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Book goes Facebook, Gutenberg goes Guttenberg.

Heute früh mach ich meinen Facebook-Account auf und finde unter den Statusmeldungen meiner Freunde diese Zeichnung samt druntergestelltem Einstein-Zitat:


Komisch, denke ich, ist das nicht von Hans Traxler.
Aber, so denke ich immer noch, zeichnet der nicht viel besser?
Stimmt, denke ich dann nach genauerem Hinsehen: das ist und das ist nicht von Traxler.

Der Aufbau der Zeichnung – Vogel, Affe, Pinguin, Elefant etc. vor Baum: Traxler.
Der Inhalt der Zeichnung: Auch Traxler.
Der Zeichner: Nicht Traxler, sondern augenscheinlich ein eher minderbegabter Tiereniedlichmacher mit Grundkenntnissen von Perspektive und menschlicher Anatomie, also einer, der vielleicht besser Bäume erklettern sollte.

Hier zum Vergleich die Originalzeichnung nebst Original-Bildunterschrift*:

Im Sinne einer gerechten Auslese
lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich:
Klettern Sie auf den Baum.

Ich habe mein Unbehagen, nicht ganz so scharf formuliert wie hier, auch zu dem betreffenden Facebook-Post angemerkt und wurde dann in etwa gefragt, ob ich denn die hinter Zeichnung und Zitat stehende Aussage wahrgenoommen hätte.
Doch, dachte ich, in sowas bin ich auf jeden Fall besser als im Aufbäumesteigen.

Das Ganze kitzelte meinen Widerspruchsgeist.
Und siehe da, ich fand im Netz eine ganze Reihe Belege, dass – passend zur kopierten Zeichnung – das Zitat von Einstein wohl auch nicht von Einstein ist. 
Da musste ich dann sehr lachen.

Zugegeben: Auch ich habe schon diverse Male Sachen im Brustton der Überzeugung nachgeplappert habe, in der Annahme, dass sie doch von dieser oder jener ausweislichen Autorität so und kein Jota anders gesagt worden wären. Immerhin war's mir bisher noch jedes Mal peinlich, wenn mein Irrtum sich als einer herausstellte. Deshalb war ich auch amüsiert, dass das Einstein-Zitat keines ist.

Weniger amüsant fand und finde ich die Lässigkeit, mit der ein Zeichner einen anderen komplett abkupfert und, der Einfachheit halber, Bild- und Textaufbau 1 zu 1 (natürlich ohne Quellenangabe) übernimmt. Ich finde, der Einzige, der diese Traxler-Zeichnung kopieren darf, ist Traxler – der im Übrigen viele seiner Sachen tatsächlich mehrfach neu gezeichnet hat, weil ihm ältere Versionen nicht mehr genügten.
Thema mit Variationen, wieder Traxler.

Und tatsächlich durfte dieses Motiv schon für jede Menge Themen herhalten, von der Chancengleichheit in der Schule bis zum AssessmentCenter-Unwesen, es würde mich nicht wundern, wenn sie auch schon genutzt wurde, um z.B. Casting-Shows zu kommentieren. (Es gibt zu dieser Vielfachverwendung einen längeren Text von Traxler selbst.)

Bin ich sehr altmodisch, wenn ich für mehr Sorgfalt und Skrupel beim Zitieren plädiere? Oder soll ich mich daran gewöhnen und akzeptieren, dass im Netz alles egalweg alle kopiert und ausgeschlachtet wird?

Dann wäre wohl - nach der Erfindung des Buchdrucks - genau dieses widerwärtige Unwesen charakteristisch für die nächste große Umwälzung der Kommunikation.

Und also erhebe ich hiermit nochmals die steile These:
Book goes Facebook!
Gutenberg goes Guttenberg!


*Der guten Ordnung halber: Die obere Traxler-Zeichnung wurde entnommen aus dem sehr lesenswerten Buch "Die schärfsten Kritiker der Elche" erschienen im Jahr 2001 im Alexander Fest Verlag. Die untere kommtaus dem Netz

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Offener Brief an verlogenes Testimonial!

Liebe Barbara Rudnik.
Ich habe Sie bisher als durchaus seriöse Schauspielerin wahrgenommen. Die Rolle, die Sie allerdings in der neuen becel-Kampagne übernommen haben, ist übelstes Schmierentheater, und einzig das hoffentlich horrende Honorar (ho-ho-ho!) lässt es verständlich erscheinen, dass Sie dafür sogar Ihren guten Namen hergegeben haben.
Ich möchte Ihnen beweisen, was ich behaupte:
Angeblich führen Sie da für 21 Tage ein Tagebuch, in dem Sie das Absenken Ihres Cholesterinspiegels mithilfe von becel-Margarine begleiten. So sieht das aus:

So schreiben Sie WAHNSINN!!! angeblich handschriftlich und in Versalien.
Sehen Sie selbst:

Jedes der drei N in dem Wort sieht exakt aus wie die beiden anderen. Und auch die drei Ausrufezeichen sind absolut identisch. Und das wollen Sie achso authentisch mit der Hand geschrieben haben?
Beweis 2:
Die doppelte Unterstreichung unter dem SUPERRESULTAT:

Sehen sich die beiden spontan hingeworfenen Linien nicht überaus ähnlich?
Allmählich glaube ich, da hat ein mittelmäßig begabter Grafiker am Computer einen Text in eine Photoshop-Datei geknallt, den Sie, ehemals verehrte Frau Rudnik, vermutlich nicht einmal selbst formuliert haben.
Um Sie und Ihr Tagebuch abschließend zu zitieren:
Ob es wohl noch ein Stückchen weiter nach unten geht?
....Kaum vorstellbar.


UPDATE AM 5. SEPTEMBER:
Ich hatte den Link zu oben stehendem Post auch den Agenten von Frau Rudnik (über deren Kontakt-Formular) gesandt, und zwar mit den begleitenden Worten:
> Betreff: barbara rudnik als becel-testimonial > Nachricht: sorry, aber das geht gar nicht. > und das hab ich auch hier dargestellt: > http://dermachtdieworte.blogspot.com/
Heute haben mir die Agenten (– Kompliment übrigens für deren Website –) geschrieben und anscheinend nicht recht verstanden, mal abgesehen von vielen orthografischen Kleinigkeiten, die ich hier bereits geputzt habe, also netterweise NICHT zitiere:
Wer immer Sie sind, ich kann Ihnen versichern, dass Frau Rudnik
das ganz genau geprüft hat und vorher selber unter ärztlicher
Aufsicht an sich getestet hat. Die Zahlen und sämtliche Fakten
stimmen, Frau Rudnik ist überzeugt von dem Produkt,
sonst würde sie das nämlich nicht bewerben
(da haben Sie sie richtig eingeschätzt!).
Wie sie sich sicher vorstellen können, hat sie schon viele
Werbeanfragen abgesagt, weil sie meistens nicht überzeugt war.
Die Schrift ist eine Computerschrift, die Ihrer Handschrift
nachempfunden wurde, da haben Sie Recht, das ging aber
aus technischen Gründen nicht anders.
Ich hoffe, zur Aufklärung beigetragen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Beate Wolgast 
Da will ich gern antworten:
Also, Frau Wolgast, Frau Rudnik: Eben, weil die Schrift nur eine Computerschrift ist, weil das Ganze so unsorgfältig und schludrig gemacht ist und weil man das so deutlich sieht, ist die Werbung für becel unglaubwürdig und albern, so ernst sie auch gemeint zu sein behauptet.
Und davon gehe ich auch nicht ab – mal ganz davon abgesehen, dass die empfohlenen Cholesterinwerte seit Jahrzehnten von eben denen empfohlen werden, die ein Interesse am Verkauf cholesterinspiegelsenkender Medikamente haben. Und in genau diesem Zusammenhang werden Ihre, verheerte Frau Rudnik, Bemühungen auch bereits im Netz diskutiert. Das walte Google: Hier, hier, hier auch, hier im FAZ.Net, und dazwischen lese ich immer wieder die großartige Überschrift der Unilever/Bestfoods-Pressemeldung: "Barbara Rudnik hat Cholesterin."
Echt? Das klingt ja fast so beängstigend wie: Thies Thiessen hat Hypophyse. Oder so.
In diesem Sinne: die Kampagne stimmt vorn und hinten nicht. Und ich hoffe immer noch, dass dafür wenigstens die Bezahlung stimmt.
(Soviel zum aktuellen Stand der Dinge.)

Schlussvorhang:
Im Mai 2009 ist Frau Rudnik verstorben.
Was in keinerlei Zusammenhang mit Becel steht.
Nur, dass das klar ist.

SpOn-Spaß 6: Echt falsch!

Im Spiegel-Online fand ich heute folgende kleine Meldung:
Und ich fragte mich: "Wozu diese Mitteilung? Auf Wunsch kann ich mit Photoshop und zur Not auch Tipp-Ex Hunderte gefälschter Eichmann-Pässe anfertigen und vorlegen." Aber da wurde mir plötzlich klar, was den sorgfältig seriösen Stil des SPIEGEL vom spekulativ-sensationellen des STERN scheidet...

Der SPIEGEL merkt die Fälschung.
Und berichtet erst recht darüber.

Kompliment.
Aber echt, ey!

Avrilscherz



Hey! (Hey!) You (You!)
Eeggh mogghte dinah froynden ssine!
No way! (No way!)
Eegh glowb doo browghst n'a noy a!


Diese Einladung, herausgeplärrt von einem fleischgewordenen auf schmutzig geschminkten Altmännertraum,
verdient endlich eine Antwort auf ähnlichem Niveau, geschrieben und dargeboten passenderweise von einigen inzwischen alten und z.T. toten Männern:

Oooh, cum douggh! Cum tsoo mere!
Doo nimmst meer dane farstund.
Oooh, cum douggh! Cum tsoo mere!
Cum geep meer dinah Haaaaand!

Cum geep meer dinah Haand!


(Aber meeggh luss bittah in Roo hay!)

Ganz was Neues aus Uhlenbusch

Bornum ist ein kleiner Ort im Niedersächsischen, der in den Siebziger Jahren insofern zu anonymer Berühmtheit gelangte, als hier die ZDF-Kinderserie „Neues aus Uhlenbusch“ gedreht wurde. Ich wüsste das nicht, wäre nicht mein guter Freund Wolfgang mit der in Bornum aufgewachsenen Britta verheiratet, deren Eltern auch nach wie vor dort leben.
Diese beiden Eltern, deren Name hier ungenannt bleiben soll, kriegten Ende April Post von einem Herrn Kalfidis, angeblich tätig als "Event Planner" beim ZDF.



Sehr geehrter Herr XXXXXX, lieber Uhlenbusch-Veteran,

Erinnern Sie sich? Vor genau 30 Jahren ging zum ersten Mal eine Kinderserie auf Sendung, die noch heute für viele „Kult“ ist. „Neues aus Uhlenbusch“ war wirklich etwas ganz Neues im Fernsehen der Siebziger „Jahre“, nämlich die erste erfolgreiche in Deutschland produzierte Kinderserie. Stars wie Hans-Peter Korff, Moritz Bleibtreu oder auch der damals noch ganz junge Jürgen „Till“ Schweiger erwarben sich hier ihre ersten Lorbeeren.

Diesen Erfolg verdanken wir auch Ihnen, den Bürgern von Bornum.
Und mit Ihnen möchten wir diesen Erfolg jetzt feiern. Mit einem „Fernsehgarten-Special“ am Pfingstsonntag, dem 27. Mai 2007!
Dazu brauchen wir Ihre ganz persönliche Mitwirkung, lieber Herr XXXXXX. Denn diese Sondersendung wird von dem Gelände hinter Ihrem Grundstück „live“ übertragen. Und für Catering, Monitoring und die Platzierung der sanitären Anlagen möchten wir Ihr Grundstück nutzen. (Näheres entnehmen sie bitte dem beiliegenden – zugegebenermaßen noch etwas groben – Plan, der Ihnen einen „ersten Eindruck“ von der Größe dieser faszinierenden Veranstaltung vermitteln soll.
Ich möchte mich im Voraus (auch im Namen meiner vielen, vielen Kollegen) für Ihre bereitwillige Mithilfe bedanken und kann Ihnen schon jetzt versprechen, es wird ein ganz großes Fest – unter anderem mit den damals international erfolgreichen „Les Humphries Singers“ in Originalbesetzung(!), Zehnkämpfer Jürgen Hingsen und Cliff Richard, der ja 1977 den Grand Prix Eurovision de la Chanson gewann.
Ich werde mich in den nächsten Wochen telefonisch mit Ihnen in Verbindung setzen. Sollten Sie vorher noch Fragen haben, erreichen Sie mich am besten mobil. Sie können sich vorstellen, dass ich in der Vorbereitung einer Veranstaltung dieser Größenordnung viel „auf Achse“ bin.

Meine Nummer ist 017X XXX XX XX
Ich freue mich darauf, Sie bald persönlich kennen zu lernen.
Mit herzlichen Grüßen,

(Unterschrift Konstantin G.-Kalfidis)


P.S. Natürlich werden wir den besonderen Anlass auch besonders bewerben.
Einen Entwurf des offiziellen Plakatmotivs habe ich ebenfall beigelegt. Viel Spaß damit!
Außer dem Plakatentwurf fand sich in dem Umschlag auch eine Luftaufnahme von Uhlebusch/Bornum, in die mit groben Linien eingezeichnet war, wo Bäume den Event stören würden und deshalb wohl weg müssten.

Und schon wenige Tage später rief der Bürgermeister von Bornum bei meinem Freund Wolfgang an, um Herrn Kalfidis zu sprechen, was denn da wohl geplant wäre.
Und dann war das Ganze eben nur ein Aprilscherz. Und Wolfgangs Schwiegereltern war das Ganze etwas peinlich – ihm und mir hingegen ein Vergnügen.

Und was lehrt uns das, liebe Gemeinde?
  1. Uhlenbusch ist das gleiche alte Kaff wie vor 30 Jahren.
  2. Zuviel Fernsehen macht blind.