So weit ich mich erinnern kann, gehört der Hund zur Familie. Es ist
nicht immer derselbe Hund. Als ich klein war, hatten meine Eltern einen
Dackel, der musste weg, nachdem er sich in den Hühnerstall der Nachbarn
gewühlt und dann die Hühner totgebissen hatte. (Klingt irgendwie
märchenhaft oder? Damals gab es noch Hühnerställe und dazu gehörte
natürlich auch eine großer böser Wolf, der auf die Hühner scharf war. Es hat halt nur für einen Dackel gelangt.)
Damals war ich wohl fünf oder sechs jahre alt, deshalb ist diese
Erinnerung relativ verschwommen.
Mein Vater hatte später einen
Jagdhund – Deutsch Drahthaar war wohl die Rassenbezeichnung – der hieß
Waidmann und hatte seinen Platz hinten im Rinderstall. Zur Jagdsaison sprang er auf
einen knappen Befehl in den Kofferraum unseres BMWs und dann fuhr mein
Vater in den nächsten oder übernächsten Ort zur Treibjagd. Ein einziges
Mal war ich dabei, als Treiber. Es hat mir nicht gefallen: nicht weil
ich so sensibel gewesen wäere, sondern vielmehr, weil mich das
Durchdenmatschlaufen langweilte.
Dann war da ein Boxer namens Axel,
der war voller Liebe und voller Sabber. Sein Platz war ebenfalls im
Stall. Erwähnt sei noch Susi, eine Langhaardackelin, die uns in einem
heißen Sommer regelmäßig halbtote Maulwürfe in die Küche schleppte. Die
schwere, sonst schlammigblaue Erde war in diesem Jahr so
durchgetrocknet, dass für die Maulwürfe nach oben keine Durchkommen war,
weshalb sie sich waagerecht zum Graben vorbuddelten, wo Susi schon
wartete. Ich werde nicht vergessen, wie einer von ihnen versuchte, sich
durch die Fliesen in der Küche zu wühlen. Da nahm mein Vater ihn
vorsichtig und zart in die Hand, brauchte ihn nach draußen hinters Haus
und schlug ihn tot.
So weit ich mich erinnern kann, gehört der Hund
zur Familie. Es ist auch nicht immer dieselbe Familie. Inzwischen bin
ich verheiratet und Vater, und wir haben einen sehr freundlichen,
verspielten, nur bei anderen Rüden zu Wutanfällen neigenden Rassehund –
"Nee, Papiere hat der nicht, war dafür billiger" – der nun auch schon
fast zehn Jahre alt ist. Davor, vor Ehe auch und Sohn, war da Bode, ein
schwarzer CockerPudel, der in jede noch so kleine Pfütze sprang und dort
wartete, dass ich Stöckchen ins Wasser würfe, damit er's holte.
So
weit ich mich erinnern kann, hatte jeder dieser Hunde seinen eigenen
Charakter, seine eigene Stimme und Stimmung. Einen Gemeinsamkeit aber
gibt es. (Und jetzt kommt es raus, wohin ich Euch, liebe Leser, mit dieser schmusig-sentimentalen Einleitung locken wollte. Jetzt rede ich über knallharte, schockierende Fakten: Alle diese Hunde kacken.
|
Irreführend: Mein Hund sieht nämlich ganz anders aus. |
Oskar, der Rassehund, zum Beispiel muss mindestens zwei- wenn nicht dreimal täglich zum Kacken raus. Nach
einer kleinen Weile des Stromerns und Schnüffelns dreht er sich meist
einige Male um sich selbst, dann schiebt er den Kopf vor, hebt den
Schwanz und manchmal auch ein Bein (er verwechselt da was) und drückt
sich einige braune Kugeln oder sogar Kugelhaufen raus. Ein kurzes Aufundnieder
mit dem Schwanz – etwa, als würde ein Pumpenschwengel betätigt, um
Letztes rauszudrücken – fertig.
Meist kriecht er, der Gute (!) sogar eigens tief ins Gebüsch am Straßenrand, um sein Geschäft möglichst diskret zu erledigen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass er kackt. Ja, dass er kacken muss, um nicht zu platzen.
Und ich, als sein Halter, bin aufgefordert, den
Hundekot wegzumachen, dass keiner reintrete*.
|
Vorbildlich: die Tüten aus Norderstedt |
Aber dafür gibt's ja Tüten. Meist sind sie aus dünnem schwarzen Plastik und hell bedruckt mit einer Gebrauchsanweisung. Und wenn mein Hund direkt auf den Bürgerstieg scheißt, dann benutze ich sie sogar. (Auf einem Spielplatz oder Fussballfeld hat er eh nichts verloren.)
Aber ich habe in diesem leicht anrüchigen Zusammenhang doch ein paar Fragen:
Gibt es Tüten für die großen Haufen von Doggen oder Neufundländern? Braucht der Hund von Baskerville gar einen IKEA Tragetasche, eben, weil es die schwarzen Säckchen nur in Einheitskleinheit gibt?
Wie sieht's eigentlich mit der Ökobilanz der Entsorgungshelfertüten aus? Zersetzt sich ein Haufen samt Tüte ebensoschnell wie einer ohne? Oder werden eines noch sehr fernen Tages Archäologen vek(n)otete Beutelreste finden und sich fragen, welch kultischer Verrichtung sie wohl einstmals dienen mochten? Wieso macht keiner die Pferdeäppel weg? Den Poppenbütteler Ponymädels, denen ich beim Waldsüpaziergang ausweiche, scheint das ziemlich Wurst.
Schließlich: Sind Katzen wirklich so viel reinlicher, nur weil sie in der Wohnung ins Kalkmüsli machen und es gleich daruf hintersich schleudern, wobei übrigens nach und nach Geruch entsteht, sobald die Streu ihn nicht mehr saugt? Von draußen streunenden Katzen ganz zu schweigen.
Worauf wollte ich nun überhaupt hinaus?
Ach ja, jetzt hab ich's wieder: Im Grunde genommen finde ich die Kackbeutel Kacke. (Ausgenommen die von
Norderstedt, gegen die wiederum die örtliche CDU ist.)
*Es sei mir an dieser Stelle erlaubt, kurz und kleingedruckt meinem
tiefes Verständnis für all die Ausdruck zu verleihen, die schon mal in
seo einen Haufen rengetretten sind – ich weiß, ihre Zahl geht in die
Millionen. Und manche, bevorzugt die mit Profilsohlen oder
Lackschühchen, werden furchtbar ärgerlich, denn die Angelegenheit stinkt
und dann noch grad neben der Fahrertür beim Einsteigen! das! geht ja
nie! wieder raus und ich glaube: ich gründe jetzt ne Ini gegen diese
Kackbratzenmistköter!...
Doch ich verstehe das, ich bin schließlich auch selbst schon reingetreten. Ärgerlich, so was.