Harburg? KAUFEN!

Von Gastautor Monsieur Porneaux

Es ist einer dieser Tage, an denen der Blick an einer Schlagzeile einer Zeitung (in meinem Falle einer Headline des Hamburger Abendblattes) hängenbleibt und man sich fragt:
stimmt das so?



Darf oder muss man nach der Rechtschreibreform wach sein, um einen Stadtteil Hamburgs zu küssen?
Meine Recherchen ergaben, dass es wohl so sein muss.
Seltsam, seltsam.

Doch noch seltsamer war die Suche nach der Schlagzeile im Netz; ich begab mich zu diesem Behufe auf die Website des Abendblatts und gab ins Suchfeld den Begriff "Harburg" ein.

Und dort zeigte mir eine kleine Anzeige an, dass Harburg bei eBay offensichtlich in den Bereich "Sammeln & Seltenes" gehört, und man es dort in der Tat kaufen können soll …


Und nicht nur das, ich kann dort offenbar noch "MEHR …" beziehen, vielleicht ein hübsches, kaum genutztes bremisches Sebaldsbrück, oder für müde Stunden ein Schwachhausen ebensolcher Provenienz - eigentlich recht verlockend, aber dennoch irgendwie auch ein wenig großspurig (jetzt vermutlich "groß spurig" geschrieben), nicht wahr?

Die Welt wird immer kurioser an solchen Tagen …

Wie im Kino: Was in Deutschland läuft

Wer spät abends Tagesthemen gucken will, braucht Mut. Denn seit dem Fall des "real existierenden Sozialismus" läuft in der BRD (und nicht nur dort) ein überaus erfolgreiches Programm, das wie eine Soap-Opera die immer gleiche Handlung liefert, allerdings die Hauptdarsteller austauscht. Die momentanen Stars sind Monsieur Streiff (und sein Nachfolger) von Airbus, Herr Kleinfeld von Siemens, sowie als asiatischer Gaststar die Firma BenQ, außerdem einige Tausend Statisten. Ein älterer Film dieser Reihe, mit Josef Ackermann (Deutsche Bank) und Klaus Esser ist inzwischen auf Video und DVD erschienen und erhältlich in jeder Arbeitsagentur. Hier das Cover:













Geplanter Titel der Fortsetzung: Glutbericht der Leitenden Reichen.

Meiner Oma ihren Tipp für Gamer

Die Spielkonsole Nintendo DS verfügt über einen druckempfindlichen Touch Screen, der mit einem beigelegten Stift beschrieben und bemalt werden kann. Dabei kann dieser Bildschirm empfindlich zerkratzt werden, die Konsole ist also einem gewissen vorzeitigen Verschleiß unterworfen.












Omas Tipp dazu: Statt mit dem Stift kann der Bildschirm auch mit einer handelsüblichen italienischen Hartwurst vom Typ "Salametti" beschrieben weden. Das auf der Screenoberfläche verteilte Salamifett schont vor Kratzern, ja, es kann kleinere Schäden sogar füllen und so die Oberfläche neu glätten.

Hilfe, Mami, wir haben Binnenmeer!

Diesen auf kariertes Schulheftpapier geschriebenen Text hab ich im Altpapier gefunden:
Ebbe ist imer wenn das Wasser kommt und höher wird.
Flut ist wänn das Wasser geht und flacher wird.
Binnenmeer ist wänn Länder das Meer umkreisen!

Wie ich mal beinahe von einem Beinahe-Superstar gecastet wurde

Irgendwann im Juni dieses Jahres kriegte ich eine SMS von meinem Mobiltelefon-Provider. Man lud mich ein, das neue BASE-Gesicht zu werden. Dazu müsste ich nur eben ins Internet und auf die BASE-Seite und mich bewerben.
Gesagt, getan: Ich füllte brav das Formular aus und trug sogar mein tatsächliches Alter ein – ahnend, dass ich damit dann wohl leider nicht mehr dabei sein dürfte.
Doch weit gefehlt! Im August bekam ich eine Mail:
Am Freitag, den 8. September 2006, findet in Düsseldorf im Hilton Hotel ab 10.00 Uhr das Casting statt. Hier werden alle Kandidaten, die es bis in die letzte Runde geschafft haben, von einer fachkundigen Jury auf ihre Werbewirksamkeit hin beurteilt.
Überzeugen Sie die Jury, schaffen Sie es sogar ins Finale am Nachmittag. Hier entscheidet sich, wer das neue BASE-Gesicht wird und 2.500 Euro gewinnt - vielleicht sind Sie es!
Wenn Sie dabei sein wollen, kommen Sie am 8. September 2006 um 10.00 Uhr mit Ihrem gültigen Personalausweis ins Hilton Hotel Düsseldorf...
Wow! Ich! Im Casting! In Düsseldorf! Und sogar die Fahrtkosten würde ich – zumindest bis zur Höhe von 150 Euro – erstattet bekommen.
Also bestellte ich mir zu Freitag früh, fünf Uhr ein Taxi, dass mich zum nächsten S-Bahnhof bringen sollte. Von da würde ich mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof und dann von dort mit dem ICE nach Düsseldorf fahren. Ich schlürfte gerde einen besonders leise zubereiteten Kaffee, als um Punkt 04:45 DINGGDONGGGG der Taxifahrer klingelte, ich machte auf, er sagte, er wäre jetzt da, ich sagte, ich hätte extra am Vorabend darum gebten, nicht herausgeklingelt zu werden, meine Familie wolle noch schlafen. Dazuwischen kläffte unser Hund, mein Sohn schaute die Treppe herunter, was denn wäre und irgendwann, endlich! saß ich im Taxi, in der S-Bahn, im Zug nach Düsseldorf.
10.00 Uhr Anreise und Check In
Dort suchte und fand ich das Hilton und landete erstmal irrtümlich bei einem gerade frühstückenden Urologenkongress, veranstaltet von der Firma Pfizer mit dem Zweck, noch mehr Viagra zu verkaufen. Nee, hier war ich noch falsch.
Und dann war ich am Ziel. Ein Saal mit etwa 80 Leuten, viele deutlich unter 40, die meisten auch unter 30, außerdem sechs junge Frauen an einem langen Tisch, die uns Namenschilder gaben, nachdem wir einen sehr kleingedruckten Vertrag unterzeichnet hatten, mit dem wir uns sozusagen von einem Großteil unserer Bürgerrechte verabschiedeten und im Falle einer Wahl auch vom kläglichen Rest. Aber hey: Ich bin nicht mehr jung und ich brauch immer noch Geld! Also ab dafür.
10.30 Uhr Begrüßung
Ein gutgelaunter Moderator begüßte uns und sagte uns, wir wären ganz toll, seien wir doch immerhin unter 2.000 Bewerbern schon in diese dritte Castingstufe gekommen. Dann begrüßte er die Jury, unter anderem den Creative Dircetor von TV Spielfilm – die wäre der Medienpartner dieser Aktion –, den extrem coolen Regisseur, eine Frau, noch wen – und leider nicht Mike Leon Grosch...
http://img145.imageshack.us/img145/185/mike16jh.jpg
...ja, der Mike Leon Grosch, der in der letzten Superstar-Staffel beinahe gewonnen hätte, aber dann eben doch nicht, der jetzt aber dennoch Musik macht und weiterhin, wenn auch diesmal von Plakaten herunter, für seinen alten Arbeitgeber Handyverträge verkauft – bestimmt hat man ihn gezwungen, mit Geld.
Man versprach, er würde kommen. Später.
10.45 Uhr Vorrunde Hier werden Sie in 10-er Gruppen aufgerufen. Was Sie im Casting-Raum erwartet: Die Jury bewertet Ihre generelle Eignung für eine BASE-Kampagne. Dazu erzählen Sie der Jury vor der Kamera in maximal einer Minute, wer Sie sind und was es interessantes zu Ihnen zu erzählen gibt. Sie brauchen nichts zu BASE zu sagen. Seien Sie locker und natürlich!
Um es kurz zu machen. Ich war todmüde, sah auch so aus und fand es auch ganz schrecklich, plötzlich und spontan ganz witzig sein zu müssen. Im Rausgehen wusste ich: Das war nix!
Draussen saßen und standen wir Kandidaten dann beisammen und erzählte uns, wie merkwürdig das doch alles sei, ich sprach unter andere mit einem NDR Jungsprecher, der sich hier ein bisschen Zusatzgeld erhoffte, auch mit einer jungen Frau, die bereits für Perlweiß Zahnarztfrau gewesen war, mit einem Schauspielschüler und einem Synchonsprecher, der an seiner völligen Akzentfreiheiheit zu erkennen war, die Stimme kannte ich nicht. Es gab auch ein paar älter Leute, bzw. ein Paar: eine freundliche alte Dame mit rotem Haar und einen etwa 50jähriger Pferdeschwanzträger.
13.00 Uhr Bekanntgabe der Kandidaten, die es in die Finalrunde geschafft haben.
Mike Leon Grosch stand endlich im Raum, alles klatschte, dann stand er weiter und der Moderator rief die Namen der insgesamt 20 Glücklichen, die eine Runde weiter waren: Der NDR-Sprecher war dabei, die Zahnarztfrau auch. Außerdem ein paar sehr attraktive junge Frauen, ein durchtrainierter Halbasiate, und auch der Synchronsprecher.
Die Oma war nicht dabei, die hochgewachsene Transe nicht, hässliche waren von Anfang an nicht dabei, ich jetzt auch nicht mehr.
Im Ergebnis also schon jetzt ein repräsentatives Abbild der bundesdeutschen Bevölkerung, wie sie die Werbebranche gerne hätte.






Wir anderen wurden nett verabschiedet, Wir durften auch noch jeder einen hellblauen Base-Rucksack mitnehmen und uns für ein Autogramm von Mike Leon Grosch anstellen. Den Rucksack wollte ich nicht (Hellblau!). Das Autogramm hab ich meiner Frau widmen lassen und nun hängt’s in der Küche am Schwarzen Brett. Preis, abzüglich der erstatteten 150 Euro: ca. 40 Euro.

Und jetzt übe ich Mit-vollem-Mund-sprechen, für den Fall, dass der Dickmanns-Truck in unsere Stadt kommt.

Schlampige Werbung

Vorgestern schenkte mir meine liebe Frau einen Sauna-und-Wellness-Abend im Meridian Spa in Hamburg-Poppenbüttel. War nett, wenn man davon absieht, dass die Zeitschriftenauswahl bei den Liegen sich auf Gala, Bunte und Freundin beschränkte, außerdem gab es Bunte, dann noch Gala, schließlich Bunte, Freundin, Amica und – ach ja! – Gala und Freundin. Und Bunte.
Und Bunte. Und Gala und Freundin und Amica. Undeine ältere Ausgabe von Bunte.
Womit das Meridian Spa* erschreckende Auskunft über sich gibt und darüber, wie es seine Besucher einschätzt.
Zur Sache:
Nachdem ich eines dieser Blätter von vorn bis hinten eben durchblättert hatte – ich habe übrigens dabei gelernt, dass Victoria Beckham eine Stilikone ist. (Oder Silikone?) – nach all dem jedenfalls sah ich ganz hinten im Heft, links, unten, eine einspaltige Anzeige, auf dem eine junge busige Frau in seidener Nachtwäsche abgebildet war. Daneben das kleine Passfoto der für die Wäsche zuständigen Designerin, die mit folgendem Satz für ihre Erzeugnisse warb:
Was man liebt, muss nicht teuer sein.
Recht hat sie, und ich möchte ergänzen:
Manchmal ist billig auch einfach geiler.
(Leider musste ich die Zeitschrift liegen lassen, und den Wortlaut habe ich mir auch nicht 100%ig merken können. Zur Illustration deshalb hier ein vergleichbar scharmanter Scheiß aus MEGAZIN 08/04, einem Stadtmagazin für den Raum Ingolstadt....Coquetterie Cosmetique – isch' werd' nischt mehr...)

*Was man dort lesen sollte, ist eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll: Wanderer, kommst Du nach Spa... (sic)

Citron pour Citroёn avec Connery

Pardon, Citroёn, cette pub, c'est merde: Der neue TV-Spot für irgendeinen dieser Wagen, die mich bewegen wie nichts, geht nämlich so.
Sean Connery, 75, steigt in das Auto, fährt ein Stück, steigt aus und einer sagt zu ihm: "Mr. Connery, Sie haben sich verändert." Connery sagt: "Das ist der Wagen."
Und tatsächlich, modernste Computertechnik hat den alten Herrn in einen Haufen jugendfrischer Knetmnasse verwandelt. Er sieht nun so lebensecht aus wie der junge Bond unmittelbar vor einer Schlägerei bei Celebrity Deathmatch. (Ach, nein: Eigentlich wirken die Knetmännchen auf MTV sogar noch ein bißchen lebendiger und ausdrücksstärker...)














Wie man sieht: Bond braucht jede Menge Knete. (Agenten sind käuflich.)

Post an Twix. Und von Twix. Und zurück.

Ich habe Masterfoods per Email-Formular zu dem neuen Twix-Werbefilm gefragt:
Was, bitte, bedeutet der Satz: Frisch gebackner geht's nicht? Blöd formulierter gehts ja wohl auch nicht...
Masterfoods, genauer, deren Kundenbetreuung, genauer, Frau Eva Morgenstern hat mir geantwortet – ich zitiere:
schön, dass Sie Kontakt mit uns aufgenommen haben.

Sie haben vollkommen Recht: Frisch gebackener ist grammatikalisch gesehen falsch. Dieses Wort wurde aber in unserem aktuellen TWIX Spot bewusst als Wortspiel ähnlich wie z. B. "das König der Biere" oder "da werden Sie geholfen" eingesetzt.
Recht herzlichen Dank für Ihren Hinweis!
Freundlichen Gruß aus Viersen
Eva Morgenstern

Masterfoods GmbH
Kundenbetreuung
Industriering 17
41751 Viersen
Diese Erklärung, die ich ja bereits vermutete – das A von AIDA – verdient eine Antwort:
Na ja, Frau Morgenstern.
"Das König der Biere" rührt ja nachvollziehbar daher, dass es eben auch "das König-Pilsener" heißt. Und es ist ein Claim, nicht einfach mitten im Spot falsches Deutsch.
Gleiches gilt insofern für "Da werden Sie geholfen", was in den ersten Jahren der Kampagne von Verona Feldbusch gesprochen wurde, die gewisse sprachliche Unsicherheiten zu ihrem hoch bezahlten USP hat machen können. In der aktuellen Kampagne (ohne Verona Jetzt-Pooth) hat's denn auch eigentlich keinen Sinn mehr außer dem, dass man Gelerntes besser behält.
Sind wir ehrlich: Der Texter hat einen Fehler gemacht, und das Marketing hat's nicht gemerkt... Macht doch nix.

Liebe Grüße aus Hamburg.

P.S. Ich setze diesen Dialog gern fort. Sie finden ihn auch in meinem Blog.
So, und jetzt wollen wir mal gucken, ob und wie es weitergeht.