe.

© Thies Thiessen 2010 / 2011

Du großer, runder Haufen Obst,
Wie wild du aufeinander tobst:
Da links krümmt sich Banane – nicht mehr frisch,
Er hat ne schlimme Fahne (riech ich Fisch?) –
Geil auf die alte Mango: Ekelhaft!
Die dehnt sich wie beim Tango: räkelhaft!
Dabei sehnt sich Orange 
Nach Mango schon so lange  –
dann nimmt er sich halt Apfel
und steckt ihr rein den Za... ach nee.


(Hier bricht das Gedicht unvermittelt ab. Mit Recht übrigens, und ich gestehe  ein, dass dieses unausgegorene Gereime nicht so nachdenklich ist, wie man gemeinhin gerade von Amateurgedichten erwarten sollte: Lyrik ist, ich weiß, ein hartes Geschäft. Auch die Metaphorik ist, so gesehen, fragwürdig – aber damit muss und kann ich prima leben.)

Fundstücke: Sonntagsmalerei

Zur Feier des Tages heute mal nicht eine Zeichnung, sonden gleich zwei Aquarelle, die ich heute am Vormittag beim Aufräumen im Bücherregal gefunden habe.
Ein deutlich impressionistisches Blatt, das ohne Titel für manchen kaum verständlich würde:

© Thies Thiessen 2004 / 2011

Und ein doch sehr strenges und um Realismus bemühtes Werk:

© Thies Thiessen 2004 / 2011
(Was mich bei beiden und besonders beim Unteren fast stolz macht, dass ich sie ohne, ich wiederhole: ohne Vorzeichnung aufs Blatt gebracht habe. Vorzeichnen ist was für Weicheier. In diesem Fall.)

Entweder oder oder sowieso sowie!

Heute früh gegen acht war ich mit dem Auto unterwegs, und irgendwann zwischen John Ments und dem "Nachrichtenjournal" von Radio Hamburg musste ich auch die Funkwerbung hören – etwas, was ich meist nur mit halbem Ohr wahrnehme und wobei ich selbst katastrophalen Dreck direkt aus meinem Bewusstsein blenden kann.
(Ich habe schließlich selbst schon genug Funkspots gemacht, um beispielsweise zu wissen, dass das schnelle Sprechen von Texten oft darauf zurückzuführen ist, dass der Text einfach nicht in dreißig Sekunden passt, was wiederum daran liegt, dass eine PM den vollkommen nebensächlichen "Schmierpinökel Knuffi mit dem neuen LMAA-System" auch noch unbedingt mit erwähnt haben will. Insofern trifft den Texter nicht immer die Schuld am Text, immer aber an zuwenig Rückrat. Aber das nur nebenbei.)
Heute früh jedenfalls wurde ich hellhörig, als in einem Funkspot plötzlich das Wort "sowie" fiel. Der genaue Wortlaut des ganzen Satzes ist mir nicht mehr gewgenwärtig, aber er ging ungefähr so:
Sichern Sie sich jetzt 3.000 € extra für Ihren Gebrauchten beim Kauf einer neuen A-, C-, E-, SLK-Klasse sowie eines Viano. 
Sowie. Hm.

Das muss man sich mal vorstellen: Um 3.000 Euro extra zu kriegen – was ja wohl das Sensationelle an diesem Angebot sein soll – muss ich mir fünf neue Autos kaufen. Nämlich eins aus der A-Klasse, eins aus der C-Klasse, eines der E-Klasse, eines der SLK-Klasse sowie einen Viano.

Duden, Band 1, aktuelle Ausgabe
Zu Haus habe ich gleich im Duden nachgeschaut, ob ich da was falsch verstanden habe.
Habe ich nicht. Und der Texter wahrscheinlich keinen Duden. (Ich hör ihn schon sich aufregen über meine Pingeligkeit: "Duden? Duden? Du, den kannst du dir sonstwo..." Oder?)

Fundstücke: Wohnen, früher

Die beiden hier abgebildeten Seiten stammen aus stammen aus meinem zweiten dicken Skizzenbuch. ich habe es im Jahr 1985 begonnen, und es finden sich darin jede Mnge merkwürdiger (und z.T. vergessenswerter Zeichnungen in allen möglichen denkbaren Stilen – ich hab sehr viel (und manches erfolglos) ausprobiert. Die erste Zeichnung zeigt – oder besser: "dreht sich um" – ein paar Möbel im Wohnzimmer meiner Eltern im Sommer 1986. Mein Vater war damals etwa so alt wie ich heute.

© Thies Thiessen 1986 / 2011

Das andere Blatt ist ein Gedächtnisprotokoll. Ich habe versucht, mich an den ersten Bauernhof meiner Eltern zu erinnern, auf dem wir bis zu meinem neunten Lebensjahr gewohnt haben. Das Haus steht schon längst nicht mehr. (Wer's genau wissen will, mus es auf der Zeichnung nachlesen – die wird beim Anklicken größer.)

© Thies Thiessen 1986 / 2011


Was man auf beiden Scans nicht sieht, was aber auf den Originalseiten extrem stört, ist, dass ich damals mit widerwärtig billigen Filzern gezeichnte habe, deren Farbe im Lauf der Jahre (oh Gott: Jahrzehnte sind es schon!) durchs Papier bis in andere Zeichnungen gesickert ist. Wenn dann dereinst Restauratoren mit vor Aufregung schwitzenden Händen (Zieht Euch Baumwollhandschuhe an, Ihr Ferkel!) die Ausstellung meiner hinterlassenen Skizzenbücher in der Kunsthalle vorbereiten, werden die schön was zu tun haben... (Das habt Ihr nun davon, mich so spät zu entdecken.)

Fundstück: Frank Walter Steinmeier

© Thies Thiessen 2009 / 2011

Strahlend blöde Formulierung...


In der Berichterstattung zu der Explosion in der Atomfabrik Marcoule liefert Spiegel Online (Screenshot siehe oben) folgende wohl metaphorich gemeinte Formulierung, ich zitiere:
(...) die Halbwertszeit für öffentliches Vergessen ist seit der Katastrophe im japanischen Fukushima auch im Musterland der Atomenergie gesunken (...)
Kann mir das mal wer erklären?

Wird jetzt nach kürzerer Zeit weniger vergessen, während man sich zu Anfang an schlichtweg garnichts erinnert? Oder wie?

Und wie findet das Vergessen (bzw. das Schließlich-doch-nicht-vergessen) öffentlich statt? Hat dann der Herr Sarkozy während einer Ansprache plötzlich einen Texthänger? ("Merde alors! Jetzt 'abe isch es vergessen!") Oder was?

Liebe Spiegel-Online-Schreiber. (Genauer, cher Monsieur Stefan Simons, Paris): Bleibt doch mal einfach bei der Sache, statt Euch ständig an der eigenen flotten Feder aufzugeilen. Man verstünde Euch einfach besser.

Ansonsten veuillez Fresse halten.

Kerni & Krafti & die deutsch-französische Freundschaft.

Ja, ja, die Franzosen! Sie sind die letzten Nation, die noch das Savoir Survivre beherrscht, die klarstellt, dass ein Unfall ein Unfall ist und fertig. Und dass man deshalb nicht gleich tout le monde in Aufregung bringen muss.

© Initiative ProAtom– Contre Hysterie 2011

Kerni, der fröhliche Meiler, und sein Freund Krafti, der Kühlturm, stoßen darauf an und wünschen sich, dass ein bißchen von diesem Laisser-Faire auch in deutschen Köpfen wieder einzug halten möge. Salut!

Fundstück: Prägung

© Thies Thiessen 2005 / 2011

Freudscher Verleser

Es ist schon wieder passiert. Hier hatte ich das Phänomen ja schon einmal geschildert. Jetzt erlebte ich Ähnliches im KWP-Baumarkt, wo ich gerade Lampen kaufen war. An der Wand hing ein Plakat, auf dem stand klar und deutlich die Forderung: 
F A S C H O S  A N  D I E  W A N D. 
Dann war's aber doch nur Jette Joop, die ja penetrant von Häusern über Parfüm bis zum Fingerringen und Stoffmuster egalweg alles  "designt".
Und ihre Forderung war denn auch eher moderat: Fashion für die Wand. (Und so weiter.)

(Bildbeweis: Jette Joop im Baumarkt.)
Schade eigentlich. Wär doch mal'n Statement gewesen.

Narrenhände beschmieren Tisch und Wände (und zur Not Zeitungen und Kataloge, wenn eben nun mal grad nix andres da ist).

Mit dem Goldfilzer
© Thies Thiessen 2011
Mit dem Kugelschreiber am Küchentisch am Sonntagabend
© Thies Thiessen 2011
Hier das Ganze noch mal etwas detaillierter
© Thies Thiessen 2011

Verarsch Dich ins Knie! Oder so.

"Der Spiegel (Eigenschreibweise: DER SPIEGEL) ist ein deutsches Nachrichtenmagazin, das im Spiegel-Verlag in Hamburg erscheint und weltweit vertrieben wird." So lesen und lernen wir bei Wikipedia und freuen uns, dass auch die Kritik, weiter unten auf der gleichen Seite, nicht zu kurz kommt: So nennt Wolf Schneider das Magazin „den obersten Verhunzer der deutschen Sprache“, während schon 1957 Hans Magnus Enzensberger* klarstellte, das deutsche Nachrichtenmagazin sei im Grunde kein Nachrichtenmagazin, da es seinen Informationsgehalt in die Form von „Storys“ kleide, Der Spiegel übe nicht Kritik, sondern deren Surrogat, der Leser des Spiegels werde nicht orientiert, sondern desorientiert.
Live von meinem Smartphone
Ich mag solche Schimpfe, umso mehr, wenn sie jeden Tag bis heute durch den Beschimpften bestätigt wird:
Im Spiegel Online finde ich jeden Tag Geschichten, nach denen ich nicht mal gesucht habe, die meine Zeit mit Tatsachen stehlen, die mich weder betreffen noch sonstwie interessieren, aber immer unter schicken Doppelpunkt-Überschriften stehen – die mich dann eben doch neugierig machen.  
Ach ja, worauf will ich eigentlich hinaus?
Die Chefin von Yahoo! ist rausgeflogen. Sie heißt Carol Bartz. Ihr oberster Chef hat sie angerufen und ihr am Telefon gekündigt. Sen-sa-zjo-nell! Weiß noch wer, was Yahoo! ist? Bzw. bald gewesen ist? Kennt jemand Carol Bartz? (Ich kenne eine Susanne Bartz, die inzwischen wahrscheinlich auch längst andees heißt. Hallo, Susanne!) Und isses nich fies? Am Telefon?
Spiegel Online hat dann auch gleich noch eine und noch eine (und noch und noch eine) Story draus gemacht, in der er Frau (bzw. Mrs.) Bartz wiederholt zitiert.

"These people fucked me over"
Und übersetzt. In etwa:  
"Diese Leute haben mich verarscht."

Und das ist eigentlich nicht annähernd rüde genug übersetzt für den Schrei, den jeder Spiegel- (und besonders Online-)Leser einmal täglich tun sollte – um dann behaglich weiter Dinge zu erfahren, die er nicht braucht.

(Nun gut. Hier, in diesem Blog geht es meinen Lesern ja nicht anders. Aber das ist was anderes.
Oder so. Ich merk grad, dass ich mich verhedder...)


*Übrigens grundsätzlich ein sehr lesenswerter Text, zu finden in diesem Buch.

Fundstück: Kaiser Shamshers Garten

© Thies Thiessen1996 / 2011

1996 war ich zum letzten Mal in Kathmandu. Ich würde gern mal wieder hin.

Fundstück: Angela Merkel

© Thies Thiessen 2009 / 2011

(Wo ich eh dabei bin, altes Zeug herauszukramen, hab ich mir jetzt vorgenommen, jeden Tag ein Skizzenbuch rauszuziehen und eine Zeichnung in den Blog zu scannen. Heute ist unsere Kanzlerin dran, 2009 abgezeichnet vom Fernseh. )

Die Wahre Geschichte

© Thies Thiessen 2011