Wenn auch kein Werber wagt, es laut zu sagen: ein großer Teil der Werbung, die sich an Kinder wendet, versucht gar nicht erst, der Zielgruppe auch nur rudimentäre Intelligenz zu unterstellen. (Wer nun das Gegenteil behauptet, möge mal kurz SuperRTL am Nachmittag einschalten – da läuft dann eh meist der Werbeblock.) Einen besonders widerwärtig ignoranten Beleg meiner These fand ich nun in einem Printmedium: in der aktuellen Micky Maus (#16/2010), deren Funnies – trotz überflüssig verteuernden Gimmicks und PRgesteuerten Konsolen- und Film-Tipps – heute wie damals richtig gut* gezeichnet sind.
Richtig schlecht wurde mir nämlich auf Seite 17, als
POM-Bär und seine Freunde auf dem
Abenteuerspielplatz ein, nun ja, Abenteuer erleben. Hier die Zusammenfassung:
Der lustig goldgelbe Knusperfettbatzen hat ein besonders dämliches Krokodil zum Freund, was Anlass gibt für die witzfreiesten und einspurigsten Verwicklungen, die sich "denken" lassen. Und am Ende schmiert der fröhliche Plumpsack uns mit seinen verölten Pratzen auch noch eine Moral ums Ohr: "...gute Freunde halten zusammen und helfen sich gegenseitig!"
Eklig.
Danach dürfen wir lieben kleinen Leser ab ins Internt und dort mit einem Code** dem
POM-Bär-Club beitreten.
Igitt.
Als würde all das nicht genügen, wird uns dieser Schmodder noch dermaßen lustlos serviert, dass nur der aufmerksam-masochistische Nörgler (also ich) sich länger als Sekundenbruchteile damit befassen mag. War schon der Texter entweder strunzdumm oder völlig untermotiviert oder beides – der Zeichner hat nur noch geklont anstatt zu zeugen. Genaueres Hinschauen bringt es an den Tag: Der Bär hat nur genau zwei*** Gesichtausdrücke und existiert nur im Halbprofil. (Genauso sieht er dann auch im Web aus.)
Beim Krokodil sieht's nicht besser aus.
Bei dem Fuchsmädchen mit der Pippi-Frisur hab ich schon gleich ganz weggeguckt.
Und ich frage mich ein ums andere Mal, warum Werbung, die sich an Kinder richtet, oft so voll danebengeht. Und, ob das nicht letzten Endes eben deshalb in Ordnung geht...
- *Eigentlich sogar besser: seit die Zeichner ihren Namen drunterschreiben
müssen dürfen, geben sie sich sichtbar mehr Mühe.
- **Wenn meine kleinen Leser denn darauf bestehen, auch Mitglied werden zu wollen: GYR-AK2g-3yi
- *** Wie formulierte schon in den 40er jahre des letzten Jahrhunderts Dorothy Parker über eine Schauspielerin: "Sie beherrscht die gesamte Skala der Gefühle von A bis B."